Hallo darleen,
ist so ne Sache mit dem richtigen Hypnotiseur. Heute weiß ich, dass Hypnosen nicht so hilfreich sind, wenn jemand ohnehin eine Neigung zur Dissoziation hat. In der Hypnose wird diese Neigung evtl. noch verstärkt - was dann zu echten Problemen im Gespräch führen kann.
Einfach ausgedrückt: Wenn man sich ohnehin regelmäßig psychisch aus Situationen oder der Gegenwart raus begibt, wird dieses Verhalten durch die Hypnosen u.U. verstärkt! Das kann den Alltag ganz schwierig machen ggg!
Die relativ oberflächlichen Hypnosen waren für mich immer sehr entspannend, ich konnte auch abschalten, aber es sind eben keine Bilder bei mir aufgestiegen - auch nicht die Vision, wie ich in Zukunft mein Leben gestalten will. Heute weiß ich, dass meine Depression zu schwer war, um sie allein mit Hypnosen zu beseitigen - der Rapport fehlte, weil mein Geist so weit abgedriftet ist, dass ich gar keine konkreten Bilder in der Hypnose erfahren konnte.
Wird dann vom Hypnotiseur nachgefragt, fängt der Mensch ganz einfach an mit irgendwelchen Rationalisierungen, es kann aber sein, dass es sich eben nicht um Bilder aus der hypnotischen Trance handelt.
Bei Dir ist es noch spannender, weil Du ja sogar das Gegenteil erlebt hast und lachen musstest ob der Suggestionen - so einfach funktioniert es eben nicht!
Meine ersten Hypnosen waren richtige Tiefenhypnosen, eingeleitet durch den Blick auf einen Kugelschreiber, der vor meinen Augen hin und her bewegt wurde. An die eigentlichen Hypnosen habe ich keine Erinnerungen mehr - hab mich einfach drauf verlassen, dass es klappen würde. Allenfalls einzelne Suggestionen sind in meiner Erinnerung geblieben. Ergo konnte auch da der berühmte Rapport nicht aufrecht erhalten werden.
Allerdings war es zu Beginn von dem Hypnotiseur auch so beabsichtigt, ich sollte erstmal wieder zur Ruhe kommen. Später kam dann schon mal die Frage nach den Bildern - hat nicht immer geklappt! Aber: Ich verließ die Sitzungen immer wie in Trance und hatte das Gefühl als steuere ich nicht selbst mein Handeln.
Grundsätzlich habe ich mir sagen lassen, dass Hypnotherapie bei Depressionen ziemlich gut hilft, aber eben erst dann, wenn die Depression bereits am Abklingen ist. Will sagen, wenn sich der Haushalt der Neurotransmitter wieder ein bisschen besser eingestellt hat. Mittlerweile habe ich auch erfahren, dass schwere Depressionen sogar eine Kontraindikation darstellen, da richtig schwere Depressionen eben auch mit starken Depersonalisationen usw. einhergehen können. Besonders, wenn es zusätzlich noch zu starken Traumatisierungen gekommen ist oder diese gar ein Depressions-Auslöser waren!
Von einer Freundin weiß ich, dass sie aus einer Hypnose mit einem Schreckensschrei aufgeschreckt ist und sich nicht mehr eingekriegt hat - sie war auch nicht im Stande, dem Hypnotiseur zu sagen, welche traumatischen Erinnerungen sie eingeholt haben.
Auf einer anderen Bewusstseinsebene ist dort wohl so etwas ähnliches wie ein Albtraum abgelaufen, nur lag der Schreck nicht in der Gegenwart sondern locker 30 Jahre zurück.
Da Depressive grundsätzlich leicht zu beeinflussen bzw. ohnehin für alle erdenklichen Suggestionen sehr empfänglich sind und eine Realitätsverzerrung haben, klappt es oft mit den Trancen ganz gut - zumindest von mir konnte ich sagen, dass ich froh war, wenn jemand meinen gewaltigen Gedankenstrom einfach zur Ruhe gebracht hat.
Durch dieses Nicht-Präsent-Sein entsteht dann auch noch ein zusätzliches Problem: Mensch erkennt nicht, wenn die Behandlung nichts bringt oder eben das gewünschte Ergebnis nicht wirklich eintritt. Und man erkennt dann auch nicht mehr, ob der Therapeut passt oder nicht! Habe da wirklich nicht so schöne Erfahrungen gemacht!
Trotzdem würde ich es sofort wieder machen lassen - mache es jetzt auch noch gelegentlich, um ein wenig zur Ruhe zu kommen. Aber heute weiß ich eben auch, was ich sagen muss und auf welche Phänomene ich selbst zu achten habe.
Das verdanke ich aber der Einstellung meiner Neurotransmitter mit geeigneten Medikamenten - vorher wäre ich nicht in der Lage gewesen, mir all diese Kenntnisse anzueignen und damit auch Selbstverantwortung für meine Behandlungen zu übernehmen.
Es gehört leider zu den eher skandalösen Zuständen in unserem Gesundheitssystem, dass man mit Depressionen genau das nicht kann, was eigentlich vom selbstverantwortlichen Patienten gefordert wird!
Schon deshalb ist die Auswahl so wichtig, ich würde vermutlich heute auch eher einen Psychiater für solch eine Behandlung vorziehen - die prüfen anhand einfacher Skalen die Bewusstseinspräsenz ab und können schnell erkennen, ob die Gefahr einer Dissoziation besteht.
Nicht dass ich jedem Psychiater die notwendige menschliche Reife für eine gute Psychotherapie zubillige, aber ich halte es eben doch für notwendig, dass ein guter Therapeut einfach mal abprüft, ob der Patient oder Klient wirklich ganz bei der Sache ist! Wer nicht ganz präsent ist, kann nichts dafür und benötigt dann auch ne wirklich gute Diagnostik und entsprechende Behandlung.
Aber auch das weiß ich erst, nachdem ich eine Klinikambulanz aufgesucht habe. Dort war dann auch Zeit, um mit mir eine halbe Stunde zu sprechen und auch gezielte Fragen zu stellen. Bei den niedergelassenen Psychiatern ist diese Zeit meist nicht vorhanden.
Es war das erste Mal, dass ich dankbar für meinen Status als Privatpatientin war. Ich darf weiterhin dorhtin gehen, denn bei mir gibt es keine kassenärztliche Vereinigung, die darauf achtet, dass die Kliniken den niedergelassenen Ärzten nicht die Patienten abziehen!
Puh, das war jetzt lang - egal, vielleicht hilft es bei den Entscheidungen
LG
Adonis
14.04.2012 13:47 •
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