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Trigger

Selbstverletzung




Hallo zusammen!
Ich bin neu im Forum und weiß gar nicht so recht, wie ich starten soll
Ich entschuldige mich schonmal für den ewig langen Text

Bin fast 21 und gerade ziemlich unglücklich mit meinem Leben und mit mir selber.
Mich plagen seit Monaten (vielleicht auch unterbewusst seit Jahren) ziemlich starke Einsamkeitsgefühle und Selbstzweifel.

Ich fang einfach mal ganz vorne an.
Ich hatte noch nie in meinem Leben viele Freunde oder gar eine Clique.
Meistens waren es immer 1-3 Leute.
Bis ca. zur siebten Klasse hatte ich eine beste Freundin, die mein ein und alles war. Ich hab sie so geliebt, es tut weh, daran zu denken.
Nach einem Ereignis, dass mich ziemlich verletzt und mitgenommen hat, war die Freundschaft zerstört und ich war alleine und uncool.

Hab irgendwann aus diversen Gründen die Schule gewechselt, unter anderem mit der Hoffnung neue Freunde kennenzulernen und irgendwie Anschluss zu finden.
Diese paar Jahre waren nach meiner Krise wohl die besten meines Lebens.
Hab viele richtig coole Leute kennengelernt, mich selber wieder mögen gelernt und mich einfach aufgehoben gefühlt.
Ich war lange naiv und hab gedacht, dass ich jetzt richtig Anschluss finde.
Irgendwann wurde mir dann bewusst, dass ich immer noch alleine bin.
Alle haben ihren Freundeskreis, sind irgendwie Bestandteil einer Clique und auch wenn sie mich als Freundin sehen, bin ich doch immer die zweite Wahl.
Leider hat sich meine Vermutung bestätigt.
Nach der Schulzeit habe ich zu vielen Leuten den Kontakt verloren.
Hab öfters die Leute, die ich lieb gewonnen habe, angeschrieben, aber mittlerweile hab ich es einfach satt, immer den ersten Schritt machen zu müssen. Von der anderen Seite kam nie etwas aus eigenem Antrieb. Hab dann halt irgendwann aufgegeben.
Ich weiß nicht, ob das das Richtige war.
Auf der einen Seite tut es weh, sie so gehen zu lassen. andererseits bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass ich einfach zu sehr geklammert habe und die Leute wahrscheinlich kein Interesse an einer Freundschaft mit mir hatten. Die meisten Leute haben ja schon einen festen Freundeskreis.
Ich bin dann wahrscheinlich einfach zu langweilig.
Es tat also gut etwas loszulassen, was einfach nicht in meiner Reichweite ist.

Letzendlich hab ich aus meiner ganzen Schulzeit zwei Freundinnen gewonnen, die ich sehr mag und in deren Gegenwart ich mich wohl fühle.
Und auch durch mein freiwilliges Jahr konnte ich drei neue Freundinnen gewinnen.
Ich bin sehr dankbar dafür.
Aber ich weiß eben, wie schmerzhaft Freundschaften enden können und zweitens (und das ist für mich viel schlimmer) ist dieser eine Gedanke JEDERZEIT bei mir im Kopf: alle haben ihren festen Freundeskreis, ihre Clique, Leute, mit denen sie sich supergerne treffen, was unternehmen und deshalb eigentlich gar kein richtiges Interesse an mir haben.
Es tut einfach so verdammt weh, zu wissen und zu spüren, dass ich immer die zweite Wahl bin, dass fast immer ICH es bin, die die Leute anschreibt, um z.B. nach ner Verabredung zu fragen, dass ich an Tagen wie Sylvester oder 1. Mai alleine zu Hause sitze, während mein Selbstmitleid mich von innen auffrist, dass mir die Freundschaft mehr wert ist als andersrum.
Es tut weh dabei zuzuhören, wie jemand fröhlich von seinem Urlaub mit seiner Clique, oder von anderen Plänen mit dem Freundeskreis erzählt.
Ja, ich bin unfassbar neidisch auf alle Leute, die in einer Clique sind, Leute, die in einem festen Freundeskreis aufgehoben sind, Leute, die nicht so wie ich, anderen Leuten hinterherlaufen müssen, um überhaupt Freunde zu haben.
Was würde ich dafür geben, Bestandteil einer Clique zu sein mit Leuten, die mich in ihrer Gruppe als festen Bestandteil sehen, mit denen ich feiern gehen könnte, die Interesse an mir haben, ohne, dass ich ihnen hinterherwatscheln muss.

