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handwäsche45gra.
mich beschäftigt das Thema schon ein bischen länger und am ende geben es auch die Hamburger zu das es hier nicht einfach ist....
hierzu habe ich mal ein pro /Contra bericht aus eienr zeitung gefunden (ein bischen geduld beim lesen ist gefragt )
Die Hamburger sind offensichtlich zu bequem, etwas aus ihrem Talent zu machen
Unbestritten ist Hamburg eine sehr schöne Stadt. Das ist aber auch das Beste, was man über sie sagen kann. Die Stadt wird nämlich maßlos überschätzt, vor allem von ihren eigenen Bewohnern.
Gediegen sei Hamburg, habe Stil und Klasse. Stimmt, aber erlebbar ist das nur für Hanseaten, die Zugang haben zum inneren Zirkel des Stadtstaates. Zu jenen vermeintlich noblen Netzwerken und Treffen wie dem traditionellen Matthiae-Mahl, wo seit Jahrhunderten ein Standesdünkel gepflegt wird, wie es ihn sonst nirgendwo mehr in Deutschland gibt.
Klasse heißt in Hamburg: Man muss den richtigen Kinderwagen besitzen
Klasse heißt in Hamburg, man muss altes Geld haben, im richtigen Viertel wohnen, die richtigen Freunde haben, den richtigen Kinderwagen besitzen, sonst gehört man nicht dazu. Stil kann man schnell als Arroganz entlarven. Wer nach Hamburg zuzieht, hat damit jahrelang zu kämpfen. In der Kneipe Leute kennenlernen wie in anderen Städten – Fehlanzeige. Hamburger bleiben lieber unter sich und ziehen nur unter größten Widerständen aus ihrer Stadt weg, um ohnehin eher früher als später wieder zurückzukehren. Impulse von außen meinen sie nicht nötig zu haben. Man gibt sich in der Hansestadt gerne international und meint damit Kampen auf Sylt und im besten Fall noch London. Und da natürlich nur Notting Hill und Chelsea.
Der letzte kulturelle Beitrag, der von Hamburg wahrgenommen wurde, war der Aufstieg des Modemachers Karl Lagerfeld in Paris vor Jahrzehnten. In der Kunstszene gilt die Stadt als provinziell. Bedeutende Ausstellungen gehen nach Düsseldorf, Berlin oder München. Und selbst Hamburgs zeitgenössischer Vorzeigekünstler Jonathan Meese zieht es vor, zeitweise in Berlin zu leben und ansonsten in Ahrensburg, also jenem Vorort, auf den waschechte Hamburger gerne mitleidig herunterschauen. Denn nichts ist dem Hanseaten wichtiger als sein Umfeld. Und so sieht man denn auch das junge Bürgertum als geklonte Individualisten durch Eppendorf ziehen. Einstige Viertel, die für Reibung und Aufbruch standen wie die Schanze, St. Georg oder der Kiez, sind längst zu Mainstream-Plätzen für Leute mit dem nötigen Kleingeld in der Tasche geworden. Der normale Hamburger kann sich seine Stadt kaum noch leisten und haust in Billstedt oder Wilhelmsburg. Schön unter sich, wie es sich eben in Hamburg gehört.
Das vermeintliche Tor zur Welt ist ein Tor in die Vergangenheit
Während sich etwa in Berlin und Düsseldorf längst eine neue Form der Kreativitätswirtschaft formiert, in der Architekten, Künstler, Werbe- und Verlagsleute, Filmemacher, Wissenschaftlern und Designer zusammenrücken und gemeinsame Projekte initiieren, bleiben die Zirkel in Hamburg unter sich. Damit riskieren sie jedoch, den Anschluss an die neue Wirtschaftsklasse zu verlieren, die immerhin schon weltweit 10% des Wirtschaftswachstums generiert. In Hamburg setzt man lieber auf traditionelles Geschäft wie den Container-Hafen. Das vermeintliche Tor zur Welt ist vor allem ein Tor in die Wirtschaftsvergangenheit. Dabei hat Hamburg eigentlich ein unglaubliches Potenzial an kreativer Energie, würde man sie denn geschickt zusammenführen. Die Werbe- und Verlagszene ist mit vielen Talenten gut bestückt, die aber offensichtlich zu bequem sind, wirklich etwas daraus zu machen, sich zu inspirieren und gegenseitig aufzustacheln.
