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Mataya
Hallo liebes Forum!
Einige Geschichten habe ich hier schon gelesen, die mich sehr berührt haben, daher nutze ich einfach die Gelegenheit, zu meiner Einsamkeit etwas zu schreiben. Achtung: laaaang
Ich war kein Wunschkind; meine Mutter hat mich mit 21 Jahren bekommen und mir immer signalisiert, dass sie mir zuliebe auf etliches verzichten musste. Von meinem Vater hat sie sich schon früh getrennt, so dass ich ihn nie kennengelernt habe und nur von Fotos weiß, wie er aussah.
Als ich 13 war, kam meine Mutter in finanzielle Schwierigkeiten und wurde immer angespannter. Ihre Anspannung führte dazu, dass sie ihre Wut auf ihre Situation an mir ausließ. Sie machte Witze über mich, schrie mich täglich an, machte mir Vorwürfe. Während andere Kinder auf dem Spielplatz spielten, begleitete ich meine Mutter regelmäßig zum Sozialamt. Ich wurde immer ruhiger und mied diese Frau, so gut es ging. Bloß keine Angriffsfläche bieten. Ich nahm durch diese seelische Belastung immer mehr zu, so dass ich irgendwann bei 1,70 m Körpergröße knapp 95 kg wog - gefundenes Fressen für meine Mitschüler, die mich damals Atomgorilla u.ä. genannt haben. Zu Hause wollte mich niemand, in der Schule auch nicht. Auch meine Interessen haben nie zu den Interessen der anderen gehört. Während die anderen Schlittschuh laufen gingen oder in der Disco waren, las ich Bücher über das alte Ägypten, zeichnete viel und schaute Tierdokumentationen an. Die Bücherei war damals mein Haupt-Zuhause.
Als mein Bruder geboren wurde (ich war damals 14), verschärfte sich die Situation noch. Alles, was ich nie durfte, durfte er plötzlich. Er war Wunschkind. Er durfte in mein Zimmer, mit meinen Sachen spielen, jegliche Privatsphäre von mir wurde mißachtet. Meine Tagebücher wurden heimlich von meiner Mutter gelesen, so dass ich irgendwann Sprüche zu hören bekam wie komisch, in der Schule scheinst Du Dich gut zu amüsieren, nur bei mir kriegst Du die Fresse nicht auf. Ich schwor mir, dass ich bei meiner Volljährigkeit nie wieder mit meiner Familie zu tun haben wollte. Mit 21 setzte ich das dann um, ich zog aus und schnitt nach und nach den Kontakt ab. Ich konnte und wollte einfach nicht mehr. Im Nachhinein frage ich mich, wie und warum ich diesen Druck damals überhaupt aushalten konnte. Andere Jugendliche hätten sich schon längst das Leben genommen. Ich nicht. Wahnsinn (ein guter Film zu diesem Thema ist übrigens harte Schule, englisch bully).
Durch das, was ich erlebt habe, habe ich eigentlich nie wirklich ein gutes und stabiles Selbstwertgefühl aufbauen können. Alles musste ich mir selber erarbeiten, musste mich selber reflektieren, ohne Unterstützung habe ich mir vieles selber erarbeitet. Einerseits ist das eine tolle Leistung, die ich da geschafft habe, andererseits braucht der Mensch Spiegelungen von anderen Menschen, an denen man selber wachsen und sich entwickeln kann, positives Feedback ist soo wichtig.