Es hört sich vielleicht dramatisch und lächerlich an und vielleicht ist es das auch.
Hätte ich mehr Selbstbewusstsein und Selbstliebe, würde ich damit wahrscheilich besser umgehen und hätte es wahrscheinlich garnicht nötig, mich hier so auszuheulen.
Aber das hab ich leider nicht.
Ich wünschte ich wäre anders.
Mittlerweile hasse ich mich einfach nur noch selbst.
Ich habe mehrmals in der Woche Heulanfälle, schlage aus Frust meinen Kopf irgendwo gegend oder verletze mich auf eine andere Art (nichts ernstes, auch wenn ich weiß, dass sich das schnell ändern kann, aber in dem Moment fühlt es sich einfach gut an). Ich wünschte einfach, ich wäre anders.

In wenigen Wochen beginnt mit meinem Studium ein neuer Lebensabschnitt für mich.
Ich freue mich irgendwie, aber gleichtzeitig habe ich unfassbare Angst.
Nicht nur vor dem Studium sondern auch davor, dass ich es wieder verkacke, mich zu verändern und Freunde und richtig Anschluss zu finden.

Sorry, dass ich mich so über mein Leben ausgekotzt habe, aber es tat gut, mir die Seele vom Leib zu schreiben.
Ich wünschte, jemand außerhalb meiner Familie würde meinen Schmerz sehen.

Danke schonmal im voraus für alle, die sich die Mühe gemacht haben, sich meine Lage durchzulesen.

03.09.2021 03:11 • 05.09.2021 x 2 #1


6 Antworten ↓


Herzlich willkommen Mayzu,

Respekt für Deine Offenheit - gut veranschaulicht, da kann man was mit anfangen...:

Zitat von Mayzu:
Auf der einen Seite tut es weh, sie so gehen zu lassen. andererseits bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass ich einfach zu sehr geklammert habe und die Leute wahrscheinlich kein Interesse an einer Freundschaft mit mir hatten.

Obacht! Vielen jungen Menschen in dem damaligen Alter sind zu nahe Freundschaften nicht geheuer. Sie haben Angst vor zu viel Nähe. Cliquen sind da unverbindlicher, bringen aber meist eine z. T. krasse Oberflächlichkeit mit sich. Dass viele die Clique vorziehen hat m. E. vor allem den Hintergrund der Zugehörigkeitsverlustangst. Sie haben das Gefühl, ohne Clique ihren Stellenwert aufzugeben - lieber halten sie sich deshalb von Einzelfreundschaften fern. Und ganz so unzutreffend ist das ja nicht. Ich hatte nie eine Clique, nur Freunde - und bin sehr froh darüber. Kontakt zu solchen Leuten hatte ich oft und habe MICH dabei extrem gelangweilt... Hinzu kommt, dass in Cliquen sehr oft interne Rivalitäten herrschen, die Außenstehende gar nicht mitbekommen. Nix, was ich haben muss...

Zitat von Mayzu:
Es tat also gut etwas loszulassen, was einfach nicht in meiner Reichweite ist.

Da tust Du Dir Unrecht. Es ist NIE eine Frage des Dünkels. Mach Dich nicht klein.

Zitat von Mayzu:
Letzendlich hab ich aus meiner ganzen Schulzeit zwei Freundinnen gewonnen, die ich sehr mag und in deren Gegenwart ich mich wohl fühle. Und auch durch mein freiwilliges Jahr konnte ich drei neue Freundinnen gewinnen. Ich bin sehr dankbar dafür.

Man kann sich darüber freuen, aber dankbar hört sich hier irgendwie unterwürfig an?!

