Ich bin neu hier und möchte mich kurz vorstellen: bin w, 37 und wohne in der Schweiz. Auch ich fühle mich immer öfter einsam. Früher kannte ich das überhaupt nicht, ich war oft auch ganz gerne allein. Wie viele hier ja schon sagten - allein und einsam sind zwei völlig verschiedene Schuhe!
Die Einsamkeitsgefühle haben vor 5 Jahren angefangen, als meine Mutter gestorben ist. Vielleicht muss ich jedoch schon vorher anfangen... ich bin als Einzelkind aufgewachsen und hatte eine wirklich schöne Kindheit. Als ich 13 Jahre alt war, haben sich meine Eltern scheiden lassen. Dadurch ging auch der Kontakt zu meinem Vater kaputt, den ich nun seit 20 Jahren nicht mehr gesehen oder gesprochen habe. Ich hatte damals nicht verstanden, warum er unsere wunderbare Familie einfach für eine andere Frau verlassen hatte, weshalb ich dann auch den Kontakt zu ihm auch abgebrochen habe.
Mit meiner Mutter hatte ich immer schon ein tolles Verhältnis, sie war stets für mich da und hat mir immer das Gefühl gegeben, wertvoll zu sein. Ich konnte mit ihr immer über alles sprechen und sie hat mich immer unterstützt, ich konnte mich einfach blind auf sie verlassen. Ansonsten habe ich keine weitere Familie mehr, ich habe ja keine Geschwister und meine Oma ist vor 12 Jahren gestorben. Als meine Mum dann vor 5 Jahren an Krebs starb, ging es mir anfangs noch ganz ok, da ich das wohl noch gar nicht wirklich begriffen habe. Nun merke ich aber immer mehr, dass mir einfach jemand fehlt, der mich versteht und annimmt, so wie ich bin. Es ist nicht so, dass ich keine Freunde habe, aber das ist einfach eine ganz andere Ebene. Mit meiner Mum hatte ich jeden Abend telefoniert, nun bleibt das Telefon meist stumm. Keiner ruft mehr an, wenn man aus dem Urlaub kommt, und sagt schön bist Du wieder da, ich hab' Dich vermisst.... Irgendwie bin ich von den Menschen auch enttäuscht. Ein Jahr nach der Beerdigung meiner Mum, zu der nicht mal 5 Leute kamen, hat es keinen mehr interessiert, wie es mir geht, keiner fragt mal nach... Man vergisst, das Leben geht halt weiter... Manchmal hab' ich das Gefühl, auch meine Freunde melden sich nur, wenn sie was brauchen. Ansonsten muss man sich immer selbst melden, das geht mir echt auf den Keks.
Beziehungstechnisch hatte ich auch nie wirklich Glück im Leben. Ich hatte zwar auch schon ein paar wenige Beziehungen, aber nie wirklich lange... die längste Beziehung hielt 9 Monate. Es passte einfach nie so wirklich, und das eine Mal, als ich richtig doll verliebt war, hat er nach 3 Wochen gemeint, er sei nun leider noch nicht in mich verliebt... Schön, dass er aber erst 3 Wochen brauchte, um das rauszufinden! Nun bin ich seit unglaublichen 15 Jahren schon Single, weil sich einfach nie mehr was ergeben hat. Anscheinend bin ich für die Männerwelt total uninteressant bzw. werde immer nur als gute Freundin angesehen. Ich habe aber auch Gefühle und will nicht immer nur Kumpel sein! Einerseits wünsche ich mir eigentlich nichts mehr, als eine richtige Beziehung und Partnerschaft. Andererseits hab' ich aber auch eine riesige Angst, mich gefühlsmässig auf jemanden einzulassen und dann wieder nur enttäuscht zu werden bzw. die Person wieder zu verlieren. Ich hab' für so was einfach keine Kraft mehr... Manchmal denke ich auch, es ist eben Schicksal und die Einsamkeit ist meine persönliche Herausforderung... aber seit meine Mum gestorben ist und ich keine Familie mehr habe, merke ich einfach, wie sehr mir eine Person im Leben fehlt, auf die ich mich in jeder Situation verlassen kann, jemand der einfach da ist, wenn ich nach Hause komme...
Wie gesagt, Freunde habe ich schon, nur hab' ich irgendwie das Gefühl, das reicht mir nicht bzw. diese sind nie da, wenn ich es wirklich brauche. Beispielsweise ist Weihnachten immer eine totale Horrorzeit für mich... alleine zu Hause an Heiligabend krieg' ich regelmässig Depressionen. An einem solchen Tag nutzen einem Freunde gar nichts, da die alle mit ihren Familien feiern und selbst bleibt man aussen vor... wobei ich sagen muss, ich war am 1. Weihnachten nach dem Tod meiner Mum bei einer Freundin und ihrer Familie eingeladen, aber da kam ich mir dann wie das 5. Rad am Wagen vor, das man nur aus Mitleid eingeladen hat... dann doch lieber mit Depri allein zu Hause! Trotzdem wäre es schön, es würde wenigstens mal einer fragen, was ich denn an Heiligabend mache, denn es wissen ja alle über meine Situation Bescheid... versteht ihr, was ich meine? Oder habe ich da total überdrehte Erwartungen??
Ich weiss echt nicht, was ich machen soll. Eine Familie kann man nicht so einfach herzoomen, das ist mir schon klar. Vermutlich werde ich einfach lernen müssen, damit zu leben und zu hoffen, dass ich irgendwann auch mal einen passenden Partner finde und dass meine Freunde manchmal ein bisschen mehr Mitgefühl zeigen würden... oder bin ich denn so verkehrt?? Wie geht ihr denn mit den Einsamkeitsgefühlen um?
Das wollte ich mir mal von der Seele schreiben... vielen Dank Euch schon mal für's zuhören bzw. für's lesen. Es tut gut zu wissen, dass sich andere Leute auch einsam fühlen und man nicht allein damit ist. Auch wenn ich mich manchmal fühle wie der letzte Mensch auf Erden...
Gruss, Xara
07.06.2012 07:29 • • 03.02.2017 x 1 #1