Am Ende bleibt Hamburg seltsam konturen- und kulturlos. Es gibt noch nicht mal eine Bier- oder Weinkultur in dieser Stadt. Es gibt keinen Aufbruch und kaum noch Reibung. Das bedeutet aber Stillstand und das merkt man an jeder Ecke in Hamburg, wo man pittoresk sitzen kann, aber nach einer Stunde nicht mehr weiß, ob ein paar Minuten oder gar Jahre vergangen sind. Dazu passt auch, dass Hamburgs Vorzeigestraße Jungfernstieg gerade für Millionen aufgepeppt wird. Natürlich ist der Blick auf die Fontäne an der Binnenalster schön. Aber mehr eben auch nicht. Die Stadt droht schlicht, in Schönheit zu sterben.
Kurzansicht
München swingt, Hamburg ist Polonaise
Sie hieß Birgit und kam aus Blankenese. Ihr Vater war reich. Ihre Mutter schaffte an. Das Haus in der Herbertstraße, wo deren Freier verkehrten, gehörte ihrem Vater.
Birgit war blond und wild. Sie kannte die Beatles. Einer von ihnen, George Harrison, kannte ihre Mutter. Ziemlich gut, sagte Birgit, als ich sie am Timmendorfer Strand kennenlernte. An jenem Wochenende war ich mal wieder hoch getrampt. Ich kam aus Fissenknick. Das heißt wirklich so, und liegt im Lippischen, wo auch Gerhard Schröder und Frank-Walter Steinmeier herkommen. In dieser Ecke ist man gierig auf Leben. Was soll ich sagen: Hamburg war für mich die ganz große Welt. Damals. 1962 fing das an. Im Starclub starteten die Beatles ihre Weltkarriere. Im Top Ten röhrten die Kinks Lola, die Searchers näselten Needles and Pins, und Herman Hermits schnulzten No milk today. Am Fischmarkt gab es reichlich **** Und an den Wochenenden zog die Karawane von Töchtern und Söhnen der Pfeffersäcke an die Ostsee. Nachts wurde am Strand gesoffen, gek. und dann war Showtime. Das erste *beep* Paar wurde prämiert. Das war Hamburg.
Hamburg ist etwas für den Ruhestand
Du bist so dumm wie Ribbentrop, musste sich der junge Karl Lagerfeld gelegentlich von seiner strengen Mutter beschimpfen lassen. Diese Geschichte hat insofern mit Hamburg zu tun, als Lagerfeld dort geboren wurde und aufwuchs. Warum, fragte ich ihn auf seinem Landsitz in Biarritz, war Ihre Mutter so böse? Lagerfeld: Sie war wirklich frech wie Straßendreck. Aber diesmal meinte sie es gut mit mir. Sie sagte: Hamburg ist das Tor zur Welt. Also renn ganz schnell raus. Hier bringst du es höchstens zum Zeichenlehrer.
Der kleine Karl türmte schnurstracks nach Paris. Auch sein Hamburger Anwesen veräußerte er später. Den Grund erklärte er mir so: Weil es auf der Terrasse ein unheimliches Echo gab. Ich hörte dort die Stimmen meiner Eltern. Außerdem fand ich, dass Hamburg etwas für den Ruhestand ist.
Mag sein, dass Hamburg tatsächlich von allen guten Geistern verlassen ist. Zumindest Gerhard Meir, der Starfriseur ist nach siebzehn Jahren reumütig in seine Heimatstadt München zurückgekehrt. Seine Hamburger Dependance ist geschlossen. Er erinnert sich: Die klassische Hamburgerin trägt Perlenkette, Twinset, Jil Sander, selbstverständlich allerbeste Qualität. Der Gatte sieht sich als Landlord, Barbourjacke, handgenähte Budapester, Landrover. Und dann gibt es da Ole von Beust, den charming boy, dem keiner böse sein kann. Nicht zu vergessen die Werber, gegeelt, schmale Krawatte, spitze Schuhe. Höchst dynamisch. In ihren Prada-Anzügen sehen sie aus wie eine Mischung aus jungem Törless und Boss-Werbung.
In Hamburg verdorrt die Subkultur
In Hamburg verdorrt auch die Subkultur, polemisierte kürzlich die Münchner Schriftstellerin Harriet Köhler. Ausgerechnet Die Zeit gab ihr ein breites Forum. Deren aus München stammender Chefredakteur Giovanni di Lorenzo: Die wahre Gegenspielerin von München ist nicht Hamburg und von Hamburg nicht München. Beider Städte Rivalin ist Berlin. Beide Städte, München und Hamburg, beide schön, beschaulich, wohlhabend, sind sich ähnlicher als sie glauben.
