@randUser
*weia
Ehrlich gesagt, habe ich nicht den ganzen Text gelesen. Soweit ich kam, reichte. Ich zitiere daraus und antworte darauf, damit soll es dann auch gut sein, ist schließlich OT und mir ist nicht nach philosophischen Diskussionen zumute. Ich bemühe mich, trotzdem ein wenig ontopic mit reinzubekommen.
Zitat.
Heute wichtige Werte in der Liebe wie ein uneingeschränktes Verständnis füreinander, oder Gleichberechtigung gab es damals nicht
Zitat Ende.
Wow. Es wäre interessant, zu klären, woher du das - mit solch einer unbedingten Überzeugung - wissen willst.
Also ich kenne nicht 2000 Jahre (Beziehungs-)Menschen in Deutschland und würde mir eine solch vermessene Aussage niemals anmaßen.
Das eine oder andere alte Foto, die eine oder andere Familiengeschichte belegen eindeutig, dass es schon immer auch Paare gab, in deren Beziehung - wie auch immer sie entstanden sein mag - uneingeschränktes Verständnis oder sogar Gleichberechtigung gab. Wie zwei Menschen miteinander umgehen, entscheiden in erster Linie diese beiden Menschen. Erst zweitrangig beeinflussen gesellschaftliche Normen eine Beziehung.
Gegenseiitiger Respekt, gegenseitige Achtung, über die Jahre gewachsene Liebe, einander zu ergänzen und zu vervollständigen, in einer Weise, dass jeder von beiden in seiner Rolle aufgehen und beide zusammen ihre Familie erfolgreich führen können - das gab es vielfach VOR unserer Zeit. Trotz Zweckehen, trotz harter Lebensbedingungen, trotz weniger Rechte für die Frau. Es gab schon immer Männer, die durchaus wussten und schätzten, was sie da an ihrer Seite hatten.
Heute wissen das immer weniger und das geschlechtsunabhängig. Weil immer weniger auch nur ansatzweise ein Pflichtgefühl, respektive Verantwortungsbewusstsein, eigene Genügsamkeit und das gegenüber den eigenen Wünschen höhere Wohl der Familie er-/kennen/-lernen.
Gerade in der heutigen Zeit, bzw. in den letzten Jahrzehnten sind diese absolut überlebenswichtigen Werte zunehmend verloren gegangen. Sowohl der ganzen Gesellschaft, als auch den Individuen.
Zitat:
und das ist mit Müh und Not etwas mehr als 50 Jahre her, mitunter sogar weit weniger.
Zutat Ende.
Also ehrlich, ich selbst kenne die Beziehungen meiner Eltern und Großeltern. Und das geht weit über 50 Jahre hinaus zurück.
Die (zwischen-)menschliche Geschichte beträgt ca. 100.000 Jahre, in denen immer wieder die Familie Stützpfeiler, Basis und Wurzel für den Baum des Lebens war. Die Keimzelle, aus der heraus Weiter- und Fortentwicklung möglich war.
Selbstverständlich gab es auch Ausnahmen, Fehlversuche und auch gescheiterte Familien. Aber in der Mehrheit waren sie - im Rahmen ihrer Lebensbedingungen und gesellschaftlichen Normen - erfolgreich.
Zitat:
Bei all den negativen Auswirkungen darf man nicht vergessen wie viele unserer Werte eigentlich erst in genau dieser oft verteufelten Zeit des Internets entstanden sind.
Zitat Ende.
Bei all den negativen Auswirkungen darf man vor allem die positiven Auswirkungen und Aspekte von Ehen, Familien und Werten, wie Liebe, Respekt, Wertschätzung und Achtung voreinander nicht vergessen.
Gesellschaftliche Werte, die die überlebenswichtige Basis des sozialen Tieres Mensch stell(t)en, sind nicht in der Zeit des Internets entstanden. Sondern durch eben diese Zeit vielfach zerstört worden. Die Flucht in die Virtualität fördert die Familie, die Ehe und zwischenmenschliche Beziehungen allgemein nicht, das Gegenteil ist der Fall.
Niemand kann den realen, sozialen Umgang im virtuellen Internet üben. Die neue Einsamkeit durch das Internet und diese sozialen Netzwerke schadet den Menschen und besonders den Kindern massiv. Einer unbekannten Masse von anonymen Fantasiefiguren jede Minute seines Lebens zu schreiben, hat nichts mit sozialere Interaktion zu tun.
Zu einer Beziehung gehören immer Mimik, Gestik, Stimme, die Art zu lachen, die Körperhaltung, der Geruch, ganz viele subtile Körpersignale, die vom anderen vielfach unbewusst aufgenommen und verarbeitet werden, dazu.
Drum prüfe, wer sich ewig bindet bekommt da eine wiederauferstandene, erhebliche Bedeutung, die heute in einer Zeit, in der die Verpackung mehr zählt, als der Inhalt und das wichtigste Programm - pardon: Applikation - die Bildbeabeitung ist, die meisten vergessen haben.
