Zitat von MaKaZen:Wie hast du das geschafft, das Gedankenkreisen deutlich zu verringern?
Am Anfang war das ziemlich schwer.
Zunächst habe ich versucht, zu verstehen was da passiert und warum das passiert.
Beim Gedankenkreisen handelt es sich um einen Effekt, der sich überwiegend in dem Bereich
im Kopf abspielt, wo das unterbewusste Denken sitzt.
Wer weiß, wie unangenehm Gedankenkreisen sein kann, der weiß auch. Man kann es
in vielen Situationen gar nicht stoppen.
Also bin ich über einen Umweg gegangen. Zunächst habe ich mir erst einmal angeschaut,
um welche Punkte genau meine Gedanken kreisten.
Die einzelnen Gedanken habe ich auf einer Papierseite aufgeschrieben. Dabei kann man sehen,
zu welchen Punkten das Gehirn gerade Antworten sucht.
Durch dieses Antworten suchen entsteht sehr viel Angst, weil man merkt, wie viele Gedanken
und Entscheidungen direkt von einander abhängen.
Unser Kopf ist überfordert, für 10 Punkte gleichzeitig zu entscheiden, was richtig und was
eher falsch sein wird. Somit ist der Kopf mit seiner Rechenkapazität oft einfach völlig
überlastet.
Also habe ich mir zu diesen Punkten mögliche Antworten dazugeschrieben. Somit bestand im
Grunde gar kein Anlass mehr, weiter Angst zu haben und weiter nach Lösungen zu suchen.
Das mit dem, Gedanken aufschreiben, habe ich über Tage und Wochen hinweg gemacht.
Bis mir dann klar wurde, dass ich mit dem Aufschreiben meine Gedanken extrem verlangsamen
kann und wie in einer Super-Zeitlupe sehen kann, was ich gerade denke.
Als nächstes habe ich begonnen, ohne es aufzuschreiben, einzelne Gedanken herauszufischen
und für diese Gedanken mögliche Lösungen zu finden.
Heute weiß ich viel besser wie das Zusammenspiel zwischen unserem unbewussten Denken und
unserem bewussten Denken abläuft. Damals war mir noch nicht ganz klar, dass Ängste fast nur beim
unbewussten Denken entstehen. Zumindest sagt das die Hirnforschung heute.
Zusammengefasst kann ich sagen.
Wer seine Ängste (und auch das Gedankenkreisen) verringern möchte, der muss überwiegend
ganz wesentlich langsamer denken. Sollte zwischendurch auch mal überlegen, ob dass
gerade Gedachte hilfreich und logisch zu sein scheint; und gedanklich Zwischenergebnisse
festhalten.
Wenn man einigermaßen weiß, wo man gedanklich steht, stärkt dies das Selbstbewusstsein
und somit hat die Angst etwas weniger die Möglichkeit, verunsichernd dazwischen zu reden.
Wenn ich heute sehr oft empfehle, bei einer Angststörung doch bitte langsamer und viel
mehr bewusster zu denken, werde ich leider oft gar nicht verstanden.
Die meisten Menschen können sich das nicht vorstellen, wissen oft nicht, wovon ich rede.
Darum gelingt es mir nur selten mit jemandem ins Gespräch zu kommen, wie beispielsweise
mit Dir.
07.10.2023 14:51 • x 2 #61