es tut wirklich gut, dass man sich mal seine Gefühle von der Seele schreiben kann. Bitte verzeiht mir, wenn mein Text etwas schwierig zu lesen ist, aber ich schreibe die Worte auf, die mir gerade durch den Kopf gehen - ohne einen extra Filter davor zu setzen.
Ich erwarte auch keine sofortige Antwort, da es schon sehr schwierig ist über meine Gefühle zu reden - ich werde jetzt danach erst einmal schlafen gehen und mich morgen wieder melden.
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich in diesem Unterbereich ganz richtig bin, aber mir gehen gerade so viele Dinge durch den Kopf, da kann ich auch hier beginnen.
Wie mein Benutzername oder der Threadname verdeutlicht, fühle ich mich ziemlich einsam. Allein sein kann ich gut, an bestimmten guten Tagen, aber ich fühle mich neuerdings auch immer öfter unten Leuten einsam (macht das Sinn?). Starke Probleme beim schlafen habe ich aktuell auch, aber wird schon rumgehen.
Ich wohne in Berlin und bin aktuell 27 Jahre alt - nach Berlin umgezogen bin ich des Berufs wegen, aber ich würde nicht behaupten, dass mein Umzug nach Berlin der Grund für meine Lage ist. Ich habe auch schon vorher so gefühlt.
Nun wo fange ich an... ahja am besten beim Januar 2010 - das war der bisher dunkelste Monat meines Lebens - er hat mir sogut wie alles genommen. Ich muss dazu sagen, dass ich sehr wenig und ungern Kontakt zu meinen Eltern habe (nachher dazu mehr). Der wichtigste Bezugspunkt in meiner Familie stellten für mich meine Großeltern dar. Meine Eltern haben mich nicht körperlich misshandelt, also es gab nie Schläge, aber der Rest hat mich sehr geprägt.
Ich muss dazu sagen, dass meine Eltern eine merkwürdige Beziehung pflegten. Es gab nie ein Wort der Liebe zueinander und sei es noch so winzig gewesen. Trotzdem haben sie mehrere Kinder gezeugt und waren auch ganz offen, dass nur deshalb die Ehe aufrechterhalten wird.
Ich bin dann beim Beginn der Pubertät zu meinen Großeltern gezogen - also ich bin wirklich ausgezogen (von meinen Eltern kam kein Widerwort). Ich glaube, dass mich das gerettet hat. Ich wäre ansonsten wohl noch merkwürdiger.
Mit meinen Großvater habe ich mich blind verstanden. Wir haben oft Zeit miteinander verbracht und waren auch ohne große Worte glücklich. Wir haben uns gereicht. Im Januar 2010 - am Tage meiner Zwischenprüfung, starb er plötzlich nach einen Hirnschlag und ich habe alles miterlebt. Ich habe ihn gefunden und konnte beobachten, wie der Rettungsdienst ihn mitgenommen hat - das war das letzte Mal, dass ich ihn sah. Im Krankenhaus konnte ich ihn nicht besuchen, da die Prüfungskommission mir keine Chance auf verschieben der Prüfung gab. Ich musste dort also durch und danach erfuhr ich von seinem Tod.
Nun muss ich sagen, dass ich schon immer Probleme mit meinen Eltern hatte. Ich war ein untypischer Junge, also nichts was sich mein Vater gewünscht hat. Ich habe/hatte keine Ahnung und Interesse an den meisten Jungssachen. Autos waren für mich eine Blackbox, ich war schon froh, wenn ich einen Nagel in die Wand hauen konnte und Sport erst. Ich war eher an Lernen sowie Kultur (dem einzig typischen wie Videospiele konnte er nichts abgewinnen) interessiert, was meinen Vater aber gar nicht passte, da er der Meinung war, dass man als Arbeiterkind nicht studieren muss (Denkste du bist was besseres?) und somit haben meine Eltern mir das Gymnasium verwehrt und daran knabber ich bis heute.
Ich stehe jetzt im Beruf und bin am überlegen, ob ich Fernschule, Abendschule machen soll oder ob ich gar alles hinschmeiße und auf die Tagesschule gehe (wobei dies aus finanzieller Sicht nur ein Traum bleiben wird).
Ich konnte mich auch schon immer gut in andere Personen hineinversetzen und war traurig, wenn sie es sind. Diese weibischen Gefühle wurden mir versucht zwanghaft auszutreiben. Dies konnte niemand (außer meinen Großeltern) verkraften und nachvollziehen. Auch dass ich sehr viele Interessen hatte und immer gern etwas neues ausprobierte.
ABER irgendetwas muss ich tun, da mich mein Job nicht gerade erfüllt - mir tut es weh sowas zu schreiben. Die nette Verkäuferin im Rewe wird wohl auch noch andere Träume gehabt haben. Bitte nicht falsch verstehen, falls jemand hier diesen Beruf ausübt - ich wollte nur sagen, dass ich auf hohen Niveau jammere. Mein Job ist ein Bürojob, in welchem ich jeden Tag die gleiche Sache machen muss und ich würde sogar sagen, dass es ein Akkordbürojob ist - zwar gut bezahlt , aber sobald Aufgabe A erledigt ist, muss ich Aufgabe B machen und die ist oft genauso wie A - nur halt andere Kunden. Vorher war ich im Außendienst, aber leider wurde meine Stelle gestrichen und ich musste diese annehmen.
