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Hallo Zusammen,
ich würde gerne wissen, wie Familie und Freunde auf eure psychische Krankheiten reagiert haben. Hat sich der Kontakt verändert? Habt ihr vielleicht Kontakt zu Freunden oder auch zur Familie abgebrochen, weil sie euch einfach nicht ernst mit eurer Krankheit genommen haben oder auch kein Verständnis aufbringen konnten?

Ich habe Kontakt zu meiner Familie abgebrochen, weil sie einen großen Teil zu meiner Krankheit beigetragen haben und auch wenig bis kein Verständnis dafür hatten.

Zum Freundeskreis muss ich sagen, ist dieser auch sehr geschrumpft. Ich wollte gar nicht jedem erzählen wie krank ich doch auf einmal bin. Ich empfand es als zu anstrengend für meine Seele mich vor jedem zu erklären. Mit vielen ist der Kontakt dann einfach im Sande verlaufen. dazu hatte ich auch Angst, mich vor anderen so schwach zu zeigen, das habe ich nie gemacht.

Ich muss auch sagen, ich wollte eine Zeitlang einfach meine Ruhe haben und mit mir selber wieder eins werden.
Bis heute wissen die wenigstens von meiner Krankheit. Ich habe oft gehört: Man sieht dir das gar nicht an, das du diese Krankheit hast.
Meine Antwort war oft: Wie hat denn ein Mensch auszusehen der eine psychische Krankheit hat, gibt es da Vorgaben?

Mittlerweile geht es mir besser und ich würde mich freuen wenn ich wieder mehr soziale Kontakte pflegen würde. Irgendwann fühlt man sich einsam.

Ging es euch genauso?

Liebe Grüße

28.07.2024 20:56 • 29.07.2024 x 3 #1


11 Antworten ↓


@cherr-y Ich habe weder in der Verwandtschaft noch in der näheren Familie mit Ablehnung Probleme gehabt, aber teilweise mit Unverständnis’, d.h. Ignorieren, dass ich durch meine Krankheit weniger leistungsfähig bin. Meine Familie (nicht meine eigene sondern die aus der ich komme) belastet mich finanziell.

A


Wie stehen Freunde und Familie zu euch?

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Ich bin das Kind zweier psychisch kranker Elternteile und bei uns ist das schon normal. Also war irgendwie klar, dass es mich auch trifft. Hab nie irgendwie Ablehnung erfahren in der Hinsicht. Freunde..joa, ich hab zwei gute Freunde und die kennen das von mir, dass ich manchmal einfach verschwinde. Aber ich muss selbst als Betroffene auch sagen, dass es manchmal extrem anstrengend sein kann weil es auch Menschen gibt die in ihrem psychischen Trott gefangen sind und wirklich krank sein wollen. Ist bei meinem Vater so und das ist unfassbar traurig. Deswegen kenne ich beide Seiten gut und kann auch beide Seiten nachvollziehen.

@cherr-y haargenauso. Meine Familie, speziell Eltern sind der größte Auslöser meiner psychischen Probleme. Der Kontakt ist sehr sehr begrenzt. Meine engsten Freunde verstehen mich und stehen hinter mir. Dort werde ich vollstens akzeptiert und respektiert. Aber auch bei mir hat sich der, ich nenne es mal eher Bekanntenkreis, sehr verkleinert. Ist aber auch ok so für mich, da ich sowieso sehr eingeschränkt bin und oft eher meine Ruhe brauche. Mir wird schnell alles zu viel. Dennoch kenne ich deine beschriebene Einsamkeit. Die resultiert wohl auch eher aus den fehlenden Grundbedürfnissen und den damit großen Wunsch nach Anerkennung, Wertschätzung, Dazugehörigkeit, Liebe usw. Urbedürfnisse, die nie erfüllt worden von den Erzeugern/Bezugspersonen. Trotz Therapien und Wissen und Übungen usw kommen diese Gefühle auf, immer mal wieder. Ich denke, das ist auch ok. Nur nicht zu lange im Leid stecken bleiben, das funktioniert dann durch Achtsamkeitsübungen zb ganz gut. Wichtig ist auch das Selbstbewusstsein zu stärken. Insgesamt ein eigenes selbstbestimmtes Leben führen, womit man doch recht zufrieden ist und auch etwas stolz sein kann, ist sehr hilfreich. Sozusagen nicht liegenbleiben oder in Dauerschleife in Selbstmitleid versinken. Wenn es alleine nicht zu schaffen ist, darf man sich ruhig Hilfe suchen. Das ist keine Schande und sehr hilfreich.

Ich habe in meiner Familie sehr viel Verständnis für meine Erkrankung und bekomme viel Unterstützung.
Ich gehe auch in meinem Job sehr offen damit um, das hat mir bisher fast nur Vorteile gebracht, wenn ich in einem Meeting raus muss weil zu viel ist das OK. Oder wenn ich mich mal ein, zwei Tage rausziehen muss ist das auch ok.

Ich habe aber auch schon Unverständnis bekommen, aber das nur von Leuten die mir eh egal sind.