Zitat von Mayzu:
Ja, ich bin unfassbar neidisch auf alle Leute, die in einer Clique sind, Leute, die in einem festen Freundeskreis aufgehoben sind, Leute, die nicht so wie ich, anderen Leuten hinterherlaufen müssen, um überhaupt Freunde zu haben.

Wieder dieser Positionsvergleich! Geht es vielleicht eher um etwas anderes? Um etwas, was Mitglieder einer Clique Deiner Meinung nach tun?
Wenn Du schon unterscheiden willst, dann stelle Dir doch mal die Frage, ob Dir drei gute Freundinnen nicht wichtiger sind als eine Clique, die allerdings lediglich im Verbund zu haben ist.
Bedenke auch, dass mit dem Älterwerden sowieso Cliquen wenig Überlebenschancen haben. Irgendwann wird Beziehung und Familie wohl wichtiger. Du trauerst um etwas, was es m. E. so eh nicht mehr lange in Deinem Umfeld geben wird.

Zitat von Mayzu:
Hätte ich mehr Selbstbewusstsein und Selbstliebe, würde ich damit wahrscheilich besser umgehen und hätte es wahrscheinlich garnicht nötig, mich hier so auszuheulen. Aber das hab ich leider nicht. Ich wünschte ich wäre anders. Mittlerweile hasse ich mich einfach nur noch selbst.

Hier würde ich langsam über Therapie nachdenken.

Zitat von Mayzu:
Sorry, dass ich mich so über mein Leben ausgekotzt habe, aber es tat gut, mir die Seele vom Leib zu schreiben.

Du bist hier in bester Gesellschaft - also entschuldige Dich nicht. Wir freuen uns, dass Du da bist!

Zitat von Mayzu:
Ich wünschte, jemand außerhalb meiner Familie würde meinen Schmerz sehen.

Ist geschehen - ich sehe und verstehe...

A


Einsamkeit und Selbsthass trotz Freunde

x 3


Zitat von moo:
Herzlich willkommen Mayzu, Respekt für Deine Offenheit - gut veranschaulicht, da kann man was mit anfangen...: Obacht! Vielen jungen Menschen in ...




Hey, erstmal danke für deine schnelle Antwort.
Du hast natürlich völlig Recht, dass eine Clique nicht ein Muss für gute Freundschaften ist und, dass man mit ein paar guten Einzelfreundschaften mindestens genauso gut darstehen kann.
Bei mir ist es aber so, dass die meisten meiner Freunde irgendwo in einer Clique aufgehoben sind und ich einfach das Gefühl habe, dass sie einfach mit ihrer Gruppe mehr Spaß haben als mit mir.
Und meistens muss ich sogar die Initiative ergreifen und fragen, ob man nicht mal was unternehmen will.
Dann sucht man(oder ich zumindest) eben automatisch die Fehler bei sich und fragt sich, wie man sein müsste, dass man besser irgendwo ankommt.
Mir gehts dann gar nicht unbedingt darum, mehr Freunde zu haben und auch nicht unbedingt darum in einer Clique zu sein (auch wenn ich glaube, dass es für mich tatsächlich einfacher wäre). Ich brauche einfach jemanden, der sich Zeit für mich nimmt, der von sich aus auch mal auf mich zu kommt.
Das hört sich jetzt irgendwie so an, als wären meine jetzigen Freunde keine richtigen Freunde, aber so ist es auch nicht. Ich merke, dass sie mich auch sehr mögen aber vielleicht nicht so stark wie ich sie.
Weiß nicht, wie ich das richtig erklären soll.
Und dann kommt eben noch hinzu, dass ich an so Tagen, an denen viele eben was mit ihrer Clique machen, ich komplett alleine bin.
Das macht mich halt eben so fertig und ja irgendwie eifersüchtig.
Ich überlege gerade, ob ich nicht einfach mal meine beiden engeren Freundinnen fragen soll, ob wir zusammen dieses Jahr Sylvester feiern wollen (die kennen sich auch gegenseitig und sind eng miteinander befreundet), aber ich hab total Angst vor ner Absage, weil ich mich dann in meinem Leid bestätigt fühle und dann wieder diese Selbstmitleidswelle kommt.
Ich will auf keinen Fall sagen, dass Cliquen irgendwie wertvoller sind als Einzelfreunde.
Nur man braucht dann eben auch Freunde, denen man genauso wichtig ist, wie die Clique.
Und an dieser Stelle hab ich eben immer das Gefühl, dass ich die zweite Wahl bin.
Ich denk dann immer viel zu viel nach und komme auf zwei Lösungen, wie ich wieder glücklicher wäre.