So zurück zum Januar sowie meiner Einsamkeit. Mein Problem ist, dass ich scheinbar einen anderen Begriff von Freundschaft habe. Ich möchte keine Zweckfreundschaften, wie es in irgendwelchen Vereinen gibt. Ich möchte echte Bindung und wahre Freundschaft (gern auch platonisch zum anderen Geschlecht), was anderes habe ich nie gekannt und stellt für mich auch nur eine unbefriedigende Sache dar.
Ich hatte nämlich einen wahren Freund, der mich vom Kindergarten bis zum 20/21 Lebensjahr begleitet hat. Diese Freundschaft hat sogar ausgehalten, dass er aufs Gymnasium ging und studierte - auch meine Eltern hat er überlebt. Ich muss dazu sagen, dass die voller Vorurteile sind und waren. Nachdem Sie erfahren hatten, dass er ein Tattoo hat und auch ausländische Wurzeln, war es für sie aus. Weitere Freundschaften wurden mir so in jungen Jahren gleich verboten.
Mein Vater findet es am besten, wenn man für sich alleine zu Hause ist. Besuch durfte ich nie haben, was zusätzliche Freundschaften schwer machte.
Nun zurück zu meinen Freund. Es war wirklich wie in einem Film und ich konnten alles zusammen machen und durchstehen. Dann starb er leider in einem Autounfall im Januar 2010. Ich stand nun also von jetzt auf gleich alleine dar. Von diesem Monat habe ich mich bisher nicht erholt, obwohl es schon mehr als 7 Jahre her ist. Ich habe mir dann relativ schnell 40kg Übergewicht angefressen. Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass ich nie gern gegessen habe, aber die schützende Mauer, war dann eingerissen. Seit 2 Jahren habe ich meine Ernährung und Bewegungsweise verändert, aber ich bin immer noch bei 105 (vorher halt 130) und komme damit nicht klar.
Mir wurde mal vorgeworfen, dass ich Angst vorm älter-werden habe. Ich muss gestehen, dass da etwas dran sein könnte, aber nicht aus dem Grund (Angst vorm Tod), der oft dahinter steckt.
Wenn ich mir vorstelle, dass meine Großmutter auch schon 80 Jahre alt ist, dann wird es mir etwas mulmig. ich finde es viel schlimmer, wenn man selbst derjenige ist, der zurück bleibt. Ich hatte mal einen schlimmen Autounfall und kann daher nachvollziehen, wie es ist dem Tod nah zu sein. Ich würde sofort meine restlichen Jahre gegen die verloren Personen tauschen, um vielleicht noch etwas Zeit zu erhalten.
Nun mittlerweile sieht mein Tagesablauf so aus, dass ich aufstehe zur Arbeit gehe und dann nach Hause komme und auf den nächsten Tag warte. Am Wochenende ist es ähnlich, aber ich gehe manchmal zu einem Verein und habe dort etwas Spaß, aber hier kommt jetzt ein großes Problem. Ich schaffe es einfach nicht, an andere Leute anzuknüpfen.
Manchmal wünschte ich, dass ich nie so einen Freund gehabt hätte. Klingt grausam, aber ich schaffe einfach nicht, es zu vergessen, wie wahre Freundschaft war. Das oft so empfohlene klein beginnen Smalltalk etc. fällt mir sehr schwer... Ich kann mich an banalen Sachen nicht erfreuen - ich schaffe es einfach nicht. Die Zeit heilt auch nicht wirklich Wunden. Was bringen einen ach so tolle Erinnerungen? Die Person im Herzen ist für mich auch schwer zu begreifen. Kommt davon einer zurück? Nein. Ich habe zwar einen kleinen zufriedenen Moment ABER danach kommt der Knall der Trauer und Wehmut. Ohne solche Erinnerungen wüsste ich wenigstens nichts davon. Vielleicht würde es mir dann nicht fehlen? Wie scheinbar vielen Leuen. Das ist auch der Grund mit meinem Problem des Alters. Ich werde unweigerlich nochmal eine Person verlieren und ich finde, dass es mit zunehmenden Alter immer schwieriger wird Freunde zu finden. Die anderen haben einen festen sozialen Brennpunkt, ihre eigenen Geschichten und was soll ich als Außenseiter da schon machen.
Es gab noch zwei Personen in meinem Leben. Ein ehemaliger Kumpel, also kein Freund, wandte sich leider dem rechten Spektrum zu und ich konnte nichts dagegen machen. Mittlerweile steckt er da so tief drin... Eine Frau, die meine erste Freundin hätte werden können, wurde von meinen Eltern abgeschreckt, die sehr in die rechte Ecke tendieren (Sie war Polin und konnte nur gebrochen Deutsch). Ihr war aber Familienleben sehr wichtig und kam daher nicht damit klar, dass meine Eltern sie nicht akzeptierten. Ich wollte auch erst kein Treffen, aber sie bestand drauf ... naja ich habe gehört, dass sie jetzt verheiratet ist. Wirklich schön für Sie.
Aktuell ist es so, dass ich irgendeinen innereren Druck in mir spüre, aber nichts dagegen machen kann.
So ich bin erst einmal etwas Müde und werde dann schlafen gehen - entschuldig dass Wirrwar, aber so empfinde ich täglich. Es gibt bessere und schlechtere Tage - aktuell schaffe ich es nicht einmal irgendeinen Film zu schauen - sobald da Freundschaften zu sehen sind, werde ich bedrückt. Ich weiß ja, dass es doch möglich ist und keine blinde Hollywoodfantasie.
Wir lesen uns morgen.
04.07.2017 22:46 • • 31.08.2021 x 5 #1