App im Playstore
Pfeil rechts
60

Zitat von MaKaZen:
Wie hast du das geschafft, das Gedankenkreisen deutlich zu verringern?

Am Anfang war das ziemlich schwer.
Zunächst habe ich versucht, zu verstehen was da passiert und warum das passiert.

Beim Gedankenkreisen handelt es sich um einen Effekt, der sich überwiegend in dem Bereich
im Kopf abspielt, wo das unterbewusste Denken sitzt.
Wer weiß, wie unangenehm Gedankenkreisen sein kann, der weiß auch. Man kann es
in vielen Situationen gar nicht stoppen.
Also bin ich über einen Umweg gegangen. Zunächst habe ich mir erst einmal angeschaut,
um welche Punkte genau meine Gedanken kreisten.
Die einzelnen Gedanken habe ich auf einer Papierseite aufgeschrieben. Dabei kann man sehen,
zu welchen Punkten das Gehirn gerade Antworten sucht.
Durch dieses Antworten suchen entsteht sehr viel Angst, weil man merkt, wie viele Gedanken
und Entscheidungen direkt von einander abhängen.
Unser Kopf ist überfordert, für 10 Punkte gleichzeitig zu entscheiden, was richtig und was
eher falsch sein wird. Somit ist der Kopf mit seiner Rechenkapazität oft einfach völlig
überlastet.
Also habe ich mir zu diesen Punkten mögliche Antworten dazugeschrieben. Somit bestand im
Grunde gar kein Anlass mehr, weiter Angst zu haben und weiter nach Lösungen zu suchen.
Das mit dem, Gedanken aufschreiben, habe ich über Tage und Wochen hinweg gemacht.
Bis mir dann klar wurde, dass ich mit dem Aufschreiben meine Gedanken extrem verlangsamen
kann und wie in einer Super-Zeitlupe sehen kann, was ich gerade denke.
Als nächstes habe ich begonnen, ohne es aufzuschreiben, einzelne Gedanken herauszufischen
und für diese Gedanken mögliche Lösungen zu finden.

Heute weiß ich viel besser wie das Zusammenspiel zwischen unserem unbewussten Denken und
unserem bewussten Denken abläuft. Damals war mir noch nicht ganz klar, dass Ängste fast nur beim
unbewussten Denken entstehen. Zumindest sagt das die Hirnforschung heute.

Zusammengefasst kann ich sagen.
Wer seine Ängste (und auch das Gedankenkreisen) verringern möchte, der muss überwiegend
ganz wesentlich langsamer denken. Sollte zwischendurch auch mal überlegen, ob dass
gerade Gedachte hilfreich und logisch zu sein scheint; und gedanklich Zwischenergebnisse
festhalten.

Wenn man einigermaßen weiß, wo man gedanklich steht, stärkt dies das Selbstbewusstsein
und somit hat die Angst etwas weniger die Möglichkeit, verunsichernd dazwischen zu reden.

Wenn ich heute sehr oft empfehle, bei einer Angststörung doch bitte langsamer und viel
mehr bewusster zu denken, werde ich leider oft gar nicht verstanden.
Die meisten Menschen können sich das nicht vorstellen, wissen oft nicht, wovon ich rede.
Darum gelingt es mir nur selten mit jemandem ins Gespräch zu kommen, wie beispielsweise
mit Dir.

Zitat von Hotin:
Unser Kopf ist überfordert, für 10 Punkte gleichzeitig zu entscheiden, was richtig und was
eher falsch sein wird. Somit ist der Kopf mit seiner Rechenkapazität oft einfach völlig
überlastet.

Ja, das klingt sehr plausibel. Als Klavierlehrer merke ich wieder, wie sich SchülerInnen überfordern, weil zu viel Rechenleistung abverlangt wird. Das Gehirn eines geistig gesunden Menschen kann vier Wahrnehmungen bewusst verarbeiten. Alles andere ist eine Überforderung. Bei Menschen mit Down-Syndrom kann das Gehirn nur zwei Eindrücke verarbeiten, was das extrem langsame Lernen erklärt.

