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Nach meiner kurzen Vorstellung versuche ich nun auch mal meine Geschichte nieder zu schreiben. Das habe ich so noch nie getan.
Ich schreibe mir hier alles von der Seele, damit ihr vielleicht ein bisschen versteht wie Ich entstanden bin.
Es wird vielleicht langweilig und lang, aber ich werde es in viele Abschnitte einteilen, Pausen machen.
Ihr könnt gerne dazu schreiben, ich gehe darauf ein sobald ich im Heute angelangt bin.
Ich danke schon mal allen, die sich das hier durchlesen und in meine Vergangenheit eintauchen.

Die Einsamkeit und das Alleinsein begleiten mich schon mein ganzes Leben. Ich kann mich an nicht viel vor meinem 15. Lebensjahr erinnern. Besonders an kaum etwas Positives.

Meine Mutter ist eine Narzisstin wie sie im Buche steht. Das ist mir aber erst vor kurzem durch eine andere Person bewusst geworden. Meine lebenslange Skepsis gegenüber ihren ganzen Erzählungen hatte ihren Grund gefunden.
Weswegen ich hier auch entsprechend über die Informationen, die sie mir über mein/unser Leben gab, schreibe.

Ich erinnere mich daran, dass sie mir und anderen immer wieder erzählte, dass ich nach meiner Geburt lange im Krankenhaus gelegen hätte. Es klang immer so, als wäre ich fast gestorben.
Ich hatte als Baby zwei Mal einen Leistenbruch. Das beweisen die beiden kleinen länglichen Narben.
Meine Mutter machte mir schon immer, wenn ich böse war, unterbewusst Vorwürfe. Als wäre ich eine Last gewesen. Ich hab immer die Hände über dich gehalten, als du so krank warst. durfte ich mir regelmäßig anhören. Irgendwann habe ich ihr nur noch entgegnet Hättest du es mal lieber gelassen. Und das schon als kleines Kind.
Meine Eltern haben geheiratet, als ich zwei Jahre alt war. Wie lange diese Ehe gehalten hat, kann ich nur gefühlt sagen. Es muss von vorneherein zwischen den beiden nicht funktioniert haben. Ich wüsste nicht wann sie mal als sich liebende Eltern vor mir standen. Mein Vater war einfach nur ein A.loch. Er ist am laufenden Band fremd gegangen, hat meine Mutter geschlagen und sich nicht um mich gekümmert. Mir wurde erzählt er wollte nie ein Kind.
Er hat wahrscheinlich auch mich geschlagen.
Eine einzige schmerzhafte Horror-Erinnerung habe ich daran, die mich bis heute prägt.

Ich wollte nur raus spielen. Ich habe nichts gemacht, ich war lieb. Er rief mich rein. Ich wollte aber nicht. Ich verstand nicht wieso ich nicht spielen durfte. Vielleicht hatte er wieder Alk. getrunken und musste seinen Frust an jemandem auslassen, der sich nicht wehren konnte...
Ich stand im Treppenhaus und weigerte mich rein zu kommen. Wie ein Kind eben reagiert. Stur. Ich hörte dann doch, wurde direkt im Wohnungsflur über das Knie gelegt und so dermaßen verdroschen, dass ich Prellungen am Po und tagelange Schmerzen hatte und meine Mutter stand nur daneben.
Dieser Tag lösten in mir ein derartiges Trauma aus, dass mich bis heute niemand ohne meine Erlaubnis da anfassen darf. Passiert es doch, oder haut mir jemand leicht auf den Po und sei es nur aus Spaß bekomme ich sofort einen derartigen Nervenzusammenbruch, dass man mich fast stundenlang nicht beruhigen kann. Das mussten meine Partner alle (und auch andere Leute) auf die harte Tour lernen. Danach hat diese goldene Regel keiner mehr vergessen.

Meine Mutter hat dieses Trauma weiter aufrecht erhalten. Aber dazu später mehr

Sie erzählte mir, dass ich in den ersten Jahren viel bei ihren Eltern gewesen wäre, da sie arbeiten musste. Keine Ahnung ob da die Scheidung schon lief oder nicht.
Ich kann mich auch an fast nichts außer die Zeit bei Oma und Opa erinnern.
Wir sind viel umgezogen, meine Mutter und ich. Erst innerhalb des Wohnortes meiner Großeltern (wahrscheinlich, damit sie sich im Notfall um mich kümmern konnten). Ich weiß gar nicht wie oft und auch nicht immer weshalb. Geboren wurde ich aber dort, wo ich heute zuhause bin. Also sind wir wohl die ersten ungefähr 10 Jahre oft hin und her gezogen. Dementsprechend musste ich auch die Schule wechseln.
Ich erinnere mich noch, dass es irgendwann einen Familienkrieg gab, als wir drüben wohnten. Zwischen meiner Mutter, meinem Vater, ihren Eltern und seinen Eltern. Und ich stand dazwischen. Es fühlte sich an, als würden sich alle um mich reißen, jeder aus anderen Gründen. Und doch interessierte es niemanden, wie es mir damit ging außer meinen Großeltern, bei denen ich immer war.
Bruchstückhaft erinnere ich mich an die Situation, als man mich aus den Armen meines Opas reißen wollte... ich wollte nicht weg. Ich wollte nicht wieder in diesen Krieg hinein voller Unsicherheit, Hass und Streit.