Ich hatte solche Spiegel nicht bzw. habe in meiner Jugend nur negatives Feedback bekommen. Ich merke auch heute noch, dass ich sehr feine Antennen dafür habe, ob mir jemand wohlgesonnen ist oder nicht. Es verunsichert mich zutiefst, wenn ich irgendwo neu dazustoße, versuche, Kontakt aufzubauen, und merke, dass da einfach nix kommt. Weder Ablehnung noch Interesse. Also eigentlich Desinteresse. Ich verstehe das nicht. Wenn auf mich jemand Neues zukommt, z.B. auf der Arbeit, dann möchte ich wissen, was er/sie vorher gemacht hat, woher er kommt, usw. Ich interessiere mich für meine Mitmenschen, trotz meiner Einsamkeit. Ich frage mich, woran es liegt, dass meine Umwelt nicht ähnlich denkt bzw. nicht ähnliches Interesse an Fremden hat. Manchmal habe ich den Eindruck, dass man sich den anderen förmlich aufdrängen muss, damit sie einen wahrnehmen. Schlimm. Gerade wenn man selber eine Person ist, die eher zurückhaltend ist. Ein Teufelskreis
Nun, mittlerweile bin ich 39 Jahre, habe Kontakte, die zurzeit nur aus losen Bekanntschaften zu der ein oder anderen Arbeitskollegin bestehen. Ich möchte das gern endlich ändern. Dazu gehört für mich allerdings nicht, dass ich nun auf eine Singleparty nach der nächsten renne, mich irgendwelchen Interessensgruppen anschließe etc. Auch das habe ich probiert und schnell erkannt, dass zwar dann ein gemeinsames Thema vorhanden ist, aber ich trotzdem keine wirkliche Nähe zu den Leuten aufbauen konnte. Es ist eher so, als würde ich mich mit netten, leeren Hüllen unterhalten, die ihr eigenes Ich gut verborgen halten und es nicht preisgeben wollen.
Ich habe trotz meiner Erlebnisse keine Phobien, keine Depression o.ä. Ich bin gern in der Natur unterwegs, schaue gern gute Filme, interessiere mich auch für zig andere Dinge. Mein Hauptproblem ist die Einsamkeit, gegen die ich gern etwas tun möchte, weil ich einfach keine Lust mehr habe, alles allein machen zu müssen.
Ich stehe nicht mehr nur auf oberflächliches Geplänkel über Mode, Autos, Handys, Fernsehserien, die man unbedingt gesehen haben sollte, sondern ich möchte mich gern über das austauschen, was in mir vorgeht. Über Ängste, Hoffnungen, Unsicherheiten, auch freudige Dinge. Und genauso möchte ich endlich mal Menschen treffen, die sich auch verletzlich zeigen können bzw. sich trauen, sich mir gegenüber zu öffnen.
Daher also mein vorsichtiger Aufruf: Wer aus Neuss oder naher Umgebung (plusminus 15-20 km) kommt und dem oder der es ähnlich geht wie mir -- ich würde mich freuen, wenn wir uns mal kennenlernen würden
Viele Grüße
Einige Geschichten habe ich hier schon gelesen, die mich sehr berührt haben, daher nutze ich einfach die Gelegenheit, zu meiner Einsamkeit etwas zu schreiben. Achtung: laaaang
Ich war kein Wunschkind; meine Mutter hat mich mit 21 Jahren bekommen und mir immer signalisiert, dass sie mir zuliebe auf etliches verzichten musste. Von meinem Vater hat sie sich schon früh getrennt, so dass ich ihn nie kennengelernt habe und nur von Fotos weiß, wie er aussah.
Als ich 13 war, kam meine Mutter in finanzielle Schwierigkeiten und wurde immer angespannter. Ihre Anspannung führte dazu, dass sie ihre Wut auf ihre Situation an mir ausließ. Sie machte Witze über mich, schrie mich täglich an, machte mir Vorwürfe. Während andere Kinder auf dem Spielplatz spielten, begleitete ich meine Mutter regelmäßig zum Sozialamt. Ich wurde immer ruhiger und mied diese Frau, so gut es ging. Bloß keine Angriffsfläche bieten. Ich nahm durch diese seelische Belastung immer mehr zu, so dass ich irgendwann bei 1,70 m Körpergröße knapp 95 kg wog - gefundenes Fressen für meine Mitschüler, die mich damals Atomgorilla u.ä. genannt haben. Zu Hause wollte mich niemand, in der Schule auch nicht. Auch meine Interessen haben nie zu den Interessen der anderen gehört. Während die anderen Schlittschuh laufen gingen oder in der Disco waren, las ich Bücher über das alte Ägypten, zeichnete viel und schaute Tierdokumentationen an. Die Bücherei war damals mein Haupt-Zuhause.
