Als ich klein war, wurden bei mir schwere Hyperaktivität und andere psychische Probleme festgestellt. Um den Bombardement an Fragen gleich Einhalt zu gebieten: Keine Ahnung was die anderen Störungen waren und ich will meine Eltern auch nicht danach fragen. Ich musste deshalb in meiner frühen Kindheit immer täglich Medikamente wie Ritalin (später wurden es stärkere) schlucken und zu allen möglichen Therapien gehen. Das mit den Medikamenten weiß ich, weil ich sie noch so lange nehmen musste, aber den Rest den ich hier von meiner Kindheit beschreibe, weiß ich nur, weil er mir erzählt wurde und nicht, weil ich mich daran erinnere. Ehrlich gesagt weiß ich so gut wie gar nichts mehr von meiner Kindheit. Richtige Durchgehende Erinnerungen fangen erst bei der Realschulzeit an, wo ich ja immerhin schon 10 Jahre alt war. Die Grundschulzeit ist nur noch in einzelnen Fetzen vorhanden. Davor ist alles weg. Ich war bevor ich in die erste Klasse kam nur mit ähnlich wie ich gestörten oder behinderten Kindern zusammen gewesen, weil ich in einen „Sonderkindergarten“ ging. Die Ärzte meinten immer ich werde niemals auf eine normale Schule gehen können, aber meine Mutter beharrte darauf, dass mir eine normale Bildung zustünde und so schickte sie mich auf eine normale Grundschule..
Dort hatte ich von Anfang an gute bis sehr gute Noten doch ich war auch zugleich ein Außenseiter, wahrscheinlich weil ich dort zum ersten Mal mit „normalen“ Kindern in Kontakt kam. Am Ende der Grundschule, hatte ich eine Empfehlung zum Gymnasium doch ich entschied mich für die Realschule, weil ein anderer Junge in meiner Klasse, der mich immer gemobbt hatte auch zum Gymnasium ging. (Das nächste Gymnasium war zu weit weg, und jeden so eine weite Distanz zurückzulegen und dort wo ich NIEMANDEN kannte sein zu müssen, wäre für mich in diesen Alter definitiv nicht überstehbar gewesen.)Jetzt finde ich diese Entscheidung einfach nur dumm und hasse mcih dafür das getan zu haben. Auf der Realschule verlief mein Leben in genau dem Schema weiter: Ich hatte supergute Noten und keine/ kaum Freunde. Ich war aber im Allgemeinen zufrieden, denn gute Noten gaben mir einfach das Selbstwertgefühl, das ich sonst nirgendwo kriegen konnte. Anfangs hatte ich immer wieder geradezu verzweifelt versucht mich zu integrieren, in Sportvereinen mitgemacht in den Pausen zu meinen Klassenkameraden gestellt, obwohl die mich immer wieder wegschickten. Aber irgendwann als ich so 14 Jahre alt war, gab ich das auf. NEIN. Vielmehr kehrte sich mein Verhalten ins Gegenteil: ich fing an mir als Aussätziger zu gefallen. Von da an suchte ich die Einsamkeit. Ich war ja auch nie auf meine Klassenkameraden angewiesen gewiesen: Ich war supergut in der Schule und das ohne viel Üben und ohne jede Hilfe. Es war schon seit ich zur Schule ging so gewesen, dass meine Mutter mich immer mit vielen Spielsachen usw. belohnte, wenn ich das von mir erwartete Maß an Leistung erfüllte und wenn nicht, wurde mir einfach alles weggenommen und erst wiedergegeben wenn meine Leistungen in der Schule wieder stimmten. Das Verhältnis zu meiner Familie ist wie folgt gewesen: Wenn ich gut in der Schule war und gehorchte, wenn sie etwas sagten, war die Welt in Ordnung. Wenn ich etwas negierte/nicht funktionierte, wurden Sanktionen verhängt. Mein Stiefvater schlug mir mit der Hand ins Gesicht, wenn ihm mein Verhalten missfiel. An meinen „richtigen“ Vater habe ich keine Erinnerungen, ich weiß nur, dass er sich mir und meiner Mutter auf tausend Schritte nicht mehr nähern darf.
