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Hallo, da bin ich mal wieder!

Ich eröffnete vor einigen Monaten ein eigenes Thema und war seitdem eher stiller mitleser. Nun gerate ich wieder in eine Lage, die mir in ähnlicher Weise bekannt ist und Angst macht; eine Lage, über die ich sprechen müßte, in der ich jemanden zum Reden bräuchte – und selbstverständlich niemanden habe, was das ganze gleich noch einmal schlimmer macht und psychisch eskalieren läßt.

Aus diesem Grunde möchte ich erst einmal die Absicht verraten, die hinter diesem Beitrag steht:
1) Ich suche jemanden zum Schreiben.
2) Ich suche jemanden zum Telefonieren.
„Jemand“ ist allerdings auf Frauen beschränkt, die etwa in meinem Alter (30), eher tendenziell jünger sind. Warum? Weil ich anderen gegenüber zu verschlossen bin.

Doch nun zu meiner Lage, von der ich einerseits will, daß die ganze Welt von ihr weiß, die ich aber eigentlich nicht erklären möchte. Also ich habe eine Mitbewohnern -- nennen wir sie A --, die gerne und auch lauter Musik hört. Ich aber habe gerne meine Ruhe, bin momentan mit meiner Abschlußarbeit beschäftigt und eher nachtsaktiv. Durch die Arbeit psychisch unter Druck gesetzt, hatte ich die letzten Tage sowieso schon schlechtere Laune, und da ich jeden morgen um halbneun von Bässen geweckt wurde, wurde sie noch schlechter. Entsprechend freundlich klang meine Begrüßung gegenüber A, bis ich gestern dann sagte, warum ich so schlechte Laune habe. A flippte aus, meinte, ich bräuchte ihr nicht mit Recht und so weiter kommen – und dabei sagte und dachte ich nicht einmal etwas über Recht. Es ging eigentlich nur darum, den Baß ein wenig rauszunehmen, mehr nicht.

Am späten Nachmittag dann spricht mich meine andere, erst neu eingezogene Mitbewohnerin B an, die gegenüber meiner anderen Wand wohnt. Sie hätten im Mietvertrag nachgeschaut, Ruhezeiten seien von 7 bis 20 Uhr. Und sie höre von A nichts. Wie bescheuert ist das denn? Dazwischen liegt mein Zimmer! Tja, und sie höre mich nachts auch, meinen Wasserkocher oder den Lichtschalter (unsere Sicherung hat Relais).

Das sie das hört, ist gut möglich, aber den Wasserkocher benutze ich vielleicht einmal, wenn ich Durst habe -- und dann wird gleich ein halber Liter Tee gemacht. Er steht ohnehin schon in meinem Zimmer, weil die Küche keine Tür hat, und ich habe auch kein Problem damit, ein Handtuch unterzulegen, damit er leiser ist. Aber eines hört man von mir nicht: Musik und Herumgestampfe oder eben andere Geräusche außer Wasserkocher, meine Tür und meinetwegen den Lichtschalter.

Ich verlangte auch nie, daß um 12 Uhr Ruhe sei, daß man um 7 Uhr morgens nicht in der Küche reden dürfe, nicht mit Tellern scheppern, nicht abspülen. Das sind für mich alles natürliche Geräusche, und wenn ich dann noch schlafen möchte, ist es eben mein Problem. Aber ich bin eben auch froh, trotz Depressionen wenigstens nachts an meiner Arbeit arbeiten zu können, und um halbneun den Baß ein wenig rauszunehmen, ist doch nicht zuviel verlangt, oder? Oder bin ich da zu unfair?

Da B, wie gesagt, neu einzog, wollte ich vorgestern noch freundlich fragen, ob sie sich eingelebt habe und wie ihr ihr Studium gefalle. Ich begann mit einer Floskelfrage, bekam daraufhin aber schon gleich in sehr unfreundlichem Ton ein „Sonst noch was“ zurück. Das hat durchaus eine Grenze überschritten, obwohl sie wohl auch einen anstrengenden Tag hatte.

Nach meinem Empfinden hat sich diese Situation recht schnell festgefahren, so daß ein Gespräch nicht möglich ist Schon meinem innerlichen Zustand nach ist das nicht möglich. Ich denke, jedes ehrliche Wort meinerseits würde alles nur schlimmer machen, und der Typ für unehrliche Worte, um die Harmonie zu wahren, bin ich nicht. Ehrlich gesagt ist es auch gar nicht erwünscht, mir wäre lieber, sie wären alle weg.

Was für manch einen hier wie eine Kleinigkeit aussieht, ist für mich eine Katastrophe. Ich bin extrem empfindlich, ausgeschlossen oder anders behandelt zu werden als andere. Jede Stunde sitze ich hier, und höre ich Gespräche in der Küche, entsteht zusätzlich zum Druck auf der Brust ein noch größerer Druck. Eine heftige offene Ablehnung war vor vielen Jahren der Beginn der ganzen Depressionen und Einsamkeiten, und ich bin da wirklich empfindlich und kann meine Gedanken weder abschalten noch mich beruhigen.

Und so fühle ich mich alleingelassen, ausgegrenzt, irgendwie auch verarscht, verraten, ungewollt, störend und so weitere und so fort und so weiter. Das macht mich fertig.

Daher suche ich jemanden, mit dem ich mich einfach unterhalten kann. Das kann auch über Probleme sein, muß aber nicht. Ich höre gerne zu, wenn sich jemand aussprechen möchte (und mich nicht nur als Mittel und Zweck sieht), und ich rede gerne auch einfach nur drauflos oder auch über ernstere Themen in der Welt. Ich suche einfach eine nette Unterhaltung, einen Austausch, eben ein wenig Freude im Leben und Ablenkung zum ständigen Hören in die Küche, wer da wie gut mit wem, eben bis auf mich, auskommt. Ich suche keine Ratschläge und Tips, sondern jemanden, der mich zwar versteht oder das Verhalten zumindest nicht als bescheuert abtut. Gerne könnte daraus ein längerer Kontakt werden, und meines erachtens fehlt es vielen Menschen hier auch meist daran: jemanden, einen Kontakt, auf den man sich verlassen kann.

17.10.2009 12:20 • 17.10.2009 #1


2 Antworten ↓


Hm, ich glaube, demnächt veröffentliche ich so etwas als Buch.

Ach ja, was man meinem Namen nicht unbedingt entnehmen kann: ich bin männlich.

P.S.: Kann man hier Beiträge editieren?





Dr. Reinhard Pichler
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