Einsamkeit durch Amerikaaufenthalt?

Hallo ihr Lieben!

Ich bin neu hier und möchte auch mal mein Problem beschreiben. Allerdings geht es den meisten menschen hier sehr viel schlechter als mir, als ich bin trotzdem ganz froh, mal meine seele frei schreiben zu können.

Ich war immer ein sehr lebensfrohes Mädchen und wurde immer als guter Freund bezeichnet. War jetzt nie total beliebt, finde ich aber auch nicht wichtig, Ich war glücklich.
2007/2008 bin ich dann für ein jahr nach Amerika gegangen. Ich hab da bei einem älteren Ehepaar gelebt, die zwar wirklich lieb waren, aber mitten im land gelebt haben. Also wirklich keine Nachbarn. Vielleicht hätte ich damals die Familie wechseln sollen, aber ich dahcte ich bin anpassungsfähig und die waren ja nun auch wirklich lieb.
Aber da ich schlecht irgendwohin gekommen bin und auch die Schule sehr klein war, hatte ich es sehr schwer Kontakte zu knüpfen.
Richtige Freunde habe ich dort leider nicht gefunden. (Nur zwei andere Deutsche), da hat es angefangen, dass ich halt Dinge nur für mich behalten habe. Vorher habe ich immer so ziemlich alles meinen Freunden erzöählt,a ebr das ging dort natürlich nicht.

Seit ich wieder hier bin, ist ja nun schon über ein jahr her, ist irgendwie alles anderes. ich kann einfahc nicht mehr so oft lachen, bin so ernst geworden. Smalltalk wa rnoch nie so mein Ding, aber mir fällt es jetzt auch echt schwer, hier Kontakte zu knüpfen.

Viele Freunde sind jetzt einfach auf anderen Schulen und man verliert den Kontakt.

Stehe in den Pausen jetzt oft allein herum. Früher habe ich das nie gehabt. Ich kenne das eigentlich nicht.
Fühl mich oft total traurig und wie gelähmt, ich möchte da gerne endlich wieder raus,
aber die negativen gefühle lassen mich einfach nicht los.

Weißt jemand rat?

Liebe grüße

Hallo,
dieses Gefuehl kenn ich. Ich lebe seit 2006 hier in West Texas und jeder Tag ist eine qual. Ich bin gluecklich verheiratet aber ungluecklich hier.
Die Menschen und Kultur sind anderst, Ausbildungen warden nicht anerkannt. Ich sitz den ganzen tag zu hause und habe nix zu tun.
Ich hab schon sehr viel versucht, aber nix hat erfolg hier.
Ich fuehl mich hier absolut ueberfluessig und ich verschwende meine Lebenszeit hier.
Ich will schon gar nicht mehr nach draussen, zieh mich immer mehr zurueck.
Mein Mann versteht das nicht. Ich weiss nicht mehr weiter.
Vielleicht koennt Ihr mir einen Rat geben?
Danke

Hallo Sugarfree,
ich weiß ja nicht, was du schon alles versucht hast?
Klar werden die meisten Abschlüsse in den USA nicht anerkannt. Vieles funktioniert ja auch ganz anders, als in Deutschland. Was eigentlich immer geht, auch ungelernt: Verkauf, falls dir das liegt oder kellnern.
In den USA sind solche Jobs auch wichtig für das Renommée. Arbeitgeber, bei denen du dich bewirbst fragen deine Referenzen ab. Keine Referenzen, kein Job. Teufelskreis.
Aber solche Jobs wie kellnern oder Verkauf bieten einen guten Einstieg in die Arbeitswelt und du kannst dich beweisen. Wenn man geschickt ist, kann man darüber auch schon ein Verbindungen knüpfen und bekommt etwas anderes angeboten.
Was war denn dein Plan, als du in die USA gegangen bist? Wie hast du dich vorbereitet?

Und wie wäre es mit ein paar Kursen am Community College?

Oder wenn du einfach nur Leute kennenlernen willst, gibt es bestimmt auch in deiner Gegend Möglichkeiten, dich zu engagieren, über Stiftungen, Verbände, Kirchengemeinden... Irgendjemand sammelt immer für irgendwas, betreut Arme und Obdachlose, kümmert sich um Kinder usw...
Babysitten, Hundebetreuung - je nachdem wo du lebst, gibt es ja ganz unterschiedliche Möglichkeiten für Zweitjobs. Gibt es bei euch irgendwo ein Sprachinstitut? Als Deutsch-Muttersprachlerin kannst du Konversationskurse anbieten usw...

Gerade in Texas gibt es auch relativ viele deutsche Auswanderer. Habt ihr da vielleicht eine Gruppe in der Nähe, die sich regelmäßig trifft?

