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Jetzt ist es bestimmt 4 Monate her seit dem ich das letzte mal geweint habe. Und auf einmal kommt es wieder, jetzt schon den zweiten Tag infolge. Ich habe Kopfschmerzen und kann seit 2 Tagen nicht richtig schlafen, nur liegen und ein bisschen die Augen zu machen, wache aber schon nach einer Stunde wieder auf und ich grübele.
Das ich keinen großen Kreis an Freunden habe weiß ich und eigentlich kam ich immer gut klar damit aber seit dem ich von meiner Freundin verlassen worden bin gibt es niemanden mehr der sich darum schert wie es mir geht. Außerdem bin ich mit mir wieder unzufrieden weil ich immer und immer wieder nach außen nur Fassade zeige. Es tut mir selber weh, weil ich auch meiner Ausstrahlung bewusst bin und die ist nicht besonders anziehend. Ich würde so gern der Mensch im Alltag sein der ich allein zuhause bin und dann wäre ich mir auch sicher, dass meine Bekanntschaften sehr viel näher sind als sie es jetzt sind. Aber irgendwie geht es nicht und fange langsam damit an das wirklich richtig sch. zu finden und damit auch mich selber nicht mehr zu mögen. Ich bin draußen ein emotionsloser direkter Typ, aber ich will das nicht sein. Ich möchte Gefühlsvoll und emotional sein. Ich möchte mit anderen ehrliche Freude erleben und weinen, tiefe Gespräche führen und eine elektrizität ausstrahlen, weil ich genau weiß, dass ich genau so bin. Aber ich kann nicht, warum auch immer. Ich habe einen guten Freund, der kann das. Der lernt irgendwen kennen und 10 Minuten später wollen die zusammen in den Urlaub fahren. Aber ich weiß nicht warum ich das nicht kann. Dabei fühle ich mich zuhause genau so wie er es in seiner emotionalen Ausstrahlung, nur kann ich es nur zuhause ausleben. Und das macht mich einsam und es tut sehr weh.
Ich will mich nicht messen wie es vielleicht gerade scheint, ich will mich verändern, aber ich schaffe es nicht. Seit Monaten übe ich das, aber es funktioniert nicht, vielleicht auch weil Corona es mir gerade nur erlaubt Arbeitskollegen zu sehen. Und gleich wieder, um 3:50 Uhr klingelt der Wecker und ich habe kaum geschlafen seit 2Tagen, vielleicht melde ich mich krank, mal gucken.

Alle sagen immer sei der der du sein willst, aber wie kann ich das schaffen wenn ich nach außen zwar freundlich aber verschlossen wirke, obwohl ich es nicht will. Ich weiß echt nicht wie, es kommt mir vor als wenn ich das garnicht verändern könnte.

Jetzt gerade läuft Musik die ich liebe, ich singe mit und wenn das jemand sehen könnte wie offen und emotional ich jetzt gerade bin dann wäre es genauso wie es sein sollte, aber sobald jemand kommen würde lege ich wieder mein Kostüm auf was mich beschwert und ich bin wieder der nette von Nebenan. Was muss ich tun um diese leichte wunderbare Atmosphäre die hier herrscht wenn ich alleine bin zu zeigen?

27.04.2021 21:48 • 30.05.2021 x 1 #1


4 Antworten ↓


Hallo,

das Thema bzw. dein Anliegen finde ich sehr interessant...

ich bin so ähnlich wie du, die Leute mögen mich nicht, wenn sie mich nur sehen, sie finden ich komme böse und arrogant rüber, ABER wenn sie mich dann persönlich kennen, finden sie mich auf einmal total nett, manchmal zu nett, aber gar nicht mehr böse

Bei mir ist es glaube ich ein Selbstschutzmechanismus, ich bin sehr verletzlich und versteck das so irgendwie. ich weiß aber warum ich so bin.

hast du eventuell auch Angst vor Beurteilung durch andere usw.? Vielleicht liegt es daran, oder hast du schlechte Erfahrungen gemacht und dir deshalb diesen Schutzpanzer zugelegt?

liebe Grüße

A


Nach Monaten wieder down ich weiß nicht warum

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Ja ich habe Angst vor meiner Wirkung auf andere. Ich seh mich dann schnell aus dritter Person, wenn ich mir nur ein bisschen was anmerken lasse, fühle mich beobachtet. In Momenten in denen ich eigentlich etwas an mir zeigen könnte bleibe ich dann still und habe das Gefühl das ganz viele Augen auf mich gucken, und da geht es um Emotionen jeder Art, nichts spezielles. Verschlossenheit kommt sofort und ergreift dann Besitz. Die Sache ist ja, dass ich es nicht erklären kann. Es ist fast wie eine Sehnsucht der Mensch zu sein den ich in mir fühle. Und eigentlich spricht nichts dagegen genau das zu tun aber ich schaffe das einfach nicht, ich hab so große Angst davor das jemand hinter meine Fassade blicken kann, aber eigentlich will ich das ja sogar. Es ist so merkwürdig und es verletzt weil das eigentlich schon immer so ist

