Ex-Mitglied
irgendwie trete ich auf der Stelle und brauche mal euren Blick von außen. Ich versuche mich kurz zu fassen, aber in meinem Kopf herrscht ziemliches Chaos. Also zu meiner aktuellen Situation und wie es dazu gekommen ist:
Ich habe ein Semester dual Informationstechnik studiert, bin dann aber wegen dem Corona-Chaos ins Fernstudium gewechselt. Nebenbei arbeite ich bei meinem ehemaligen Partnerunternehmen als Werkstudent. Die Wechselphase war eine unheimlich stressige Zeit, mittlerweile habe ich mich aber gut reingefunden, habe wieder eine Perspektive vor Augen und weiß wofür ich das tue.
Was mich aber immer wieder sehr beschäftigt, ist der fehlende soziale Austausch neben dem Studium. Von meiner Fernhochschule kenne ich gar keine anderen Kommilitonen. Dort herrscht totale Funkstille. Von einer anderen Fernuni habe ich einen Discordserver gefunden, aber auch dort gibt es niemanden in einer ähnlichen Situation. Die Meisten aus diesem Umfeld sind mal mindestens 10, eher 15 oder 20 Jahre älter als ich. Neben Arbeit und Studium vor allem beschäftigt mit Hausbau und Familienplanung. Alles Themen, bei denen ich so gar nicht mitreden kann.
Für ein paar Monate war ich mal in einer studentischen Arbeitsgemeinschaft, die sich um die Internetanbindung der Studentenwohnheime hier kümmert. Das war eine nette Runde, aber richtig Anschluss gefunden habe ich dort auch nicht. Ich wohne nicht im Wohnheim und hab auch sonst keinen Bezug zu den ganzen Insidergeschichten von der Uni.
Ansonsten kenne ich aus den wenigen Vorlesungen im dualen Studium natürlich noch ein paar Leute, aber mehr als Bekanntschaften sind das auch nicht. Ausgenommen meinem heute besten Freund, den ich schon im Bewerbungsgespräch kennengelernt habe und der auch heute noch mit mir in einer Abteilung arbeitet. Er ist der Einzige, mit dem ich mich auch privat super verstehe.
Wie man sieht, habe ich in meinem Alltag praktisch keinen Kontakt zu Gleichaltrigen, geschweige denn Gleichgesinnten. Ich gehe 2 1/2 Tage arbeiten, die anderen 2 1/2 Tage lerne ich zuhause. Manchmal auch noch ein zwei Stündchen am Samstag, wenn die nächste Prüfung näher rückt. Es gibt bei mir keine zufälligen Begegnungen mit irgendwem, jedenfalls nicht so wie man das im üblichen Campusalltag kennt.
Mir geht es auch gar nicht so sehr darum jede Menge Leute kennenzulernen. Ich habe einige wenige, dafür aber sehr gute Freunde und damit bin ich zufrieden. Ich war schon immer ein ruhiger zurückhaltender Mensch. Außerdem bin ich ziemlich introvertiert und brauche immer mal wieder Zeit für mich selbst. Früher war ich zusätzlich unheimlich schüchtern, aber damit habe ich heute nur noch selten Probleme.
Was mir wirklich fehlt, ist eine Partnerin, mit der ich gemeinsam eine schöne Zeit verbringen kann. Mal etwas zu zweit oder mit ein paar Freunden unternehmen, mal einfach nur die Ruhe genießen. Ich wünsche mir jemanden, mit dem ich wirklich vertraut bin. Ich suche nach Intimität und auch nach körperlicher Nähe. Ich kuschel unheimlich gerne, hatte aber noch nie richtig Gelegenheit dazu. Bisher hat es ja noch nicht einmal für einen ersten Kuss gereicht.
Letzten Sommer habe ich es immerhin mal (dank eines glücklichen Zufalls) geschafft ein Mädchen in der Stadt anzusprechen. Long story short: Wir sind heute sehr gut befreundet, allerdings lebt sie in Russland und wir können nur via social media schreiben. Eigentlich wollte ich sie dieses Jahr mal besuchen, aber das hat sich ja vorerst erledigt.
Irgendwie bin ich ständig hin und her gerissen. Einerseits bin ich mit meinem Studium und meiner Arbeit sehr zufrieden. Beides macht mir viel Freude und ich habe wieder ein Ziel vor Augen. Andererseits habe ich privat das Gefühl, dass ich irgendwie festhänge. Ich treffe mich zwar immer mal wieder mit Bekannten, schreibe mit Leuten über Discord etc., oder unternehme mal Dinge nur für mich, aber dabei begegne ich nie den Menschen, nach denen ich eigentlich suche.
Manchmal komme ich mir vor wie ein Außerirdischer, nirgendwo passe ich so richtig dazu. Mein Alltagsleben unterscheidet sich in so vielen Punkten von dem der Anderen. Außer fachlichen Dingen habe ich kaum gemeinsame Gesprächsthemen mit meinem Umfeld.
Gewissermaßen sitze ich allein auf einer wunderschönen Insel. Die Insel selbst gefällt mir sehr gut und ich lebe gern hier. Wenn ich anderen davon erzähle, finden sie das immer sehr interessant, aber mitkommen wollte noch keiner. Auf Dauer ist es so doch irgendwie einsam.
Wie schon eingangs erwähnt, fehlt mir einfach ein Blick von außen. Mich würde mal interessieren, was euch bei all dem so durch den Kopf geht. Was würdet ihr an meiner Stelle tun? Geht es vielleicht jemandem ähnlich? Wenn ja, wie geht ihr damit um? Habt ihr irgendwelche Ideen/Tipps/Vorschläge wo ein ruhiger Mensch wie ich mal jemanden wirklich kennenlernen kann? Was immer euch einfällt, gerne her damit!
Beste Grüße und ein schönes Wochenende
14.05.2022 00:54 • • 19.06.2022 x 1 #1