App im Playstore
Pfeil rechts
13

Hallo.

Schreiben soll ja therapeutisch sein, und keine Ahnung ob es stimmt, aber momentan weiss ich mir nicht mehr anders zu helfen.

Eigentlich lebe ich ein gutes Leben. Ich habe sehr gute Noten an der Uni (oder eher punkte) ich habe einen guten Job neben der Uni und werde respektiert, weil ich tue, was ich wirklich tun will.
Ausserdem habe ich einen sehr unterstützenden Ehemann.

Und trotzdem spüre ich, wie ein Jucken, dass nicht weggeht den Wunsch zu sterben. Ich kann das alles nicht mehr. Ich spüre die Liebe, die mir meine Mitmenschen schwören nicht und ich bin mir nicht mehr sicher ob ich noch irgendwas liebe. Alles ist begraben unter Erinnerungen und Gefühlen, durch die alles relativiert wird. Bis nichts Positives mehr da ist.

Ich weiss nicht wie lange ich noch funktionieren kann.

27.12.2020 03:50 • 30.12.2020 #1


11 Antworten ↓


Hey, bist du sicher, dass du das tust was du wirklich tun willst? Studieren, Arbeiten, gute Noten (könnte stressig sein) und ist dein Ehemann nur unterstützend (wie ein Freund oder eine Freundin) oder auch ein guter männlicher Gegenpol in deinem Leben?

Ansonsten kannst du das mit den Erinnerungen und Gefühlen vielleicht noch genauer erklären?

A


Wenn man merkt, wie das Leben einen müde macht

x 3


Hallo Hanabi,

Hm, wenn du schreibst, du spürst den Wunsch zu sterben, dann macht mich das sehr besorgt! ^^ Du bist 26 Jahre alt, stehst also noch im ersten Drittel, fast noch am Anfang von allem. Das sollte so nicht sein.

Ich möchte dir jetzt auch keine Depression, nicht mal eine depressive Episode einfach so einreden (da gibts schon genügend, die solche Ferndiagnosen nur zu gerne stellen). Und doch muss es irgendwo Gründe geben, die diesen Wunsch haben entstehen lassen. Wäre ich an deiner Stelle würde ich zumindest, und wenn es aus meiner Neugier ist, das Gespräch mit einem Therapeuten oder zumindest mit deinem Hausarzt suchen. Es gibt Fragebögen (zum Teil auch durchaus brauchbare im Internet), die einem schon recht gute Auskunft darüber geben, ob man gefährdet ist durch eine Depression oder eben zumindest eine depressive Episode durchläuft.
Beides ist ja nichts einfach eine Mode-Erscheinung, sondern sind ernstzunehmende Erkrankungen. Vielleicht stimmt etwas nicht in der Ausschüttung von Hormonen in deinem Körper. Dem könnte man therapeutisch und begleitend medikamentös begegnen.

Aber vielleicht fehlt dir gerade in dieser Zeit eine Herausforderung. Vielleicht läuft alles zu glatt im Leben und du bist auf dem Weg, dich zu langweilen?
Auch hier, ich möchte nichts herbeireden. Sondern einfach Möglichkeiten aufzeigen, was in dir los sein könnte.

Als ich die Überschrift las, habe ich mich zum Teil wiedergefunden.
Ich verspüre allerdings keinen solchen Wunsch wie du. Ich fühle mich eher so, als habe ich alle Level des Spiel des Lebens durchlaufen und warte jetzt auf irgendeine Fortsetzung, die doch bald mal in den Laden oder zum Download kommen müsste.
Das hängt natürlich auch von mir ab, indem ich mir neue Herausforderungen suche.

Generell finde ich, sollte man nicht zu hart zu sich sein. Sondern solche Phasen vielleicht auch einfach mal laufen lassen. Wobei - solche Gedanken über einen Wunsch nach Tod, da sträuben sich mir schon die Nackenhaare! Das darf einfach nicht sein!

