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Hallo zusammen,
auch ich lese schon länger hier mit und habe mich heute - nach einem ziemlich heftigen Vorfall - überwunden hier anzumelden.

Ich bin 35 Jahre alt. Für Außenstehende stehe ich mittem im Leben, hab Selbstbewustsein, bin nett und fröhlich. Aber nur für Außenstehende. Keiner weiß, wie es mir wirklich geht. Schon im Kindesalter litt ich unter starker Einsamkeit und das Gefühl keinen Anschluss zu finden. Hatte nicht richtig die Gelegenheit zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen. War leider oft körperlich krank und musste viel Zeit im Krankenhaus verbringen. Die Jugend war nicht besser. War oft allein unterwegs. Habe mich in den Zug gesetzt und Städte erkundet. Kunst und Gebäude erforscht.
Ich war immer irgendwie Einzelkämpfer. Mir sind Dinge nie irgendwie zugeflogen oder leicht von der Hand gegangen. Mein Leben war und ist ein stetiger Kampf für mich. Vielleicht schaffe ich es, das mal genauer auszuführen. Aktuell habe ich Urlaub und das ist, wie auch die Wochenenden, fürchterlich. Diese Leere, Einsamkeit und oft aufkeimende Aggression, weil ich es mit 35 immer noch nicht geschafft habe meine Wünsche zu leben... Ich bin single. Seit 2007. Oft neue Bekannschaften, immer das Gefühl, endlich wen gefunden zu haben. Allerdings habe ich keine Gefühle dabei. Ich habe kein Kribbeln, oder ein schönes Gefühl gehabt. Das hatte ich bis jetzt nur einmal im Leben. Daraus wurde eine 5jährige Beziehung. Bin da mehrfach betrogen worden.
Ich keine richtigen Freunde. Ich habe einen Bekannten, das wars. Oft kann ich nicht schlafen, weil ich so einsam bin. Freude empfinde ich kaum mehr. Aber Trauer. Unendliche Trauer. Und niemanden mit dem man sich austauschen kann, oder mal was unternehmen. Oft bin ich so einsam, ich sitze dann verzweifelt auf dem Sofa. Es ist ein Gefühl von Ausweglosigkeit, Traurigkeit und Aggression gegen einen selbst. Mit meinen Eltern kann ich darüber nicht reden, dass es mir nicht gut geht. Das konnte ich noch nie. In meinem Arbeitsalltag spiele ich eine Rolle. Man mag mich, redet gern mit mir. Bin ich aber daheim, bin ich super einsam. Ich habe niemanden, habe immer alles mit mir allein ausgemacht.
In meiner Region ist es schwer neue Leute kennen zu lernen. Ich habe davor auch etwas Angst. Ich traue mich nicht, mal in eine Sportgruppe zu gehen... Oder mich allein in ein Cafe zu setzen..etc.
Oft habe ich das Gefühl, mit mir stimmt was nicht. Mir fehlt das Gefühl von Geborgenheit. Jemand, der mir mal sagt: Hey, wir schaffen das gemeinsam. Kein Problem.
Ich würde mich sehr freuen, hier nette Menschen zu treffen, die ein wenig auf meiner Welle schwimmen
Ich hoffe, das ist jetzt nich allzu lang geworden. Sich vorstellen ist nicht wirklich einfach..

04.08.2014 16:26 • 04.08.2014 #1


3 Antworten ↓


Hallo birdwithoutwings,

Ich freue mich, dass du hierher gefunden hast und hoffe, dass du bleibst. Mit dir würde mich ein Austausch ganz besonders interessieren. Fast alles, was du schreibst, trifft auch auf mich zu. Bei manchen Sätzen bekomme ich richtig Gänsehaut, weil sie so klingen, als hätte ich sie formuliert. Sogar dein Nickname würde auch zu mir wunderbar passen, denn so fühle ich mich: gestutzt und gefangen. Ich schaffe es auch nicht, zu leben. Ich vegetiere nur. Meine Fähigkeiten, Wünsche, Träume - alles liegt brach. Und ich bin auch sehr einsam. Mir kommt es so vor, als gäbe es mich gar nicht mehr und ich habe keine Idee, wie ich da je rauskommen soll. Ich mache zwar eine Therapie, die mir irgendwie gut tut, aber so wirklich zuversichtlich, dass ich noch etwas aus meinem Leben machen kann, bin ich nicht. Ich bin übrigens 37.

