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Zur Zeit wird die Einsamkeit wieder einmal überwältigend. Ich bin ganz allein, habe keine Freunde mehr, frage mich, zu was ich überhaupt Telephon habe. Die einzige, mit der ich telephoniere, ist meine Mutter und das auch nur um zu streiten. Es fällt mir immer schwerer, mich in der realen Welt zu bewegen. Alle um mich herum haben riesige Freundeskreise, Familie, Partner, Kinder, nur ich bin übrig. Keinen Partner, keine Familie, keine Kinder. Die Trauer über das vertane Leben wird übermächtig. Seit 25 Jahren versuche ich, einen Partner zu finden, aber es geht einfach nicht, keiner will mich. Und nun muss ich mich auch noch damit abfinden, dass ich nie Kinder haben werde. Dass ich auch im Alter allein sein werde. Dass ich vielleicht irgendwo in einem billigen Heim verrecken muss. Wenn ich nur wüsste, woran es liegt, dass ich es nicht schaffe, Anschluss zu finden. Mittlerweile ist das Problem noch größer geworden, weil die jahrelange Ausgrenzung und Trauer deutliche Spuren hinterlassen hat, die nicht mehr zu übersehen sind. Ich muss damit leben, dass ich nicht so bin wie andere, dass ich mich merkwürdig verhalte und eine unangenehme Ausstrahlung habe.
Ich frage mich immer, ob es wirklich außer mir niemanden gibt, der vor lauter Einsamkeit fast verreckt. Der mit anderen nicht klar kommt, aber nicht genau weiß, woran es liegt, weil er eigentlich nichts augenscheinlich schlimmes macht.
Kann mir jemand sagen, was ich tun kann, um diese endlose Einsamkeit hinter mir zu lassen? Und zwar nicht nur für ein paar trügerische Tage oder Wochen, sondern für immer. Dass ich nie wieder so da sitze wie jetzt, völlig vereinsamt und hilflos.

15.06.2010 18:28 • 19.06.2010 #1


7 Antworten ↓


Zitat von TitusAndronicus:
frage mich, zu was ich überhaupt Telephon habe. Die einzige, mit der ich telephoniere, ist meine Mutter und das auch nur um zu streiten.

Wirfst Du ihr vor, Einzelkind zu sein?

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Einsamkeit ohne Gnade

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Hallo,

dieses unschöne Gefühl kenne ich - man wünscht sich sehnlichst jemanden, der einen umarmt und einfach da ist. Ich würde dich gerne trösten und deine Frage beantworten, aber DIE Antwort kenne ich auch nicht. Was ich im Alltag - auch bei anderen - bemerke, ist, dass der Teufel oft im Unscheinbaren steckt.
- erzählt man eher was schief lief oder was einem missfällt?
(Gegenmaßnahme: schöne Erfahrungen bewusst wahrnehmen, sich mehrmals am Tag dran erinnern)
- kritisiert und urteilt man über sich und andere?
- denkt man, dass man eh nichts Interessantes zu erzählen hat?

Wichtig finde ich auch, was man in den Zwischenzeiten zwischen Kontakten denkt. Ich weiß ganz genau: Wenn meine Gedanken im Kreis rasen, und mir immer Sachen einfallen, wo mich jemand zurück gewiesen hat, dann laufen auch die Begegnungen mit anderen nicht so toll.
Wenn ich mir vornehme für die Liebe im Kleinen (z.B. nur der Augenkontakt mit einer Kassiererin) offen zu sein, dann läuft es mittelfristig besser. Vor allem auch, wenn ich viel Sport mache und mich zu Hause wohl fühle.
Mir fällt es allerdings fürchterlich schwer, den negativen Gedankenkreisel abzustellen. Wenn man allein ist, dann hat er dummerweise auch so viel Gelegenheit, in Schwung zu kommen.

Wenn es bei dir schon lange so ist - hast du dir mal überlegt, professionelle Hilfe zu suchen?

Hallo,

ich kenne das mit dem Telefon nur zu gut, wozu habe ich es?? Keiner ruft mich an und das finde ich unheimlich traurig...habe riesige probleme menschen kennen zu lernen und mich mit ihnen zu unterhalten und wenn ich leute kennen lerne dann melden die sich nie wieder oder ich muss mich immer melden, das ist auch ein grund warum ich den kontakt zu meiner familie abgebrochen habe..ich wünsche mir auch körperliche nähe, habe mich zwar erst getrennt aber die beziehung war schon seit jahren kaputt und nun fehlt mir körperliche nähe und gespräche...habe auch angst alleine zu enden...das einzige was mich hält ist die Hoffnung auf veränderung, ein besseres Leben auf ein bisschen glück und wenn es nur einmal wäre...

