Ich schliesse mich Euch allen an, weil ich auch der Meinung bin, dass es für mich keinen grösseren Kick im Leben gibt, als nach und nach - Sheldon sagt , das sei die Aufgabe eines jeden Menschen , der Lebenssinn schlechthin - zu sich selbst zu finden. Eine Lebensaufgabe, die einem nie ganz gelingen wird. Doch schon jeder einzelne Schritt in diese Richtung bringt Heilung für viele Probleme, Störungen etc.
Nun habe ich das schon als junger Mensch theoretisch praktiziert: die Uni-Ausbildung war der hauptsächlich theoretische Teil. Nach ca. vier Jahren war man Psychologin. Um jedoch Psychotherapeutin zu werden, lernten wir vier weitere Jahre die Praxis.
Begannen Klienten zu empfangen, hatten Super- und Intervisionen ( mit Tonbandrückgaben unserer Arbeit mit Klienten), besuchten Encounters und andere Selbstentdeckungsgruppen usw. Und natürlich war die eigene Therapie ( also sich selbst als Klient empfinden und seinen Blockaden, Problemen auf die Spur zu kommen) wohl der allerwichtigste Teil. Denn Psychologen haben in der Regel mehr Probleme als andere ( oder sind sie sich etwas bewusster...auch weil sie ihr Anecken ständig , ernst nehmen müssen.)
Was ich hier zeigen will ist, dass ich wohl meine halbe Lebensenergie damit verbrachte auf zich Arten mich mit mir selber zu befassen. Interessanterweise brachten all diese Übungen ( neben grosse Hilfen) aber jeweils nicht den Kick den ich jetzt mit 67 Jahren mit Hilfe eines sehr erfahrenen Gesprächs-Personenzentriertem Therapeuten erleben darf.
Das hat sicher hauptsächlich damit zu tun, dass er sozusagen meine letzte Chance ist, und ich deshalb 1000% offen bin, besonders die Themen betreffend, die ich früher aus Peinlichkeit oder whatever umging ( wollte leider bis noch vor viel zu kurzem vom Therapeuten in erster Linie gemocht werden...._(( ), oder sie wurden nicht vom Gegenüber aufgegriffen. Es
gibt - dem Zeitgeist entsprechend , wo alles schnell gehen und geheilt werden muss - sehr wenige Therapeuten, die den Mut haben ihre Klienten gerade emotional in die wichtigsten Gefühle, in die Schmerzlichsten, in die Traurigsten zu begleiten. Die sich betroffen machen lassen. Die echt mitfühlen. Deshalb haben klassisch tiefenpsychologische Richtungen keine Chance
mehr. So lange Sitzungen würde keine Kasse bezahlen. Ich bezahle meine Therapiestunden zu 3/4 selbst. Das ist mitunter einer der Gründe weshalb Verhaltenstherapie so populär geworden ist. Damit will ich nicht schreiben, dass die in gewissen Fällen nicht viel Gutes ermöglicht, aber die Lösungen sind notgedrungen oberflächlich, und die Gefahr besteht , dass die Schwierigkeiten andernorts in einem anderen Kleid immer mal wieder zur Oberfläche drängen. Doch keine Kasse würde eine Therapie die ein bis zwei Jahre dauern kann bezahlen.
Als ich vor ca. 40 Jahren an der Universität Zürich studierte, war sie bekannt für tiefenpsychologische Richtungen. Seit mindestens 20 Jahren ist sie das Mekka der (kognitven) Verhaltenstherapie
Denke auf diese Weise , ohne wenigstens den geistigen Anstoss für Tiefgänge, ist es kaum noch Menschen möglich den Kick des sich selbst findens ( was ja dann erst dazu führt, dass man für andere Menschen echt Interesse kriegt , und auch sie finden will) überhaupt wahrzunehmen , zu erleben.
02.10.2022 11:53 •
x 3 #25