Als mein Bruder geboren wurde (ich war damals 14), verschärfte sich die Situation noch. Alles, was ich nie durfte, durfte er plötzlich. Er war Wunschkind. Er durfte in mein Zimmer, mit meinen Sachen spielen, jegliche Privatsphäre von mir wurde mißachtet. Meine Tagebücher wurden heimlich von meiner Mutter gelesen, so dass ich irgendwann Sprüche zu hören bekam wie komisch, in der Schule scheinst Du Dich gut zu amüsieren, nur bei mir kriegst Du die Fresse nicht auf. Ich schwor mir, dass ich bei meiner Volljährigkeit nie wieder mit meiner Familie zu tun haben wollte. Mit 21 setzte ich das dann um, ich zog aus und schnitt nach und nach den Kontakt ab. Ich konnte und wollte einfach nicht mehr. Im Nachhinein frage ich mich, wie und warum ich diesen Druck damals überhaupt aushalten konnte. Andere Jugendliche hätten sich schon längst das Leben genommen. Ich nicht. Wahnsinn (ein guter Film zu diesem Thema ist übrigens harte Schule, englisch bully).
Durch das, was ich erlebt habe, habe ich eigentlich nie wirklich ein gutes und stabiles Selbstwertgefühl aufbauen können. Alles musste ich mir selber erarbeiten, musste mich selber reflektieren, ohne Unterstützung habe ich mir vieles selber erarbeitet. Einerseits ist das eine tolle Leistung, die ich da geschafft habe, andererseits braucht der Mensch Spiegelungen von anderen Menschen, an denen man selber wachsen und sich entwickeln kann, positives Feedback ist soo wichtig.
Ich hatte solche Spiegel nicht bzw. habe in meiner Jugend nur negatives Feedback bekommen. Ich merke auch heute noch, dass ich sehr feine Antennen dafür habe, ob mir jemand wohlgesonnen ist oder nicht. Es verunsichert mich zutiefst, wenn ich irgendwo neu dazustoße, versuche, Kontakt aufzubauen, und merke, dass da einfach nix kommt. Weder Ablehnung noch Interesse. Also eigentlich Desinteresse. Ich verstehe das nicht. Wenn auf mich jemand Neues zukommt, z.B. auf der Arbeit, dann möchte ich wissen, was er/sie vorher gemacht hat, woher er kommt, usw. Ich interessiere mich für meine Mitmenschen, trotz meiner Einsamkeit. Ich frage mich, woran es liegt, dass meine Umwelt nicht ähnlich denkt bzw. nicht ähnliches Interesse an Fremden hat. Manchmal habe ich den Eindruck, dass man sich den anderen förmlich aufdrängen muss, damit sie einen wahrnehmen. Schlimm. Gerade wenn man selber eine Person ist, die eher zurückhaltend ist. Ein Teufelskreis
Nun, mittlerweile bin ich 39 Jahre, habe Kontakte, die zurzeit nur aus losen Bekanntschaften zu der ein oder anderen Arbeitskollegin bestehen. Ich möchte das gern endlich ändern. Dazu gehört für mich allerdings nicht, dass ich nun auf eine Singleparty nach der nächsten renne, mich irgendwelchen Interessensgruppen anschließe etc. Auch das habe ich probiert und schnell erkannt, dass zwar dann ein gemeinsames Thema vorhanden ist, aber ich trotzdem keine wirkliche Nähe zu den Leuten aufbauen konnte. Es ist eher so, als würde ich mich mit netten, leeren Hüllen unterhalten, die ihr eigenes Ich gut verborgen halten und es nicht preisgeben wollen.
Ich habe trotz meiner Erlebnisse keine Phobien, keine Depression o.ä. Ich bin gern in der Natur unterwegs, schaue gern gute Filme, interessiere mich auch für zig andere Dinge. Mein Hauptproblem ist die Einsamkeit, gegen die ich gern etwas tun möchte, weil ich einfach keine Lust mehr habe, alles allein machen zu müssen.
Ich stehe nicht mehr nur auf oberflächliches Geplänkel über Mode, Autos, Handys, Fernsehserien, die man unbedingt gesehen haben sollte, sondern ich möchte mich gern über das austauschen, was in mir vorgeht. Über Ängste, Hoffnungen, Unsicherheiten, auch freudige Dinge. Und genauso möchte ich endlich mal Menschen treffen, die sich auch verletzlich zeigen können bzw. sich trauen, sich mir gegenüber zu öffnen.
Daher also mein vorsichtiger Aufruf: Wer aus Neuss oder naher Umgebung (plusminus 15-20 km) kommt und dem oder der es ähnlich geht wie mir -- ich würde mich freuen, wenn wir uns mal kennenlernen würden
Viele Grüße
08.09.2013 14:01 • • 27.10.2014 #1
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