Guten Tag,
ich brauche wohl dringend Hilfe und hoffe, hier ein paar Tipps bzw. einen Schubser zu kriegen so als Hilfe zur Selbsthilfe. Ein paar allgemeine Fakten: Bin männlich, 42, gleichgeschlechtlich und lebe im Großraum Kiel; für die Jahreszeit etwas zu fett, aber nicht unansehnlich. Bin seit frühester Kindheit depressiv, das wird aber erst seit ca. zwei Jahren mit Fluoxetin behandelt; hat früher daheim niemanden interessiert und danach hatte ich viele Jahre Angst, als „bekloppt“ zu gelten. Das Antidepressivum wirkt im wesentlichen gut, es ist eine erhebliche Verbesserung zu früher, aber ich habe nicht den Eindruck, dass es nun „normal“ ist, weil ich doch noch dann und wann in alte Verhaltensmuster zurückfalle.
Mein Hauptproblem ist, dass ich überhaupt keine Kontakte oder gar Freunde habe. Kontakte in der Arbeit sind zwar schon da, aber eben sehr oberflächlich und da wird auch weder von mir noch von den Kollegen mehr gewünscht; grundsätzlich nicht. Das hat nicht primär was mit mir zu tun.
Ich glaube, ich habe auch nie gelernt, auf Menschen zuzugehen und mich auf Gesellschaft einzulassen. Als Kind wurde ich nur zum Arbeiten gebraucht und zum prügeln, weshalb ich mich da auch nie getraut habe, zu anderen überhaupt Vertrauen aufzubauen. Das hat sich als Erwachsener auch nie geändert. Die Freundschaften, die ich bisher hatte, waren immer nur sehr kurzlebig, meistens wurde der Kontakt einfach nach kurzer Zeit nicht mehr erwidert oder verweigert. Kann daran liegen, dass ich früher regelrecht ausgehungert war und auch ziemlich geklammert hab, weil ich so große Verlustangst hatte. Heute kann ich damit besser umgehen und auch „loslassen“, nun ist aber kaum noch jemand da. Von den beiden Freunden, die ich wirklich so nennen mag, wohnt einer weit weg und das Telefonieren alle ein bis zwei Wochen ersetzt doch keinen persönlichen Kontakt. Der zweite Freund ist gerade halb so alt wie ich und hat neben seiner Freundin auch etliche andere Interessen, bei denen ich nicht „mithalten“ kann, er ist eben mehr der Partytyp und „immer was los“ und ich hänge leider lieber daheim. Warum, weiß ich nicht mal. TV hab ich nicht und immer nur Musik hören, Nachrichten lesen und aus dem Fenster glotzen ist auf die Dauer eben nix.
Heute mit dem Abstand zu früher bin ich sicher, dass der äußerliche Ausdruck meiner Depression wie Müdigkeit, Aggressivität, geringe Reizschwelle etc. wohl viele abgeschreckt hat, einige haben mir das früher auch so deutlich gesagt, was ich seinerzeit aber nicht für wahr genommen habe.
Jetzt habe ich die Depression zwar besser im Griff, durch den enormen Mangel an Kontakten habe ich aber Angst, dass ich über kurz oder lang komplett abstürze und da auch keine Antidepressiva mehr helfen. Ebenso fürchte ich, dass ich mich schon so sehr an diesen Kontaktlosen Zustand gewöhnt habe, dass es mir immer schwerer fallen wird, „freundschaftsfähig“ zu sein.
Durch zahlreiche Umzüge die letzten Jahre ist sicher auch viel Kontinuität flöten gegangen, vielleicht traue ich mich deswegen kaum unter Leute, weil ich befürchte, dass ich dann sowieso bald wieder wegziehe.
Familie ist nicht mehr, es sind alle tot. Und zu denen, die evtl. noch leben, ist schon seit ca. 20 Jahren kein Kontakt mehr. Diesen Kontakt möchte ich auch selbst nicht mehr.
Aus Angst vor Zurückweisung oder allgemein negativen Reaktionen gehe ich auch nicht unter Leute. Kein Jahrmarkt, kein Konzert; nicht mal Restaurant oder Kneipe. Ich brauche auch wohl recht lang, um mich auf andere einzulassen und bis ich soweit bin, haben die mich schon längst aufgegeben.
Jedenfalls spüre ich täglich mehr, dass ich diesen Zustand nicht mehr lang aushalte und große Angst habe, mich immer weiter zu vergraben.
Kennt ihr solche Situationen und konntet euch darauf lösen?
Und sind bei einem solchen Krankheitsbild Selbsthilfegruppen sinnvoll oder gibt es evtl. spezialisierte Beratungsstellen?
Der Psychiater, der sich um die Depression kümmert, kann das zeitlich wohl nicht leisten, den sehe ich alle 2-3 Monate für ca. 5 Minuten für das neue Rezept, der ist -wie alle Psychiater hier- vollkommen überlaufen. Psychotherapeuten hatte ich auch schon mal abtelefoniert; Wartezeiten von 3-4 Monaten sind da üblich und die waren mir auch am Telefon schon oft unsymphatisch.
Wenn ich das so lese, klingt das ziemlich negativ und hoffnungslos, aber momentan fühle ich es auch genau so. Deshalb freue ich mich, wenn hier hoffentlich andere Patienten sind, denen es ähnlich ging und die vielleicht ein paar Lösungstipps geben können. Danke schön.
