Zitat:Ich komme immer mehr zu der Ansicht, dass Du es insofern falsch angehst, als Du das falsche Objekt zu suchen vorgibst. Du suchst keine Freunde, denn dann müsstest/würdest Du Dich anders verhalten; was Du in Wahrheit suchst, sind Leute für eine AG. Dann häng einen Zettel ans schwarze Brett aus: Student X. Semester sucht Mitstreiter für Informatik-AG oder so ähnlich und dann werden sich evtl. Leute finden, aber eben keine Freunde, aber die brauchst Du ja nicht.
Ich möchte eigentlich gar nichts suchen. Eigentlich möchte ich nur studieren. Wenn sich aus dem Studium Freundschaften ergeben, fände ich das sehr schön, aber es ist kein MUSS. Denn, wie du selbst in einem Beitrag vorher geschrieben hast, sollte es mir im Studium um meine persönliche Weiterentwicklung gehen. Und natürlich wäre es schön mehr Freunde zu haben, das heißt aber nicht, dass ich diese im Studium finden muss. Aber wenn es so wäre, dann fände ich das sehr schön. Mich stört einfach nur die Atmosphäre bei den Informatiker, die häufig sehr feindselig und ignorant wirkt. Damit bin ich am Anfang nicht besonders gut klar gekommen, weil ich einfach ein bisschen mehr Freundlichkeit unter den Kommilitonen erwartet hätte. So wie ich es in der Schule, aber auch in meinen Jobs gewohnt war. Aber nicht grüßen, jemanden helfen und dann vergessen und nicht grüßen, oder Leute wie Luft behandeln, oder ständig blöde Sprüche bringen, finde ich einfach nicht gut. Und als ohnehin schon Mensch mit sozialer Phobie war die raue Atmosphäre ersteinmal ein Kulturschock. Und Menschen mit sozialer Phobie zweifeln sofort an sich selbst, wenn etwas sozial klemmt. Ich musste einfach verstehen, dass die Situation einfach mal so ist, dass ich aus Gründen, die ich selbst nicht kenne, mit meinen Kommilitonen nicht warm werde. Aber das muss nicht für alle Zeit so bleiben, vielleicht bringt das neue Semester neuen Wind. In anderen Kursen mit gemischten Studiengängen, wie den Fremdsprachenkurs, sieht es schon wieder anders aus und ich verstehe mich mit meinen Leuten sehr gut. Natürlich wünschte ich mir das wäre in der Informatik genauso, dann wären zumindest die Mathe- und Grundlagenvorlesungen etwas erträglicher. Es wäre sogar wunderschön, wenn ich ohne Angst und Zweifel meinen Kommilitonen begegnen könnte und wir einfach zusammenarbeiten. Das macht doch einfach mehr Spaß und befeuert die Motivation! Dieser Wunsch heißt nicht das ich Freund fürs Lebens suche, aber auch nicht das ich eventuelle Freundschaften ablehne. Es heißt nur das ich mit netten Leuten die Studienzeit verbringen möchte. Ist denn dieser Wunsch so absurd? Ich meine jeder wünscht sich doch auch nette Kollegen auf der Arbeit, ohne gleich mit den Gedanken zu kommen Best Friends zu werden (aber ausgeschlossen wäre das natürlich auch nicht ).
Zitat:Ich kannte und kenne auch solche Typen, die mit angetackertem Lächeln daherkommen, und für ein wenig B-Vitamin so ziemlich alles täten, aber glaub mir, das wirkt künstlich und auch nicht unbedingt sehr anziehend.
