Seit einigen Wochen kann ich nicht mehr richtig schlafen, wache nachts immer so zwischen 3 - 4 Uhr auf. Frühstücken fällt mir auch schwer, habe morgens überhaupt keinen Appetit. Das Problem, das ich habe, ist, dass ich mich sehr einsam fühle.
Bin vor gut anderthalb Jahren aus einem Dorf studiumbedingt in eine Großstadt gezogen und habe bisher auch keinen Anschluss gefunden. Anfangs hat mich das nicht gestört, habe mich voll und ganz auf das Lernen und meine Prüfungen konzentriert. Langsam macht mich das allerdings ziemlich fertig, da das einzige ist, das meinem Leben einen Sinn gibt.
Jetzt beginnt das neue Semester und ich schaffe es kaum mich zu konzentrieren, mich hinzusetzen oder mal ein Buch zu lesen. Immer diese blöden Sorgen. Körperlich äußert sich das vor allem durch ein Kribbeln im Bauch, manchmal sind es auch Schmerzen. Ich muss in letzter Zeit öfters am Tag mal groß, bin mir ziemlich sicher, dass das stressbedingt ist. Mit dem Rauchen habe ich nach vier Jahren auch wieder angefangen, das beruhigt ein wenig.
Seit gut drei Jahren führe ich eine glückliche Beziehung, sehen tun wir uns leider nur am Wochenende (seitdem ich weggezogen bin). Das ist echt das einzige in meinem Leben, das mich noch über Wasser hält. Allerdings habe ich auch Angst, was passiert, wenn wir uns auseinander leben, sie einen anderen kennenlernt oder einfach keine Lust mehr auf diese Wochenendbeziehung hat. Sie selbst ist momentan auch sehr im Stress, Ausbildung geht zu Ende, Jobsuche. Ich unterstütze sie da wo ich nur kann und das tut mir auch gut.
Freunde habe ich auch kaum richtige. Hatte früher mal einen größeren Freundeskreis, allerdings gehen da die Interessen auseinander. So war ich schon immer der Einzige aus der Clique, der aufs Gymnasium ging, keinen Ich f*cke deinen Mutter - Rap hört oder damit prahlt, wie krass man ist. Zugegeben, mit 14 war ich auch so, aber ich habe mich weiterentwickelt, mittlerweile bin ich 22 und in meinem Leben geht überhaupt nichts ab, bis auf das Studium. Ich werde auch schon von den meisten meiner Freunde schräg angeguckt, wenn ich sage, dass ich in meiner Freizeit viel lese und was fürs Studium mache.
Ich bin eigentlich sehr introvertiert, habe oft das Gefühl, dass sich Leute sich nicht dafür interessieren, was ich zusagen habe. Normalerweise bin ich auch nicht der Typ, der auf andere zu geht und ein Gespräch beginnt. Daher habe ich mir in den letzten zwei Tagen mal ein Herz gefasst und Leute in der Uni unter irgendwelchen Vorwänden angesprochen. Erfahrungen sind bis jetzt mehr positiv als negativ, aber ob sich daraus Freundschaften entwickeln sei mal so dahingestellt.
Das ist eigentlich das, wonach ich mich verzerre, Menschen, auf die ich mich verlassen kann, mit denen ich dasselbe Hobby teile. Nur schaffe ich es überhaupt nicht die Schutzschilder der Oberflächlichkeiten zu durchdringen und auf tiefere Dinge im Leben einzugehen.
Ich freue mich schon heute wieder nach Hause zu fahren, meine Eltern und meine Freundin zu sehen. Das gibt mir Mut den heutigen Tag zu überstehen, nur wenn ich Sonntag wieder hier ankomme, stehe ich vor demselben Problem.
Ich könnte noch viel mehr schreiben, dass will ich euch jetzt allerdings nicht zumuten. Mein Selbstwertgefühl geht immer mehr in den Keller und bevor ich einen Doktor aufsuche wollte ich mich zuerst hier öffnen (hier genießt jeder auch eine gewisse Anonymität). Ich muss etwas in meinem Leben ändern, nur glaube ich wird das Studium drunter leiden müssen und da sehe ich mich auch in einer Zwickmühle.
Ich freue mich über Antworten, Tipps, Anregungen. Wenn mir jemand persönlich mailt, fände ich das auch toll. Soviel erstmal zu mir und danke für's lesen.
LG Josef
09.04.2015 08:13 • • 14.04.2015 x 1 #1