viele Menschen stellen sich vor, dass es das Paradies auf Erden ist, wenn man zu Hause arbeiten und sich seine Zeit frei einteilen kann. Ich weiß die Vorteile der Heimarbeit durchaus zu schätzen und möchte sie auch nicht infrage stellen. Es gibt aber auch Nachteile. Das sehen leider viele Menschen nicht. Wenn ich das einmal irgendwo erwähnt habe, bin ich bisher nur auf Unverständnis gestoßen.
Konkret führe ich Schreibarbeiten aus, sie sind nach nicht sonderlich gut bezahlt. Ich hätte nie gedacht, dass mich das Alleinsein so fertig machen kann. Ich fühle mich ausgeschlossen von allem und glaube, dass das Leben an mir vorbei geht.
Ich hatte einige Monate lang einen Nebenjob. Dadurch sind meine Existenzängste gewichen und ich kam mehr nach draußen. Nun habe ich den Job verloren. Ich versuche jeden Tag, die Heimarbeit positiv zu sehen. Scheinbar gibt es ja sehr viele Menschen, die das gern tun. Nur gelingt mir das mit dem positiv Sehen nicht so recht. Ich unternehme auch verschiedene Dinge (Sport, Suche nach Nebenjobs mit mehr Kontakt nach draußen). Trotzdem gibt es immer wieder Rückfälle in meine Sinnlosigkeitsgefühle. Dies ist vor allem so, wenn ich viel zu tun habe und nicht nur wochentags, sondern auch am Wochenende oder in der Nacht arbeiten muss. Da muss ich dann auf meine neu begonnenen Freizeitaktivitäten verzichten, was mir gar nicht gut tut. Bei der Heimarbeit kommen mir immer solche Gedanken wie: Soll das wirklich alles im Leben gewesen sein? Außerdem sind die Existenzängste nicht zu unterschätzen. Ich habe in regelmäßigen Abständen nächtliche Panikattacken, die allerdings verschwinden, wenn ich mich körperlich auspowere und sehr viel Sport mache.
Vielleicht kann meine Gedanken jemand nachvollziehen. Äußerlich mag das erscheinen, als sind das Luxusprobleme. Die Gefühle bei meiner Arbeit sind sehr zwiespältig. Einerseits Überforderung, andererseits Langeweile, dazu kommen die Existenzängste, der Termindruck und der Anspruch meiner Auftraggeber, dass ich immer 100 Prozent oder möglichst noch mehr geben soll. Das alles für wenig Geld (teilweise ein Stundensatz, der weit unter dem gesetzlichen Mindestlohn liegt). Was mich aber vor allem fertig macht, ist die quälende Einsamkeit bei der Arbeit. Hinzu kommt, dass meine Freizeit auch sehr knapp bemessen ist, da ich so ganz nebenei auch noch eine alte Mutter habe, die charakterlich sehr schwierig ist und bei der ich immer mehr den Verdacht habe, dass sie am Anfang einer Demenz steht. Andere Familienangehörige oder nennenswerte Freunde habe ich nicht.
17.11.2014 12:02 • • 22.11.2014 #1