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Hallo Zusammen,

ich bin neu hier und durch meine Internetrecherche auf dieses Forum gestoßen.
Mein Name ist Ben, ich bin 28 Jahre alt und stecke gefühlt in einem Sog fest aus dem ich mich nicht befreien kann, welcher mich tiefer und tiefer in die Einsamkeit hinabzieht.

Es fällt mir unheimlich schwer mich anderen gegenüber auf Gefühlsebene zu öffnen, da dies bis jetzt nie gut angekommen ist. Liegt wohl an meiner Erziehung (alleinerziehende Mutter), mir wurde beigebracht meine Gefühle zu zeigen. Aufgrund einer enormen Anzahl negativer Erfahrungen habe ich dies eingestellt. Evtl. finde ich hier einen Hafen für meine Probleme in dem mir geholfen werden kann.

Nun zu mir und meiner Geschichte.

Ich war in jüngeren Jahren ein doch sehr hübsches Kind, war sogar im Quelle Katalog als Kindermodel. Im Laufe der Zeit habe ich dann (trotz ausreichender Bewegung) zugenommen. Meiner Mutter war dies zum damaligen Zeitpunkt egal. Sie hat es auf heimliches Süßigkeiten naschen geschoben. Da ich bereits in im Kindergarten immer zwei Köpfe größer war als alle anderen relativierte sich die recht starke Gewichtszunahme meistens. Ich wurde trotzdem sehr oft gemobbt und mit passenden Sprüchen abgefertigt Specki ... usw.. Das hat damals wehgetan, und das tut es auch heute noch.

Diese Gewichtsprobleme gingen weiter und weiter, bis 2011 sehr starke Kopfschmerzen einsetzten die mich bis an den Rand der Verzweiflung gebracht haben. Ich hatte sogar kurfristig das Bedürfnis zu sterben da mir niemand helfen konnte. Auch Schmerzmittel halfen nicht mehr. Nach Wochen des Leidens und sehr vielen Untersuchungen (EEG, Schlaflabor etc.) wurde bei mir ein CT des Schädels gemacht, dabei wurde ein ca. 6cm großer Tumor gefunden welcher sicht direkt an der Hypophyse https://de.wikipedia.org/wiki/Hypophyse befand. Nach einer Biopsie wurde bestätigt das es ein gutartiger Tumor ist, welcher durch ein Medikament behandelt werden konnte. Dieses Medikament hat Nebenwirkungen zu denen unter anderem Schlaflosigkeit und Müdigkeit gehören.

Der Großteil des Tumorgewebes ist mittlerweile verschwunden, die Nebenwirkungen leider nicht. Doch damit kann man sich abfinden bzw. daran gewöhnen da man ohne Medikamente nur wieder die Gefahr eines erneuten Wachstums schüren würde.

Nun ist die Hypophyse eine der wichtigsten Hormondrüsen welche meinen Körper massiv beeinflust hat.
Über Jahre Hinweg praktisch kein Stoffwechsel (deshalb die Gewichtszunahme), gestörte Testosteronproduktion (Bartwuchs erst mit 25, Probleme beim Muskelaufbau und weichere Gesichstzüge... einfach weniger Markant). Diesen Makel des Aussehens versuche ich mittlerweile mit einem doch recht üppigen Bart zu kaschieren welcher mir zumindest einen Hauch von Männlichkeit gibt.

Dies hat wohl auch dafür gesorgt das mein Selbstvertrauen praktisch nicht mehr vorhanden ist. Ich habe das Gefühl gegenüber anderen Männern durch die Bank weg im Nachteil zu sein. Ich sehe nicht Männlich genug aus. Bin nicht so kräftig wie andere. Ich bin 1,89 cm groß und wiege 103kg. Die Probleme mit dem Stoffwechsel machen das abnehmen zu einer Qual.

Nun was hat das mit Einsamkeit zu tun. Ich für mich fühle mich aufgrund meines Aussehens sowie meiner Erziehung eigentlich immer und durchgehend als Fremdkörper.
In der Gegenwart meiner Familie, unter meinen Freunden (den paar die ich noch nicht mit Depressiven Episoden verscheucht habe) und auch auf der Arbeit.

