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Meine Mutter ist seit 3 Jahren im Pflegeheim (geistig noch voll da). Früher habe ich sie 2x in der Woche besucht, wir sind spazieren gegangen, Kaffee trinken oder waren einfach auf ihrem Zimmer. Dann kam Corona und Besuchsstopp.
3 Monate durfte ich sie gar nicht besuchen. Wenn ich sie jetzt besuchen will, muss ich mir telefonisch einen Termin holen, besuchen geht immer nur dienstags. Seit letzter Woche muss ich auch noch einen negativen Test vorweisen.
Also erst im Heim anrufen - dann in der Apotheke einen Termin zum testen machen. Beides in Einklang bringen ist schon schwierig, da der Test ja nur 24 Stunden gültig ist. Wenn ich dann endlich ins Heim darf, muss ich noch 2 Seiten ausfüllen mit Adresse, Telefonnummer usw. - dann darf ich meine Mutter 1/4 Stunde sehen, wobei die Betreuerin dabei sitzt. Ab nächste Woche soll es wohl eine halbe Stunde werden, aufs Zimmer darf ich nicht, auch nicht mir ihr rausgehen. Seit einem Jahr habe ich sie nicht mehr angefasst, keine Umarmung, nur mit Abstand und Maske gesehen. Sie hat bereits Anfang Februar ihre 2. Corona-Schutzimpfung erhalten, trotzdem wird sie regelrecht weggesperrt Ich bin einfach nur traurig.
Habt ihr auch Angehörige in einem Pflegeheim? Wie geht ihr in der Coronapandemie damit um?

21.03.2021 16:48 • 10.04.2021 #1


5 Antworten ↓


@rirosta
Deine Zeilen haben mich sehr erstaunt und traurig über das Pflegeheim Deiner Mutter gemacht. Meine Frau ist ebenso seit einem 3/4 jahr im Pflegeheim. Ich habe sie 3 1/2 Jahren zu Hause gepflegt. (Dann hatte ich ein Erschöpfungssyndrom, ich konnte nicht mehr rund um die Uhr alles alleine machen) Sie ist sehr dement dennoch sehr freundlich, voll inkontinent, kann noch Treppen laufen und mit mir einen kleinen Spaziergang zu einem Spielplatz machen, wo sie lächelnd den Kindern beim Spielen zuschaut.(sie war früher Therapeutin für behinderte Kinder.) Das Pflegeheim ist von der Caritas sehr gut geführt. Zu Deinem Text. Ich muß ebenso alle 48 Stunden zum Covid-test, der aber im Heim gemacht wird. Ich darf nur von der Pforte direkt in ihr Zimmer gehen. Vorher muß ich allerdings auch zwei Formulare ausfüllen. Oft sitzt sie noch an ihrem Essplatz,
wovon sie dann zu mir an die Speisesaaltüre gebracht wird. Ich kann mit ihr allein im Zimmer sein, (ich mit Maske)wenn es regnet schauen wir uns Fotos, dürfen uns umarmen und schmusen, was sie sehr gerne mag, zum Spazierengehen ankleiden und nach draußen gehen (beide mit Maske) Sie ist auch schon zweimal geimpft.
Ich kann Deine Traurigkeit gut nachfühlen, obwohl ich viel mehr darf als Du, bin ich selbst oft traurig, muß weinen, weil ihre Demenz ein schmerzlicher Verlust für mich ist. Sie kann keine sinnvolle Sätze mehr sagen und keine Fragen mehr beantworten... vieles würde ich sie noch fragen wollen...
Die strengen Corona-Regeln, sind oft von der Kommune, oder vom Bundesland vorgegeben ich wohne in Ba.Württemberg
Ihre drei Kinder und neun Enkel dürfen sie auch nicht besuchen,die aber sowieso weit weg wohnen.(nur ich allein als Ehemann)
Dein Anliegen, nahe bei deiner Mutter zu sein, sollte dringend sich ändern! Es darf so nicht sein!

A


Pflegeheim / Besuche von Angehörigen in Coronazeiten

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Hallo Rirosta,

dein Beitrag hat mich extrem schockiert und traurig gemacht. Einmal wollte ich dir diesen Artikel zeigen, den ich letztens gelesen habe:
https://de.rt.com/meinung/115558-freihe...-offenbar/

Zum anderen wollte ich dir noch drei Telefonnummern schicken, bei denen du mal fachspezielle Antwort bekommst, ob das überhaupt so in Ordnung ist vom Pflegeheim.
Ich glaube nicht, dass das so, wie die das handhaben, rechtens ist.