***Fortsetzung folgt***

18.02.2018 14:16 • 27.07.2018 x 1 #1


9 Antworten ↓


Denn das einzig Positive aus meiner Vergangenheit war für mich die Zeit, die ich bei meinen Großeltern in Sachsen Anhalt verbracht habe. Ich war jahrelang jede Schulferien dort.
Ich spielte den ganzen Tag im großen Garten - zu jeder Jahreszeit, bei (fast) jedem Wetter. Ich naschte in den Blütezeiten von den Früchten, die überall wuchsen. Johannisbeeren, Kirschen, Stachelbeeren, Erdbeeren, Himbeeren mein Opa baute alles selbst an und kochte daraus leckere Marmeladen und Gerichte.
Im Garten stand auch ein großes Gehege mit Hühnern und einem großen Hasenstall. Ich habe gerne beim Füttern, Wasser, Heu wechseln geholfen und mich gefreut, wenn ich die neuen Babykaninchen sehen durfte.

Wir hatten auch immer Katzen. Ich kann mich an keine Zeit ohne erinnern. Wenn sie grade nicht raus durften, weil die beiden Schäferhunde im Garten waren, kuschelte und spielte ich mit meinem Herzenskater Paulchen. Er war als Kind mein Ein und Alles. Es gab nichts wichtigeres für mich. Die Liebe und Zuneigung die dieser kleine anhängliche Traumkater mir gab, lenkte mich von dem Krieg ab, der in der Realität herrschte. Alles lenkte mich von dem ab, was ich nicht begreifen, verarbeiten konnte. Es war für mich wie ein Zufluchtsort. Und meine Großeltern haben mich einfach machen lassen... bis zu einem gewissen Alter.
Aber als mein über alles geliebter Kater damals verstarb, gab es für mich keinen Grund mehr hin zu fahren.
Auch wenn mein Opa ein hitzköpfiger Schreihals war, der meine Oma oft herum schubste und ich zum Ende hin unter anderem auch deswegen nicht mehr gerne dort war, war es besser als das, was meine eigentliche Familie mir zu bieten hatte.
Ich kann mich an nichts erinnern, was ich zu Hause bei meiner Mutter gemacht hatte. Es ist so als wäre ich immer nur bei Oma und Opa gewesen.

Trotz der schönen Erinnerungen hatte ich eine schreckliche Kindheit. Ich habe mich ja nur in meiner eigenen Welt isoliert. Ich kann mich auch nicht daran erinnern viel mit anderen Kindern gespielt zu haben. Lieber spielte ich allein und dachte mir meine Geschichten aus mit dem Spielzeug, was ich hatte. Oder Wäscheklammern und anderem, was ich schnell zum Spielzeug umfunktionierte.
Ich vermute, ich wollte dem Drama in meiner Familie entrinnen. Wenn ich allein war konnte mir niemand was tun. Ich konnte mir meine Welt selbst gestalten.
Meine Mutter machte das ihnen immer zum Vorwurf dass ich isoliert aufgewachsen bin. Weil ich später Probleme hatte mich anzupassen. Doch sie hat einfach nicht gesehen, woran es wirklich lag.
Ich wollte es von mir aus einfach nie und das versuchten sie ihr auch nach Jahren immer noch beizubringen. Sie wussten nämlich: ein Kind zu etwas zu zwingen, was es nicht will, ist erst Recht der falsche Weg...

Meine Familie hatte nie wirklich Geld. Auch wenn man versucht hat mir so viel es geht zu ermöglichen, hat mich das natürlich nur zum Teil glücklich gemacht.
Die Liebe, Sicherheit und Geborgenheit, die ich seit meiner Geburt brauchte, hat mir niemand gegeben. Ich war immer irgendwie auf mich allein gestellt.

So war es auch immer in der Schule.
Vom ersten Tag an kann ich mich nur an Mobbing erinnern. Ich sage mir heute, dass es damals einfach nur der Neid war. Meine Zeichnungen wurden zerrissen, ich wurde ausgegrenzt.
Ich weiß nicht ob ich mich selbst isolierte. Vermutlich. Das Drama meiner Familie reichte mir.
Meine Mutter hatte das Sorgerecht, ab und zu war ich bei meinem unverlässlichen Vater, der mich manchmal von der Schule abholen sollte und es nie tat.
Ich lernte die Frau(en) kennen, mit denen er meine Mutter betrogen hatte. Oft war ich in seiner Wohnung mit den bissigen Frettchen alleine. Und ich hatte panische Angst, dass er die Tür abschließt und mich nicht mehr gehen lässt.

Meine Mutter suchte ebenfalls zwanghaft nach neuen Partnern und ich wurde immer wieder mit neuen Männern konfrontiert. Sogar mein Kinderzimmer wurde einmal für ein Schäferstündchen missbraucht.
Es ging immer nur um andere. Nie um mich.

Ich wollte nicht so sein wie alle anderen. Ich war denke ich immer schon im Kopf reifer, als ich es in meinem Alter hätte sein dürfen. Das was ich erlebte, wollte ich nicht woanders auch noch erleben. Was ich als falsch ansah, machte ich selbst nicht. Wodurch ich mich wohl bei den Kindern in meinem Alter ausgrenzte. Ich machte unvernünftige Späße nicht mit und gab vor allem niemanden eine Möglichkeit mich zu sehr verletzen zu können. Was natürlich trotzdem passierte.
Und trotz, dass ich im Unterricht viel zeichnete und mich in den Pausen alleine aufhielt, war ich die Klassenbeste. Ich konzentrierte mich auf das, was mir Spaß machte. Und flüchtete mich in den Ferien wieder in meine heile Welt Das war mein Kreislauf.