Mit 15 Jahren denke ich, begann sich mein ganzes Denken und meine ganze Wahrnehmung und Anschauung der Welt zu ändern. Ich wurde sehr depressiv und begann den Menschen an sich zu hassen. Zu HASSEN dafür, dass meine Eltern mich nur dann toll fanden, wenn ich gut war, zu HASSEN dafür, dass meine Klassenkameraden und auch sonst niemand mich mochte. Ich begann den Dingen höhere Sinnhaftigkeiten zuzuordnen und verstrickte mich immer tiefere und irrationalere, kranke Ideologien. Seit der 7. Klasse habe ich (zum Glück harmlose) Sehstörungen von denen ich erstmals jemanden als ich in der 12. Klasse war, erzählte.
Ich schloss also die Realschule mit einem Notendurchschnitt von 1,9 ab und setze meinen Werdegang dann auf einem Wirtschaftsgymnasium fort. Ich dachte ich lasse den ganzen Kram jetzt hinter mir und fange von vorne an, doch meine Probleme sollten nur noch stärker werden. Seit der 10. Klasse nahm ich Medikinet, ein stärkeres Medikament das substitutiv für Ritalin wirkte, da dieses bei meinem fortgeschrittenen Alter seine Wirkung verfehlte. Ich setzte das Medikament in der 11. Klasse jedoch ab, weil auch stärkere Versionen davon keine „positiven“ Wirkungen mehr zeigten und ich zunehmend unter Nebenwirkungen litt. Davor ging es schon mit meinen Noten bergab und jetzt noch um einiges schneller, weil meine Konzentrationsstörungen immer schlimmer wurden. Durch das Ausbleiben guter Noten, hatte ich nun auch nichts mehr, was mir das Gefühl gab halbwegs wertvoll zu sein. Ich hatte das Gefühl verdummt zu sein. Die Probleme mit meinen Eltern nahmen immer mehr zu, weil dass doch nicht sein könne, dass ihr Sohn so schlecht war. Häufig wurde mir mit dem Rausschmiss aus dem Haus gedroht. Ich begann mich zunehmend schlechter zu fühlen, auch körperlich. Ich habe nach wie vor Sehstörungen, die schlimmer geworden waren, bin ständig krank, leiden jeden Tag unter extremen Kopfschmerzen gegen die Schmerztabletten kaum helfen, habe Piepen auf dem Ohren und Schlafstörungen. Ich schlafe nur an wenigen Tagen die Woche und dann auch nur jeweils ein paar Stunden. JA, ich war bei allen Ärzten, die man wegen so etwas aufsuchen kann und es wurde GAR NICHTS gefunden.
Es fällt mir schwer die psychischen Symptome zu beschreiben aber ich werde es versuchen. Jeden Tag habe ich eine beschissene Angst. Beim Aufstehen Morgens habe ich Angst, wenn ich mit dem Auto zur Schule fahre habe ich Angst, in der Schule habe ich Angst vor meinen Mitschülern, ganz besonders auf engen Gängen mit viel Leuten, wenn ich wieder zuhause bin habe ich Angst vor meiner Familie, davor dass ich rausgeworfen werde und wenn ich ins Bett gehe, habe ich auch Angst. Ich bin vollkommen unfähig jemanden zu vertrauen. Ich habe immer wieder sooo kranke, böse, abartige Gedanken. Wenn ich unter vielen Menschen bin, meine ich zu fühlen, dass sie mich anstarren und mich komisch, minderwertig finden, sich vor mir ekeln. Immer wieder bilde ich mir ein, dass jemand meinen Namen sagt und dann etwas abwertendes oder lacht. Ich erliege immer wieder den (hoffentlich) Irrgedanken, dass mich alle Menschen auf der Welt hassen (jaja schon klar, es kennen mich ja nicht mal alle), dass ich vollkommen ganz und gar überflüssig bin und nur nerve, platz wegnehme und Arbeit mache. Da ist ein Teil von mir, der immer ganz schlimme und böse Gedanken hat, er guckt sich meine Klassenkameraden an und stellt sich vor wie er sie töten könnte, wie schön es wäre ihnen wehzutun. Ihr dürft das nicht falsch verstehen: ICH WILL DIESEN KRAM NICHT DENKEN, ICH WILL DASS DAS AUS MEINEN KOPF VERSCHWINDET!! Aber es geht nicht. Es kommt einfach. Irgendwie nehme ich diese „dunkle Seite“ immer mehr als von mir abgetrenntes Wesen war und teilweise führe ich wirklich kranke Selbstgespräche in denen ich diese bösen Gedanken als fremdeinegeben wahrnehme als wären sie zwar IN aber nicht AUS meinen Kopf, kein Teil von mir.