Allerdings: Man muss die Benimmregeln kennenlernen. Hamburger sind großartige Gastgeber. Aber wehe, man ruft an und sagt: Gehen wir in zwei Stunden Nudeln essen? Das klingt als würde man fragen: Gehen wir heute in den Pu.?
Und in München, Giovanni? Die Münchener Frauen, die ich kenne, sagen: Wenn dich in Hamburg ein Mann anschaut, denkst du: Oh Gott, habe ich einen Fleck auf dem T-Shirt?
Der Hamburger trägt die Nase noch höher, wenn der Wind aus Süden bläst
Auch mich hätte es vor elf Jahren fast nach Hamburg verschlagen. Der damalige Chefredakteur eines Blattes, das Jahre zuvor mit den legendären Tagebüchern eines Fritz *beep* einen globalen Überraschungscoup gelandet hatte, machte mir ein verlockendes Angebot, hanseatisch direkt: Wir haben hier ein paar ältere Sesselfurzer, die ich durch jüngere Kollegen ersetzen möchte. Ich war damals aber auch schon 52 und sagte ab. Er reagierte so, wie ich es erwartet hatte: Typisch München. Sie wollten doch nur Ihren Marktwert steigern. – Ich hatte gelernt: Der Hamburger trägt seine Nase noch höher, wenn der Wind aus Süden bläst.
Vielleicht hatte er auch ein bisschen Recht. Aber eigentlich wollte ich nur in München bleiben. In München ist es wärmer als in Hamburg. Und das liegt nicht an der Sonne. Hamburg versucht zu leben, München lebt. Na schön, Hamburg hat Ammer, Bohlen und Eva Herman. Lauter tolle Leute. Aber wenn sogar Ronald Barnabas Schill die Stadt verlässt, hat das ja nicht nur mit Dro. zu tun. Damals, als er sich zur Wahl stellte, riefen viele Hamburger Meinungsmacher und Society-Größen bei BUNTE an: Das ist einer. Der möbelt alles auf. Mit dem müsst ihr unbedingt ein Interview machen. Der hat das Zeug zum Kanzler. Als Schill sich dann in seinem Größenwahn selber hinrichtete, wollte keiner mehr daran erinnert werden, der ihn als Messias bejubelt hatte.
München hat Bayern, Hamburg den HSV. FC St. Pauli, immerhin, gefällt mir besser als die Löwen. Die Jungs von Millerntor erinnern an die großartige Zeit mit Birgit und den Beatles, als Hamburg noch swingte. Heute swingt München, Hamburg ist Polonaise.
Und nun die Antwort. Nein, Hamburg ist nicht die kommende Metropole. Vielleicht für einen Kollegen, der dieser Tage von Hamburg nach Berlin übersiedelt: Hamburg finde ich großartig und wenn Hamburg und Berlin zusammenwachsen, bekommt München Probleme. Mit dem Zug, so seine Rechnung, seien es gerade mal 90 Minuten. Keine dumme Idee: Berlin frisst Hamburg. Ein Fall für Werber. Holger Jung, übernehmen Sie! Und wenn sie Rat brauchen: Einfach Roland Berger anrufen. In München.
Hamburg ist reich und wahnsinnig langweilig
In Hamburg lebt ein in ganz Deutschland überaus beliebter Meinungsmacher. So berühmt ist er, dass die Hamburger sich gern mit ihm schmücken. Da sich das nicht ändern soll, bittet der Mann anonym zu bleiben. Gern. Was aber hat er inkognito zu sagen? Hamburg gibt sich liberal, ist reich und wahnsinnig langweilig. Kürzlich war eine alte Lady der feinsten und reichsten Gesellschaft meine Tischdame. Ich fragte, warum sie und ihresgleichen nichts für die Kultur tun? Wir packen unser Geld nicht in Kunst, sondern aufs Kontor, meinte sie ehrlich.
Das Schönste an Hamburg ist das Taxi zum Flughafen. Als ich meine Wohnung am Münchener Viktualienmarkt aufschloss, lief auf unserem CD-Player mal wieder Frauen regieren die Welt, der Lieblingssong meiner Frau Martina. Und irgendwie hat mich Roger Cicero, der Hamburger Jazzsänger, einen Tag später mit seiner Heimatstadt versöhnt. Nach seinem großartigen Konzert in der Münchener Philharmonie letzten Dienstag sagte er: München hat das tollste Publikum überhaupt.