Zitat von saidndone:
Zitat von TitusAndronicus:
frage mich, zu was ich überhaupt Telephon habe. Die einzige, mit der ich telephoniere, ist meine Mutter und das auch nur um zu streiten.

Wirfst Du ihr vor, Einzelkind zu sein?



Nein, das werfe ich meiner Mutter nicht vor, sie kann nichts dafür, meine Eltern wollten mehr Kinder, es hat aber nicht geklappt. Wir streiten über das Thema, dass ich mein Leben nicht in den Griff bekomme und dass ich immer so depressiv bin, solche Dinge. Sie ist traurig, dass sie keine Enkelkinder hat.

Wenn es bei dir schon lange so ist - hast du dir mal überlegt, professionelle Hilfe zu suchen?[/quote]


Habe einen ziemlichen Therapie-Marathon hinter mir, mit 14 musste ich das erste Mal zum Jugendpsychologen. Mittlerweile halte ich nicht mehr sehr viel von Therapien und Therapeuten, die meisten erzählen nur kluge Sprüche und sind beleidigt, wenn man sich nicht aus Dankbarkeit überschlägt. War auch schon mal in der Klinik, da hat der Therapeut dann nur die ganze Zeit meine Mutter schlecht gemacht, das fand ich auch überzogen.

Nabend TitusAndronicus.

*drückdichmal*
Mir geht es gerade ganz genauso wie dir.
Immoment fühle ich mich auch total einsam und habe das Gefühl ich bin allen egal.

Ich habe auch nur meine Mutter zum telefonieren und genauso wie du streite ich mit ihr meistens nur.
Von ihr kommt meistens nur Unverständnis für meine Probleme und wenn ich nach Trost suche bekomme ich meistens nur Wut.

Anschluss habe ich oft gesucht und viel Kraft darein gesteckt Freundschaften aufzubauen,die dann doch wieder zerfallen sind.
Wenn man immer nur erlebt das es nicht funktioniert wird die Überwindung immer größer es überhaupt wieder zu versuchen.
Man ist so ängstlich dabei, weil man Angst hat wieder abgelehnt zu werden und wirkt dadurch verkrampft.
Ich verbringe meine Freizeit eigentlich nur alleine.
Die wenigen Bekannten die ich habe sehe ich 1,2 x im Jahr und das wars.
In der Schule und auf der Arbeit wurde ich oft ausgegrenzt und gemobbt, Freunde aus der Kindheit haben mich hintergangen.
Menschen die ich geliebt habe haben mich verletzt.
Ich hatte mit meinen 28 Jahren nie eine Beziehung.

Mittlerweile bin ich lieber alleine, als ständig Angst davor haben zu müssen wieder verletzt zu werden, doch ich weiss das es nicht so bleiben kann,sonst bin ich irgentwann völlig verbittert.

Wie du siehst bist du nicht alleine mit dem Problem.
Eine Lösung habe ich leider selber noch nicht gefunden.

In einer Therapie bin ich bereits länger,ist gut Jemanden zum reden zu haben, aber in der Hinsicht hat es mir nicht geholfen.

Wünsche dir erstmal alles Gute! Lass den Kopf nicht hängen!

lg Hase

Na ja, wenn einen die Einsamkeit belastet, also tun muss man dann schon was. Von nichts kommt nichts. Bei mir ist auch nicht mehr alles so, wie noch vor 4 oder 5 Jahren. Ich hab mich aber auch bewusst von Leuten getrennt, weil ich mir jahrelang nur deren Müll angehört hab. Mein Telefon klingelte früher ständig, aber aus heutiger Sicht waren fast nur die falschen Leute dran. Das kann auch mal zu viel werden.

Zum Thema, man muss halt sehen, was kann man machen, was interessiert einen. Da muss es doch was geben. Und irgendwie lernt man dann doch auch Leute kennen. Ich komme ganz gut alleine klar, aber als es mir letztes Jahr so schlecht ging, hab ich überlegt, was bringt mir jetzt was. Für intensive Kontakte hatte ich keinen Nerv (gab aber einen) und fühlte mich auch nicht. Und weil ich es von früher kenne, entschied ich mich wieder für einen Hund.

Und das ist erstmal um 180° anders, als vorher, besser. Mit Hund lernt man Leute kennen, massig. Zumindest bei mir hier. Und auch wenn es meist nur SmallTalk ist, es ist besser, als ohne. Und ein Anfang, auch was den Tagesablauf angeht, Ablenkung und Aufgaben.

Man kann doch viel machen, wenn man WILL. Es gibt doch überall Vereine und Gruppen.





Dr. Reinhard Pichler
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