A


Einsamkeit - innere Aggressivität

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Hallo juwi,
lieben Dank für dein willkommen.
Es ist ziemlich erschreckend, wie vielen es doch ähnlich wie mir geht...
Therapie habe ich gemacht. Kein Erfolgt. Man hat bei mir eine Anpassungsstörung diagnostiziert... Aber so wirklich kann ich das nicht glauben. Denke, wenn sie nicht weiter wissen, wirst du in eine Schublade gesteckt. Hab Amitryptilin bekommen. Aber da ist man ja noch mehr gefangen. Weg damit.
Nach außen bin ich ja immer stark. Kämpfe. Aber jede Kleinigkeit packt sich weiter auf den riesigen schei*** Rucksack und oft bin ich so sehr aggressiv innerlich, weil ich nicht mehr weiß wohin. Ich werde es nicht wirklich los. Es gibt Situationen, die sind für andere nix, für mich aber der Tropfen, der das Fass zum überlaufen bringt. Oft bin ich so geladen, dass ich innerlich total zitter. Das ist wie ein Gefühl von Unterzuckerung. Hab ich abern nicht... Ich war und bin immer auf mich allein gestellt gewesen. Schon oft als Kind. Alles versuche ich mit mir selbst zu bewältigen.
Als ich 26 war und in einer Beziehung (dort habe ich ja auch das erste Mal Liebe gefühlt), hatte ich noch Träume, Ziele. Heute sind diese Träume nur noch schwammig präsent.
Ich war vor 2 Jahren 8 Monate krank. Bin auf der Arbeit zusammengebrochen. Seit dem befinde ich mich hier in meinem Käfig. Ich bin ein Zaungast bei anderen. Das war ich als Kind schon. Stand irgendwo am Fenster und habe zugesehen, wie das schöne Leben bei anderen geht.
Ich hab einige Männer kennengelernt. Da ich nach außen hin ziemlich stark, fröhlich und tough wirke, ziehe Männer an, die selber gepuscht werden müssen. Die jemanden brauchen, der sie motiviert. Das kann ich nicht, denn eigentlich bräuchte ich auch mal wen, der sagt: Hömma, jetzt ist mal gut. Ich kann mich auch nicht mehr öffnen. Ich fühle nichts. Am Anfang ist man etwas aufgeregt, das verfliegt aber am 2. Treffen. Ich glaube, ich kann keine Liebe mehr empfinden. Irgendetwas lässt es nicht an mich ran
Ach juwi, ich würde nicht sagen, dass ich vegetiere... ich funktioniere nur noch. Man sagt, ich sei hübsch und gepflegt... Ich selber sehe mich gar nicht mehr richtig im Spiegel. Kennst du das? Man sieht sich im Spiegel, aber nimmt sich nicht wahr?
Im Job immer top und korrekt, zuhause alles pickobello...Aber ich... ja... einsam. Völlig. Wie gesagt, bin Zaungast. Ich habe so viele Bücher gelesen. Die Ratschläge von wegen: geh mal in die Volkshochschule... in ein Verein... bla bla. Ich hab es probiert. War sogar mal alleine in einer Disko. Wie ich mich da allerdings überwunden habe, ist mir selbst ein Rätsel. Alle Versuche schlugen fehl.
Ich bin sogar mal in ein Sportverein gegangen. Dort stand ich dann in einer Gruppe anderer Mädels, die sich fast alle kannten, wieder allein rum. Beachtet wurde ich nicht und als ich versucht habe sie anzusprechen, erntete ich einen Blick, der sagte: was willst du denn?
Seit 2007 wiederholen sich die Tage irgendwie. Wenn ich jetzt an Sylvester denke, graut es mir schon.
Bei mir ist es immer so, dass wenn es mir mal ein paar Wochen gut geht, sofort die nächste Klatsche wartet.
Ich bin Zuhause gefangen. Und ich bin in mir gefangen.
Maaaaaaaaaan, wieder so lang geworden...