In der zweiten Klasse hatte ich eine beste Freundin. Wenn man das so nennen kann. Sie wechselte zwischen mir und einer anderen eingebildeten Klassenkameradin hin und her. Mal war ich ihre beste Freundin und sie stand zu mir, dann war es wieder die andere. In den Pausen stand ich dann da wie eine Blöde und wusste nicht, wen sie sich heute ausgesucht hatte.
Das ließ ich mir nicht lange gefallen und ich konfrontierte die beiden damit, dass das keine Freundschaft ist und unfair. Sie solle sich entscheiden, da ich das nicht mehr mit mache. Es eskalierte dann und ich trat das eingebildete Mädchen gegen das Bein (sie zog mir glaube ich an den Haaren).
Das war anscheinend Grund genug für sie die ganze Klasse am nächsten Tag in der Pause gegen mich aufzuhetzen.
Ich hatte schon die ganze Zeit ein ungutes Gefühl. Sie lauerten mir auf, verfolgten mich. Ich wusste, dass sie nichts Gutes von mir wollten. Die Lehreraufsicht hat mich nicht geschützt, als ich Zuflucht bei Ihnen suchte. Die wollen nur mit dir spielen hieß es.
Sie drängten mich aus den Augen von Zeugen und schlugen mich auf einer Treppe zusammen. Ich kam mit einer Gehirnerschütterung und Prellungen ins Krankenhaus.

Ob und was für Reaktionen von der Schule oder meine Familie kam, weiß ich nicht mehr. Ich weiß nur, dass meine Mutter danach mit mir nach Hessen hier in meine Stadt gezogen ist.
Wir wohnten dann mit unserem Wellensittich in der Mietswohnung der Eltern meines Vaters (die uns leider immer wieder besuchen kamen). Warum, weiß ich bis heute nicht.


***Fortsetzung folgt***

A


Mein Leben und die Einsamkeit

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Das ist so traurig und so interessant. Ich finde dich richtig sympathisch und bin auf die Fortsetzung gespannt.

Ich bin dann in die Grundschule hier in meiner Wohnstadt gegangen. Seitdem waren jedes Jahr Krankenhausaufenthalte wegen mobbenden Mitschülern normal. Wirklich egal waren meiner Mutter meine Noten nicht, aber wie sie insgesamt damit umging, weiß ich nicht mehr.

Der Kontakt zu meinem Vater wurde immer weniger. Er enttäuschte mich mehr und mehr und hielt keins seiner Versprechen. Er ließ mich spüren, dass er nicht an mir interessiert war und lieber sein eigenes Leben leben wollte.
Meine Oma erzählte mir mal, dass ich als Kind extra ein Handy bekommen hatte, damit mich mein Vater anrufen konnte... wie er es so oft versprach. Ich starrte immer wieder wie versessen auf das Handy und wartete auf einen Anruf. Immer wieder. Jeden Tag. Es kam aber nichts.
Mein Opa konnte sich das nicht mehr mit ansehen und nahm mir das Handy weg, als ich in den Ferien wieder bei ihnen war.

Der damalige Familienkrach zwischen meiner Mutter und ihren Eltern war wegen meinem Vater entstanden, wie man mir später erklärte. Meine Mutter wollte nicht wahr haben, dass ihre Eltern Recht haben. Dass sie mit mir in ihr Verderben rennt, wenn sie weiter bei ihm bleibt.
Für mich war das natürlich der pure Horror. Ich hatte Angst meinen Zufluchtsort, mein Paradies zu verlieren. Und dazu saß ich wieder zwischen 2 Fronten. Als Kind kannst du dich nicht einmischen. Du kannst nur zusehen wie du mit diesem Gefühl allein klarkommst und hoffen.

Als der Krach überwunden war, ging es an anderen Enden weiter.
Ich kann mich nicht erinnern in welchem Zeitraum was passierte, doch es war zu der Zeit, als meine Mutter mit mir in eine andere Straße zog. 10 Minuten Fußweg entfernt von der Gesamtschule, auf die ich nach der Grundschule gehen sollte.
Es folgte der Kontaktabbruch zu meinem Vater aus eigener Entscheidung. Ich bestand auch darauf, dass man ihn nicht mehr meinen Vater nennt, sondern nur meinen Erzeuger. Ich war der Ansicht, dass ein Vater sich um sein Kind kümmert, es liebt. Und das tat er nicht.
Meine Mutter stand hinter mir. Doch da fing das Geläster und Gelüge durch die Zweige der Verwandtschaft an. Die Eltern meines Vaters säten dieses Gift. Sie wollten nicht glauben, dass ich das so entschieden habe. Immer wieder hieß es, dass meine Mutter mich gegen meinen Vater aufgehetzt und beeinflusst hätte. Doch sie erzählte mir, sie hätte immer wieder darauf erwidert, dass ich alt genug wäre um das selbst zu entscheiden.

So war es auch. Die einzige Sache, in der sie mal nicht manipulierte in ihrem Leben. Sie stellte nur klar, während die Eltern meines Vaters ein Gerücht nach dem anderen in die Welt setzten.