Möglicherweise habe ich das im Beitrag vorher etwas zu krass betont. Und ehrlich gesagt geht es mir nicht wirklich um Vitamin B, ähm... nur zu Erinnerung: Ich bin Sozialphobiker. Bin schon froh, wenn ich überhaupt Leute kennenlerne. Ich wollte nicht so naiv rüber kommen, nach den Motto: Der studiert nur wegen den Leuten oder um Freund zu finden. Das nicht. Ich hab schon ein großes fachliches Interesse an der Informatik. Aber als Sozialphobiker ist die zur Zeit herrschende Situation im Studium der wahrgewordene Alptraum eines jeden Sozialphobikers. Da ich eher für mich bin bei den Informatikern, komme ich glaube ich kaum in die Versuchung mit angetackerten Lächeln daher zukommen. Obwohl ich wirklich oft lächle. Aber das Teil meiner Persönlichkeit .
Zitat:So sind die Bekannten aus dem Fremdsprachenkurs nicht so tauglich, es sollten die aus Informatik sein, und blöderweise will es da gar nicht klappen, aber da bräuchtest Du ja Leute mit denen Du Deinen Stoff verarbeiten kannst. Und weil das so ist geht für Dich die Welt unter.
Ich bin sehr froh mich mit meinen Kommilitonen dort zu verstehen. Es ist eine schöne Abwechslung zum sonst grauen Alltag. Und wenn sich Freunschaften ergeben, fände ich das super.
Informatik ist für mich ein schweres Studium. Kombiniert mit der harten, rauen Atmosophäre dort ist das Studium ein permanenter Frustrationstest. Der Stoff an sich ist schon gespickt mit Frustration, weil man halt oft bei vielen Dingen hängen bliebt. Dort ein Beweis den man nicht versteht, hier ein Code der einen vor Rätsel usw. Natürlich macht das Studium im Gesamten schon Spaß, aber ich werde jeden Tag mit Frustration konfrontiert. Es wäre einfach schön Kommilitonen zu haben, mit denen man sich versteht und sich austauschen kann. Wie gesagt, ich empfinde diesen Wunsch als nicht besonders weltfremd.
Am Anfang habe ich zunächst gelitten, weil mir das alles echt Angst gemacht hat. Seit den ersten Tag haben sich mich meine schlimmsten Befürchtungen übertroffen. Komplett ignoriert zu werden, ist schon hart. Allerdings weiß ich aus Gesprächen mit meinen Kommilitonen aus dem Fremdsprachenkurs das Ignoranz und Arroganz teilweise einfach dazu gehört. Die Leute sind sich einfach egal. Es reicht oft noch nicht einmal für ein Hallo. Und die Stoffel-Qoute scheint in der Informatik sehr hoch zu sein.Wie gesagt ich war am Anfang eigentlich freundlich und hab sogar ein paar Kommilitonen beim Programmieren geholfen, ohne denen Sprüche reinzudrücken. Aber nach der Hilfe war ich wie Luft. Nicht einmal ein Hallo. Als ich letztens einen Kommilitonen angesprochen habe, wie man ein bestimmte Matheaufgabe lösen könnte, musste ich mir einen recht frechen Spruch anhören, nachdem Motto Ich bin doch nicht der Tutor Das fand ich dann schon krass. Solche Charakterzüge habe ich außerhalb der Uniwelt noch nicht erlebt. War halt alles neu für mich.
Zitat:Aber ehrlich Du hast teilweise schon harte Ansichten. Leute in der Bib willst Du nicht kennenlernen und willst dass die Dich in Ruhe lassen. Hört sich nicht gerade freundlich an. Ehrlich. Die Bibliothek ist quasi DER Ort wo man sich kennenlernt, weit weniger die VL oder das Seminar.
Mir ist absolut schleierhaft wie ich in der Bibliothek Leute kennenlernen sollte? Wenn ich in der Bib bin, dann hole ich halt meine Bücher ab oder setze mich irgendwo hin und lerne. Die anderen lernen ja auch und sind teilweise in Gruppen. Soll ich mich dazu setzen? Ich weiß schlicht nicht, wie ich in Kontakt komme. Mensch, ich bin doch sozial dumm, ich hab keine Ahnung wie sowas funktioniert. Ich wüsste noch nicht einmal was ich mit jemanden bereden könnte. Absolute keine Ahnung. In der Bib fehlte mir total Bezug zur Gesprächsthemen und Smalltalk fällt natürlich jemand mit sozialer Phobie sehr schwer (mal abgesehen das ich auch tatsächlich Angst hätte in solchen Situationen). Wenn jemand meine Hilfe braucht, dann helfe ich gerne und wenn mit mir ein Gespräch führen möchte, dann werde ich mich sicher nicht verweigern. Aber ich bin schlicht zu doof um selbst ein sinnvolles Gespräch anzuleiern. DAS würde dann tatsächlich aufgesetzt wirken.