Alles Roger. Der Mann weiß, was gut ist.
hierzu habe ich mal ein pro /Contra bericht aus eienr zeitung gefunden (ein bischen geduld beim lesen ist gefragt )
Die Hamburger sind offensichtlich zu bequem, etwas aus ihrem Talent zu machen
Unbestritten ist Hamburg eine sehr schöne Stadt. Das ist aber auch das Beste, was man über sie sagen kann. Die Stadt wird nämlich maßlos überschätzt, vor allem von ihren eigenen Bewohnern.
Gediegen sei Hamburg, habe Stil und Klasse. Stimmt, aber erlebbar ist das nur für Hanseaten, die Zugang haben zum inneren Zirkel des Stadtstaates. Zu jenen vermeintlich noblen Netzwerken und Treffen wie dem traditionellen Matthiae-Mahl, wo seit Jahrhunderten ein Standesdünkel gepflegt wird, wie es ihn sonst nirgendwo mehr in Deutschland gibt.
Klasse heißt in Hamburg: Man muss den richtigen Kinderwagen besitzen
Klasse heißt in Hamburg, man muss altes Geld haben, im richtigen Viertel wohnen, die richtigen Freunde haben, den richtigen Kinderwagen besitzen, sonst gehört man nicht dazu. Stil kann man schnell als Arroganz entlarven. Wer nach Hamburg zuzieht, hat damit jahrelang zu kämpfen. In der Kneipe Leute kennenlernen wie in anderen Städten – Fehlanzeige. Hamburger bleiben lieber unter sich und ziehen nur unter größten Widerständen aus ihrer Stadt weg, um ohnehin eher früher als später wieder zurückzukehren. Impulse von außen meinen sie nicht nötig zu haben. Man gibt sich in der Hansestadt gerne international und meint damit Kampen auf Sylt und im besten Fall noch London. Und da natürlich nur Notting Hill und Chelsea.
Der letzte kulturelle Beitrag, der von Hamburg wahrgenommen wurde, war der Aufstieg des Modemachers Karl Lagerfeld in Paris vor Jahrzehnten. In der Kunstszene gilt die Stadt als provinziell. Bedeutende Ausstellungen gehen nach Düsseldorf, Berlin oder München. Und selbst Hamburgs zeitgenössischer Vorzeigekünstler Jonathan Meese zieht es vor, zeitweise in Berlin zu leben und ansonsten in Ahrensburg, also jenem Vorort, auf den waschechte Hamburger gerne mitleidig herunterschauen. Denn nichts ist dem Hanseaten wichtiger als sein Umfeld. Und so sieht man denn auch das junge Bürgertum als geklonte Individualisten durch Eppendorf ziehen. Einstige Viertel, die für Reibung und Aufbruch standen wie die Schanze, St. Georg oder der Kiez, sind längst zu Mainstream-Plätzen für Leute mit dem nötigen Kleingeld in der Tasche geworden. Der normale Hamburger kann sich seine Stadt kaum noch leisten und haust in Billstedt oder Wilhelmsburg. Schön unter sich, wie es sich eben in Hamburg gehört.
Das vermeintliche Tor zur Welt ist ein Tor in die Vergangenheit
Während sich etwa in Berlin und Düsseldorf längst eine neue Form der Kreativitätswirtschaft formiert, in der Architekten, Künstler, Werbe- und Verlagsleute, Filmemacher, Wissenschaftlern und Designer zusammenrücken und gemeinsame Projekte initiieren, bleiben die Zirkel in Hamburg unter sich. Damit riskieren sie jedoch, den Anschluss an die neue Wirtschaftsklasse zu verlieren, die immerhin schon weltweit 10% des Wirtschaftswachstums generiert. In Hamburg setzt man lieber auf traditionelles Geschäft wie den Container-Hafen. Das vermeintliche Tor zur Welt ist vor allem ein Tor in die Wirtschaftsvergangenheit. Dabei hat Hamburg eigentlich ein unglaubliches Potenzial an kreativer Energie, würde man sie denn geschickt zusammenführen. Die Werbe- und Verlagszene ist mit vielen Talenten gut bestückt, die aber offensichtlich zu bequem sind, wirklich etwas daraus zu machen, sich zu inspirieren und gegenseitig aufzustacheln.