Anfangs war ich auch immer wieder bei ihnen zu Besuch trotz der Sache mit meinem Vater. Bis ich schnell merkte, dass es ihnen nur darum ging, dass ich das mache und werde, was sie von mir erwarten.
Sie versuchten mich mit gekauften Dingen zu ködern, weil sie ganz genau wussten, dass meine Mutter und ihre Familie sich nichts leisten konnten.
Immer wurde ich ausgefragt, immer sollte ich was erzählen. Egal was ich sagte, alles wurde gegen meine Mutter und ihre Eltern verwendet. Bis ich schließlich gar nichts mehr sagte und den Betrug erkannte, als mir meine Mutter erzählte, was sie hintenrum mitbekam.

Diese Großeltern waren genau das Gegenteil von dem, was ich bei den anderen fand.
Sie belogen mich, machten mir leere Versprechungen, nutzten mich aus.
Dauernd nur Erwartungen, immer nur zwischen den Fronten.
Der Opa war der schlimmste von den beiden. Wenn ich nicht grade am Tisch saß, wurde mir mit einer Gabel oder was anderem in den Rücken gepikt.
Wenn ich sie nicht vernünftig begrüßen und verabschieden konnte (Hände geben, umarmen, Küsschen auf die Wange), wurde ich mit Ignoranz und Geschenkentzug, die ich eigentlich bekommen sollte, bestraft.
Ich durfte dies nicht und das nicht, sollte dies und das tun. Ihnen gefallen und mich fügen. Niemand interessierte, was das zerbrochene, kleine, hilflose Mädchen wollte. Und ich wollte diese aufgezwungene Nähe einfach nicht.

Sie legten mir sogar ein Sparbuch an, was ich mit einer Summe von 1000 Euro zu meiner Volljährigkeit bekommen sollte was mein Vater nach wenigen Jahren plünderte und für sich benutzte ohne dass ich oder meine Mutter davon wussten.
Die Krönung des Ganzen war, dass es hieß ich würde nur kommen, wenn ich was wollte, weil ich immer seltener dort war. Warum nur...
Es folgte daraufhin auch der Kontaktabbruch zu diesen Großeltern aus meiner freien Entscheidung und wieder hieß es meine Mutter würde mich gegen sie aufhetzen.
Ich war noch ein Kind, was einfach nur Frieden, Sicherheit und Liebe wollte und langsam lernte das Gift auszusortieren.


***Fortsetzung folgt***

Menschen können so schei. sein. Da schlägt meine misantrophische Ader stärker.
Aber.... Es gibt auch friedliche, aufrichtige, ehrliche und liebenswerte Menschen. Finden deinen Weg zu diesen, auf dass du Liebe und Geborgenheit erfährst, so wie du es brauchst und verdienst, und trenne dich von allem was dir nicht gut tut, auch wenn du danach einsam bist, du wirst einen neuen Weg aufschlagen, der dich zu neuen Freunden führt, vielleicht findest du hier nette und sympathische Menschen, hier findest du sie zumindest schneller als in deinem Umfeld.
Viel Glück.

Ich kann mich an eine Kur erinnern, in der ich alleine war. Warum auch immer ich dort alleine hin musste. Schon bei der Ankunft dort fühlte ich mich dem Schrecken ausgesetzt. Ich wollte wieder zu meinem sicheren Zufluchtsort.
Dort in einem Zimmer mit 3 anderen Mädchen, das war der Horror für mich. Lästern, ausgrenzen, ausnutzen. Ich versuchte dazuzugehören, ebenfalls die Aufmerksamkeit zu bekommen, die die anderen Mädchen bekamen. Aber sie durchschauten meine Versuche.
Ich bekam sogar bei einer Wanderung einen Stein auf den Kopf, den jemand von einer Brücke warf, unter der wir auf dem Rückweg durchgingen. Dass ich keine Platzwunde hatte, war ein Wunder.
Als mich meine Mutter mit ihrem Hausfreund (zu dem komme ich später noch) nach dem viel zu langen Aufenthalt dort endlich abholte, brach ich in Tränen aus endlich von dieser Hölle weg zu kommen.

Meine Mutter und ich waren dann noch mal zusammen in Kur direkt an der Ostsee, dort war es wesentlich schöner. Unter der Aufsicht der Eltern fühlte ich mich sicher, aber auch dort hatte ich Probleme mit anderen Kindern, die mich schikanierten, wenn ich grade alleine war. Einzig allein ein Junge, dem es genauso erging, freundete sich mit mir an und zusammen fühlten wir uns ein bisschen stärker. Er war zwar wesentlich jünger als ich, aber das war mir egal.
Damals war ich öfter mit wesentlich jüngeren Jungs befreundet. Mit Mädchen konnte ich nichts anfangen. Ihre Art war mir zu sehr zuwider. Ich konnte mich mit niemandem in meinem Alter identifizieren.

Als ich dann ab der 5. Klasse auf die Gesamtschule (Realschulzweig) ging, fing der wahre Horror für mich an. Sowohl in der Schule, als auch zwischen meiner Mutter und mir.