Zitat:
Ich behaupte, wir haben heute mehr Werte als je zuvor,
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Nein. Es sind weniger, als je zuvor.
Zitat:
allerdings gilt nicht mehr jeder für jeden. Man muss auswählen und ich meine MUSS, denn es wird einem keine Rolle mehr durch die Lebensumstände zugeteilt.
Zitat Ende.
Dieser Spruch galt so, ohne Begleitdefinition, noch nie.
Jeder für jeden macht nur in einer - funktionierenden - sozialen Gemeinschaft, wie z. B. eine Familie, Sinn.
Niemand musste je Werte wählen.
Werte sind die kulturellen Grundpfeiler eine sozialen Gemeinschaft. Man wird in sie hineingeboren und wächst mit ihnen auf. In der Jugend rebelliert man dann natürlicherweise gegen diese Werte und macht sich auf die Suche, sie selbst zu entdecken und ggfs. zu erkennen. Weisheit zu erlangen. Die einen mehr und die anderen weniger erfolgreich.
Und Rollen sind sowohl gesellschaftlich, als auch familiär grundsätzlich zugeteilt. Was man dann selbst daraus macht, ob man sie für richtig befindet, sie lebt oder sie aufgibt und somit - auch oft - dann die gewohnte, soziale Gemeinschaft verlässt, obliegt jedem Individuum selbst.
Allerdings sollte man dann seine mglw. in der Folge zu negativen Lebensabschnitten führenden eigenen Lebensentscheidungen nicht in die Verantwortung anderer abschieben, sondern zu seinen Fehlern stehen.
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Wer diese Wahl nicht trifft, bleibt nichts.
Zitat Ende.
Nein. Wer die Rolle und die Wertegemscheinschaft, in die er geboren wurde, nicht verändert, wird vermutlich weiter darin leben. Das kann er sowohl glücklich (und damit zufrieden), als auch unglücklich, je nachdem, was er aus seinem Leben innerhalb dieses Rahmens selbst macht und welche Prioritäten er für sich setzt.
Zitat:
Genau dieser Individualisierungszwang
Zitat Ende.
Oh man...
Was bitte ist ein Individualisierungszwang...?
Jeder Mensch ist von der Zeugung an ein Individuum. Jeder Mensch entwickelt sich auf seine eigene Weise. Entwickelt eigene Gewohnheiten, eigene Gedanken, hat eigene Erlebnisse, Erfahrungen, Ansichten. Und jedes Individuum verändert sich sogar sein Leben lang immer wieder neu. Weil Menschen nicht nur durch ihre Familie geprägt werden, sondern vor allem auch durch das eigene Leben. Durch gute, wie schlimme Erfahrungen. Die Geburt eines Kindes verändert meist sehr. Der Verlust eines geliebten Menschen verändert wiederum. Die Zahl an (oft einschneidenden) Ereignissen, die Menschen erfahren und die sie beeinflussen und verändern, ist gigantisch.
Individualität ist Menschsein. Menschsein ist Individualität. Ganz ohne Zwang geht das Eine mit dem Anderen von selbst einher. Deshalb ist es ja so schwierig - und wird immer schwieriger, je älter sie sind - für zwei Menschen, die nötige Geduld, die nötige Genügsamkeit und die nötigen Prioritäten zu entwickeln, um das andere Individuum mit all seinen Gewohnheiten, Macken, Eigenarten und Vorstellungen nicht nur zu ertragen, sondern sich als die eine Hälfte auch mit ihm (als andere Hälfte) zu einem erfolgreichen Ganzen zu verbinden. Das zu schaffen, erfordert Erfahrung und Übung im Umgang mit vielen, verschiedenen Menschen/Individuen.
In Zeiten des alles beherrschenden Internets verlieren aber immer mehr Menschen diese wichtigen, realen, persönlichen Kontakte und damit auch die Erfahrungen und die Übung im realen Miteinander.
Dann wird - oft ob der hübschen Verpackung - mal schnell geheiratet und sich ebenso schnell wieder geschieden. Denn es passte die Realität dann doch nicht zur virtuellen Verpackung - und beide wussten nicht, wie sie damit umgehen sollen, weil sie es nie gelernt haben.
Zitat:
führt dann gerne in die krampfhafte Selbstverwirklichung und am Ende zu den unnahbaren Prinzen und Prinzessinnen, die hier auch schon erwähnt wurden.
Zitat Ende.
Krampfhafte Selbstverwirklichung...
Es stellt sich unweigerlich die Frage, was dich so irrational verbittert gemacht haben mag.
Jeder Mensch verwirklicht sich selbst im Laufe seiner Entwicklung, seines Wachstums und seiner Selbständigkeitswerdung immer wieder aufs Neue. Das ist ein ganz normaler, natürlicher Vorgang, der zum Erwachsen- und Eigenständigwerden eines Menschen automatisch dazugehört.