Am Ende bleibt Hamburg seltsam konturen- und kulturlos. Es gibt noch nicht mal eine Bier- oder Weinkultur in dieser Stadt. Es gibt keinen Aufbruch und kaum noch Reibung. Das bedeutet aber Stillstand und das merkt man an jeder Ecke in Hamburg, wo man pittoresk sitzen kann, aber nach einer Stunde nicht mehr weiß, ob ein paar Minuten oder gar Jahre vergangen sind. Dazu passt auch, dass Hamburgs Vorzeigestraße Jungfernstieg gerade für Millionen aufgepeppt wird. Natürlich ist der Blick auf die Fontäne an der Binnenalster schön. Aber mehr eben auch nicht. Die Stadt droht schlicht, in Schönheit zu sterben.
Kurzansicht
München swingt, Hamburg ist Polonaise
Sie hieß Birgit und kam aus Blankenese. Ihr Vater war reich. Ihre Mutter schaffte an. Das Haus in der Herbertstraße, wo deren Freier verkehrten, gehörte ihrem Vater.
Birgit war blond und wild. Sie kannte die Beatles. Einer von ihnen, George Harrison, kannte ihre Mutter. Ziemlich gut, sagte Birgit, als ich sie am Timmendorfer Strand kennenlernte. An jenem Wochenende war ich mal wieder hoch getrampt. Ich kam aus Fissenknick. Das heißt wirklich so, und liegt im Lippischen, wo auch Gerhard Schröder und Frank-Walter Steinmeier herkommen. In dieser Ecke ist man gierig auf Leben. Was soll ich sagen: Hamburg war für mich die ganz große Welt. Damals. 1962 fing das an. Im Starclub starteten die Beatles ihre Weltkarriere. Im Top Ten röhrten die Kinks Lola, die Searchers näselten Needles and Pins, und Herman Hermits schnulzten No milk today. Am Fischmarkt gab es reichlich **** Und an den Wochenenden zog die Karawane von Töchtern und Söhnen der Pfeffersäcke an die Ostsee. Nachts wurde am Strand gesoffen, gek. und dann war Showtime. Das erste *beep* Paar wurde prämiert. Das war Hamburg.
Hamburg ist etwas für den Ruhestand
Du bist so dumm wie Ribbentrop, musste sich der junge Karl Lagerfeld gelegentlich von seiner strengen Mutter beschimpfen lassen. Diese Geschichte hat insofern mit Hamburg zu tun, als Lagerfeld dort geboren wurde und aufwuchs. Warum, fragte ich ihn auf seinem Landsitz in Biarritz, war Ihre Mutter so böse? Lagerfeld: Sie war wirklich frech wie Straßendreck. Aber diesmal meinte sie es gut mit mir. Sie sagte: Hamburg ist das Tor zur Welt. Also renn ganz schnell raus. Hier bringst du es höchstens zum Zeichenlehrer.
Der kleine Karl türmte schnurstracks nach Paris. Auch sein Hamburger Anwesen veräußerte er später. Den Grund erklärte er mir so: Weil es auf der Terrasse ein unheimliches Echo gab. Ich hörte dort die Stimmen meiner Eltern. Außerdem fand ich, dass Hamburg etwas für den Ruhestand ist.
Mag sein, dass Hamburg tatsächlich von allen guten Geistern verlassen ist. Zumindest Gerhard Meir, der Starfriseur ist nach siebzehn Jahren reumütig in seine Heimatstadt München zurückgekehrt. Seine Hamburger Dependance ist geschlossen. Er erinnert sich: Die klassische Hamburgerin trägt Perlenkette, Twinset, Jil Sander, selbstverständlich allerbeste Qualität. Der Gatte sieht sich als Landlord, Barbourjacke, handgenähte Budapester, Landrover. Und dann gibt es da Ole von Beust, den charming boy, dem keiner böse sein kann. Nicht zu vergessen die Werber, gegeelt, schmale Krawatte, spitze Schuhe. Höchst dynamisch. In ihren Prada-Anzügen sehen sie aus wie eine Mischung aus jungem Törless und Boss-Werbung.
In Hamburg verdorrt die Subkultur
In Hamburg verdorrt auch die Subkultur, polemisierte kürzlich die Münchner Schriftstellerin Harriet Köhler. Ausgerechnet Die Zeit gab ihr ein breites Forum. Deren aus München stammender Chefredakteur Giovanni di Lorenzo: Die wahre Gegenspielerin von München ist nicht Hamburg und von Hamburg nicht München. Beider Städte Rivalin ist Berlin. Beide Städte, München und Hamburg, beide schön, beschaulich, wohlhabend, sind sich ähnlicher als sie glauben.