Wir zogen wieder um. Diesmal in ein Dorf in der Nähe. Das war zum Glück für mich das letzte Mal.
Die Dinge, die ich bereits erlebte und auch meine Gegenwart, machten mich zunehmend introvertiert. Ich redete kaum, schon gar nicht gegenüber Fremden. Wollte mich immer irgendwo verstecken, selbst ausgrenzen, damit mir niemand was tun konnte. Ich eignete mir dadurch automatisch eine ablehnende Körperhaltung und Miene an, die ich besonders im Kriegsgebiet verstärkt zeigte. Während der Busfahrten hörte ich oft von fremden, älteren Schülern, dass ich sehr böse gucken würde. Sie machten sich natürlich darüber lustig, während sie versuchten meine Tasche auf zu machen. Mein Blick wurde dann nur noch hasserfüllter. Gesagt habe ich aber nie was. Nur meine Fäuste fest geballt. Ich wusste, dass ich mich nicht gegen sie wehren konnte.
In der Schule wurde ich dadurch, und durch meine ungewöhnliche Kleidung noch mehr zum Mobbingopfer.
Die meiste Kleidung, die ich besaß, war gebraucht von anderen, die sie nicht mehr wollten oder nicht mehr passten. So etwas nagt natürlich extrem am Selbstwert eines Kindes.
Ich hatte auch keine Persönlichkeit. Während andere sich ihre Freunde nach Gemeinsamkeiten aussuchten, hatte ich nicht einmal eine Lieblingsfarbe oder Lieblingsband. Ich nenne diese Zeit immer die Zeit, als ich noch keinen Charakter hatte.

Eines Tages änderte sich sehr viel, als ich durch die Tochter der besten Freundin meiner Mutter auf eine Band kam, die fortan meine Pubertät und meine Entwicklung prägte.
Ich fand mich in den Texten wieder, spürte zum ersten Mal in meinem Leben eine Art Freiheit in meinem Herzen, die ich nie kannte. Es war, als wäre jemand für mich da, der mich beschützt. Diese Band legte den Grundstein für alles, was ich heute mag und bin. Und diese Zeit bedeutet mir eine Menge.
Ab da fing ich an mich auffälliger zu kleiden. Meine Lieblingsfarben wurden Schwarz und Rot immer in Kombination. Danach richtete sich auch meine Kleidung so gut es ging.
Das paradoxe an dem Ganzen war, dass sich in mir nichts geändert hatte. Ich wollte nach wie vor nicht auffallen, nicht bemerkt werden was ich aber mit meinem Aussehen absolut tat.
Es änderte sich dadurch natürlich nichts für mich, außer dass mir noch zusätzlich Emo hinterher gerufen wurde und ich verheimlichen musste, dass ich Fan dieser Band war.
Jeder, der Fan von ihnen war, wurde allein schon deswegen gemobbt und fertig gemacht. Um meine Situation nicht noch schlimmer zu machen entschied ich es geheim zu halten. Denn es war das einzig Positive in meinem Leben, was ich hatte. Das wollte ich mir nicht auch noch kaputt machen lassen. Es war zwar sehr anstrengend das zu verstecken, aber es war mir zu wichtig, als es aufs Spiel zu setzen.
Denn wenn ich wieder von der Schule nach Hause kam, fand ich in ihrer Musik Zuflucht und Beruhigung.

Ich versteckte mich in den Pausen immer in den Gebäuden und hörte Musik, auch wenn es verboten war sich drinnen aufzuhalten. Ich wollte meinen Peinigern, die sich auf dem Schulhof tummelten, entkommen und hoffte, dass mich niemand fand. Dass ich einen Brief der Schule an meine Mutter riskierte, war mir egal. Das war das kleinere Übel für mich.
Dass mich jemand fand, passierte leider manchmal doch, und ich wechselte mein Versteck, wenn es aufflog.
Ich hielt mich so weit es ging von den anderen fern. Damit machte ich mich selbst zwar zur Außenseiterin, aber dafür war ich meistens vor ungewollten Verletzungen sicher.

Als der Sportunterricht geschlechtlich aufgeteilt wurde, war ich ich nicht nur den Mädchen aus meiner Klasse ausgesetzt, sondern auch noch denen der Parallelklassen. Besonders eine hatte es extrem auf mich abgesehen und hetzte andere gegen mich auf. Ich fühlte mich wie ein Tier im Zoo, wenn ich mich vor allen umziehen musste.
Um gar nicht erst am Unterricht teilnehmen zu müssen, tat ich öfter so, als wäre ich krank oder nahm erst gar nicht meine Sportsachen mit.

Das, was ich seit Beginn meiner Schulzeit kannte, zog sich weiter wie ein roter Faden durch jede Schule und wurde von Jahr zu Jahr schlimmer.
Alles war für mich die Hölle auf Erden. Der Weg zur Schule, der Schultag, der Weg zurück nach Hause und dann war da noch meine Mutter...


***Fortsetzung folgt***

Ab hier wird es schwierig. Die Erinnerungen sind klarer, emotionaler und wirrer. Zu viel ist gleichzeitig passiert. Ich musste mit zu vielem gleichzeitig fertig werden.