Zitat:Ich habe auch Studienfreunde, die sogar im Ausland leben, also wesentlich weiter weg sind und dennoch bleibt der Kontakt erhalten. Ich höre aber aus Deinen Beschreibungen heraus, dass es Dir gar nicht um das freundliche Beisammensein, sondern um das praktische Gebrauchenkönnen geht.
Ich bin mit meinen ehemaligen Leuten aus der Oberstufe auch im Kontakt. Und als ich letztens weg war mit meinen Kommilitonen aus dem Fremdsprachenkurs hat das mir sehr gut gefallen. Fand den Abend klasse. Aber das alles hat nichts mit der Studiersituation in der Informatik zu tun. Einerseits bin ich fast schon gezwungen aufgrund des Umfanges der Übungen mir Leute zu suchen (was ich auch gerne täte, aber hab bislang nur sehr schlechte Erfahrung gemacht), andererseits wäre so ein Informatiker-Stammtisch oder einfach was mit denen zu unternehmen schon was feines.
Eigentlich habe ich diesen pragmatischen Punkt nur stärker herausgearbeitet, um zu zeigen, dass ich kein naiver Typ bin der nur Freundschaften im Studium sucht, andererseits bin ich auch nicht so berechnend wie Maschmeyer oder wie der heißt. Ich möchte einfach eine gute Studienzeit verbringen. Ich finde es echt schlimm das ich stunden in der Uni sitze und mit niemand anderen meines Faches rede. Das macht mich echt fertig. Bin ja auch neugierig was das für Leute sind. Aber sobald ich in Kontakt trete mit den Jungs wird Testosteron verstreut und man erhält schräge Antworten oder wird gar ignoriert. Ich würde auch gerne mit den Jungs trinken gehen und rumalbern, aber irgendwie ist es diese vereiste Situation. Bin mir auch sicher dass das im echten Leben coole Leute sind, aber die Atmosphäre ist hier einfach nur vergiftet. Jeder muss auf starken Max spielen. Und die Profs verstärken diese Asozialität noch, indem sie uns Sprüche reindrücken (nach dem Motto: Investieren Sie nicht zu viel Zeit in ihre Nachbarn, da entweder sie oder er gehen werden. Tragen Sie Sorge das es den richtigen trifft ).
Zitat:Wenn ich mir vorstelle ich würde da so einen Muffel antreffen, dem würde ich dann sicher keine weitere Beachtung mehr schenken.
Hmm, was bedeutet Muffel konkret? Ich bin ordentlich gekleidet, lächle sehr oft (aber nicht aus Berechnung, sondern weil das bei mir einfach so ist), bin ein ruhiger Typ, aber hilfsbereit und nett. Allerdings gehe ich nicht so auf Menschen, es fehlt mir schwer den ersten Schritt zu wagen, weil ich A) Angst habe und B) mir die Kreativität fehlt um ein überzeugendes Gespräch zu führen. Und glaube mir, meine Smalltalks wirken ziemlich aufgesetzt. Im Fremdsprachenkurs kann ich den Smalltalk vermeiden, weil der Kurs den Rahmen der Start-Gespräche festlegt. Von da aus kann ich dann über alles mögliche erzählen: Serien, Filme, Hobbies, Witziges, was man am Wochenende gemacht hat usw. Aber ich brauch diesen Startpunkt, sonst weiß ich nicht wie ich ein Gespräch initiieren kann. Ja, für sozial bestens eingebettete Leute mag dies seltsam klingen, aber für mich ist der Kontakt mit Menschen intellektuell schwer (im Sinne von, dass ich nicht weiß was ich tun muss). Für mich ist es einfacher komplizierte mathematische Sachverhalte zu beweisen, als ein Smalltalk zu beginnen. Allerdings bin ich auch witzig und man kann mit mir viel Blödsinn machen, wenn halt das Eis irgendwie gebrochen ist (=Feedback aus meiner Abizeit; letztes Jahr) . Daher bin ich dankbar wenn Leute, wie im Fremdsprachenkurs, auf mich zugehen.
