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Hallo Leute,

Ich möchte gerne über meine Einsamkeit sprechen, da ich nicht mehr weiß wie ich damit umgehen kann. Ich habe vieles durchgemacht und versuche die Dinge jetzt zumindest etwas anders zu sehen als früher.
Kurz zu mir: Ich bin Anfang 30, männlich und mein ganzes Leben alleine. Ich sehne mich stark nach einer Partnerin, was bisschen einfach nicht geklappt hat. Mein ganzes Leben habe ich den Eindruck, dass das weibliche Geschlecht mich unattraktiv findet. Ich habe starke selbstzweifel an mir, meinem Aussehen und betrachte mich selber als wertlos.
Ich habe versucht zu analysieren woher dieses negative Denken kommt. Bei mir war es so das ich in meiner Schulzeit stark gemobbed wurde wegen meinem Aussehen und meiner Herkuft. Ich lebte mit meiner Mutter zusammen und im Vergleich zu meinen Mitschülern hatten wir wenig Geld. Ich wurde ständig als minderwertig betrachtet und wegen meinem Aussehen und meinem finanziellen Status fertig gemacht. Irgendwann habe ich den Sport für mich entdeckt, und fing an zu trainieren. Ich wog damals 60 kg auf 1,80cm und habe mir nach ca 1-2 Jahren einen sehr durchtrainieren Körper antrainiert mit 6pack und alles was dazugehört. Nur musste ich dann feststellen das mein inneres nach wie vor genau so geblieben ist, und sich nichts verändert hat. Zumindest kann ich es heute zugeben, dass mein Körper einfach nur eine Fassade ist und ich immeroch der unsichere, verzweifelte Typ bin. Im Nachhinein weiss ich auch das der Grund warum ich mich so antrainiert habe einfach nur starke selbstzweifel und Ängste sind. Früher habe ich immer die Frauen beschuldigt, das sie nur gut Aussehende Typen wollen und ich quasi durchs raster Falle. Heute weiss ich das ich einfach Probleme mit mir selber habe und Hilfe benötige. Ich versuche nicht mehr der Welt die Schuld zu geben sondern zu begreifen weshalb meine Denkweise so ist wie sie ist.
Ich hatte bisschen noch keine feste Freundin, sehne mich aber stark nach einer Beziehung. Mein Problem ist das ich einfach nicht weiss wo ich das Problem anpacken soll. Denkt ihr eine Therpie könnte da helfen, und hat da jemand ähnliche Erfahrungen? Es gibt viel Informationen zu diesem Thema. Ich weiss einfach nicht wo ich anfangen soll.

Gruß

08.03.2022 06:10 • 14.03.2022 #1


4 Antworten ↓


Da hast du dir schon viele Fragen selbst beantwortet. Du hast den Eindruck, dass das weibliche Geschlecht dich unattraktiv findet....nur Gedanken, die in deinem Kopf statt finden, das strahlt man dann auch leider aus...starke Selbstzweifel kann man wieder in Selbstsicherheit umwandeln...negatives Denken kann man wieder in positives Denken umwandeln...Selbstwertgefühl kann man wieder stärken und ausbauen...es liegt immer nur an einem selbst, nur du kannst dich ändern, deine Einstellung, dein Denken usw.
Eine Therapie kann helfen, aber man muss viel selbst an sich arbeiten, besonders an seiner Einstellung, an dem Denkmuster. Kleine Schritte führen zum langfristigen Erfolg.
Ich war als Kind bereits unsicher und ängstlich, heute weiß ich es, war das Problem war. Wenn man weiß, dass man nicht mehr leiden möchte, kann man sein Leben ändern in eine bessere Richtung. Wichtig für mich dabei war Achtsamkeit mit mir selbst. Anerkennen meiner Gedanken, Sichtweisen prüfen usw.

A


Lebenslange Einsamkeit

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Im Leben geht es nicht darum gute Karten zu haben, sondern auch mit einem schlechten Blatt gut zu spielen.

Dieses Zitat soll von Jack London stammen. Ich finde es lohnt sich darüber nachzudenken.

Ich kann Dir nicht helfen, kann Dir aber über mich sagen, dass ich Einsamkeits-Pendler bin. Das Wort habe ich gerade erfunden, weil es beschreiben soll, dass ich mein Leben lang zwischen totaler Einsamkeit und absolut rundem erfülltem Leben hin und her pendle. Die Phasen dauern jeweils mehrere Jahre. Wenn alles rund läuft ist alles gut, Partnerschaft, Freunde, Lebensinhalte. Es scheint dann auch stabil zu sein und ich verschwende keinen Gedanken daran, dass sich das ändern könnte. Dann schleicht sich über lange Zeit ein Zusammenbruch dieser Stabilität an. Ich erkenne die Zeichen, aber kümmere mich nicht weiter darum, versuche alles festzuhalten, bis mein Leben nur noch aus dem Festhalten der Vergangenheit besteht und mir alle Kraft raubt. Dann kommt das Eingestehen, dass ich wieder ganz allein bin - in mir selbst. Dann kommen auch wieder diese Selbstzweifel, dass niemand mich mag, dass ich es zu nichts gebracht habe und vor allem, das ich nicht nochmal die Kraft habe mich da wieder herauszubringen. Ich spiele dann mit dem Gedanken mich aufzulösen, was ja nicht geht, es sei denn ich würde mich töten. Das habe ich vor 15 Jahren mal probiert, erfolglos, weil es mir im Moment der Umsetzung noch sinnloser erschien.
Nun habe ich im Gegensatz zu dir einige wirklich schöne Partnerschaften gehabt und auch langjährige Freundschaften - ich bin aber auch 20 Jahre älter, als Du. Bei Menschen, die so etwas nicht haben oder hatten, denke ich ( ganz ehrlich) dass sie sich damit auch den Schmerz des Verlustes ersparen, weil ja nichts für ewig ist.

