Ehemaliges_Mitg.
Leider bin ich im Moment so traurig und durcheinander, habe den Kopf so voller Gedanken, daß es mir sehr schwer fällt, meine Situation sachlich und verständlich zu beschreiben.
Also ich bin weiblich und 43 Jahre alt. Ich war schon immer etwas schüchtern und auch als Kind schon einzelgängerisch veranlagt, hatte aber immer einen festen Freundeskreis, der jedoch im Laufe meines Lebens häufiger gewechselt hat.
Mit 18 habe ich dann eine Berufsausbildung in der Gastronomie gemacht, wodurch der Freundeskreis sehr schrumpfte, weil ich aufgrund der sehr schlechten Arbeitszeiten viele Verabredungen und Einladungen absagen mußte.
Ich konzentrierte mich also immer mehr auf einzelne Personen, was glaub ich sowieso meiner Persönlichkeit entspricht.
Dadurch habe ich mich immer mehr isoliert. Bis vor ca. vier Jahren, war der wichtigste Mensch in meinem Leben meine beste Freundin, die ich während einer zweiten Berufsausbildung zur Erzieherin kennengelernt habe.
Wir waren ständig zusammen, haben alles gemeinsam gemacht und schließlich auch gemeinsam gewohnt.
Sie hat mir einfach alles bedeutet, war mein Lebensmittelpunkt und ich hatte gedacht, das ist eine Freundschaft fürs Leben. Als die dann für mich völlig unerwartet zerbrach, weil sie sich in eine Frau verliebt hat, wurde mir vollkommen der Boden unter den Füßen weggezogen, gleichzeitig stand ein Arbeitsplatzwechsel an, der mich sehr lange sehr beansprucht hat. Habe sehr gelitten, Depressionen, Therapie und immer mehr Rückzug. Dann erkrankte mein Vater an Krebs und verstarb ein knappes Jahr später, ebenfalls ein sehr wichtiger Mensch in meinem Leben. Wieder Depressionen und Therapie. Es gab zwar immer noch ein paar eher lockere Kontakte, ich war aber oft zu müde, und habe mich nicht fähig für irgendwelche lustigen Freizeitaktivitäten gefühlt.
Habe mir immer jemanden, für gemeinsame Zeit, zum Reden und Zuhören und für ganz alltägliche Dinge gewünscht, keine großen Events. Solche leute kenne ich aber leider nicht.
Diese Kontakte, wo ich immer überall mitkommen konnte, es aber eigentlich auch keinen interessierte, wenn ich nicht da war, haben in mir dieses Gefühl von Einsamkeit immer größer werden lassen. Es fühlte sich viel besser an wirklich allein zu sein. Friedlich und ruhig irgendwie, nicht verstörend und anstrengend.
Ich habe mich mit dieser Situation irgendwie arrangiert, und habe mein Bedürfnis nach Freundschaft und Nähe eigentlich kaum noch gespürt.
Bis ich Ende letzten Jahres einem ehemaligen Arbeitskollegen, dem es psychisch sehr schlecht ging meine Hilfe angeboten habe. Daraus entstand ein sehr enges Miteinander, er wurde für einige Monate wieder mein Lebensmittelpunkt, zog vorübergehend bei mir ein, weil er dringend einen Tapetenwechsel brauchte.
Ich hatte endlich wiedermal jemanden, der mich brauchte, für den ich dasein konnte. Mir ging es wunderbar, obwohl es wirklich auch oft sehr schwierig und anstrengend war.
Ich konnte ihm bei der Therapeutensuche behilflich sein und war für ihn da, solange bis er einen Platz in der Klinik bekam.
Dort ist er jetzt seit einigen Wochen und es geht ihm viel besser, jetzt hat er sich in eine Patientin verliebt und ich habe so große Angst wieder ganz allein zu sein, und die Freundschaft zu verlieren.
Ich habe ihn in dieser Zeit wirklich sehr liebgewonnen, ich bin sehr froh, dass es ihm jetzt besser geht und bin auch ein bißchen Stolz darauf, dass ich ihn auf diesem Weg unterstützen durfte und konnte.
Es gab dann auch ein sexuelles Verhältnis zwischen uns, was die Sache halt schwierig gemacht hat. Er ist deutlich jünger als ich, und wollte sich nie fest an mich binden.
Jetzt erlebe ich wieder, dass diese neue Sache, dazu führt, dass er von einem Tag auf den anderen nur noch damit beschäftigt ist. Wie damals mit meiner besten Freundin, meine Probleme, damit umzugehen und ich glaube auch seine Schuldgefühle mir gegenüber stehen jetzt immer zwischen uns, und machen alles ganz schwer.
Wobei er immer ehrlich zu mir war und mir keine falschen Versprechungen gemacht hat. Ich warte jetzt immer dass er sich meldet, weil ich nicht lästig sein will und er meidet mich glaub ich, weil er andere Sachen im Kopf hat und sieht dass er mir wichtiger ist, als umgekehrt. Ich möchte ihn sogern als Freund behalten, habe im Moment aber das Gefühl er sucht nur noch Abstand. Obwohl er immer wieder sagt, er habe mich sehr lieb und ich sei wichtig. Vielleicht aber auch nur, damit er sich nicht so fühlen muß, als habe er mich nur ausgenutzt?
Weil ich jetzt sogern jemanden hätte, mit dem ich darüber und über die Einsamkeit reden kann, merke ich ganz bewußt, daß ich gar keinen Menschen habe, der jetzt da ist, und sei es nur am Telefon.
Habe heute zum ersten Mal schon mehrfach versucht die Telefonseelsorge anzurufen, weil ich das Alleinsein nicht ertragen konnte und viel geweint habe. Leider bin ich da nicht durchgekommen.
Ich würde mich sehr über Ratschläge und Zuspruch freuen.
S.
17.05.2013 22:32 • • 01.06.2021 #1