Zitat:Ich bin mir fast sicher, dass es Kontaktabtastungen gab, die Du mit so charmanten Herangehensweisen verbockt hast.
Nein! Es gab 0 Kontaktabtastungen! Das meine ich wirklich ernst. Selbst in den Übungen werde ich einfach nur ignoriert. Und selbst wenn wir explizit zusammenarbeiten sollen, dreht man sich weg. Die Gruppen sind krass zementiert! Und wenn ich auf die zugehe, dann ernte ich böse Blicke oder man zeigt mir halt kurz die Lösung und gut is. Ich muss sagen, dass die Jungs halt da echt hart drauf sind. Wie gesagt ich hab auch Leuten teilweise beim programmieren (über längere Zeit) geholfen und als Dank werde ich ignoriert und noch nicht einmal gegrüßt. Die laufen an mir vorbei, als ob ich Luft sei. Ungewöhnlicherweise war sogar ich derjenige, der zuerst auf die Leute zugegangen ist. Aber wie das endete hast du ja im Verlauf meiner Beiträge lesen können.
Ich bin mit mein Latein am Ende. Ich setze mich einfach in die Vorlesung hin, halt meine klappe und gehe wieder. Was soll ich denn sonst noch machen?
Zitat:Du hast ein wenig Höhenluftprobleme wie auch in der Bemerkung über die Hauptschülerkameraden rausklang. Nicht jeder ist Assi, nur weil er die Hauptschule besucht hat, es gibt mindestens genauso viele, die es bis in die höchsten akademischen Weihen geschafft haben und nicht weit davon entfernt sind. Es ist eine Frage des Charakters, nicht der Bildung, auch sollte man Intelligenz und Intellektualtität nicht miteinander verwechseln und beides hat nichts damit zu tun, ob jemand ein guter Mensch ist oder nicht.
Nun gut das sind meine persönliche Erfahrungen mit meinen Freundschaften, die ich schon seit der 6. Klasse kenne. Aber man entwickelt sich halt in unterschiedlichen Richtung. Und freilich geht es bei uns Jungs echt derbe zu. Aber ich möchte nicht mehr über Witze über Frauen und den neusten Bundesliga-Ergebnissen unterhalten. Das hatte ich zwischen 14 - 20 und jetzt is gut. Natürlich ticken Leute mit Hauptschulabschluss auch anders (ich zum Beispiel war ja ein Hauptschüler!), aber ich sprach auch von meinen Kumpels. Die lachen wirklich über Furze oder pfeifen Mädels hinterher. So sind meine Kumpels. Die Freundschaften funktionieren aber für mich (!) nicht mehr. Aber das ist eine total andere Baustelle, die man nicht eben mit einem Absatz hinweg schreiben kann. Das war eine lange Entwicklung, dass ich und meine Kumpels uns auseinander entwickelt haben. Übrigens impliziert das nicht Dummheit aber ich komme aus einer bestimmten sozialen Schicht, in der es derber zugeht. Ich kann mich aber damit nicht mehr so identifizieren. Das hat weniger mit Intellekt oder Intelligenz zu tun, als mit ein Divergieren von Interessen. Das ist alles.
Übrigens tut es mir leid, falls ich dich verärgert haben sollte. Bin dir auch dankbar für jeden Tipp deinerseits. Wollte nicht so forsch antworten.