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Ich weiß nicht aber die meisten Leute die ich im Internet gefragt habe, raten mir immer davon ab nach einer Beziehung zu suchen. Entweder heißt es ich solle an mir selber arbeiten oder zuerst unverbindlichen Sex mit Typen haben bevor ich mich auf was Ernsteres einlasse.

Ich bin jetzt 20 und die Leute sagen mir, ich solle einfach Freunde kennenlernen und dann ergebe sich schon irgendwann was. Keine Ahnung, ob das auch für gleichgeschlechtlich funktioniert aber bisher hab ich mich schon in drei Heterotypen verknallt. Und ja es tat jedes Mal weh mich von meinen dummen Gefühlen zu trennen, wobei beim letzten Mal hatte ich meine Umwelt bereits so weit verdrängt, dass es sich in Grenzen hielt.

Irgendwie reicht bei mir oft schon nur ein wenig Zuneigung, um in mir verschiedenste Gefühle zu wecken. Und ich hab echt keine Ahnung wie ich ohne eine vernünftige Bindung zu jemandem mit ihm rummachen sollte – ich glaub das ist so der Punkt, wo mir die Meinung anderer egal ist, weil ich genau weiß, dass mich sowas nur mit einem echt schlechten Gefühl zurücklassen würde. Aber ich habe auch nicht wirklich Erfolg damit nette und interessante Typen kennenzulernen, die an was längerem interessiert wären oder zumindest nicht direkt ins Bett hüpfen möchten. In der Tat frustriert es mich einfach langsam überhaupt noch zu suchen.

Aber wenn ich nicht suche dann passiert auch nie etwas und irgendwann wird ich eh was ändern müssen. Oder soll ich einfach warten?

18.02.2017 23:46 • 23.02.2017 #1


6 Antworten ↓


Zitat von Wochenende:
Entweder heißt es ich solle an mir selber arbeiten

Wie kommen sie zu dieser Aussage und was denkst Du darüber?

A


Ich sollte keine Beziehung starten aber das tut weh

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Zitat von cube_melon:
Zitat von Wochenende:
Entweder heißt es ich solle an mir selber arbeiten

Wie kommen sie zu dieser Aussage und was denkst Du darüber?

Interessante Frage auf die ich vielleicht sogar mehrere Antworten habe, aber ich weiß natürlich nicht ganz sicher was sich die anderen dann effektiv überlegt haben.

Ganz konkret hat mir auf Reddit jemand gesagt ich solle nicht suchen sondern mich selbst soweit beschäftigen, dass ich gar keine Zeit mehr habe, um an was anderes zu denken, der hat echt gemeint ich solle noch einen Nebenjob starten und wirklich jeden Moment Freizeit weg machen. Ich habe dann gefunden, dass ich schon ohnehin genug Stress in meinem Leben habe und nicht noch mehr brauche (ich mein das ist ja wirklich ein extrem ungesunder Vorschlag). Meine Strategie sei mehr zu priorisieren und die unwichtigen Dinge halt einfach nicht zu machen. Depressive Gedanken und Gefühle suchen mich auch jetzt noch immer mal wieder heim, aber ich hab das im allgemeinen schon wesentlich besser im Griff als früher. Man muss halt auch einfach auf sich selber Rücksicht nehmen.

Ich hab Sozialangst bin aber auch sonst tendenziell introvertiert. Es kostet mich in aller Regel Energie mit Leuten umgeben zu sein, wobei es da durchaus Ausnahmen gibt. (Das hängt von der jeweiligen Person ab.) Vor Parties und Bars hab ich zudem noch Horror weil ich einfach nicht gerne angetrunken bin (und ganz ehrlich verdorben mir Alk. die emotionale Stabilität nachhaltig) und es einfach zu viel Menschen rundum hat. Naja zumindest im Internet gelte ich mit dieser Aussage krank und das ganze muss geheilt werden (wie? und wieso?). Ich arbeite an meiner Sozialangst, aber mein Ziel ist nicht nacher nicht mein sowieso fast nicht vorhandenes Geld in überteurten Clubs und Bars auszugeben.

Und keine Ahnung vielleicht komm ich auch einfach als total verzweifelt rüber und vielleicht bin ich das auch zu einem bestimmten Grad. Aber ich bin nicht wirklich zufrieden mit der angeblichen Lösung. Ich habe einfach das Gefühl ich schiebe wieder ein Problem auf später auf, wenn ich mich jetzt einfach gar nicht damit befasse.

Hm - Introvertiert zu sein muss nicht wirklich ein Problem darstellen. Generell ist es erst einmal wichtig, das meine Welt so groß ist das ich mich darin wohl fühle. Kein Alk. zu vertragen halte ich auch nicht wirklich für einen Verlust. Man muss auch nicht unbedingt an jeder Massenveranstaltung teilnehmen können.
Wenn Du aber durch deine Phobien so weit eingeschränkt bist, dass Du nicht im vernünftigen und erfüllendem Rahmen an der Gesellschaft teilenehmen kannst, dann solltest Du etwas tun.
Ähnliches gilt in einer Beziehung. Liebe und Nähe zulassen und geben können. Eins mit sich sein, um besser zwei sein zu können.

