Zitat von Angstmaschine: Hat ja so eigentlich gar nicht geschrieben. D. h. geschrieben hat er es stellenweise schon, aber nicht so gemeint (nehme ich jedenfalls an).
Kann sein, aber ist halt immer schwierig, wenn nicht klar und deutlich mit einfacheren Worten und Ausdruck beschrieben wird, was man wirklich meint bzw. auf was man hinaus will.
Zitat von Angstmaschine: Wie das hier auch schon angeklungen ist, finde ich deine Sichtweise etwas zu pauschal, was aber ja auf deinen Erfahrungen beruht. Daher ist meine Sichtweise vermutlich auch pauschal
Finde ich den ersten, wichtigen Punkt...nämlich, überhaupt zu umreißen, dass jeder hier aus rein seinen Erfahrungen argumentiert. Das ist aber schon das erste, große Problem von uns Menschen allgemein.
Wir sind selten oder nur schwer dazu imstande, Sichtweisen anderer zu verstehen.
Es kann helfen, sich mit anderen, welche im gleichen Boot sitzen (machen wir hier ja auch) zu reden und zuzuhören. Wer das aber nicht macht oder noch nicht ausreichend gemacht hat, tut sich dann sehr schwer.
Selbsthilfegruppen sind da z.B. ein idealer Platz, um sich in der Hinsicht zu bilden / unzählige andere Sichtweisen zu lernen.
Zitat von Angstmaschine: dass es heute viele gute und nützliche Hilfsangebote für psychische Krankheiten (ich beschränke das mal nicht nur auf Depressionen) gibt
So sehe ich es auch. Natürlich ist es nicht perfekt. Das ist aber auch in anderen Bereichen so (Krebs-Behandlung z.B.). Wenn man will, kann man unsere Situation hier auch zum Schlaraffenland machen. Dazu reicht der Blick in andere Länder, in denen der Betroffene finanziell ein für allemal ruiniert ist, wenn er eine Erkrankung wie die unsere bekommt (da ist nix mit Therapien und Untersuchungen, welche die Allgemeinheit trägt per KV).
Wie immer aber auch hier: Passivität seitens des Betroffenen mit bequemer Haltung a´la Heile mich mal, Mr. Therapeut oder Die haben mich immer noch nicht zurückgerufen und mit gesagt, dass endlich ein Therapieplatz frei ist ist halt leider nicht ausreichend. Es geht nicht, ohne selbst Kraft aufzuwenden.
Zitat von Angstmaschine: mir nur selten Unverständnis für meinen Zustand entgegengebracht wurde.
Meinem Empfinden nach steigt auch die Akzeptanz in der Gesellschaft mehr und mehr.
Auch im empfinde insgesamt eher so.
Ich gehe ja mit meiner psych. Erkrankung SEHR (!) offen um (war fast ein bisschen ein Experiment und ist es immer noch). Auch ich habe Fälle gehabt, bei denen ich frustriert war nach Outing-Gesprächen.
Das sind die üblichen 10% Deppenquote, die aber in jedem Bereich des Lebens ihren Klugsch.r-Senf abgeben. Ging dann so in Richtung Ich glaube dir ja, aber beim Kollegen ist das ein bisschen anders ..., der ja sagt, dass er Ähnliches wie du hat...ich merke aber genau, ob jemand faked oder nicht!.
Solche Leute kann man eh gleich in die Tonne klopfen. Die sind ein kleiner Teil der Gesellschaft, aber man sollte ihnen nicht zu viel Gewicht einräumen.
Bevor ich auf das markierte Wort oben eingehe, muss ich noch ein anderes davorschieben, nämlich das Wort VERSTEHEN.
Meine Erfahrung: Wirklich verstehen (also total nachvollziehen und sozusagen erfühlen) kann auch in meinem kompletten Bekannten- und auch Verwandtenkreis nur ein recht kleiner Kreis, was bei mir los ist und wie schlimm das ist. Einzig die, welche selbst derartige Probleme haben oder hatten oder mit jemandem zusammenleben, der es hat, VERSTEHEN es wirklich.