Und falls dir so komplett der Antrieb fehlt (ich weiss nicht was euer Health Plan abdeckt), wäre vielleicht auch mal ein Besuch beim Arzt ganz ratsam. Vielleicht hast du eine beginnende Depression und du könntest von einem Medikament oder ein paar Stunden Psychotherapy profitieren?

Ich habe bei Walmart gearbeitet, und anderen grossen Verkaufsraeumen. Ich hatte meine eigene Baeckerei, eine Putzfirma, habe
volunteer, Kinder und Arme unterstuetzt, und und und. Ich bin 50 Jahre alt, und ich lebe in El Paso. Es ist eine Welt die man nicht Amerika nennen kann.
Alles andere ist Amerika ausser El Paso, sogar viele Amerikaner sagen das.
Verkaufe auf Flohmaerkten und Farmersmaerkten
Leider kann ich nicht aufs Community College da die dort unser wissen leider nicht anerkennen.
Ich bin ausgebildete Industriekauffrau, SAP user, Microsoft Certificate, HR Prof., und noch einiges mehr. Ich mache online Kurse.
Glaub mir ich mache sehr viel und versuche sehr viel, aber die Einsamkeit und anonymitaet hier ist fast unertraeglich.
An einen Psychologen habe ich auch schon gedacht, oder zumindest counselling in der Kirche.
Ich habe versucht Menschen kennen zu lernen und bin in Vereine gegangen.
Aber hier ist alles so anonym.

Ehrlich, ich bin zwar in den Staaten geboren und aufgewachsen, aber ich war noch nie in meinem ganzen Leben in Texas. Ich kenne immer nur die Witze und die Vorurteile und nach allem, was ich gehört habe, soll El Paso ja wirklich sehr speziell sein.

Du machst wirklich unglaublich viel und hast schon viel versucht, wie ich sehe. Ist in El Paso nicht auch die deutsche Bundeswehr? Gibt es da vielleicht Kontaktmöglichkeiten?

Mir tut es leid, dass du dich so alleine fühlst und nicht richtig vorwärts kommst. Dein Mann kommt aus El Paso? Wegziehen, irgendwohin, wo es leichter ist, Kontakte zu knüpfen geht nicht?

Das was Du gehoert hast ueber El Paso, stimmt. Als ich hier angekommen bin, war das als ob ich vom 21sten ins 18te Jarhundert zurueckgegangen bin.
Die Menschen koennen hier nicht aus der Hutschachtel denken, alles muss man ihnen vorkauen.
Das heisst wenn du was haben willst dann musst du den Leuten erklaeren wie es gemacht wird sonst bekommst du es nicht, egal was.
Leider muss ich hier nocht mindestens 5 Jahre aushalten, da mein Mann einen Vertrag unterschrieben hat.
Es gibt hier so schoene Plaetze in den USA, und die Menschen sind auch ganz anderst und wenn es nur in die naechste Stadt ist (100 meilen weg) oder so.
Aber hier, ich versteh das alles nicht, das geht ueber meinen normal denkenden Menschenverstand.
Die Bundeswehr ist ebenfalls eine andere Welt hier und als Deutsche/r waerst du entaeuscht zu sehen wie sich die Deutschen hier benehmen.
Elefanten im Porzelanladen sind nichts dagegen und ich kann nicht verstehen warum, sehr arrogant, Leider!

Ach mann, sugarfree, es tut mir so leid, dass du ausgerechnet in El Paso jetzt noch fünf Jahre absitzen muss. Nach allem, was du beschreibst und nachdem, was ich gehört habe, ist das ein bisschen wie Knast oder Zoo.
Und ja, es gibt wirklich so viele schöne Flecken in den USA und freundliche Städte und Gemeinden!

Und das mit der Bundeswehr ist ja übel. Schade, dass das nicht funktioniert.

Bleib doch hier ein bisschen im Forum und schreib und lies mit. Vielleicht fühlst du dich dann nicht mehr so einsam.

Ja, das werde ich wohl tun, einige Zeit mit normalen Menschen schreiben.
Danke an alle die mich so unterstuetzen.
God bless You all!
Es geht mir etwas besser seit ich hier bei Euch bin. Es ist aufmunternt.

Danke nochmal.
Versuche mal ein neues Project zu arbeiten, mal sehen wie es klappt.