Allerdings: Man muss die Benimmregeln kennenlernen. Hamburger sind großartige Gastgeber. Aber wehe, man ruft an und sagt: Gehen wir in zwei Stunden Nudeln essen? Das klingt als würde man fragen: Gehen wir heute in den Pu.?
Und in München, Giovanni? Die Münchener Frauen, die ich kenne, sagen: Wenn dich in Hamburg ein Mann anschaut, denkst du: Oh Gott, habe ich einen Fleck auf dem T-Shirt?
Der Hamburger trägt die Nase noch höher, wenn der Wind aus Süden bläst
Auch mich hätte es vor elf Jahren fast nach Hamburg verschlagen. Der damalige Chefredakteur eines Blattes, das Jahre zuvor mit den legendären Tagebüchern eines Fritz *beep* einen globalen Überraschungscoup gelandet hatte, machte mir ein verlockendes Angebot, hanseatisch direkt: Wir haben hier ein paar ältere Sesselfurzer, die ich durch jüngere Kollegen ersetzen möchte. Ich war damals aber auch schon 52 und sagte ab. Er reagierte so, wie ich es erwartet hatte: Typisch München. Sie wollten doch nur Ihren Marktwert steigern. – Ich hatte gelernt: Der Hamburger trägt seine Nase noch höher, wenn der Wind aus Süden bläst.
Vielleicht hatte er auch ein bisschen Recht. Aber eigentlich wollte ich nur in München bleiben. In München ist es wärmer als in Hamburg. Und das liegt nicht an der Sonne. Hamburg versucht zu leben, München lebt. Na schön, Hamburg hat Ammer, Bohlen und Eva Herman. Lauter tolle Leute. Aber wenn sogar Ronald Barnabas Schill die Stadt verlässt, hat das ja nicht nur mit Dro. zu tun. Damals, als er sich zur Wahl stellte, riefen viele Hamburger Meinungsmacher und Society-Größen bei BUNTE an: Das ist einer. Der möbelt alles auf. Mit dem müsst ihr unbedingt ein Interview machen. Der hat das Zeug zum Kanzler. Als Schill sich dann in seinem Größenwahn selber hinrichtete, wollte keiner mehr daran erinnert werden, der ihn als Messias bejubelt hatte.
München hat Bayern, Hamburg den HSV. FC St. Pauli, immerhin, gefällt mir besser als die Löwen. Die Jungs von Millerntor erinnern an die großartige Zeit mit Birgit und den Beatles, als Hamburg noch swingte. Heute swingt München, Hamburg ist Polonaise.
Und nun die Antwort. Nein, Hamburg ist nicht die kommende Metropole. Vielleicht für einen Kollegen, der dieser Tage von Hamburg nach Berlin übersiedelt: Hamburg finde ich großartig und wenn Hamburg und Berlin zusammenwachsen, bekommt München Probleme. Mit dem Zug, so seine Rechnung, seien es gerade mal 90 Minuten. Keine dumme Idee: Berlin frisst Hamburg. Ein Fall für Werber. Holger Jung, übernehmen Sie! Und wenn sie Rat brauchen: Einfach Roland Berger anrufen. In München.
Hamburg ist reich und wahnsinnig langweilig
In Hamburg lebt ein in ganz Deutschland überaus beliebter Meinungsmacher. So berühmt ist er, dass die Hamburger sich gern mit ihm schmücken. Da sich das nicht ändern soll, bittet der Mann anonym zu bleiben. Gern. Was aber hat er inkognito zu sagen? Hamburg gibt sich liberal, ist reich und wahnsinnig langweilig. Kürzlich war eine alte Lady der feinsten und reichsten Gesellschaft meine Tischdame. Ich fragte, warum sie und ihresgleichen nichts für die Kultur tun? Wir packen unser Geld nicht in Kunst, sondern aufs Kontor, meinte sie ehrlich.
Das Schönste an Hamburg ist das Taxi zum Flughafen. Als ich meine Wohnung am Münchener Viktualienmarkt aufschloss, lief auf unserem CD-Player mal wieder Frauen regieren die Welt, der Lieblingssong meiner Frau Martina. Und irgendwie hat mich Roger Cicero, der Hamburger Jazzsänger, einen Tag später mit seiner Heimatstadt versöhnt. Nach seinem großartigen Konzert in der Münchener Philharmonie letzten Dienstag sagte er: München hat das tollste Publikum überhaupt.
Alles Roger. Der Mann weiß, was gut ist.
08.12.2009 16:45 • • 08.12.2009 #1