Der Rest versteht es nicht und wird es wohl nur schwer irgendwann verstehen (selbst meine Frau hat ewig gebraucht, bis ihr klar war, wie extrem das ist).
Ich verurteile das aber nicht, auch wenn es manchmal sehr frustrierend ist, einem Freund zum 10. Mal erklären zu müssen, warum ich nach einer Stunde Gespräch abbrechen muss, weil ich keine Energie und Konzentration mehr habe.
VERSTEHEN muss aber nicht sein und ich bin keinem böse.
Warum nicht?
Weil es menschlich und normal ist (in vielen Dingen im Leben), dass man das oder das nicht verstehen kann, wenn man es nicht selbst ERLEBT hat.
Wer nie selbst Krebs hatte oder einen Partner/Elternteil, der Krebs hat(te), wird nie ganz nachvollziehen können, wie das ist (z.B. diese unfassbare Belastung bei jeder Untersuchung samt Warten auf das Ergebnis).
Menschen, die nie EIGENE (!) Kinder haben/hatten, werden nie zu 100% nachvollziehen können, wie das ist...wie anstrengend es mit zwei kleinen Kids ist, die ständig krank sind im Winter und einem monatelang den Schlaf rauben, aber auch diese unfassbare Liebe zu den eigenen Kindern, welche anders ist, als die zu einem Partner, aber eigentlich noch viel intensiver.
Ich könnte noch andere Beispiele aufzählen, aber es wird klar sein, was ich meine.
Daher erwarte ich nicht, dass DIE GESELLSCHAFT mich wirklich komplett versteht, weil es einfach nicht möglich ist.
Was ich aber erwarten kann und so aber auch recht gut bekomme, ist die oben erwähnte AKZEPTANZ.
Eine gute Therapeutin von mir (Heilpraktikerin, keine dipl. Psychologin/Psychiaterin) sagte mal einen sehr richtigen Satz: Es muss nicht jeder verstehen, was sie durchmachen oder haben. Es reicht, wenn die anderen es einfach akzeptieren.
Und so ist es auch.
Die oben genannten 10% Deppenquote werden dieses AKZEPTIEREN nie erfüllen können, aber das tun sie auch in vielen anderen Bereichen nicht. Solchen Leuten weiter erklären zu wollen, was los ist...diese also überzeugen wollen, ist sinnlos und Energieverschwendung.
AKZEPTANZ reicht aus...muss es (leider). Ich würde mir auch wünschen, dass die ganze Gesellschaft uns zu 100% versteht, aber das wird nie passieren. AKZEPTANZ muss reichen.
Das ist ja das Gute an diesem Forum hier (zum Großteil zumindest). Man braucht hier nicht viel erklären oder sich rechtfertigen, weil fast jeder hier einen VERSTEHT. Das ist auch logisch, weil sich hier fast nur Leute tummeln, die es selbst ERLEBT haben (ist in einem Krebsforum etc ja nicht anders).
Promis usw outen sich ja auch immer mehr und das Tabuthema bricht schon etwas mehr und mehr, aber es wird trotzdem nie soweit kommen, dass die ganze Gesellschaft VERSTEHT, was genau los ist mit uns.
Auch die manchmal anzutreffende Skepsis (der nutzt das doch schon ein bisschen aus und lässt sich am A.... *beep* im Ruhestand etc) ist nicht zu verhindern, weil es eben auch Fakt ist, dass wenn jemand besch....will und clever anstellt, er es auch schafft. Wenn ich sehe, wie das bei mir bei meinen Amtsarzt-Terminen abgelaufen ist und auch von mehreren Bekannten höre, wie das bei denen war, dann muss ich halt auch ehrlich eingestehen, dass es machbar ist, sich am A.... *beep* zu lassen, wenn man es nur wirklich will und sozusagen faked.
Das ist aber auch wieder in vielen anderen Bereichen im Leben so. Betrug/Fake etc wird es immer und überall geben.