Danke Anto für Deinen offenen und gut formulierten Beitrag!
Vielleicht magst Du Dir ebenso genug Zeit nehmen, eine etwas ausführlichere Antwort darauf durchzudenken:

Mir ging es auch sehr lange so wie Dir. Ich war Zeuge zwischen Jekyll und Hyde und wurde fast kirre darüber. Ständig sah ich die Disharmonie zwischen Echt und Schauspiel. Das schafft mit der Zeit depressive Stimmung und Verzagtheit.

All dies änderte sich bei mir grundlegend, als ich das Meditieren begann. Und das überraschend schnell, denn der Leidensdruck war ja auch genügend groß. Es war wie ein erleichterndes Zerreißen einer inneren Fessel, die jedoch (wie sich am Ende herausstellte) aus mir selbst kam.
Ich kann Dir nur meine Einsichten schildern - vielleicht bringt Dich das weiter.

Die erste bedeutsame Einsicht war, dass es keine Fesselung meines wahren Charakters ist sondern nur ein Zwiespalt, eine Ent-Zweiung (oder -Dreiung oder Vierung - wir spielen ja viele Rollen). Diese Trennung nehmen wir selber vor.

Das was Du glaubst, zuhause zu sein ist nur eine Facette. Dein Arbeits- und Kollegen-Sein eine andere, Dein Sohn-, Dein Partner-Sein etc. wieder eine andere. Das Unterdrückungsgefühl (ich kann mich nicht so zeigen, wie ich wirklich bin) entspringt unserem Zuteilungs- bzw. Bewertungstrieb. So wie wir ständig andere einteilen, beurteilen und bewerten grenzen wir unser Bewusstsein (auch: Erleben) auch entsprechend ein (und ab!). Ebenso machen wir es mit uns selber: So bin ich richtig, so bin ich falsch. Das habe ich gut gemacht, jenes falsch usw. Ergo: Wir separieren uns intern - ähnlich wie die Partizipierung einer Computerfestplatte.

Dass wir unterschiedliche Rollen in den jeweiligen Lebensbereichen einnehmen ist absolut normal und auch sinnvoll. Nicht auszudenken, was los wäre wenn alle sich jederzeit und überall genau so geben würden, wie sie sich im Moment fühlen!
Diese Rollen wahrzunehmen und gegebenenfalls zu justieren ist ein wichtiger Aspekt bewussten Lebens - jedoch sie zu bewerten oder gar zu verurteilen erzeugt dauerhaft innere Reibung und verbraucht wertvolle Energie.

Also: Du bist daheim nicht besser und auswärts nicht schlechter (oder angepasster, kühler, emotionsloser etc.)!

Die zweite Einsicht - und das dürfte Dich vielleicht noch mehr interessieren - war die, dass meine Sicht auf andere Menschen durch die o. g. Bewertungen stark beeinflusst wurde. Die Bewertung und Klassifizierung anderer erzeugt automatisch eine Bewertung und Klassifizierung meiner selbst! Ich bin mir ganz sicher, dass Du das selber in achtsamen Augenblicken selber nachprüfen kannst.

Einsicht Nr. 3: Ich erlebte (und erkannte somit vollumfänglich) die Wert-Freiheit aller Dinge. Das darf man sich jetzt nicht als Erleuchtung oder mystische Erfahrung vorstellen. Nein, es war eine völlig nüchtern-klare Einsicht in den unberechtigten Bewertungsablauf des Geistes und das daraus resultierende Leid. Gefühle jeglicher Art entspringen immer (!) geistigen Bewertungen. Aus diesem Grunde sind somit sämtliche Gefühle (und wie wir aus ihnen heraus reagieren) buchstäblich hausgemacht - auch das Leid, das letztlich unser aller Leben so entscheidend prägt, wenn wir mal ehrlich sind.

Die vierte Einsicht war eher ein sich natürlich manifestierender Effekt, nämlich das Erleben einer (zumindest kurzzeitigen) Aufhebung der Bewertung. Interessant war, dass dies nicht bewusst vollzogen wurde, sondern sich aufgrund der o. g. Einsichten ergab. Bewertungsfreies Erleben ist geistige Freiheit!