Hallo nochmal,

Ich finde nicht, dass du lange Texte schreibst. Bei mir sind 80% der Texte so lang wie deine

Eine Phase, in der ich noch funktioniert und nicht bloß vegetiert habe, gab es bei mir auch. Ich hatte einen guten Job, in den ich mich voll reingehängt habe. Sonst ging nichts mehr. Ich kümmerte mich z.B. nicht mehr um meinen Haushalt (anders als du), nicht um die wenigen Freunde, die ich noch hatte, um gar nichts außer die Arbeit. Bis ich auch im Job nicht mehr konnte. Stark und fröhlich habe ich im Gegensatz zu dir nie gewirkt, glaube ich.

Zaungast – guter Ausdruck, als solcher fühle ich mich auch! Und ebenfalls scho, seit ich ein Kind bin. Schon da habe ich den anderen beim Leben zugesehen. Ich hatte keine richtige Kindheit, wie sie sein sollte, habe meine Jugend nicht gelebt und jetzt, naja, führe ich auch nicht gerade das Leben, das ich mal dachte, mit Ende 30 zu führen, sondern dasselbe Schattendasein wie eh und je. Ich hatte mir immer Partner und Familie und Erfolg im Beruf gewünscht, daraus wurde nichts und damit werde ich nicht fertig. Mit den Männern hat es nicht geklappt, weil ich leider nichts Liebenswertes an mir habe. Ich bin genau das Gegenteil von dem, was immer als Männertraum beschrieben wird. Nicht strohblond, keine anziehend Kurven, kein süßes Gesicht usw., und von meiner Persönlichkeit her habe ich auch nichts Besonderes an mir. Ich wäre gerne fröhlich und herzlich und offen, schaffe es aber nicht. Gefühlsmäßig würde ich eine Beziehung schon hinkriegen, denke ich. Auch wenn es eine Weile dauern würde, bis ich Vertrauen fassen und Nähe zulassen könnte. Ich war auch schon öfters verliebt – aber immer in unerreichbare Typen außerhalb meiner Liga. Mir gefallen nur gut aussehende, charismatische Männer, bei denen ich natürlich null Chancen hätte (drum probiere ich es erst gar nicht). Vielleicht ist das ein Schutzmechanismus, weil ich in Wahrheit Angst vor einer Beziehung habe, keine Ahnung... aber zurück zu deinem Thema, der Einsamkeit!

Das mit den Tipps à la „Geh doch in einen Sportverein, in einen Kurs etc.“ ist immer gut gemeint, aber ich hab dieselbe Erfahrung wie du gemacht und keinen Anschluss gefunden (Sportverein habe ich nicht probiert, aber Kurse und Veranstaltungen). Trotzdem darf man da nicht aufgeben. Ich würde es an deiner Stelle weiter probieren. An anderer Stelle habe ich gelesen, dass du früher Musik gemacht hast. Wieder in einer Band spielen, das wäre doch was? Daheim rumsitzen ist die schlechteste Lösung. Zurzeit mache ich genau das, weil ich wegen meiner Depression und meiner Schlaflosigkeit so antriebs- und lustlos bin. Und so voller Hass gegen mich selbst. Das strahlt man ja auch aus. So lernt man keine netten Menschen kennen. Aber wenn diese tiefe Depri-Phase vorbei ist, starte ich einen neuen Anlauf. Ab Herbst will ich wieder Kurse besuchen. Ich denke da an einen Sprachkurs, weil man bei dem gezwungenermaßen mit anderen Teilnehmern ins Gespräch kommt. In einen Anfängerkurs, wo alle neu sind, sodass es nicht schon von Anfang an Grüppchenbildung gibt. Gibt es vielleicht auch für dich eine Sprache, die du schon immer lernen wolltest oder die du im Beruf brauchen kannst?
Du hast schon viel versucht und wurdest oft enttäuscht. Aber versuch es weiterhin! Eine andere Möglichkeit gibt es meiner Ansicht nach nicht.





Dr. Reinhard Pichler
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