Deutsche Stiftung für Patientenschutz: 0231/ 7380730
Unabhängige Patientenberatung Deutschland: 0800/ 0117722
BIV (Bundesinteressenvertretung) (beraten bei u.a bei rechtlichen oder allgemeinen Problemen mit Pflegeheimen und Pflegediensten): 0228/9090480

Bei diesen Nummern würde ich mal nachfragen und die geben einem kostenlos genaue Antworten und Ratschläge,

alles Gute für deine Mutter und dich!

Zitat von rirosta:
dann darf ich meine Mutter 1/4 Stunde sehen, wobei die Betreuerin dabei sitzt.


Wo gibt es denn sowas? Gut, dass @lisalei dir ein paar Telefonkontakte genannt hat........!

Meine Mutter lebt ebenfalls im Pflegeheim (zufällig auch seit 3 Jahren). Der Test wird vor Ort gemacht, der Erfassungsbogen musste nur vor der Testeinführung ausgefüllt werden (darin wurde auch nach evtl. vorhandenen Symptomen gefragt).

In dem Zeitraum Februar/März ds. Jahres wurden Pflegeheimbewohner bundeseinheitlich geimpft - auch ich verstehe nicht, weshalb die vorherigen strengen Regeln noch gelten sollen, wenn der Impfschutz dann aufgebaut ist (zumal nach der Vergabe von Biontech, dem ja eine hohe Zuverlässigkeit zugeschrieben wird). Gut, ein bisschen zusätzliche Vorsicht kann nicht schaden (Maskenpflicht und Test für Besucher o.k.), aber meine Mutter musste z. B. nach einem 3tägigen Aufenthalt im Schlaflabor für eine ganze Woche in Quarantäne - trotz Impfung + negativen Testergebnisses. Das halte ich für arg überzogen!

Der Witz: Bewohner, die sich außerhalb der Einrichtung mit wem und wo auch immer treffen, müssen sich bei ihrer Rückkehr keinem Test unterziehen, geschweige denn, in Quarantäne, solange ihre Abwesenheit unter 6 Stunden dauert......

Nach Logik sollte man besser nicht fragen, aber die Einengung der Privatsphäre ist ungeheuerlich, ebenso die superkurze Besuchsdauer - da würde ich auf jeden Fall einschreiten!

Ich wohne auch in Baden Württemberg, aber es scheint nichts mit dem land zu tun zu haben.
Von der einen weiss ich, dass sie nur mit terminzu Mutti durfte. Der Test wurde vor Ort gemacht. Danach war Zeit egal und mit Maske alles erlaubt. Von einer anderen weiss ich auch von zeitlicher Einschränkung.
Wir selbst haben seit 1 Woche einen Angehörigen im Pflegeheim. Die Tante lebte noch alleine, aber die Demenz ging rasch voran. So wurde sie dann letzte Woche aufgegabelt, kam erst ins kh und dann in angeordnete Pflege, bis klar ist wie es weitergeht. In dem Pflegeheim ist es so, dass nur eine Bezugsperson sie besuchen darf und in den 14 Tagen eigentlich niemand. Sollte sie da bleiben, dann halt nur die eine Person. Das macht mich gerade sehr traurig, da sie uns alle ja noch erkannt hat.

Vielen Dank für deine Bemühungen. Der Beitrag bringt es auf den Punkt. Als Angehöriger fühle ich mich hilflos, auch habe ich das Gefühl, dass es jedes Heim anders handhabt. Ich finde es schon unverschämt, dass das Heim nicht mal einen Test bereit stellt. Seit dieser Woche muss ich auch auf Arbeit getestet werden, da bleibt mir wenigstens der Gang zur Apotheke erspart. Am meisten regt mich auf, dass ich nicht mal mit meiner Mutter spazieren gehen kann. Auf Arbeit sollen wir ständig lüften und die Heimbewohner dürfen nicht an die Luft. Wenn man dann die Politiker hört wir schützen die Alten, da fragt man sich wovor?! Da hätten sie sich ihre Impfung auch sparen können, wenn man danach trotzdem weggesperrt wird.
Vielen Dank für die Telefonnummern, da werde ich wahrscheinlich mal anrufen.





Dr. Reinhard Pichler
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