1. wäre ich in einer Clique, wäre ich irgendwo fester Bestandteil und müsste mir keine Sorgen um Zugehörigkeit machen (Ja natürlich ist das sehr naiv gedacht und vielleicht ist das auch viel oberflächlicher und muss nicht unbedingt gute Freundschaften bedeuten (auch wenn ich eigentlich immer das Gegenteil mitbekomme zumindest bei kleineren Cliquen, dass da also eigentlich immer sehr enge Freundschaften sind), aber ich glaube, mir würde so eine kleine feste Gruppe von Leuten wirklich extrem helfen)
Das ist natürlich Schwachsinn, so zu denken und einfach nur ne Wunschvorstellung und unnötig hinter irgendwas hinterhertrauern, was ich eben gerade nicht habe.
Obwohl eigentlich hab ich ja diese dreier Gruppe aber ich weiß nicht, ob ich den beiden genauso viel wert bin, wie sie mir und da fängts schon wieder an....

2. Ich muss an mir selbst arbeiten, Selbstvertrauen aufbauen und lernen mich so zu akzeptieren, wie ich bin und selbst mein bester Freund werden
Ich glaube solange ich mit mir selbst nicht im Reinen bin, wird das sowieso nichts.
Es ist nur einfach sehr schwierig, wenn man immer lauter glückliche Gesichter sieht und immer von irgendwelchen coolen Erlebnissen oder so erzählt bekommt.
Über eine Therapie hab ich auch schon sehr oft nachgedacht aber irgendwie hoffe ich da immernoch alleine wieder rauszukommen. Glaube, dass mir ne Therapie helfen könnte, aber irgendwie fehlt mir dann immer der nötige Antrieb oder Ar., um da wirklich mal was zu machen. Oder ich warte ab, bis diese Selbstmitleidsphase wieder abgeklungen ist und rede mir ein, dass es mir wieder besser geht und jetzt alles wieder gut wird hahah.
Außerdem weiß ich nicht so ganz, wie ich am besten Vorgehen muss, um irgendwas zu finden (Man hört ja immer nur, dass es super schwierig ist, überhaupt irgendwas zu finden) aber das wäre mit ein bisschen Recherche natürlich auch kein Problem. Ich müsste mich halt einfach mal aufraffen.

Ich würde auch gerne meine Freundschaften, die ich gerade habe, vertiefen.
Zumindest die drei Freundschaften, die sich aus dem freiwilligen Jahr gebildet haben, sind noch total frisch.
Ich hab auf jeden Fall das Gefühl, dass da Interesse auf beiden Seiten besteht, was ja Grundvoraussetzung für ne Freundschaft ist.
Ich weiß halt nur nicht so recht, wie ich da am besten vorgehe.
Ich will auf keinen Fall den Leuten hinterherrennen, ständig fragen, ob man mal was machen will oder so, damit würde ich die Leute höchstwahrscheinlich nur abschrecken und verzweifelt wirken.
Ich weiß einfach nicht, was da das richtige Maß ist, um das Ganze eher casual anzugehen.
Ich hab manchmal echt das Gefühl, dass ich sozial einfach total inkompetent und unbeholfen bin haha.
Wenn man mich fragt, ob ich was machen will, bin ich immer total aufgeregt und hab Angst langweilig zu sein oder so.
Vorallem, wenn ich mit einer Person alleine was mache.
Ich hab das Gefühl, ich müsste mich irgendwie beweisen, bloß nicht langweilig sein und sowas halt.
Kein Wunder, dass ich dann immer total verklemme, ich stehe mir einfach viel zu sehr selbst im Weg und das verbaut mir glaube ich einiges...