Ich kann mich nicht daran erinnern meine Mutter jemals wirklich von Herzen lieb gehabt oder ihr vertraut zu haben. Ich wusste, dass ich auf sie angewiesen bin, doch ich wünschte mir immer, dass sie fort wäre.
Nachdem, was sie bereits alles abgezogen hat, sah ich nie einen Grund mich ihr zu öffnen.
Wenn ich ihrer Meinung nach böse war, musste ich ein teilweise stundenlanges Verhör über mich ergehen lassen. Ich wurde mit Fragen, Vorwürfen und Meinungen bombardiert und ich sagte nichts. Ich saß immer nur stumm und mit meiner abweisenden Miene vor ihr, den Kopf gesenkt, manchmal die Fäuste geballt. Ich ließ es einfach über mich ergehen, bis ich wieder gehen durfte. Versuchte in der Zeit auf Durchzug zu schalten.
Sie sagte mir immer wieder, dass sie ihren Ex Mann meinen Vater... vor sich sah, wenn ich wütend wurde und sie dann Angst vor mir habe. Vor meinem Blick.
Als Kind, dessen Vater ein egoistischer Nichtsnutz ist, trifft das einen schmerzhaft. Ich gehörte nirgendwo dazu. Weder mit meiner Mutter, noch mit meinem Vater konnte ich mich identifizieren. Da konnten noch so viele sagen, dass ich meiner Mutter extrem ähnlich sehe.
Auch was in der Schule los war, erzählte ich ihr nicht. Durch gewisse Vorfälle wusste sie es natürlich trotzdem. Dann musst du dich mal dagegen wehren ist aber alles andere als eine Hilfe.
Ich musste also weiterhin - wie bisher - alleine damit fertig werden.

Die Tatsache, dass sie sich um ein andere Kinder lieber kümmerte, als um mich, kann ich auch nicht auslassen.
Es war noch bevor wir in das Dorf umzogen. Obwohl ich mich kaum noch daran erinnern kann was genau passierte und wie lange das ging, brach ich neulich völlig in Tränen aus, als ich im Zuge eines völlig harmlosen Gespräches meinem Freund davon erzählte.
Es ist eine schmerzhafte Erinnerung tief aus meiner Vergangenheit und gleichzeitig zuletzt meine Gegenwart geworden

Meine Mutter hatte eine beste Freundin, die viele Probleme hatte. Sie hatte ein Kind von einem ausländischen Mann und immer nur ging es um den kleinen Jungen. Wie toll er ist, wie süß er ist. Wenn ihre Freundin arbeiten ging, kümmerte sie sich um ihn, holte ihn zu uns nach Hause. Er bekam die ganze Aufmerksamkeit, war ja so lieb. Und ich war nur das undankbare, freche Kind was keine Familie hatte.

Der Hausfreund, den ich zuvor schon einmal erwähnte - wie meine Mutter ihn immer nannte - war der Mittelpunkt in ihrem Leben, von dem sie nie los kam. Er war ein jahrelanger sehr guter Freund von ihr, dem ich schutzlos ausgeliefert war.
Ein älterer, verheirateter Mann aus dem selben Dorf, in dem wir wohnten; der seine Enkelkinder großzog, weil seine jüngste Tochter dro-abhängig war.
Der sich einmischte, wie ich erzogen werden sollte und meine Mutter kontrollierte und manipulierte. Der immer einen Schlüssel zu jeder unserer Wohnungen hatte und unangekündigt kommen und gehen durfte, wann er wollte.
Zu diesem Scheusal schleppte mich meine Mutter lange Zeit auch immer wieder gegen meinen Willen hin. Nicht das einzige Mal.

Weil ich so introvertiert war, war sie der Ansicht es wäre gut für mich, wenn ich unter Leute komme. Menschen die ich nicht kannte und mit denen ich nichts zu tun haben wollte. Auf zig Geburtstage, Beerdigungen. Zum Glück nicht auch noch auf Hochzeiten.
Ich denke so entwickelte sich meine später diagnostizierte Sozialphobie. Ich wollte allein sein und wurde gezwungen in Gesellschaft zu sein.

Ich musste im Hause seiner Familie mitessen (Aussage meiner Mutter: Ich brauch dann nicht zu kochen), mich dort aufhalten, manchmal auch dort schlafen. Eine Familie, die christlich war und ihren Enkeln diesen Glauben aufzwang... die vor jedem Essen betete und das auch von mir verlangte, obwohl ich mich weigerte. Sie wussten, dass ich nicht an Gott glaube. Und dass ich mich nicht anpasste, war ihnen ein Dorn im Auge.
Auch das Dorf zerriss sich den Mund über das atheistische Mädchen, was sich unpässlich kleidete und ihr eigenes Ding durchzog, weil sie kein Teil dieser kaputten Gesellschaft sein wollte, in der alle nur das taten was man von ihnen erwartete.

Meine Mutter hatte oft Geldprobleme, aus denen sie dieser Hausfreund immer herausholte. Sie zahlte die Schulden bei ihm ab und blieb auch jahrelang darin, weil sie unbehelligt immer neue bei ihm machte. Sogar ihr Auto durfte sie nur von ihm reparieren lassen, da sie es von ihm bekam.
Dadurch hatte er sie immer in der Hand und sie war so übertrieben dankbar für seine Hilfe, dass sie es lange nie wagte ein Wort gegen ihn zu erheben. Er durfte tun und lassen was er wollte.
Dieser Mensch war mir aber von vorne herein zuwider und das wusste meine Mutter auch. Ich durfte mir ihren Satz Wenn er nicht wäre, würden wir nicht hier stehen unzählige Male anhören. Wie konnte man sich so dermaßen von einer Person abhängig machen und zulassen so schikaniert zu werden?! Ich verabscheute beide.
Obwohl ich noch ein Kind war, wusste ich, dass sich beide weder respektvoll noch erwachsen verhielten.
Noch dazu kümmerte sie sich um seine Enkelkinder (ein Junge und seine jüngere Schwester) wieder zu meinem Leidwesen. Sie kochte und putzte dort in ihrem Haus, sagte Termine ab um für sie da zu sein.
Wenn sie mal bei uns waren, musste ich mein heiliges Reich, meinen einzigen Rückzugsort gegen sie verteidigen. Bis ich es irgendwann hasste, wenn wir überhaupt Besuch bekamen.
Ich musste immer nur kämpfen. Um Liebe, Aufmerksamkeit und um Anerkennung.


