Freundschaften - ein Thema was mich schon seit meiner Jugend immer wieder depressiv bis aggressiv macht. Was mich so sehr beschäftigt, dass es mit ein Grund dafür war, dass ich irgendwann in diesem Forum hier gelandet bin. Und letztendlich auch dafür gesorgt hat, dass ich so damit überfordert war, mich mit meinen negativen Gedanken und Gefühlen hier zu beschäftigen, dass ich nur einen Mausklick davon entfernt war, mich nach wenigen Tagen wieder abzumelden und mich lieber für Verdrängung entschieden habe. Naja, jetzt ist es ausgerechnet ein Thread zu diesem Thema, der mich dazu bringt, mal wieder meinen Senf zu etwas dazuzugeben.
Weil ich mich in so vielem hier wiedererkenne.
Zitat von oli3000: Aber wie Leute ansprechen, wenn man sich schon vor Angst nicht vor die Türe traut?
Zitat von JniL: Obwohl ich es selber nicht kann weil ich zu schüchtern bin? Ach was soll's: Einfach aus dem Bauch heraus Leute ansprechen und dann schauen ob was zurück kommt!
Ja, die Sache mit dem Leute ansprechen... Ich war schon als Kind sehr schüchtern. Irgendwie habe ich es geschafft, ein paar Kindergarten- und Grundschulfreundschaften zu schließen, aber spätestens nach Schulwechseln hat sich da keiner mehr für den anderen interessiert. In der Jugend haben dann meine schlechten Erfahrungen mit anderen Jugendlichen dafür gesorgt, dass ich mich lieber vor allem zurückgezogen habe und ich somit auch noch den letzten Rest meiner Fähigkeiten im sozialen Umgang verloren habe. Es kostet mich nun immer viel zu viel Überwindung mit anderen Leuten zu sprechen, selbst wenn ich mich nur in einer Online-Schulung, in der man sich nicht mal gegenseitig sehen kann, kurz vorstellen muss...
Zitat von JniL: Depressionen quälen mich und Ansprechen von Leuten fällt mir sehr schwer. Eine Lösung kenne ich nicht aber ich weiß nur zu gut was nicht funktioniert: zu viel nachdenken ob und wie und warum es funktionieren könnte oder auch nicht.
Ich sehe viel Text um deine Frage herum so dass ich vermute du bist da genauso in deiner was-wäre-wenn-Welt gefangen wie ich.
Meine eigenen Gedanken sind auch immer ein sehr großes Problem für mich. Ich stehe mir eigentlich nur selbst im Wege, weil ich alles überdenken muss was passieren könnte. Deshalb bin ich auch so schlecht im Gespräche führen. Ich finde meistens keinen perfekten Einstieg in ein Gruppengespräch, weil ich viel zu lange überlegen muss was ich wie sage. In Gesprächen mit nur einem Gesprächspartner sorgt dies dann immer für peinliche Pausen. Ich habe auch das Gefühl, dass meine Mimik und Körpersprache den anderen Menschen signalisiert: Sprecht mich nicht an. Weil ich so in mir selbst gefangen bin und Angst davor habe, in Gesprächen etwas falsches oder blödes zu sagen. Dabei weiß ich selbst, dass ich so auch keine Bekanntschaften schließen kann.
Zitat von oli3000: Ich dachte auch, dass ich mit Menschen, die selbst mit Ängsten und Depression zu tun haben, leichter Kontakt halten kann
So geht es mir auch. Oftmals schreckt es mich ab, mich mit positiv gestimmten Leuten zu unterhalten. Ich weiß nicht wieso, vielleicht aus Angst, dass ich die Stimmung runterziehen kann oder aus Angst, dass mich die positive Stimmung nervt. Dabei habe ich schon hin und wieder die Erfahrung gemacht, dass positive Stimmung auch anstecken kann und mich aufbaut. In Unterhaltungen mit jenen, die ähnliche Probleme wie ich haben, fühle ich mich zwar besser aufgehoben und verstanden. Aber manchmal lasse ich mich dann zu sehr in den Strudel negativer Emotionen hineinziehen. Meistens ist es aber erleichternd für mich zu wissen, dass ich mit meinen Sorgen nicht alleine bin. Ja, es mag auch sein, dass sie oft zu sehr mit sich selbst und seinen eigenen Problemen beschäftigt sind, aber so etwas stört mich nicht im geringsten. Wenn man dann im Gegenzug dann auch ungeniert von seinen Sorgen berichten kann, denke ich mir: geteiltes Leid ist halbes Leid.
Zitat von oli3000: Ich kann mit Männern nicht so gut, ich bin denen zu sensibel, von daher ist es schwierig sich einem Mann zu öffnen und mitzuteilen. Ich verstehe auch nicht, warum Männer so sind und es strengt mich furchtbar an mit denen zu reden.
Zitat von oli3000: Aber ich kann mich prinzipiell besser mit Frauen unterhalten und verstehen
Ich habe mich in dieser Jungs- und Männerwelt auch nie wohl gefühlt. Ich hatte oft damit zu kämpfen, wenn man mal Schwäche oder Gefühle zeigt, dass man dann gleich unten durch ist. Naja, waren halt nicht die hellsten Köpfe damals in meiner Klasse... Als Erwachsener sind mir zwar hin und wieder Männer über den Weg gelaufen, die darüber anders denken und auch sensibler sind, aber dennoch würde ich mir total doof vorkommen von meinen inneren Ängsten und Sorgen mit denen zu reden. Mal ganz davon abgesehen, dass ich sowieso nur schwer mit irgendjemandem ins Gespräch komme.
Ich habe nur meine Frau, ansonsten bin ich im Real Life sehr abgeschottet. Ansonsten treibe ich mich ausschließlich online rum, weil mir das Schreiben viel leichter fällt. Da habe ich einfach mehr Bedenkzeit. Aber selbst da fällt es mir schwer, so richtig in Kontakt zu kommen und den Kontakt auch zu halten. So kommt es halt, dass ich selbst online nur mit zwei Menschen regelmäßig kommuniziere, beides Frauen. Da fühle ich mich einfach besser verstanden als von Männern.
Zitat von Obikon: Freundschaften nur rein online sind auf Dauer immer schwer.
Online-Kontakte können reale Freundschaften nie ersetzen, das ist klar. Ein großer Teil in mir sehnt sich auch danach verstanden zu werden, akzeptiert zu werden so wie man ist. Seit meiner Jugend habe ich große Probleme mit der Menschheit, am meisten wohl mit mir selbst. Und gerade in Zeiten, in denen meine einzige reale Gesprächspartnerin recht wenig Zeit für mich hat, fühle ich mich so verlassen auf der Welt, dass mich ein paar gut gemeinte Worte, selbst wenn ich sie nur online erhalte, sehr aufbauen können.
Zitat von Schlaflose: eine reine Freundschaft von einem Mann zu Frauen ist irgendwie unnatürlich. Umgekehrt genauso.
Ja, so ist leider die Gesellschaft... genau so wie es viele unnatürlich finden, wenn Männer mit Männern Beziehungen führen oder Frauen mit Frauen. Alles was man anders macht als die Mehrheit, ist unnatürlich. Statt einfach jeden so leben zu lassen wie er möchte, egal ob er mit dem anderen Geschlecht einfach nur befreundet sein möchte, oder auf der anderen Seite mit dem selben Geschlecht eine Liebesbeziehung führen möchte.