Zitat von Sugarfree64:

Ich habe bei Walmart gearbeitet, und anderen grossen Verkaufsraeumen. Ich hatte meine eigene Baeckerei, eine Putzfirma, habe
volunteer, Kinder und Arme unterstuetzt, und und und. Ich bin 50 Jahre alt, und ich lebe in El Paso. Es ist eine Welt die man nicht Amerika nennen kann.
Alles andere ist Amerika ausser El Paso, sogar viele Amerikaner sagen das.
Verkaufe auf Flohmaerkten und Farmersmaerkten
Leider kann ich nicht aufs Community College da die dort unser wissen leider nicht anerkennen.
Ich bin ausgebildete Industriekauffrau, SAP user, Microsoft Certificate, HR Prof., und noch einiges mehr. Ich mache online Kurse.
Glaub mir ich mache sehr viel und versuche sehr viel, aber die Einsamkeit und anonymitaet hier ist fast unertraeglich.
An einen Psychologen habe ich auch schon gedacht, oder zumindest counselling in der Kirche.
Ich habe versucht Menschen kennen zu lernen und bin in Vereine gegangen.
Aber hier ist alles so anonym.

Ist es in den USA nicht üblich ein Praktikum zu machen?
Auch wenn die Zertifikate nicht annerkannt werden sollte einem potentiellen Arbeitgeber doch klar sein das du mehr drauf hast als putzen. Ich meine SAP Kenntnisse und Erfahrungen in Windowssystemen sind doch gefragt.
Oder liegt es an El Paso im allgemeinen?

El Paso ist nicht einfach. Wie gesagt ich bin vom 21. ins 18 Jahrhundert zurueck versetzt worden. Alles was hier modern ist das sie nicht mehr mit Pferd und Kutsche kommen sonder mit einem VW Kaefer
Ich hab auch certificate hier gemacht, aber das aendert die Situation nicht.
Amerika, was ich gesehen habe ist wunderschoen, nur El Paso, ist wie gesagt, eine andere Welt.
Man muss es erlebt haben um es zu verstehen.

Hast du schon mal daran gedacht, etwas anzufangen, das ortsunabhängig ist ? Das Internet + Post geben einem da Möglichkeiten, die es früher nicht gab. Dass du quasi eine Insel des 21th Jahrhunderts in El Paso bist. Für jemand mit 50 ist es nat. nicht mehr so leicht ... das verstehe ich.

Zitat von Sugarfree64:

El Paso ist nicht einfach. Wie gesagt ich bin vom 21. ins 18 Jahrhundert zurueck versetzt worden. Alles was hier modern ist das sie nicht mehr mit Pferd und Kutsche kommen sonder mit einem VW Kaefer
Ich hab auch certificate hier gemacht, aber das aendert die Situation nicht.
Amerika, was ich gesehen habe ist wunderschoen, nur El Paso, ist wie gesagt, eine andere Welt.
Man muss es erlebt haben um es zu verstehen.

Ich hab mal Tante Google gefragt und mir den Stadtkern angesehen und finde es ganz nett. Vom Wetter her ist es auch nicht übel.


(Google Auszug)
Wirtschaft

In El Paso betreiben mehr als 70 im Fortune 500 gelistete Unternehmen Niederlassungen, darunter Hoover, Eureka, Boeing und der Autozulieferer Delphi. Als bedeutender Rüstungsbetrieb ist der Raytheon-Konzern zu nennen; er entwickelt vor allem Raketensysteme für die US-Army. El Paso ist der Hauptsitz von Western Refining, die eine auf der New York Stock Exchange zugelassene Erdölraffinerie ist.

El Paso ist ein bedeutender Grenzübergangspunkt im Waren-, Personen- und Dienstleistungsverkehr zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko. Als ehemaliger Standort der kupfererzeugenden Industrie steht die Stadt heute wirtschaftlich auf mehreren Standbeinen. Dazu zählen neben der verbliebenen Erdölverarbeitung durch Raffinerien vor allem die Kunststofferzeugung, die Textil-, Rüstungs- und Elektronikindustrie sowie die Landwirtschaft.


Sorry wenn ich das alles schönrede ich stecke ja nicht in deiner Situation. Es ist aber meist besser die guten Seiten hervorzuheben und die Negativen auszublenden.

Ja, da ich sehr viel bastle und stricke, verkaufe ich meine Sachen im Internet Weltweit.
Aber ich wuerde halt gern auch auf regelmaessiger Basis aus dem Haus gehen und wieder heim kommen koennen und nicht nur die Moebel hier hueten.
Es ist auf die Dauer sehr anstrengend wenn man ueber 8-9 Stunden kein Wort zu Menschen spricht sonder den Katzen oder Huehnern eine Geschichte erzaehlt.
Es sei den ich geh einkaufen, aber ich will halt auch nicht die Leut im laden vollquatschen.
Und, mein Spanisch ist ganz minimal und ich lerne das auch.
So, es ist nicht, das ich mir nicht Muehe gebe, aber El Paso ist sehr schwierig.