Zitat von Hotin:
Also habe ich mir zu diesen Punkten mögliche Antworten dazugeschrieben. Somit bestand im
Grunde gar kein Anlass mehr, weiter Angst zu haben und weiter nach Lösungen zu suchen.
Das mit dem, Gedanken aufschreiben, habe ich über Tage und Wochen hinweg gemacht.
Bis mir dann klar wurde, dass ich mit dem Aufschreiben meine Gedanken extrem verlangsamen
kann und wie in einer Super-Zeitlupe sehen kann, was ich gerade denke.

Ich bemerke bei meiner Klientel eine gewisse Hemmung, sich entsprechende Gedanken zu notieren. Ich selbst hab schon immer geschrieben. Hab mal ein Phase gehabt, wo ich all meine negativen Emotionen notiert habe. Das hat mir erst einmal nicht gut getan und trotzdem hab ich gemerkt, dass mir das eine gewisse Bodenhaftung bescherte. Ab diesem Zeitpunkt hatte ich keine hypomanischen Schübe mehr. Es scheint so, als ob dir das Aufschreiben extrem geholfen hat, die Gedanken zu verlangsamen bzw. auf ein normales Tempo zu bringen.

Zitat von Hotin:
Heute weiß ich viel besser wie das Zusammenspiel zwischen unserem unbewussten Denken und
unserem bewussten Denken abläuft. Damals war mir noch nicht ganz klar, dass Ängste fast nur beim
unbewussten Denken entstehen. Zumindest sagt das die Hirnforschung heute.

Ja, das klingt plausibel für mich und müsste ein Schlüssel sein, um übermässige Ängste abzubauen. Im Prinzip macht ein Therapeut auch nix anderes, wie die unbewussten Dinge bewusst zu machen und Strategien zu entwickeln, wie damit sinnvoll umgegangen werden kann.

Zitat von Hotin:
Wer seine Ängste (und auch das Gedankenkreisen) verringern möchte, der muss überwiegend
ganz wesentlich langsamer denken. Sollte zwischendurch auch mal überlegen, ob dass
gerade Gedachte hilfreich und logisch zu sein scheint; und gedanklich Zwischenergebnisse
festhalten.

Es scheint irgendwie die Angst vor der Angst zu sein, die das bewusste Angehen der unbewussten Gedanken ausbremst. Ich denke es braucht Menschen, die das selbst durchgemacht haben und so eine Art Vorbildfunktion einnehmen.

A


Flow und Orientierung im Leben finden

x 3


Zitat von MaKaZen:
Es scheint irgendwie die Angst vor der Angst zu sein, die das bewusste Angehen der unbewussten Gedanken ausbremst.

Kannst Du mir das einmal näher erklären, was Du hier meinst?

Zitat von MaKaZen:
Ich denke es braucht Menschen, die das selbst durchgemacht haben und so eine Art Vorbildfunktion einnehmen.

Ich befürchte, das reicht nicht aus, um Menschen dazu zu bewegen, ihre Gefühle einmal deutlich
anders zu betrachten.
Ich suche noch so etwas wie den Türöffner. Etwas was den anderen Mut macht, zum ersten Mal
zu versuchen, ihren Gedanken so etwas wie logisch zu folgen.

Zitat von Hotin:
Kannst Du mir das einmal näher erklären, was Du hier meinst?

Du lässt dich auf etwas Unbekanntes ein, hast wenig (Selbst-) Sicherheit, weisst nicht, was dich erwartet, ... So etwas löst Angst aus. Genau hinschauen erzeugt Angst und eben dieser Angst möchte der Mensch nicht begegnen, obwohl es der Schlüssel wäre, diese Angst vor der Angst zu überwinden.




App im Playstore