Liebe Mitglieder des Einsamkeits Forums,
ich möchte gerne ein paar Gedanken zum Thema Einsamkeit äußern und bin gespannt auf Eure Reaktionen.
Zunächst ein paar kurz Infos zu mir als Neuling:
Bin 27 Jahre alt, freiberuflich tätig, zur Zeit Single - ich habe also jede Menge Zeit und führe ein relativ flexibles Leben
Ich bin kein klassischer Einsamkeits-Fall, da ich einen Kreis an guten Freunden habe und an sich auch auf Menschen zugehen kann. Auch zu meiner Mutter habe ich ein gutes Verhältnis.
Trotzdem teile ich das gleiche Problem mit euch: die Einsamkeit. In meinem Fall aber paradoxerweise obwohl ich im Endeffekt (wenn wir die Kontakte zählen) weitaus weniger einsam bin, als viele andere hier.
Nun zu meinen Überlegungen:
Da mich das Gefühl von Einsamkeit, innerer Leere und Losgelöst-Sein von der Welt schon seit Jahren trotz Beziehungen, Freunde und Familie begleitet und ich meine Situation intensiv reflektiere, bin ich zu folgenden Schlüssen gekommen:
a) Jeder Mensch muss lernen mit sich selbst zurecht zu kommen (zumindest bis zu einem gewissen Grad). D.h. alle Versuche Einsamkeit nur durch die Erhöhung von Kontakten zu bekämpfen bedeuten eine Behandlung der Symptomatik wobei die Ursachen ausgeklammert werden. Einsamkeit zwingt zur Selbstreflexion, sie zwingt euch auf die echten Probleme in eurem Leben zu schauen - eine Sinnfrage! Häufig geht es doch darum, dass die Menschen nicht wissen, was sie in ihrer Freizeit anstellen sollen. Anstatt einer sinnvollen Beschäftigung nachzugehen, verfallen sie ins Grübeln und bemitleiden sich selbst (Vorsicht harter Tonfall, aber ich spreche dabei auch über mich). Wer also an Einsamkeit leidet sollte immer seine berufliche und private Situation reflektieren. Wenn die Einsamkeit sehr schlimm ist, kann das ein Zeichen sein, dass die Lebenssituation so nicht mehr tragbar ist - dabei bitte nicht Ursache und Wirkung vernachlässigen: Nicht die Einsamkeit macht die gegenwärtige Situation untragbar, sondern die Untragbarkeit der Situation führt zu einer inneren Entfremdung. Ihr seid mit euch nicht mehr im Reinen und verliert jegliche Motivation.
b) Die Individualisierung der Gesellschaft führt zu einem hohen Grad an Exklusion und Anonymität. In der Tat wird es immer schwieriger zu fremden Menschen Kontakte aufzubauen. Das merke ich häufig, wenn ich versuche auf andere Leute zuzugehen. Gerade bei jungen Menschen stelle ich eine signifikante Erhöhung der Einsamkeit fest, es will nur niemand zugeben (abgesehen von euch hier in diesem Forum). Dieses Dilemma lässt sich m.E. nur durch individuelle Bemühungen auflösen. D.h. Einsame suchen und treffen Einsame. Ich bin neu in diesem Forum. Gibt es hier so etwas wie einen Treffpunkt? Bei so vielen Nutzern muss schon aus statistischen Gründen in der Nähe jeder größeren Stadt oder pro Regierungsbezirk/Bundesland ein Nutzer des Forums wohnen. Also trefft euch. Ich komme aus der Gegend BA/WÜ, wer also mal einen Kaffee mit mir trinken will, kann sich gerne melden.
Fazit: Aktiv werden und die eigene Lebenssituation reflektieren. Der erste Schritt ist immer trotz Einsamkeit und Niedergeschlagenheit etwas für sich selbst zu unternehmen. Sport treiben oder spazierengehen, schwimmen etc. - die Lethargie muss bekämpft werden. Der zweite Schritt ist sich klar zu machen, wie man eigentlich leben will. Die großen philosophischen Fragen der Menschheitsgeschichte könnt ihr sicher nicht gleich lösen aber mit kleinen Schritten anfangen (wie läuft eure Beziehung, wie läuft der Job, wie ist die Wohnungssituation usw.). Es gibt immer Probleme und Hindernisse, aber auch IMMER die Möglichkeit KLEINIGKEITEN zu ändern und das macht eine Menge aus. Jeder Mensch hat hin und wieder Impulse in sich etwas zu tun (ein neues Hobby, eine Stadtbesichtigung, ein Urlaub, ein bestimmtes Buch lesen - es gibt 1000 Beispiele), fangt mit diesen Dingen an und geht Stück für Stück weiter.
Der dritte Schritt ist nicht zu erwarten, dass morgen, übermorgen oder überhaupt irgendwann alles anders wird. Es wird nur besser oder eure Einstellung ändert sich und ihr könnt besser damit umgehen. Das bewahrt vor zu großen Erwartungen und harten Enttäuschungen. Es braucht alles seine Zeit....
Ich habe jedenfalls festgestellt, dass meine Einsamkeit nicht wirklich aus einem Mangel an Kontakten resultiert obwohl ich mir das ernsthaft einrede - meine Situation ist wirklich paradox. Meine Einsamkeit resultiert vielmehr daraus, dass ich in meinem Leben kein Projekt habe hinter dem ich stehe, es fehlt mir manchmal an Leidenschaft und die suche ich dann in anderen Menschen. Ich könnte mir vorstellen, dass das auch auf viele andere Einsame zutrifft.