Ich suche stundenlang im Internet nach Texten in Foren von Leuten die vorhaben sich umzubringen und gucke ob sie mir ähneln. Aber allen Leuten scheint es zumindest in irgendeiner, sei es noch so kleinen Weise besser als mir zu gehen… Ich meine, ich bin 18 Jahre alt und hatte nie eine Beziehung, geschweige denn gef.. Ich bin unfähig mit meinen Mitmenschen richtig umzugehen und Gespräche zu führen, was meine Zukunftsangst umso mehr schürt. Wie soll ich jemals irgendwo ein Job finden und Geld verdienen können?! Ich denke im Moment häufig über Selbstmord nach, tu es dann aber doch nicht. Der einzige Grund, weshalb ich es nicht tue ist dass ich Angst vorm Sterben habe, es gibt außer der Angst, die mich tagtäglich fertig macht, keine Lebensbejahung für mich. Ziemlich erbärmliche Ironie, findet ihr nicht?
Ich habe mir die Abschiedsbriefe verschiedener Amokläufer durchgelesen und bei einem, der auf seiner alten Schule viele Leute und dann sich selbst getötet hatte, erschreckend viele Similaritäten zu MEINER Ideologischen Denkweise, zu MEINEN Ängsten und Gefühlen gefunden. Das war der Augenblick wo mir klar wurde, dass ich definitiv Hilfe brauche. Ich will nicht so enden, aber wenn dieses Leid nicht endet, befürchte ich werde ich irgendwann die Kontrolle verlieren und meinen Schmerz an andere weitergeben, wie ein Virus.
Das reicht erstmal, ich habe schon sehr viel gekürzt und es hat mich viel Kraft gekostet das überhaupt aufzuschreiben
Ich weiß, dass so ein Forum, keine wirkliche Hilfe bieten kann und, dass mir nur professionelle Hilfe evtl noch einen Ausweg liefert. Aber dann denke ich so ein Psychiater hilft mir doch nur für Geld, hat kein persönliches Interesse an mir, eigentlich bin ich ihm doch egal. Fakt ist: ich kann mit niemanden darüber reden und DAS HIER bietet mir die einzige Chance jemanden davon zu erzählen wie es mir geht und dabei noch Anonymität zu genießen. Wenn ihr meint, mich auslachen und die Sache runter spielen zu müssen, mir im Zuge einer Überdosis Antidepressiva, wenn euch die Sonne so richtig schön aus dem Ar. scheint, weil ihr guten Sex mit eurem Partner hattet, sagen zu müssen, das ist doch alles halb so schlimm, glaub an dich und „ihr mögt mich und würdet 100%ig mit mir auskommen“; dann lasst es und postet keinen Beitrag nur um euch selbst zu beweisen wie toll ihr seid. Ich meine diesen Dreck todernst. Die Amokläufer und Terroristen wollte auch nie einer ernst nehmen bis sie schließlich abdrehten. Man scheint in dieser Gesellschaft nur dann krank zu sein, wenn man auch kranke Dinge tut, vorher schauen alle weg, lassen dich alleine.
Wenn es jemanden ähnlich wie mir geht oder er meint mir helfen zu können, so kann er sich frei fühlen mich bei ICQ zu adden oder mir eine Email zu schreiben... Ich lasse mich jetzt voll laufen.
02.05.2009 23:11 • • 10.03.2010 #1