Dich mit arbeit vollzuschütten, ja das sehe ich aus so wie Du. Langfristig halte ich das für ungünstig. Dir oberflächlichen Sex vorzuschlagen, gerade wenn Du Sex und Gefühle nicht trennen kannst, halte ich nicht wirklich für eine gute Idee.

Im gesamten gesehen scheinst Du ganz klar definieren zu können was Du willst, was Du nicht willst und was ungünstig für dich ist. Das ist positiv. Manch anderer kann das nicht.

Aus all dem denke ich das Du dich wirklich sehr nach einer Beziehung sehnst. Da Du aber weniger Menschen in deine Komfortzone läßt, wird die Menge an möglichen Partnern eingeschränkt. Gleiches gilt für das abblocken von so Dingen wie Parties. Wenn dann mal jemand dir etwas platonische Wärme entgegenbringt, öffnet sich dein Herz halt schneller und weiter.

Ich denke nicht das man es in dem Sinne erzwingen sollte einen Partner zu haben, sondern einfach durch die Welt geht und offen bleibt für andere. Je mehr Menschen mir im Leben begegnen, desto größer ist die Chance den einen zu finden mit dem ich mein Leben teilen will.
Mir ist durchaus bewusst, dass es für dich eine größere Herausforderung ist als für Menschen die weniger zurückgezogen leben.


Lebe dich selbst mehr, bewusster und freier. Entwickle mehr Liebe für dich. Dann hast Du die Chance das diese Sehnsucht sich gleichmäßiger und natürlicher anfühlt.

Hallo cube_melon

Danke für deine Antwort. Nachdem ich deine Nachricht noch gestern kurz gelesen musste ich heute in der Kantine schon zugeben, dass meine Sozialangst mir noch immer im Weg steht. Ich hab mal wieder eins zwei Leute gesehen die ich kannte und bin sofort ausgewichen/hab mich versteckt anstatt vielleicht einfach Hallo zu sagen. Lustigerweise find ich gerade Begrüßungen und Verabschiedungen etwas vom Schwersten keine Ahnung weshalb. Das ist jetzt ein total aus der Luft gegriffenes Beispiel aber zusammen mit vielen anderen solchen Erlebnissen muss ich schon sagen, dass ich von meiner Angst etwas eingeschränkt werde. Ich überlege mir langsam ernsthaft vielleicht eine Therapie anzustreben, aber irgendwie habe ich schon jetzt keine Lust auf den Umweg zum Hausarzt, aber der einzige Weg weil ich konne Krankenkassenbeiträge mir sowas nicht leisten kann. (Dann darf ich mich auch gleich wieder mit meiner Hypochondrie auseinandersetzen.) An meiner Uni gibt es zwar auch eine Psychologische Beratung aber die bieten wirklich nur Beratung und keine Therapien an. Wahrscheinlich wird ich einfach noch eine Weile mit Selbsthilfebüchern arbeiten... (Hat mir eigentlich auch schon einiges gebracht – aber wie gesagt könnte noch vieles besser sein.)

Ich verstehe ja die Idee dahinter, dass man idealerweise einfach offen durch das Leben geht und dann irgendjemanden kennenlernt. Man kann auch besser einschätzen, was jemand für eine Person ist wenn man die Person mit vielen anderen Leuten vergleichen kann die man schon getroffen hat. Ich kann mir aber nur zu gut vorstellen, wie ich jahrelang genau das mache und am Ende trotzdem alleine bleibe. Ich bin ja nicht nur zurückgezogen sondern auch noch gleichgeschlechtlich und ich denke das senkt die Chancen einfach nochmals dass ich zufällig jemanden kennenlerne. Wahrscheinlich wäre ein erster Schritt einfach mal ein paar gleichgeschlechtlich Freunde zu finden... Aber das ist auch mal wieder leichter gesagt als getan. (Aber vielleicht ist das wirklich der Punkt an dem ich ansetzen kann und soll.)

Hallo WE,

wie Du deine Einschränkungen angehen willst solltest Du für dich selbst entscheiden. Aber so ohne Krankenversicherung zu sein - hm. Du bist doch 20J. Bist Du nicht bei deinen Eltern familienversichert?