Alles Gute,
Michael
ich möchte gerne ein paar Gedanken zum Thema Einsamkeit äußern und bin gespannt auf Eure Reaktionen.
Zunächst ein paar kurz Infos zu mir als Neuling:
Bin 27 Jahre alt, freiberuflich tätig, zur Zeit Single - ich habe also jede Menge Zeit und führe ein relativ flexibles Leben
Ich bin kein klassischer Einsamkeits-Fall, da ich einen Kreis an guten Freunden habe und an sich auch auf Menschen zugehen kann. Auch zu meiner Mutter habe ich ein gutes Verhältnis.
Trotzdem teile ich das gleiche Problem mit euch: die Einsamkeit. In meinem Fall aber paradoxerweise obwohl ich im Endeffekt (wenn wir die Kontakte zählen) weitaus weniger einsam bin, als viele andere hier.
Nun zu meinen Überlegungen:
Da mich das Gefühl von Einsamkeit, innerer Leere und Losgelöst-Sein von der Welt schon seit Jahren trotz Beziehungen, Freunde und Familie begleitet und ich meine Situation intensiv reflektiere, bin ich zu folgenden Schlüssen gekommen:
a) Jeder Mensch muss lernen mit sich selbst zurecht zu kommen (zumindest bis zu einem gewissen Grad). D.h. alle Versuche Einsamkeit nur durch die Erhöhung von Kontakten zu bekämpfen bedeuten eine Behandlung der Symptomatik wobei die Ursachen ausgeklammert werden. Einsamkeit zwingt zur Selbstreflexion, sie zwingt euch auf die echten Probleme in eurem Leben zu schauen - eine Sinnfrage! Häufig geht es doch darum, dass die Menschen nicht wissen, was sie in ihrer Freizeit anstellen sollen. Anstatt einer sinnvollen Beschäftigung nachzugehen, verfallen sie ins Grübeln und bemitleiden sich selbst (Vorsicht harter Tonfall, aber ich spreche dabei auch über mich). Wer also an Einsamkeit leidet sollte immer seine berufliche und private Situation reflektieren. Wenn die Einsamkeit sehr schlimm ist, kann das ein Zeichen sein, dass die Lebenssituation so nicht mehr tragbar ist - dabei bitte nicht Ursache und Wirkung vernachlässigen: Nicht die Einsamkeit macht die gegenwärtige Situation untragbar, sondern die Untragbarkeit der Situation führt zu einer inneren Entfremdung. Ihr seid mit euch nicht mehr im Reinen und verliert jegliche Motivation.
b) Die Individualisierung der Gesellschaft führt zu einem hohen Grad an Exklusion und Anonymität. In der Tat wird es immer schwieriger zu fremden Menschen Kontakte aufzubauen. Das merke ich häufig, wenn ich versuche auf andere Leute zuzugehen. Gerade bei jungen Menschen stelle ich eine signifikante Erhöhung der Einsamkeit fest, es will nur niemand zugeben (abgesehen von euch hier in diesem Forum). Dieses Dilemma lässt sich m.E. nur durch individuelle Bemühungen auflösen. D.h. Einsame suchen und treffen Einsame. Ich bin neu in diesem Forum. Gibt es hier so etwas wie einen Treffpunkt? Bei so vielen Nutzern muss schon aus statistischen Gründen in der Nähe jeder größeren Stadt oder pro Regierungsbezirk/Bundesland ein Nutzer des Forums wohnen. Also trefft euch. Ich komme aus der Gegend BA/WÜ, wer also mal einen Kaffee mit mir trinken will, kann sich gerne melden.
Fazit: Aktiv werden und die eigene Lebenssituation reflektieren. Der erste Schritt ist immer trotz Einsamkeit und Niedergeschlagenheit etwas für sich selbst zu unternehmen. Sport treiben oder spazierengehen, schwimmen etc. - die Lethargie muss bekämpft werden. Der zweite Schritt ist sich klar zu machen, wie man eigentlich leben will. Die großen philosophischen Fragen der Menschheitsgeschichte könnt ihr sicher nicht gleich lösen aber mit kleinen Schritten anfangen (wie läuft eure Beziehung, wie läuft der Job, wie ist die Wohnungssituation usw.). Es gibt immer Probleme und Hindernisse, aber auch IMMER die Möglichkeit KLEINIGKEITEN zu ändern und das macht eine Menge aus. Jeder Mensch hat hin und wieder Impulse in sich etwas zu tun (ein neues Hobby, eine Stadtbesichtigung, ein Urlaub, ein bestimmtes Buch lesen - es gibt 1000 Beispiele), fangt mit diesen Dingen an und geht Stück für Stück weiter.
Der dritte Schritt ist nicht zu erwarten, dass morgen, übermorgen oder überhaupt irgendwann alles anders wird. Es wird nur besser oder eure Einstellung ändert sich und ihr könnt besser damit umgehen. Das bewahrt vor zu großen Erwartungen und harten Enttäuschungen. Es braucht alles seine Zeit....
Ich habe jedenfalls festgestellt, dass meine Einsamkeit nicht wirklich aus einem Mangel an Kontakten resultiert obwohl ich mir das ernsthaft einrede - meine Situation ist wirklich paradox. Meine Einsamkeit resultiert vielmehr daraus, dass ich in meinem Leben kein Projekt habe hinter dem ich stehe, es fehlt mir manchmal an Leidenschaft und die suche ich dann in anderen Menschen. Ich könnte mir vorstellen, dass das auch auf viele andere Einsame zutrifft.
Alles Gute,
Michael
13.09.2009 19:40 • • 15.09.2009 #1
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