***Fortsetzung folgt***

Meine Mutter durchsuchte immer wieder mein Zimmer und las mein altes, mit 9 Jahren geschriebenes Tagebuch, was vergessen unter meinem Bett lag. Sie verriet sich selbst, indem sie mich mit den Dingen, die drin standen, konfrontierte. Ich hatte mich darin darüber ausgelassen, was ich über sie denke.
Bis heute streitet sie pikiert ab dies jemals getan zu haben. Und auch andere Dinge.
Während meiner Pubertät stritt ich mich immer öfter mit ihr, grade wegen der nicht respektierten Privatsphäre. Ich konnte mein Zimmer nicht abschließen und sie ging jedes Mal unbehelligt rein. War Klopfen zu viel verlangt? Immer wenn ich sie damit konfrontierte, fühlte sie sich dazu berechtigt, da bei ihr ja private Sachen drin liegen, die niemanden was angehen. In meinem Kopf schrie alles bei dieser Ungerechtigkeit. Ich konnte nichts gegen sie tun. Also fing ich an so gut wie alles, was sie nichts anging, absichtlich zu verstecken.
Es interessierte sie nie, wie es mir mit all dem was ich erlebte, ging, also hatte sie auch kein Recht jemals irgendwas von mir zu sehen oder zu erfahren.

Als ich meinen Kleidungsstil, meine Identität fand, ließ sie ihre Abneigung darüber an mir aus. Sie konnte mich nicht akzeptieren, interessierte sich nur dafür, was andere von ihr denken könnten, wenn ich so rumlief. Dauernd durfte ich mir anhören, warum ich so rumlaufen muss, warum ich das und das an hatte.
Ich ließ mich trotzdem nicht davon abhalten das durchzusetzen, was ich wollte.
Dennoch war jedes Wort von ihr wie ein ausstrahlender Schmerz. Ich hatte endlich mich selbst gefunden und selbst das wollte sie mir nehmen, wo sie als Mutter eigentlich hätte stolz sein müssen. Aber eine Mutter war sie ja nie...

Auch vor meiner Intimität machte sie nicht halt. Sie manipulierte und schikanierte mich für körperlich völlig normale Dinge (wie ich viel später erst heraus fand).
Und das Trauma durch meinen Vater, von dem ich am Anfang erzählte... das setzte sie unbehelligt fort. Sie gab mir immer wieder, fast jeden Tag mehrmals einen Klaps auf den Po. Sei es einfach nur so, oder weil ich böse war. Das zerstörte so viel in mir, das kann ich gar nicht in Worten beschreiben. Ich hatte nur noch Angst, zitterte regelrecht, wenn ich mit dem Rücken zu ihr stand oder sie an mir vorbei lief.
Ich kann bis heute nicht verstehen warum man einer Frau auf den Po haut. Ich finde es respektlos und übergriffig. Der Po zählt für mich zur absoluten Intimspähre, die niemand ohne meine Erlaubnis auch nur anzurühren hat.
Ich konfrontierte sie vor nicht allzu langer Zeit damit, sprach das erste Mal unter Tränen darüber mit ihr. Doch sie hat selbst da nicht verstanden, was sie damit bei mir anrichtete. Es war eher so, als würde sie die Tatsache verleugnen, wie immer mit allem anderen auch, was sie falsch gemacht hat.

So brachte ich Jahr für Jahr hinter mich. Zuhause, sowie in der Schule. Eine Zeit lang fügte ich mich der Mädchengruppe, die mich immer mobbte, in der Hoffnung sie würden mich in Ruhe lassen. Ich suchte praktisch Schutz bei meinen Peinigern.
Es war relativ harmlos, dennoch bin ich nicht stolz auf diese Zeit.
Während ich in einem Moment dachte ich wäre sicher, hintergingen sie mich im nächsten Moment und stellten mich offen bloß. Wenn wir gemeinsam als Klasse schei. bauten, gehörte ich dazu ging es um einen Schuldigen, wandten sich alle gegen mich.

Freundschaften hatte ich sehr selten. Ich traute mich nie jemanden anzusprechen. Ich versuchte weiterhin unauffällig zu leben, jeden Tag durchzustehen in der Welt, in der ich mich fehl am Platz fühlte.
Die Menschen, die ich kennen lernte, ergriffen die Initiative mit Smalltalk, der meistens eher peinlich verlief, weil ich nicht wusste was ich sagen sollte und mich ihnen nicht öffnen wollte. Darunter waren oft flüchtige Bekanntschaften aus dem Bus, mit denen ich mich irgendwann doch regelmäßig unterhielt. Und wie das in dem Alter so war, wurde man irgendwann nicht mehr beachtet ohne den Grund zu kennen.