Hallo Mayzu

Genau, du brauchst dich nicht zu entschuldigen, das Du hier nach Hilfe suchst. Dafür ist das Forum da.

Zitat von Mayzu:
Ich brauche einfach jemanden, der sich Zeit für mich nimmt, der von sich aus auch mal auf mich zu kommt.

Ja, verstehe ich. Und das kann eine Clique m. E. eh nicht bieten, wie Du wahrscheinlich eh ahnst.

Zitat von Mayzu:
Ich merke, dass sie mich auch sehr mögen aber vielleicht nicht so stark wie ich sie. Weiß nicht, wie ich das richtig erklären soll.

Kann schon sein - aber identische Zuneigungen sind selten. Meist sind diese noch dazu temporär.

Zitat von Mayzu:
Ich überlege gerade, ob ich nicht einfach mal meine beiden engeren Freundinnen fragen soll, ob wir zusammen dieses Jahr Sylvester feiern wollen (die kennen sich auch gegenseitig und sind eng miteinander befreundet), aber ich hab total Angst vor ner Absage, weil ich mich dann in meinem Leid bestätigt fühle und dann wieder diese Selbstmitleidswelle kommt.

Derlei Festivitäten sind extrem cliquentauglich und somit hat man hier wenig Aussicht, eine Alternative zu sein. Du kannst aber mal reinfühlen, ob Du nicht miteingeladen wirst...würdest Du denn dabeisein wollen?

Zitat von Mayzu:
Ich glaube solange ich mit mir selbst nicht im Reinen bin, wird das sowieso nichts. Es ist nur einfach sehr schwierig, wenn man immer lauter glückliche Gesichter sieht und immer von irgendwelchen coolen Erlebnissen oder so erzählt bekommt.

So schwierig ist das nicht, nur funktioniert es nicht indem Du Dich an glücklichen Gesichtern oder coolen Erlebnissen orientierst. Allerdings bist Du mit dieser Haltung nicht allein...(sic!).

Zitat von Mayzu:
Oder ich warte ab, bis diese Selbstmitleidsphase wieder abgeklungen ist und rede mir ein, dass es mir wieder besser geht und jetzt alles wieder gut wird hahah.

Du, solch eine Phase kann tatsächlich abklingen, also an Intensität verlieren. Jedoch bleibt sie als Grundhaltung im Hintergrund bestehen. Deshalb:

Zitat von Mayzu:
Ich würde auch gerne meine Freundschaften, die ich gerade habe, vertiefen.
Zumindest die drei Freundschaften, die sich aus dem freiwilligen Jahr gebildet haben, sind noch total frisch. Ich hab auf jeden Fall das Gefühl, dass da Interesse auf beiden Seiten besteht, was ja Grundvoraussetzung für ne Freundschaft ist.

Genau an diesen drei Freundschaften würde ich ansetzen. Neue Freundschaften haben idR ein höheres Potenzial zur Entwicklung als laue, alte Bekannte.

Zitat von Mayzu:
Ich weiß halt nur nicht so recht, wie ich da am besten vorgehe.

Indem Du die Thematiken, die Inhalte Eurer Kontakte intensivierst - und nicht (vordergründig) die Häufigkeit oder Dauer der Kontakte. Zeige Dich, Deine Gedanken, Meinungen, Interessen wirksam. Ein authentischer Mensch ist immer interessant!

Zitat von Mayzu:
Wenn man mich fragt, ob ich was machen will, bin ich immer total aufgeregt und hab Angst langweilig zu sein oder so. Vor allem, wenn ich mit einer Person alleine was mache.

Du musst nichts bieten. Sei wirklich interessiert an Eurem Gespräch - das ist nämlich inzwischen nicht mehr selbstverständlich und die meisten Menschen möchten, wie Du, gehört werden.
Gebe, und Du empfängst bereits beim Geben.
Interessiere Dich und Du bist interessant.
Das ist Kontakt...

Kapiert?