Aber doch ist sowas bei manchen von uns da... Und ich hoffe, ich konnte dir ein paar Punkte zeigen, wo du demnächst mal ansetzen könntest, um den Ursachen auf den Grund zu gehen.
Ich denke, es werden sicher noch viele andere User dir zur Hilfe eilen. Denn helfen möchten wir uns hier am liebsten (auch wenn wir uns manchmal auch schon mal nicht immer einig sind, wie im richtigen Leben halt ).

Viele Grüße, viel Erfolg und auch etwas Spaß hier bei uns!
Yannick

Zitat von Hanabi:
Ich weiss nicht wie lange ich noch funktionieren kann.


Kann es sein, dass du zu sehr funktionierst? Fühlst du wirklich Lebensfreude? Machst du auch mal einen Spaß, tust du mal etwas Ungeplantes, irgend etwas Ungewöhliches? Probierst du manchmal etwas Neues oder läuft dein Leben eben in vorgegebenen Bahnen?

Danke für die ausführlich und sehr hilfreiche Antwort. Ich werde mich mal über Fragebögen informieren. Was das reden mit Arzt oder Therapeuten angeht bin ich da vorsichtig. Und möchte das eigentlich eher nicht. Mein Vater ist seit vielen Jahren wegen Depressionen und einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung in Behandlung, und seit er damit angefangen hat erkenne ich ihn nicht mehr wieder und er wird mir jedes mal wenn wir reden Fremder. Ich weiss nicht ob ich das will, vorallem weil die Ehe meiner Eltern dannach sehr heuprig wurde und ich will nicht das Risiko eingehen, dass ich auch so ruhig werde wie er.

Ich glaube allerdings nicht dass ich eine mentale Krankheit habe. Ich bin nicht wie mein Vater. Wir haben nur die Gemeinsamkeit, dass wir Kopfmenschen sind. Die immer viel Nachdenken bevor sie entscheiden. Und das ist ja keine schlechte Sache.

Aber Phase würde ich es auch nicht unbedingt nennen. Ich habe diese Gefühle schon als Teenager oft gehabt. Damals habe ich mit Freunden noch darüber geredet und als es als normale edgy trendy Phase abgetan wurde dachte ich es ginge irgendwann vorbei. Aber es kommt immer wieder. Es ist nicht jeden einzelnen Tag, nicht mal jede Woche oder Monat, aber es geht nicht ein Jahr vorbei ohne Träume Gedankenspiele und notfallvorbereitungen die sich über Wochen erstrecken und bis es irgendwann mit viel Arbeit abgeschüttelt werden kann.

Ich setzte jedes Jahr einen neuen Abschiedsbrief auf, den ich mit mir rumttrage und ich weiss nicht mal so genau wofür. Ich verstehe nicht warum ich das überhaupt mache aber meine Gedanken kreisen und erst wenn ich es neugeschrieben habe ist es überhaupt möglich meine Gedanken woanders hinzulenken.

Gibt es vielleicht jemanden der sowas auch hat? Vielleicht ist das ja normal. Ich meine jeder Sb, aber man muss ja nicht drüber reden. Vielleicht ist es mit solchen Selbstmordgedanken auch so.

Die sind ja auch so random. Manchmal bin ich einkaufen und sehe mir die Zuggleise an, (weil liegt halt auf dem weg) und dann stehe ich da manchmal ne gute Stunde vor dem Loch im Zaun, das da schon seit Ewigkeiten drin ist und stelle mir alles vor.
U d dann gehe ich einkaufen, wie nichts gewesen. Oder manchmal beim Kochen wenn ich Zwiebel schneide. Dann wäre es ja leicht das Messer einfach umzudrehen. Und dann bin ich wie hypnotisiert am Tagträumen.