Im Dorf fand ich zwar Freundinnen, aber sie waren mehr oberflächlich als tief, aus verschiedenen Gründen. Die eine Freundin, mit der ich mich in den Schulpausen treffen und unterhalten konnte, war die älteste von 6 Geschwistern (das jüngste ein Baby) in der Familie von egoistischen Eltern. Freizeit kannte sie nicht, sie musste sich immer um ihre Brüder und Schwestern kümmern und auf sie aufpassen. Ihre Eltern gaben ihr keine Möglichkeit Kind zu sein, sich zu entfalten und meinten dazu auch noch, dass ich ein schlechter Umgang wäre. Wir konnten uns deswegen so gut wie nie privat treffen.
Als sie mit der Hilfe vom Jugendamt dort auszog, verlor sich der Kontakt.

Danach war ich mit Drilligs-Mädchen befreundet, bei denen ich mich zwar wohler, aber trotzdem fremd fühlte. Sie waren eher die extrovertierte Sorte Mädchen und offener für viele Dinge, als ich. Normaler als ich. Sie mochten mich auch sehr.
Warum sich der Kontakt mit ihnen verlor weiß ich nicht mehr.

Dann fand ich im Dorf nebenan meine erste beste Freundin. Und sie war wirklich eine echte Freundin. Ich bedauere noch heute, dass der Kontakt durch mich letztendlich vollkommen abbrach (mehr dazu später). Ein Kontakt, der wie viele andere im Bus entstand, aber diesmal von längerer Dauer war.
Ihr Charakter ähnelte meinem. Träumerisch, rebellisch, durchgeknallt und ganz anders als die anderen. Bei ihr konnte ich das erste Mal in meinem Leben sein wie ich bin. Sie entdeckte meinen Kleidungsstil für sich und teilte die selben Hobbies und den Musikgeschmack mit mir. Wir trafen uns fast jeden Tag mehrere Stunden und ich brachte ihr das Zeichnen bei.
Ihren Eltern gefiel der Kontakt mit mir zwar nicht, aber sie ließ sich nicht von ihnen abhalten.
Meine Sozialphobie veränderte sich in der Zeit zwar nicht, aber ich fühlte mich lebendiger, als würde ich das erste Mal leben.


***Fortsetzung folgt***

Oje, da hast du aber eine sehr schwierige Kindheit gehabt.
Ich hoffe wirklich dass es dir, trotz der Altlasten, heute besser geht.
Heute hast du dein Leben selbst in der Hand. Auch wenn vieles durch alte Gewichte schwer fällt, so kannst du zunehmend Dinge verändern. Jetzt ist es dein Leben, über das nur du bestimmst, das du selbst formen kannst - mit Kontakten, Umgebung, etc.

Ich wünsche dir alles Gute 3

Das Thema Jungs war bei mir mehr oder weniger genauso präsent, wie bei anderen Mädchen im Kindesalter auch. Ich schwärmte mal von diesem und jenem, weil er ganz süß aussah, aber hatte nie dieses gewisse intime Interesse.

Einer dieser Jungs, für die ich schwärmte holte mich eine Woche lang von zu Hause ab und ging mit mir zur Schule, bis er sich für ein anderes Mädchen interessierte und ich dumm da stand. Meine Klassenkameraden zerrissen sich natürlich den Mund darüber. Dieser Junge war auch schnell kein Thema mehr für mich. Es war mir nur unangenehm ihn immer in der Schule zu sehen.

Ein anderer Junge, mit dem ich durch die langjährige Freundschaft unserer Mütter viel Kontakt hatte, fragte mich eines Tages in seinem Zimmer, ob wir S*x haben wollen. Ich war zu dem Zeitpunkt 12 Jahre alt, er 14. Ich weiß nicht mehr was mir in dem Moment genau durch den Kopf ging. Ich wusste natürlich, was S*x ist (mehr durch Außerhalb und eigene Recherche, als durch Gespräche mit meiner Mutter), aber hatte überhaupt kein Interesse daran und wollte zu dem Zeitpunkt von Jungs in dem Sinne noch überhaupt nichts. Ich machte mir nicht einmal darüber Gedanken bis ich an dem Tag damit konfrontiert wurde.
Ich weiß noch, dass ich so verwirrt, angewidert und geschockt war, dass ich von da an nicht mehr dort mit hin fuhr. Warum, blieb immer mein Geheimnis.

Ich erinnere mich sehr genau daran, wie ich für den 6 Jahre älteren Nachbarsjungen aus dem Dorf schwärmte, der schräg gegenüber von uns wohnte. Ich war 11/12 Jahre alt und sehr verliebt in ihn, fast schon besessen. Seine und meine Mutter waren befreundet (wie sollte es auch anders sein) und ganz selten war ich mit zu Besuch bei Ihnen. Er und ich unterhielten uns ab und zu, spielten Badminton auf dem Hof. Ich steckte ihm jeden Morgen im Schulbus einen Zettel zu, auf dem irgendwas drauf stand. Dass mein Interesse an ihm für die Öffentlichkeit offensichtlich war, realisierte ich gar nicht. Es war mein Geheimnis dachte ich zumindest.
Entsprechend unangenehm waren mir die Blicke der Mitschüler im Bus, als ich es realisierte.
Es war immer eine heimliche Liebe, aus der nie etwas geworden ist und die mit der Zeit für mich schließlich an Bedeutung verlor - wie die anderen auch. Trotzdem war das meine prägendste und längste Verliebtheitsphase, weil sie meine erste echte war.
Seine Sichtweise und Gedanken dazu erfuhr ich erst viele Jahre später.


***Fortsetzung folgt***

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Dr. Reinhard Pichler
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