Hallo Mayzu und herzlich willkommen

Zitat von Mayzu:
2. Ich muss an mir selbst arbeiten, Selbstvertrauen aufbauen und lernen mich so zu akzeptieren, wie ich bin und selbst mein bester Freund werden
Ich glaube solange ich mit mir selbst nicht im Reinen bin, wird das sowieso nichts.


Es ist ein Denkfehler zu glauben, dass man kein Selbstvertrauen aufbauen kann, solange man nicht im Reinen mit sich selbst ist, denn so lange man nicht im Reinen mit sich selbst ist, kann auch kein Selbstvertrauen entstehen. Beides bedingt sich gegenseitig. Aber, so wie man in die Tiefe hineinspiralieren kann, so kann man aus ihr auch wieder herausspiralieren. Das heißt: schrittweise vorgehen und Selbstvertrauen aufbauen indem Du lernst Dich zu akzeptieren und mit Dir ins Reine kommst - und umgekehrt.

Zitat von Mayzu:
Alle haben ihren Freundeskreis, sind irgendwie Bestandteil einer Clique und auch wenn sie mich als Freundin sehen, bin ich doch immer die zweite Wahl.


Auch ich hatte zumeist wenige (1 - 2) oder gar keine Freunde. Ersteres hatte mich nie gestört, es war sogar genau das, was ich immer wollte. In größeren Gruppen habe ich mich nie sonderlich wohl gefühlt - unter anderem weil ich immer das Gefühl hatte, eher am Rande zu stehen.

Aber zwischen ca. 16 und 22 war ich Teil eine Clique. Das war schon toll, weil es Leute waren, bei denen meine etwas seltsame Art nicht so auffiel. Wir waren damals links-alternative Gothics und moderate Punks. Als depressiver, schüchterner und ängstlicher Mensch war man da schon wieder normal. Gothics können furchtbar melancholisch und emotional sein. Sich gegenseitig auszuheulen, während aus der Stereoanlage die Sisters of Mercy wimmern, kann sehr zusammenschweißen. Aber abgesehen von solchen Momenten höchster Emotionalität und scheinbarer Nähe, habe ich immer auch genau diese Oberflächlichkeit gespürt, die moo erwähnte.

Zitat von moo:
Hinzu kommt, dass in Cliquen sehr oft interne Rivalitäten herrschen, die Außenstehende gar nicht mitbekommen.


Genau. Oberflächlich waren wir eine enge Gruppe, aber darunter brodelten die gleichen Eifersüchteleien, Lästereien, Instrumentalisierungen und sogar soziale Konkurrenzkämpfe, wie überall sonst auch.

Zitat von Mayzu:
Ich hab das Gefühl, ich müsste mich irgendwie beweisen, bloß nicht langweilig sein und sowas halt.


Es ist wichtig, zu verstehen, dass die Eigenwahrnehmung durch Ängste verzerrt wird. Vielleicht bist Du nicht einmal annähernd so langweilig, wie Du glaubst. Übrigens: das Allerletzte, was ich will, sind diese ständig auf dem Sprung seienden und permanent unternehmungslustigen Menschen. Es ist wichtig Leute zu finden, die einem entsprechen - dann ist ein einziger Freund tausend mal wertvoller als jede noch so große Clique.

Zitat von Mayzu:
Ich will auf keinen Fall den Leuten hinterherrennen, ständig fragen, ob man mal was machen will oder so, damit würde ich die Leute höchstwahrscheinlich nur abschrecken und verzweifelt wirken.


Da kannst Du auch mal ganz undramatisch fragen Sag mal, hast Du Lust im Moment öfter was zu machen? Irgendwie muss ich mal mehr raus. Damit vermeidest Du das ständige Fragen und übergibst sozusagen einen Teil der Verantwortung an die andere Person ab.

Zitat von Spaceman:
Hallo Mayzu und herzlich willkommen Es ist ein Denkfehler zu glauben, dass man kein Selbstvertrauen aufbauen kann, solange man nicht im Reinen ...




Danke, hat mir sehr geholfen!





Dr. Reinhard Pichler
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