Die geschilderten Erlebnisse (es sind letztlich ja nur Einsichten) veränderten mein Leben grundlegend und vor allem meine Beziehung zu den Menschen und auch zu potenziellen Partnerinnen. Übrigens auch zu meinen Eltern, Geschäftspartnern, Freunden und zur Menschheit insgesamt. Auch die vorherige Einschätzung, der auch Du aktuell noch anhängst, dass ich eigentlich anders bin als im öffentlichen Leben verschwand komplett und das damit einhergehende Zwiespaltsgefühl war wie nie dagewesen. Es war auch überhaupt nicht mehr von Interesse, wie ich auf andere wirke - der interne Bewerter war verstummt.

Ich hoffe, Du kannst mit dem hier was anfangen. Es mag in diesem Rahmen etwas abstrakt klingen aber ich möchte Dich einladen, Dir einfach hin und wieder mal Gedanken darüber zu machen. Dass Du diesen Zwiespalt überhaupt spürst, ist ein sehr wertvolles Pfund! Vielleicht gehörst Du ab jetzt zu den wenigen, die das Glück haben, ihn nicht zu ignorieren sondern ihn als Wegweiser zur Geisteseinsicht nutzen.

Lieber Moo,
Ein Problem ist, dass ich sehr wenig Freunde habe. Das ist wirklich ein Problem für mich, und es dreht sich im Kreis. Ich habe gerade wenig Kraft dafür es im ganzen zu erklären, aber es macht mich langsam echt kaputt. Morgen werde ich eine Email schreiben, dass ich Therapiestunden haben möchte.
Was du erzählst klingt wirklich vernünftig und ich finde ein paar Ideen echt ganz gut, aber ich kann mich aus Angst, großer Angst nicht auf soeas einlassen. Ich versuche es mal zu erklären.
Jetzt gerade ist das Ergebnis, dass ich mich elend fühle und nicht schlafen kann weil ich mir klar mache wie einsam und klein ich bin und das sich kaum jemand für mich interessiert. Niemand fragt mich ehrlich wie es mir geht und es würde sich auch kaum jemand wirklich anhören wollen. Ich bin sehr Gefühlvoll und habe ein Bedürfnis nach Nähe, aber niemand befriedigt mir das. Es fühlt sich an als wäre ich auf Entzug.
Auf der anderen Seite sind Leute, die nicht wissen was sie mit mir anfangen sollen und sie wollen es auch nicht. In den vergangenen 2 Wocjen habe ich bestimmt 5 Leute die ich mag angeschrieben. Das allein ist schon eine Überwindung weil ich mir sicher bin, dass meine Ausstrahlung nicht so ist, dass sie sich mit mir beschäftigen wollen. Und trotzdem mag ich sie und würde bei ihnen dieses Vertraute Nähegefühl haben wollen. Nichts romantisches, aber Vertrauen.
Eine hat auf mein Anfragen gesagt, dass vor dem 28. Des Folgemonats schon mal garnichts geht wegen Hausarbeit. Eine andere hat ja gerade viel zu viel Unistress. Jemand drittes fragt mich nach kurzen Chatten kritisch ob ich auf sie stehe, auf mein Verneinen kam keine Antwort mehr.
Zwei haben garnicht geantwortet auf die Frage wie es ihnen geht.
Es gab nicht ein Erfolgserlebnis und jedes mal kostet es Überwindung überhaupt zu schreiben.

Und das zieht mich richtig runter, und dann schreibe ich fast heulend meiner Exfreundin, die mich im Herbst verlassen hat und benutze diesen Chat quasi als Kummertagebuch weil ich irgendwen brauche der mir zumindest mal Nähe gegeben hat. Natürlich antwortet sie auch nicht, weil sie alle nichts mit mir zutun haben wollen. Eigentlich sind sie alle froh, wenn sie mich nicht an der Backe haben. Sie reden zwar mit mir, aber wollen das es bald wieder aufhört. Das ist ein zu fristrierendes und demütigendes Gefühl.

Das ist der der ich wirklich bin, und der wird von allen abgelehnt, selbst von derjenigen die mich scheinbar mal geliebt haben muss. Dann ist ein verstellen schon fast Schutzreaktion. Denn dann komme ich zu oberflächlichen Interaktionen mit anderen. Aber dann gehe ich irgendwann nach Hause und bin auch frustriert, weil mein Bedürfnis nach Nähe so auch niemals befriedigt werden wird.

Ich kann es nicht einfach durchziehen zu sagen: Interessiert mich nicht was andere sagen, denn das macht mich noch einsamer und zudem auch noch ausgelaugter, weil es inzwischen mit großer Angst verbunden ist authentisch zu sein und die Überwindung kostet viel Energie, das ist fast wie Sport, aber man verliert jedes Spiel.





Dr. Reinhard Pichler
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