Das was michxdran fertig macht ist das Gefühl aus diesen Tag Träumen aufzuwachen. Es ist als würde ich 10000 KG schwerer werden und ich fühle mich enttäuscht von mir.

Danke für deine Antwort. Ich weiss nicht ob ich deine Fragen ehrlich beantworten kann.pauschal würde ich sagen ja, aber ich weiss nicht genau. Ich bin auch durchaus mal spontan und ich habe auch nicht mein Leben durchgeplant. Aber ich bin mir je mehr ich nachdenke immer unsicherer, wie Lebensfreude sich eigentlich anfühlen soll.

Keine Ahnung. Was machst du denn um Lebensfreude zu fühlen. Vielleicht kann ich das ausprobieren?

Zitat von silence-:
Hey, bist du sicher, dass du das tust was du wirklich tun willst? Studieren, Arbeiten, gute Noten (könnte stressig sein) und ist dein Ehemann nur unterstützend (wie ein Freund oder eine Freundin) oder auch ein guter männlicher Gegenpol in deinem Leben?Ansonsten kannst du das mit den Erinnerungen und Gefühlen vielleicht noch genauer erklären?


Ok, erst mal danke für deine Antwort. Ich bin dankbar für die Denkanstöße von euch allen. (Hab jetzt auch das mit dem Zitieren gesehen, am Handy ist das alles etwas klein )

Ich weiss nicht so genau was ein männlicher Gegenpol in einer Beziehung sein könnte. Ich meine er interessiert sich für Handwerken, er will immer gleich Lösungen suchen wenn man mit ihm redet und er unterstützt mich ja in vieler Hinsicht. Wenn ich zu lange mit dem lernen beschäftigt in, dann kocht er oder macht dann die Wäsche, was sonst meine Aufgaben wären. Das macht er auch völlig ungefragt, er sieht dann das ich noch immer an UniSachen arbeite und macht was liegen bleibt. Wir haben auch regelmäßig Sex, also normal denke ich.

Ich glaube aber schon dass er ein besonders toller Mann ist, eben weil er sich immer Mühe gibt dafür zu sorgen dass es mir gut geht.

Und das mit Erinnerungen und Gefühlen... ich erzähl mal ein Beispiel.

Ich fand Weihnachten immer toll. Ich fand schon als Kind das besondere Essen, die Verwandten die wir sonst nie sehen und natürlich auch Geschenke toll. Schon die schönen Lichter waren ein buchstäblichen highlight...
Aber so kann ich das nicht mehr sehen, es ist alles begraben unter Erinnerungen an Streitereien zwischen Verwandten, dem Mal als ich mich übergeben musste weil ich zu Weihnachten krank war oder ernüchternden Reaktionen auf Weihnachtsgeschenke, die ich verschenkt habe.

Wenn ich an Weihnachten denke, komme ich an die positiven Dinge nicht ran, weil diese Erinnerungen sich vordrängeln und mir ein ernüchternd-melancholisches Gefühl aufdrängen, dass ich nicht abwehren oder ablegen kann.

Das ist aber vielleicht normal. Ich meine als Erwachsener verliert Die Welt einfach seinen Zauber. Da kann man nichts machen.

@Hanabi
Beobachte mal deine Gedanken bewusst. Bewusstheit fehlt vielen Menschen und deshalb können sich viele nicht erklären, warum es ihnen nicht gut geht. Dazu muss man erst mal einen Zugang zu sich selbst finden. Was fühlst du in Momenten, wo du denkst, dass du nicht mehr leben willst? Du schreibst schon selbst, du weißt nicht wie lang du noch funktionieren kannst. Man sollte nicht funktionieren, sondern leben. Denn das Wort funktionieren benutzt man meist nur bei Gegenständen, aber wir sind keine Gegenstände, wir sind das Leben. Was genau sind deine Gedanken in Momenten, in denen es dir nicht gut geht. Beobachte sie mal.