Wenn Du eine Therapie machen willst, dann brauchst du ein persönliches Ziel. Mit Deinem Training hast Du genau das vor Augen gehabt und das war gewiss nicht umsonst! Die körperliche Betätigung solltest Du unbedingt beibehalten, weil sie Dich bestimmt vor einer tieferen Depression bewahrt. Ein trainierter Körper dient auch nicht nur der Fassade, er ist viel gesünder und gibt Kraft zum Leben. Was soll das Therapieziel sein? Ich denke, du könntest im Alltag erlernen deine Freundlichkeit zu anderen Menschen ganz bewusst zu steigern, denn was man in die Welt hinein gibt, bekommt man auch zurück. Ich habe zum Beispiel angefangen mit fremden Menschen zu plaudern sobald die Gelegenheit sich geboten hat. Im Supermarkt kann man irgendein kleines Gespräch mit der Person an der Kasse halten. Du kannst bei solchen Aktionen erkennen, wie die Leute auf Dich reagieren. Wenn es dir angenehm ist, dann bist Du auch für sie angenehm rübergekommen.

Als Letztes noch die Frage, die Du selber aufgeworfen hast, nämlich ob die Außenwelt schuldig ist oder Du selbst. Es ist beides und es wäre fatal nur bei sich selbst die Probleme zu suchen. Die Welt in der wir leben müssen ist kalt, selbstsüchtig, gewinnstrebend, Fassadenwelten, Unehrlichkeit, sexuelle Schnelllebigkeit, Massenmanipulation und vieles mehr. Wenn man in diesem Wahnsinn eine klare Menschlichkeit beibehalten will, dann kann es sein, dass man glaubt mit einem selbst stimmt etwas nicht, aber das wird immer nur die halbe Wahrheit sein. Das Leben ist eine ständige Weiterentwicklung. Finde heraus, was Dein nächster Entwicklungsschritt ist.
Im Leben geht es nicht darum gute Karten zu haben, sondern auch mit einem schlechten Blatt gut zu spielen.

Danke Für eure Antworten. Es ist wirklich so das Menschen mit mir nur was den Sport angeht zu tun haben wollen. Ich bin gut im Sport und dem was ich mache, und motivieren auch andere. Was ich dann aber merke ist das diese Leute gerne mit mir trainieren, privat aber ihr eigenes Leben führen und ich da wie überflüssig bin. Das tut wirklich weh, da es so scheint das ich nur für den Sport gut genug wäre.
Ich weiss nicht wie ichvdamit umgehen soll. Wenn ich diese Leute aus meinen Leben streiche, isolieren ich mich nur mehr. Und diese Einsamkeit ist manchmal nicht auszuhalten.
Es ist soweit gekommen das ich einfach nicht mehr weiß was ich glauben soll. Ist es mein Aussehen, mein Verhalten, meine Glaubenssätze etc die dafür verantwortlich sind das ich dieses einsame leben führe. Meine Gedanken schweifen so oft ins negative ab und ich bin dann in einem negativen Gedankenkarussel gefangen.
Mir fehlt einfach der erste Schritt. Irgendetwas wo ich anfangen kann etwas zu verändern. Etwas wo ich quasi einen Halt finde wenn ich wieder ins negative abschweife. Ich weiss einfach nicht wo ich das Problem anpacken soll.


Gruß

Also wenn Du immer wieder dein Aussehen zur Sprache bringst, dann stellt man sich ein Monster vor. Vermutlich hast Du weder ein entstelltes Gesicht noch sonstwie eine sichtbare Behinderung, die es rechtfertigen würde das Aussehen für dein Schicksal verantwortlich zu machen. Selbst unschöne Menschen haben Beziehungen und Freundschaften. Solltest du Dein Aussehen selber nicht mögen und dadurch eine latente Selbstverachtung hervorgerufen haben, dann denke an das Prinzip des Spiegelns. Das, was Du über Dich selbst denkst, das sehen die anderen in Dir. Die ewige Suche bei Dir selbst führt zu gar nichts. Findest Du dich selbst ok? Dein Aussehen, Deine Meinungen, Dein Verhalten? Du musst Dich bedingungslos selbst lieben. Ein Psychologe sagte mir mal, dass man sich mindestens zu 51% selbst lieben muss, weil das die minimale Mehrheit ist, aber eben die Mehrheit. Es gibt kein Patentrezept für Dein Problem. Möglicherweise bist Du der tollste Mensch, den man sich als Kumpel, Freund oder Partner wünschen kann, es sieht aber keiner. Dann entgeht ja eher den Anderen etwas. Wenn Deine Gedanken dann ins Negative abrutschen und Du depressiv wirst, dann solltest Du sofort jemanden haben, mit dem Du darüber sprechen kannst.





Dr. Reinhard Pichler
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