Grüße
Micha
ich brauche wohl dringend Hilfe und hoffe, hier ein paar Tipps bzw. einen Schubser zu kriegen so als Hilfe zur Selbsthilfe. Ein paar allgemeine Fakten: Bin männlich, 42, gleichgeschlechtlich und lebe im Großraum Kiel; für die Jahreszeit etwas zu fett, aber nicht unansehnlich. Bin seit frühester Kindheit depressiv, das wird aber erst seit ca. zwei Jahren mit Fluoxetin behandelt; hat früher daheim niemanden interessiert und danach hatte ich viele Jahre Angst, als „bekloppt“ zu gelten. Das Antidepressivum wirkt im wesentlichen gut, es ist eine erhebliche Verbesserung zu früher, aber ich habe nicht den Eindruck, dass es nun „normal“ ist, weil ich doch noch dann und wann in alte Verhaltensmuster zurückfalle.
Mein Hauptproblem ist, dass ich überhaupt keine Kontakte oder gar Freunde habe. Kontakte in der Arbeit sind zwar schon da, aber eben sehr oberflächlich und da wird auch weder von mir noch von den Kollegen mehr gewünscht; grundsätzlich nicht. Das hat nicht primär was mit mir zu tun.
Ich glaube, ich habe auch nie gelernt, auf Menschen zuzugehen und mich auf Gesellschaft einzulassen. Als Kind wurde ich nur zum Arbeiten gebraucht und zum prügeln, weshalb ich mich da auch nie getraut habe, zu anderen überhaupt Vertrauen aufzubauen. Das hat sich als Erwachsener auch nie geändert. Die Freundschaften, die ich bisher hatte, waren immer nur sehr kurzlebig, meistens wurde der Kontakt einfach nach kurzer Zeit nicht mehr erwidert oder verweigert. Kann daran liegen, dass ich früher regelrecht ausgehungert war und auch ziemlich geklammert hab, weil ich so große Verlustangst hatte. Heute kann ich damit besser umgehen und auch „loslassen“, nun ist aber kaum noch jemand da. Von den beiden Freunden, die ich wirklich so nennen mag, wohnt einer weit weg und das Telefonieren alle ein bis zwei Wochen ersetzt doch keinen persönlichen Kontakt. Der zweite Freund ist gerade halb so alt wie ich und hat neben seiner Freundin auch etliche andere Interessen, bei denen ich nicht „mithalten“ kann, er ist eben mehr der Partytyp und „immer was los“ und ich hänge leider lieber daheim. Warum, weiß ich nicht mal. TV hab ich nicht und immer nur Musik hören, Nachrichten lesen und aus dem Fenster glotzen ist auf die Dauer eben nix.
Heute mit dem Abstand zu früher bin ich sicher, dass der äußerliche Ausdruck meiner Depression wie Müdigkeit, Aggressivität, geringe Reizschwelle etc. wohl viele abgeschreckt hat, einige haben mir das früher auch so deutlich gesagt, was ich seinerzeit aber nicht für wahr genommen habe.
Jetzt habe ich die Depression zwar besser im Griff, durch den enormen Mangel an Kontakten habe ich aber Angst, dass ich über kurz oder lang komplett abstürze und da auch keine Antidepressiva mehr helfen. Ebenso fürchte ich, dass ich mich schon so sehr an diesen Kontaktlosen Zustand gewöhnt habe, dass es mir immer schwerer fallen wird, „freundschaftsfähig“ zu sein.
Durch zahlreiche Umzüge die letzten Jahre ist sicher auch viel Kontinuität flöten gegangen, vielleicht traue ich mich deswegen kaum unter Leute, weil ich befürchte, dass ich dann sowieso bald wieder wegziehe.
Familie ist nicht mehr, es sind alle tot. Und zu denen, die evtl. noch leben, ist schon seit ca. 20 Jahren kein Kontakt mehr. Diesen Kontakt möchte ich auch selbst nicht mehr.
Aus Angst vor Zurückweisung oder allgemein negativen Reaktionen gehe ich auch nicht unter Leute. Kein Jahrmarkt, kein Konzert; nicht mal Restaurant oder Kneipe. Ich brauche auch wohl recht lang, um mich auf andere einzulassen und bis ich soweit bin, haben die mich schon längst aufgegeben.
Jedenfalls spüre ich täglich mehr, dass ich diesen Zustand nicht mehr lang aushalte und große Angst habe, mich immer weiter zu vergraben.
Kennt ihr solche Situationen und konntet euch darauf lösen?
Und sind bei einem solchen Krankheitsbild Selbsthilfegruppen sinnvoll oder gibt es evtl. spezialisierte Beratungsstellen?
Der Psychiater, der sich um die Depression kümmert, kann das zeitlich wohl nicht leisten, den sehe ich alle 2-3 Monate für ca. 5 Minuten für das neue Rezept, der ist -wie alle Psychiater hier- vollkommen überlaufen. Psychotherapeuten hatte ich auch schon mal abtelefoniert; Wartezeiten von 3-4 Monaten sind da üblich und die waren mir auch am Telefon schon oft unsymphatisch.
Wenn ich das so lese, klingt das ziemlich negativ und hoffnungslos, aber momentan fühle ich es auch genau so. Deshalb freue ich mich, wenn hier hoffentlich andere Patienten sind, denen es ähnlich ging und die vielleicht ein paar Lösungstipps geben können. Danke schön.
Grüße
Micha
01.07.2012 21:43 • • 01.07.2012 #1