nachdem ich mich im Mitgliederbereich vorgestellt habe möchte ich hier genauer mein Problem schildern.
Ich bin 28 Jahre alt, männlich, Single und wohne in Dortmund mitten im Ruhrgebiet. Seit sechs Jahren lebe ich hier in einer eigenen Wohnung. Wichtig zu erwähnen ist noch, dass ich von Geburt an blind bin.
Schon seitdem ich hier hergezogen bin (ist meine erste Wohnung gewesen) hatte ich extreme Schwierigkeiten neue Kontakte in der Großstadt zu finden (komme ursprünglich aus einer Kleinstadt und bin wegen der Ausbildung hier hergezogen) und fühlte mich von Anfang an ziemlich einsam. Es fiel mir auch schwer neue Kontakte zu finden, da ich auch hier keine Bezugspersonen (außer meine Geschwister) hatte. Ein guter Freund ist damals aus Dortmund weggezogen, was für mich auch ein Problem darstellte. Im Verlauf der Jahre verschwand diese Einsamkeit immer mal wieder, da ich auch zwei Beziehungen hatte wo mir das Allein sein nicht viel ausgemacht hat (ich hatte ja meine Partnerin). Nun bin ich aber wieder Single und mir fällt auf das ich mit dem Alleinsein nicht mehr klarkomme. Die wenigen Kontakte die ich habe sind meist weit entfernt und auch sehr oberflächlich, vor allem wenn ich mich mal nicht melde rührt sich niemand. Habe das Gefühl nicht interessant/witzig etc. genug für die Leute zu sein. Dasselbe denke ich auch bei der Partnersuche bzw. habe es erlebt (mehr als ein paar mal Treffen oder telefonieren war nicht), ich bin halt sehr ruhig und schüchtern und auch eher der ernstere Typ, dass suchen halt viele nicht, zumal ich auch nicht vom Aussehen her dem typischen Bild Man entspreche (bin nicht besonders groß, sehr sehr schlank, kaum Muskeln, sehe jünger aus als ich bin). Ich bin auch Mitglied in Selbsthilfegruppen zum Austausch von Blinden, wo z.B. öfter Veranstaltungen, Stammtische etc. stattfinden. Mir fällt auf, dass ich mich dort mittlerweile dort auch nicht mehr wohlfühle, da es mir sehr schwerfällt mit den Leuten ins Gespräch zu kommen (saß letztens z.B. beim Stammtisch allein da und hab kaum was gesagt und hatte Probleme mich am Gespräch zu beteiligen), der Gedanke das die anderen viel Interessanter als ich sind war da auch wieder sehr ausgeprägt. Generell fehlt mir der Mut neue Kontakte zu knüpfen, ich weiß nicht wie ich da vorgehen kann, dabei möchte ich mich gerne öfter mal mit jemandem austauschen der auch meine Probleme Ernst nimmt. Bei mir stellt sich das mittlerweile so dar, dass ich mich nach meiner Arbeit nur noch in mein Schneckenhaus zurückziehe, manchmal habe ich auch extreme Probleme die wichtigen Dinge wie Einkaufen oder sonst was nach der Arbeit zu erledigen. Am Wochenende und im Urlaub ist es besonders schlimm: Hier verlasse ich so gut wie gar nicht meine Wohnung, ich kann mich zu nichts aufraffen und verkrieche mich, einfach weil ich mittlerweile diese extremen Probleme habe neue Leute kennenzulernen (ich weiß nicht wie und ich habe Angst, dass ich nach kurzem Interesse auf Ablehnung stoße). Hinzu kommt, dass ich z.B. auf der Arbeit in den letzten Jahren immer mehr Kollegen habe die geheiratet oder einen Partner gefunden haben mit dem sie glücklich sind. Ich werde nächstes Jahr 30 und habe diesbezüglich gar nichts erreicht und habe totale Angst mein Leben lang allein zu bleiben, mich macht das oft fertig wenn ich glückliche Paare sehe. Dabei sehne ich mich oft nach Nähe, Liebe, Zuneigung und so weiter, aber habe das Gefühl in einem Kreislauf zu stecken aus dem ich nicht mehr rauskomme. Hinzu kommt noch, dass mein Arbeitsplatz aufgrund von Umstrukturierungsmaßnahmen in unserer Firma auf der Kippe steht und ich totale Angst habe arbeitslos zu werden. Die Arbeit gibt mir immer noch etwas halt und die Chance unter Leute zu kommen, wenn das wegbricht habe ich totale Angst nur noch zu Hause zu sitzn und gar nicht mehr rauszukommen, auch die Angst das ich dann mit den Behördengängen überfordert bin und nichts mehr hinbekomme ist da, zumal ich aufgrund der Blindheit auch nicht einfach vermittelbar bin.
So, das war jetzt ein langer Text. Habe versucht mein Problem so gut wie möglich zu schildern und würde mich freuen wenn hier jemand ist dem es ähnlich geht oder der das was ich geschrieben habe nachvollziehen kann. Meiner Familie (Eltern und Geschwister) erzähle ich das gar nicht mehr, da sie in der Vergangenheit immer gesagt haben Stell dich nicht so an, du kannst was, musst dich halt mehr anstrengen. Das hilft mir aber nicht, wenn ich sowas höre fühle ich mich noch schlimmer als sonst und weine auch des öfteren.
LG
Andi
27.04.2014 14:23 • • 03.05.2014 #1