@Smarty_
Ja da kenne ich auch jemanden, der krank sein will und auch keine Hilfe annehmen möchte. Das empfinde ich auch als sehr schwierig und kann ich schwer nachvollziehen.

Zitat von cherr-y:
Ich habe Kontakt zu meiner Familie abgebrochen, weil sie einen großen Teil zu meiner Krankheit beigetragen haben und auch wenig bis kein Verständnis dafür hatten.

Ich habe zwar den Kontakt nicht abgebrochen, spreche aber 0,0 über meine Erkrankung. Wenn jemand fragt warum ich EMR bekomme, dann schiebe ich meine körperliche Erkrankung vor (ist zwar nicht der Hauptgrund aber natürlich trägt auch diese Erkrankung zur Rente bei). In meiner Familie sind alle psychisch krank, die meisten wissen es nur nicht oder wollen es nicht wahr haben. Es ist ein absolutes Tabuthema. Als ich als Jugendliche auf eigenen Wunsch in eine Klinik wollte, meinte mein vater: was sollen denn die Nachbarn denken
Probleme wurden ignoriert, nach dem Motto ist nur eine Phase......
Ich rede tatsächlich nur mit meinem Mann über meine psychische Erkrankung.

Bei mir weiß es auch jeder, mit dem ich enger in Kontakt bin. Egal ob auf der Arbeit, Familie oder Freundeskreis.
Wenn es mir mal nicht so gut geht, bekomme ich Verständnis. Dafür weiß ich auch über ziemlich viele psychische Erkrankungen von anderen bescheid.
Zum Glück ist es kein tabu Thema mehr und ziemlich jeder hat schon seine Erfahrungen damit gesammelt. Entweder selber oder eben in der Familie etc. Keiner hat mich bis jetzt deswegen blöd angesehen oder sowas.

Ich kann mir allerdings vorstellen, dass es im Dorf noch eher tabu ist als in der Stadt

Familiär ist es schwer, da ein Teil meiner Familie nicht daran glaubt, dass es psychische Erkrankungen überhaupt gibt. Für die bin ich nur faul. Ich nehme es ihnen nicht mehr übel, denn so lange ich dieses Thema aus klammere, kommen wir schon irgendwie miteinander zurecht. Ich habe nur einen Freund und der versteht mich. Nicht 100%ig, aber das ist okay. Ich nehme es psychisch gesunden Menschen nicht übel, wenn sie sich nicht mit psychischen Erkrankungen auskennen und hin und wieder ins Fettnäpfchen treten. Sie wissen es meist nicht besser oder können sich, mangels eigener Erfahrung, nur schwer in eine kranke Person einfühlen.

Schlimmer finde ich, wenn psychisch Kranke gegenseitig auf einander einhacken. Man sollte verstehen, dass ein und dieselbe Krankheit sich bei Menschen verschieden zeigen kann und Menschen sich unterschiedlich verhalten. Was bei einem hilft, hat dem anderen nicht geholfen. Der eine nimmt Medikamente, der andere nicht. Der eine ist krank und kann arbeiten gehen, der andere nicht (und so weiter). Jeder hat seine eigene Art und seinen eigenen Weg, damit klar zu kommen. Und dieser Weg sieht für jeden ganz unterschiedlich aus - manchmal auch mit Umwegen und Irrwegen und das ist okay.

Meine Familie und meine besten Freunde stehen hinter mir. Ich weiß, dass meine Familie meine Ängste nicht so gut verstehen kann aber das ändert nichts das sie an meiner Seite stehen. In manchen Situationen gibt es kleine Auseinandersetzung wo Ihnen was total wichtig ist und ich es wegen meiner Erkrankung nicht schaff. Da kann ich auch sie verstehen. Manche früheren Freunde haben sich irgendwann nicht mehr so gemeldet aber das waren eher Bekannte. Es mir kaum aufgefallen.

Zu einem Teil der Familie hab ich den Kontakt abgebrochen. Ich weiß nicht wie sie dazu stehen und es ist mir auch egal.

@Pineapplejuice Oh ja, da gebe ich dir recht. Es fällt mit tatsächlich auch ab und zu hier im Forum auf, dass Personen mal nicht so Ernst genommen werden, weil die Erkrankung nicht schlimm genug ist, nach dem Motto: ich wäre froh, wenn es bei mir nur das wäre, bei mir ist alles viel viel schlimmer. Das finde ich so schade.
Aber das ist so ein Phänomen, das Betroffene andere Betroffene eher negativ behandeln, als manche Nichtbetroffene. Kann man auf vieles ausweiten nicht nur bei Erkrankungen.

Ich hab auch das Glück, dass meine Familie mir beisteht aber vieles können sie nicht nachvollziehen, aber das ist okey..Freunde wissen auch bescheid und werde so wie ich bin akzeptiert...allerdings mache ich meine Erkrankung nicht ständig zum Thema, wenns mir mal nicht gut geht und ich keine Treffen möchte, sage ich nur kurz, dass es mir nicht gut geht, dann lässt man mich auch in Ruhe...

A


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Dr. Reinhard Pichler
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