Allein die Tatsache, dass jeder Mensch ein und dieselbe Sache bzw. Verhaltensweise als gut oder böse auffassen kann, lässt mich stark an der Tragfähigkeit des Konzepts zweifeln.
Bedrückend nahe an den Manipulationsverdacht kommt das Bestreben sogenannter Instanzen, die glauben eine Definition von Gut oder Böse liefern zu müssen.
Sich von dieser aufgrund ihrer Schwammigkeit schwierigen Begrenzung zu befreien, sehe ich als einen wichtigen Schritt hin zum selbstverantwortlichen Leben an. Ich denke, unser Herz hätte uns so viel zu sagen, das jenseits von den o. g. Begriffen liegt.
Ein schwerer Fehler zum Beispiel kann sich im Endeffekt als wichtige Entwicklungsstufe herausstellen, die jemand, der diesen Fehler nie beging, nicht mal erahnen kann. Wer zum Beispiel meint, dass hier Schlechtes schöngeredet werden soll, schaut lediglich durch seine Gut-Böse-Brille.
Es ist so einfach, vermeintlich Gutes zu wollen und vermeintlich Böses zu verurteilen. Und es ist so einfach, sich für vermeintlich Böses zu schämen und für vermeintlich Gutes zu brüsten. Genau diese Einfachheit ist so verlockend und Ego-fördernd. Auch sich schlecht zu fühlen stellt einen starken Dünkel dar.
Das Weglassen dieser Geländer öffnet das Erlebens- und Handlungsfeld in einer Weise, die zwar herausfordernd aber überaus (Lebens-)sinnstiftend sein kann. Nicht jeder ist dazu bereit, sollte aber zumindest akzeptieren, dass Andere ohne sie auskommen oder sich zumindest darum bemühen.
Früher nannte man solche Menschen Sucher, Esoteriker, Spirituelle. Heute eher realitätsferne Spinner...
10.04.2023 09:30 •
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