Zitat von Sugarfree64:

El Paso ist nicht einfach. Wie gesagt ich bin vom 21. ins 18 Jahrhundert zurueck versetzt worden. Alles was hier modern ist das sie nicht mehr mit Pferd und Kutsche kommen sonder mit einem VW Kaefer
Ich hab auch certificate hier gemacht, aber das aendert die Situation nicht.
Amerika, was ich gesehen habe ist wunderschoen, nur El Paso, ist wie gesagt, eine andere Welt.
Man muss es erlebt haben um es zu verstehen.

Wohnst du denn weit vom Zentrum, hier in Berlin ist es in den äußersten Bereichen
ja ähnlich langweilig und regelrecht provinziell. Das Zentrum von El Paso sieht sehr modern aus und mit über einer Million Einwohnern ist die Stadt ja groß, schwer vorstellbar das es nicht einen Stadtteil gibt der dir gefallen könnte.

Gargamel,

es ist wirklich schoen und war das diese firmen existieren und mein Mann arbeitet auch fuer eine von diesen, hab ich in Deutschland auch. ABER,
fuer diese Jobs braucht man eine sogenannte Citizen ship und ich gebe meine Deutsche Staatsangehoerigkeit aus Sicherheitsgruenden nicht auf. Hab erst gestern von einer Dame gehoert die ihre aufgegeben hat und nun sitzt sie hier in El Paso fuer den Rest ihres lebens fest und kann die heimat nur noch besuchsweise sehen. Glaub mir es ist einfach gesprochen. Man muss hier leben um das ganze zu beurteilen.
Aber was ich tun oder zu mindest vesuchen werde ist, eine Gruppe fuer vereinsamte Menschen hier zu gruenden.
Ich geb nicht so schnell auf und was sind schon 5 Jahre. Ich lass mich nicht so schnell unterkriegen.
Aber danke trotzdem. Einen vorteil hat El Paso allerdings, immer Sonnenschein und es ist die sicherste Stadt in der ganzen USA.

Ja, sugarfree, das stimmt. Ohne citizenship wird es in vielen Bereichen schwer. Ich kann auch gut verstehen, dass du deine Staatsbürgerschaft nicht aufgeben willst.

Deine Gruppe ist eine gute Idee! Vielleicht gibt es einfach noch mehr Menschen, die sich einsam fühlen, sich aber auch nicht trauen oder nicht auf die Idee kommen, so eine Gruppe zu gründen! Ich wünsche dir viel Erfolg!

@Gargamel
El Paso sieht, glaube ich, nur über google maps gut aus. In den USA gibt es viele Witze über El Paso und das schlimme ist: die meiste sind wahr.

Zitat:

Q: What do people from El Paso and a bottle of beer have in common? A: They’re both empty from the neck up.

source: http://www.jokes4us.com/miscellaneousjo ... jokes.html

Ich habe neulich lange mit einer Freundin telefoniert, die beruflich zwei Jahre in El Paso gelebt hat. Sie meinte, das wäre die schlimmste Zeit ihres Lebens gewesen und sie würde sich eher von Gliedmaßen trennen, als zurück zu gehen.

Sugarfree, ich finde es aber toll, was du für Energie hast und was du auf die Beine stellst. Bleib da dran!

Hi Sugarfree64,

scheint ja echt nicht einfach zu sein in El Paso. Ich mache es manchmal so das ich ne Liste erstelle wo ich all die positiven Dinge aufzähle die für etwas sprechen und den negativen Rest ausklammere. Den Anfang hast du ja schon gemacht z.B schönes Wetter
niedrige Verbrechensrate. Ich wünsche dir auf jeden Fall alles Gute und viel Kraft.

AJPsychic, Gargamel, nostromo,

Hallo,

sorry hat mit antworten a bisserl gedauert. Habe die Gruppe angefangen indem ich eine Ad in CL gesetzt habe, die Antworten sind erstaunlich und nicht nur von Zugereisten sondern auch von Einheimischen. Ausserdem habe ich endlich mein Buch angefangen zu schreiben und das nimmt auch viel Zeit in anspruch.
Die Witze find ich voll gut, da ich eine gesunde portion Humor besitze.
Ihr habt mir alle sehr geholfen vielen Dank.
Hoffentlich bleiben wir in Verbindung und vielleicht moechte der eine oder andere hier in West Texas Urlaub machen, dann haben wir auf jedenfall ein Zimmer frei.
Denn die Urlaubsgebiete wie Roswell, Ruidoso oder White Sands sind sehr schoen, und das Wetter ist zu 99% auch immer schoen.
Danke schoen and God bless you all.