Mag sein, für den einen oder andere ist das krampfhaft - aber vielleicht sollte sich so jemand fragen, was er selbst dazu beiträgt. Und womöglich ändern kann, damit seine individuelle Fort- und Weiter-Entwicklung besser verläuft.
Unnahbarkeit entsteht duch fehlende soziale Kontakte. Und fehlende soziale Kontakte sind vor allem durch das sich massiv in alle Lebensbereiche ausgebreitete Internet - insbesondere durch die gerade nicht sozialen - sozialen Netzwerke entstanden.
Wenn schon Kinder sich schweigend nebeneinander sitzend irgendwelche künstlichen Mimikbilder zu-touchen und den ganzen Tag auf diese Smartphone-Minibildschirme starren, wenn Menschen auf ihre Smartphones starrend durch die Gegend stolpern, selbst Mütter ihre Kinder ignorieren, weil sie lieber mit virutellen Freunden tippen - dann läuft gewaltig etwas falsch.
Woher sollen solche Kinder und Menschen denn lernen, miteinander - real - umzugehen? Woher sollen sie lernen, real miteinander zu streiten, einander real zu berühren, die Lebensgewohnheiten des anderen zu tolerieren? Unsere Hände als unsere Erfahrungswerkzeuge und unsere Haut als unser größtes Sinnesorgan verlieren immer mehr an Bedeutung.
Und das zeigt sich in den Scheidungsraten, in den Zahlen der Single-Haushalte, in den Zahlen der im Leben scheiternden Menschen, in den immer knapper werdenden Terminen bei Therapeuten.
Unsere Gesellschaft hat leider viele, bewährte, kulturelle Werte verloren - oder auch verstoßen und sich lieber an sogenannte neue Werte angehängt, weil man das heute so macht und wer nicht mitmacht, wird halt ausgegrenzt.
Unsere Gesellschaft war noch nie so uneins, gespalten, entwurzelt, identitätslos, halt-los, einsam, dauer-scheiternd und damit noch nie so verletzlich - wie heute.
Früher war das Leben sehr viel härter, anstrengender, entbehrlicher, gefährlicher und fordernder, als heute, ja. Aber früher war eben dieses harte Leben das, was auch förderte, zusammenschweißte, mental und körperlich flexibel machte, erfindungsreich machte und die Menschen lernen ließ, dass sie einander brauchen und jeder seinen Teil dazu beitragen muss, damit es funktioniert. Früher lehrte das harte Leben Verantwortungs- und Pflichtbewusstsein. Heute finden die meisten lieber Auswege und Ausreden aus jeglicher Pflicht und Verantwortung.
Heute - so mein individueller Eindruck der letzten ca. 20 bis 30 Jahre - agieren die Menschen vor allem gegeneinander und jeder nur für sich selbst.
Ob es der Straßenverkehr ist, die einfache Begegnung auf dem Gehsteig, die samstägliche Einkaufsschlacht, die täglichen schulischen oder beruflichen Spießrutenläufe zwischen Mobbing, geforderter Leistung und realem Leistungsvermögen oder oder oder.
Talente - die jeder Mensch auf seine Weise von Geburt an hat - zählen nicht mehr. Ideen und Innovationen zählen nicht mehr. Können und Erfahrungen zählen nicht mehr. Es sind von oben vorgeschriebene Vorgaben zu erfüllen und Regeln einzuhalten, die nichts mehr mit einer natürlichen, sozialen Gesellschaft und ihren Werten zu tun haben. In der Folge werden die meisten Menschen heute von Kindergarten, Schule, Arbeitsplatz, Medien (Fernseher, PC-Spiele, soziale Netzwerke usw.) und von oben vorgegebenen neuen Werten - die oftmals den bewährten, tatsächlichen Werten völlig zuwider laufen - manipuliert, gesteuert und in gewünschte Denkmuster und künstliche Gesellschaftsschablonen gedrückt, die ihnen und ihrer natürlichen Individualität jedoch nicht passen.
Und das zeigt sich leider besonders im menschlichen Mit- bzw. heute mehr Gegeneinander, insbesondere bei Paaren oder solchen, die es werden wollen. Und es zeigt sich auch in dem seit 10-15 Jahren hohen und weiterhin steigenden Krankheitsstand, insbesondere bei seelischen/psychischen Erkrankungen.
Menschen sind nunmal individuelle Lebewesen, keine fernsteuerbaren Maschinen. Und dauerhaft gegen seine eigene Natur zu leben, macht irgendwann krank. Die Menschen und auch Gesellschaften.
Es liegt allein an den Menschen, diesen fatalen Trend weg vom übenden, lehrenden, realen, normalen Miteinander - doch wieder zu ändern.
Gute Nacht.
Hadante
18.11.2022 22:55 •
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