Das mit dem besser einschätzen durch Vergleich - Ich sehe das eher so, das man Menschen beobachtet, ihre Verhaltensmuster erkennt und welche Motivationen hinter ihren Handlungen stehen. Für mich ist das weniger ein Vergleich und mehr ein Einschätzen.
Mit dem offen durch das Leben gehen meinte ich nicht unbedingt das man Menschen kennelernt, sondern Wege, Chancen und Möglichkeiten nutzt. Als Beispiel kannst Du das Forum hier sehen. In dem Du dich hier angemeldet hast gehst Du wieder einen neuen Weg, der dir neue Möglichkeiten eröffnen kann oder dir weitere Wege aufzeigt die Du dann auch wieder probieren kannst. Die Menschen die dir dabei begegnen sind das Gimmick dabei.
Mir ist durchaus bewusst das sie Mehrheit hetero ist und die Suche nach einem Partner durchaus schwieriger ist. Die Idee mit den gleichgeschlechtlich Freunden halte ich für gut. Wenn Du schon Schwierigkeiten hast Menschen anzusprechen, dann ist das bei fremden Heteros evtl. noch eine größere Herausforderung. Wie auch immer - Du solltest dich komfortabel fühlen mit den Menschen mit denen Du deine Zeit verbringst.

Das mit der Begrüßung und der Verabschiedung finde ich gar nicht so abwägig. In dem Moment wo man den anderen Menschen bereits sieht, er einen jedoch noch nicht, kann es sein das man darüber verunsichert ist wie er auf einen reagiert. Unterbewusste Angst vor Ablehnung als ein Beispiel.
Ähnliches kurz vor dem Verabschieden. Hat man im Verlauf des Gespräches unterbewusst ein schwebendes Gefühl wie der Mensch einem gesonnen ist, weiß man bei der Verabschiedung nicht was man sagen soll. Als Beispiel nur Ciao oder bis morgen. Ist er gekränkt wenn ich nicht bis morgen sage oder will er keinen Kontakt und wäre davon genervt.

Um deine Ursprüngliche Frage noch einmal aufzugreifen - Du solltest nicht warten bzw. stehenbleiben. Sondern vorwärts gehen, in kleinen angepassten Schritten. Dabei dich immer etwas fordern. Wenn man wartet bauen sich oft nur wieder Blockaden auf. Diese dann wieder einzureißen erfordert weit mehr Kraft.

Hallo cube_melon

Ich bin krankenversichert aber halt mit Hausarztmodell. Wenn ich eine Versicherungsleistung brauche muss ich immer zuerst zum Hausarzt gehen. Ich denke die würde mir die Überweisung schon schreiben, wenn ich danach fragen würde, aber ich habe eigentlich nicht so Lust zum Hausarzt zu gehen, weil irgendwie hat die mal rausgefunden dass ich Bluthochdruck hatte (war wohl ein Angstsymptom weil in der 24h Messung war es nur in der Praxis hoch...) und mehrmals ein EKG gemacht und es war aber anscheinend alles ok (vielleicht wäre ich einfach besser einmal zu einem Kardiologen). Ich hab echt keine Lust auf das ganze Prozedere und lustigerweise habe ich sowieso etwas Herzphobie. (Schon eine wunderschöne Ausrede um nicht aktiv nach einem Therapieplatz zu suchen. )

Heute habe ich mal wieder viele Dinge getan die nicht wirklich dem Pfad des geringsten Widerstandes entsprechen. Die Resultate waren mit einer Ausnahme (dass ich schwimmen gegangen bin) zwar nicht sehr positiv aber es ist schon beruhigend zu wissen, dass man selbst die Eintscheidungsmacht über das eigene Handeln hat. Ob Dinge nacher so werden wie man es hofft (wenn es eine soziale Komponente gibt, dann ist das sowieso nie der Fall – ok das ist ziemlich zynisch) oder nicht ist eine andere Frage.

Das lustige ist halt, dass ich mich eigentlich mit vielen Leuten anfreunden kann und nacher auch gerne etwas mit ihnen unternehme, es aber normalerweise eine Weile dauert bis ich keine Angst mehr habe diesen Leuten zu begegnen. Das Begrüssen und Verabschieden find ich dann auch meistens in diesem Kontext schrecklich. Ob da was tieferes hinter meiner Angst steckt weiss ich eigentlich gar nicht so genau, vielleicht ist es wirklich eine Art von Angst vor Ablehnung oder so, ich vermute aber, dass es eigentlich recht irrational ist.

Zitat von cube_melon:
Um deine Ursprüngliche Frage noch einmal aufzugreifen - Du solltest nicht warten bzw. stehenbleiben. Sondern vorwärts gehen, in kleinen angepassten Schritten. Dabei dich immer etwas fordern. Wenn man wartet bauen sich oft nur wieder Blockaden auf. Diese dann wieder einzureißen erfordert weit mehr Kraft.

Und danke, das macht sehr viel Sinn. Es kommt mir manchmal echt so vor als würd ich nicht vom Fleck kommen, vor allem wenn auch tatsächlich immer mal wieder neue Probleme geboren werden, aber eigentlich habe ich schon bestimmte Fortschritte gemacht und es geht mir schon besser als früher. Irgendwie muss ich damit einfach weitermachen.





Dr. Reinhard Pichler
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