Zitat von Hanabi:
Ich meine als Erwachsener verliert Die Welt einfach seinen Zauber. Da kann man nichts machen.



Weihnachten ist so, wie man es macht/feiert. Es gibt kein fertiges Weihnachten irgendwo. Als Erwachsene muss man es selbst und bewusst gestalten. Man trägt selbst dafür die Verantwortung, welche Gedanken, Gefühle und Worte man zulässt.


Zitat von Hanabi:
Was das reden mit Arzt oder Therapeuten angeht bin ich da vorsichtig. Und möchte das eigentlich eher nicht.


Wenn dein Vater schon seit vielen Jahren wegen Depressionen in Behandlung ist, dann kann es schon sein, dass das auch auf dich abgefärbt hat.
Daher empfehle ich dir schon eine therapeutische Behandlung. Du bist ja noch viel jünger und es kann sich für dich positiv auswirken, wenn du mit Fachleuten /Spezialisten redest.

@Hanabi ok also es hört sich schon so an als würde das mit deinem Mann passen. Ich meinte nur, es gibt ja auch zu nette Menschen bei denen die Frau jegliche positiven Gefühle verliert. An diesen ist dann zwar nichts auszusetzen, aber sie sind auch nicht interessant.

Was du mit dem Zauber geschrieben hast, der irgendwie fehlt, kann ich komplett nachvollziehen. Ich bin 25 Jahre alt und mittlerweile habe ich alles schon zu genüge erlebt. Zum Beispiel Weihnachten. Mit jedem Weihnachten, jedem Urlaub, jeder Freundin schwindet das hochgefühl. Auch die ersten Male die immer besonders aufregend sind (erste Beziehung, Wohnung, Job usw) werden immer weniger. Auch ein Glas B. oder ein gemütlicher Abend ist nicht mehr so gemütlich.

Als Hilfe habe ich auch, wie schon geschrieben wurde, die Bewusstheit kennengelernt. Dazu kann ich dir das Buch Jetzt die Kraft der Gegenwart von Eckhart Tolle nur wärmstens empfehlen. Das hat mein Leben zu 180 Grad verändert. Da wartet noch eine ganz neue Welt auf dich.

Viel Erfolg weiterhin! (:

Zitat von Hanabi:
Ich setzte jedes Jahr einen neuen Abschiedsbrief auf, den ich mit mir rumttrage und ich weiss nicht mal so genau wofür. Ich verstehe nicht warum ich das überhaupt mache aber meine Gedanken kreisen und erst wenn ich es neugeschrieben habe ist es überhaupt möglich meine Gedanken woanders hinzulenken.


Wenn Du mit einem Therapeuten sprichst, heißt das ja noch lange nicht, das Du mentale Probleme bekommst oder anziehst.

Ich finde es nicht normal, jedes Jahr einen Abschiedsbrief zu schreiben. Tut mir leid. In Amerika ist es ganz normal, dass jeder Hans und Franz einen Therapeuten hat, dieser kann auch als Lebensberatung dienen und Dir Wege aufzeigen.

Vielleicht wäre das was für Dich.

Zitat von silence-:
Das hat mein Leben zu 180 Grad verändert. Da wartet noch eine ganz neue Welt auf dich.


Das kann ich bestätigen. Für mich ist z.B. Meditation und Bewusstheit, wie du es nennst, eine ganz neue Welt.
Aber es steckt auch eine Gefahr darin: Flucht aus dem Alltag und vor Problemen, die man nicht sehen will. Dann wirkt es wie eine Dro..
Probleme kann man nur lösen, wenn man dem Tiger ins Auge blickt, nicht durch Flucht.
Die ganz neue Welt ist außerdem genau in dieser Welt. Man sieht und erlebt den Alltag ganz neu, aus einer zuvor unbekannten Perspektive. Das vertreibt jegliche Langeweile und jeglichen Überdruss.

A


x 4






Dr. Reinhard Pichler
App im Playstore