Wie bereits erwähnt wurde ich erzogen meine Gefühle offen zu zeigen, und mein Herz auf der Zunge zu tragen. Hierzu gehören auch höfliche Umgangsformen und gegenüber Frauen natürlich ein Gentleman zu sein. Das scheint nur in der heutigen Ey alda Gesellschaft weniger gefragt zu sein. Ein Großteil meiner Freunde schwänkt schon auf den nächsten Lebensabschnitt ein... Haus, Frau und Kinder.
Ich bin 28 und hatte erst eine Freundin, und das auch nur für 6 Monate. Hormonelle folgen nannte der Arzt mein langes desinteresse an Frauen. Und ja irgendwie hat es mir auch nicht gefehlt. Doch da die Behandlung fortschreitet und sich auch einige Probleme legen, so wird auch durch die Umstellung das Verlangen geweckt. Nach einer Partnerin... einem Menschen der einen versteht. Meine bisherigen Versuche (Bar, Club, Internet, Blinddate über Bekannte), man könnte fast sagen ich habe eigentlich alles ausprobiert sind fehlgeschlagen oder haben nur zu noch mehr Schmerz geführt.

Wenn man gesagt bekommt: Du bist nicht mein Typ, du siehst sehr weiblich aus. So etwas schmerzt und zieht einen nur tiefer herunter. Die Freunde verstehen einen nicht, können einem nicht helfen.
Die Familie versteht einen auch nicht (du siehst gut aus). Es ist mittlerweile soweit das ich meine Gefühle die ich gegenüber anderen haben nicht mehr aussprechen kann, da ich Angst vor Zurückweisung habe. Auch habe ich das Gefühl die Gefühle anderer mir gegenüber nicht mehr warnehmen oder sogar deuten zu können. Schaut meine Kollegin mich nur nett an oder ist da mehr? Soll ich meine Gefühle die ich Ihr gegenüber habe offen ansprechen? Was mache ich wenn Sie nicht so fühlt wie ich?

Diese Fragen, diese Gedanken, die Angst davor für immer alleine zu bleiben und die Hilflosigkeit die ich in mir trage fressen mich förmlich auf. Wenn ich im Bett liege fängt mein Kopf an zu rattern und denkt über alle möglichen Varianten nach was passieren könnte, wie meine Zukunft wohl aussehen mag. Mehr als 4 Stunden schlafe ich i.d.R. nicht. Fragen ob ich jemals jemanden finden werde der mich so akzeptiert wie ich bin, der mich vll. sogar liebt? Hmm... Liebe, etwas das ich in meinem Leben nur sehr selten erfahren habe.

Es dreht sich alles im Kreis, Tag für Tag für Tag. Ich habe das Gefühl auf der Stelle zu treten. Und mit jedem Tag wird es etwas schlimmer. Die Frage ist wie lange ich es noch aushalte, wann ist der Grad an Vereinsamung zu groß um ihn reparieren zu können?

Mir wird das alles aktuell zuviel, ich möchte mich am liebsten im Bett verkriechen, weinen und erst wieder das Haus verlassen wenn sich alles geändert hat. Aber so einfach wird es wohl nicht sein, dessen bin ich mir bewusst.

Ich habe eine Pyschologin kontaktiert und hoffe hier bald eine Behandlung meiner Probleme starten zu können. Wie lange dies in der heutigen Zeit dauern kann wissen wir wohl alle. Ich möchte mich einfach mit Menschen austauschen die meinen Schmerz und meine Probleme sowie Ängste nachvollziehen können.

Sorry für den vielen Text, ich bin hier und da wohl auch etwas abgeschweift aber es wurde Zeit das ich das loswerde.

Viele Grüße
Ben

23.07.2015 21:55 • 25.07.2015 #1


3 Antworten ↓


Hallo lieber Ben,

ich bin weiblich und sage dir mal was:
Deine Mama hat ALLES richtig gemacht! Auch wenn Frauen offenkundig immer so aussehen, als wollen sie den typischen Indianer kennen keinen Schmerz Mann, werden die meisten doch sehen, dass sie damit eben nicht glücklich werden! Also da lass dir mal nix einreden von falscher, schlechter oder was auch immer Erziehung! Ich und sicherlich viele andere finden es sehr gut, wenn Männer ihre Gefühle zeigen können. Machos und Checker gibt es doch genug und die reichen alle Mal für eine Nacht!

Angst vor Zurückweisung hat glaube ich auch jeder schon durch. Ich selber wurde damals auch gemobbt und das ohne ersichtlichen Grund. Hier auf dem Dorf habe ich einfach der falschen Szene angehört, das reicht schon aus, dass jeder Angst vor mir hatte und das durch Mobbing versuchen musste zu kompeniseren!

Und man kann immer alles reparieren, du musst es dann nur zulassen können, wenn es denn so weit ist. Manche Menschen brauchen eben etwas länger um den passenden Deckel zu finden.
Und ich glaube nicht, dass deine Familie das nicht versteht, Familien sind die Meister darin, Sachen zu verstehen, es aber nicht auszusprechen. Sie wollen dir einfach Mut machen und dir nicht noch mehr einreden, was du denkst zu sein.

Das mit dem im Bett verkriechen kennt hier jeder, ist aber nicht des Problems Lösung! Viel mehr hilft es rauszugehen, Sachen zu machen, die einem Spaß machen! Und setz dich nicht unter Druck. Quäle dich nicht mit einem Hobby, was dich an irgendwas zwingend bindet. Ich kenne das selber, wenn ich keine Lust habe rauszugehen, dann gehe ich nicht raus. Und da bringt mir kein Hobby was, in dem ich ohne Regelmäßigkeit nichts erreiche.

Also, erstmal Kopf hoch, das wird alles! Den ersten Schritt hast du ja gemacht, dass du eine Psychologin kontaktiert hast. Und ich kann dir da auch Positives berichten: Bei mir ging das innerhalb von 2 Wochen!

Liebe Grüße Anthana

A


Sog der Einsamkeit - fühle mich allein

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Hi Ben.
Wäre es eine Möglichkeit in eine WG zu ziehen oder selbst eine zu gründen? Du bist dafür ja eigentlich noch in einem guten Alter. Zwischen 20 und 30 gibt es z. B. viele Studenten-WGs. Das ist nun nicht das gleiche wie eine Partnerschaft, aber es bringt einen in Kontakt zu anderen Menschen. Evtl. öffnen sich dadurch auch Türen zu einer Partnerin. Auf jeden Fall hilft es aber gegen Einsamkeit.

Was Deine Optik angeht: Ich hab jetzt kein Foto gesehen von Dir, aber ich z. B. stehe eher auf Männer mit weiblichen Zügen. Wenig Muskeln, dünne Beinchen, am liebsten auch wenig Körperbehaarung Also pauschal kann man nicht sagen, dass Frauen alle nur auf stark männliches Aussehen stehen. Das ist einfach Geschmackssache!

LG Sabine

Hallo Zusammen,

vielen Dank für die aufmunternden Worte.
Bis jetzt hat sich die Psychologin zwar noch nicht gemeldet, aber alleine meine aktuelle Gefühlslage einigermaßen offen legen zu können hat mir gefühlt schon etwas geholfen.

@Anthana: Danke, ja das mit dem Psychologen hat auch lange genug gedauert, da ich immer gedacht habe das ist nur eine kurze depressive Phase. Doch über kurz oder lang war es wohl Zeit mir wirklich einzugestehen das ich Hilfe benötige. Etwas das ich eigentlich nicht gewohnt bin. Alleinerziehende Mutter, da muss man schon früh anpacken. Mehrere potentielle Stiefväter, einer schlimmer als der andere.
Darunter auch der, der mich als PunchingBall benutzt hat. Die Antwort auf was ist dir denn passiert? ... Bin die Treppe runtergefallen kenn ich gut genug. Bis zu dem Punkt an dem meine Mutter mir sagte Sie müsse sich entscheiden. Ein Freund oder Ihr Sohn.. und so setzte Sie mich mit 14 vor die Tür. Das alles hat wohl auch seine Spuren hinterlassen. Ich musste auch früh feststellen das man Menschen nicht vertrauen kann, sich nicht auf Sie verlassen kann. Ich kenne das Schlechte in den Menschen zur genüge. Ich merke das ich schon wieder etwas abschweife....

Das Standing meiner Mutter innerhalb der Familie ist nicht gerade gut, wir verstehen uns heute zwar wieder, aber nur weil wir über diese Themen einfach nicht mehr reden. Es wird einfach totgeschwiegen.
Da ich der Sohn meiner Mutter bin und es auch hier eine familiäre Vorgeschichte gibt was meine Mutter angeht, kann ich hier auch nicht auf Hilfe hoffen.

Hier ist denke ich einfach ein erstes Gespräch mit einem Seelendoktor nötig.


@bine: es ist nicht so das ich gar keinen Kontakt zu anderen Menschen habe. Ich habe auch auf der Arbeit sehr viele Kontakte. Fühle mich aber generell immer als unverstandener Fremdkörper, als einzigster Keim in einer sterilen Umgebung. Es fehlt einfach eine Person die mich wirklich versteht. Ein Bild kann ich dir gerne zukommen lassen, dann kannst du dir selber ein Bild von mir machen.

Viele Grüße
Ben





Dr. Reinhard Pichler
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