The Grinch
habe mich gerade angemeldet und aus diesem Grund bitte ich zu entschuldigen, dass mein Profil soviel Informationen enthält, wie mein derzeitiges Seelenleben in Bezug auf Zwischenmenschliches. Und Achtung! Es folgt ein Roman. Dieser Beitrag ist dann wohl eher für Menschen die gerne lange Texte lesen.
Paar wichtige Eckdaten zu mir: Ich bin ein Mann von 43 Jahren, wohne in Unterfranken, bin Fotograf und bin seit 5 Jahren Single. Vor 5 Jahren brach so ziemlich alles in meinem Leben zusammen. Mit der Wirtschaftskrise verlor ich Aufträge und meine Firma ging nicht den Bach runter, sondern rannte. Meine 13-jährige Partnerschaft fand in einem fulminaten Showdown des gegenseitigen Wehtuns sein Ende und ich wurde gezwungen wieder in das Haus meiner Mutter zu ziehen und friste seit jener Zeit mein Leben in der Provinz (vorher 20 Jahre Köln). Nach einer depressiven Phase, aus der ich mich irgendwie selber rausziehen musst, da sich noch nicht mal eine Kakerlake für mich interessiert hat, entschloss ich mich, meinem Leben eine neue Richtung zu geben. Ich drückte Life-Reset und begann ein Studium an der Uni in den Fächern Philosphie und Kunstgeschichte. Ein Glücksgriff und es war das beste was ich tun konnte. Seit diesem Jahr habe ich meinen Bachelor in beiden Fächern und befinde mich mittlerweile im Masterstudium, ebenfalls in beiden Fächern; befürwortung zur Promotion im Rücken. Diese Baustelle läuft sehr erfolgreich und es gibt keinen Grund sich zu beschweren.
Mein Problem ist die zunehmende Vereinsamung die ich erlebe. Dazu muss ich sagen, dass ich ein durchaus selbstreflexiver Mensch bin und mir meiner Schwächen durchaus bewusst bin. Irgendwie bin ich einen Kreislauf geraten, aus dem ich nicht mehr herauskomme.
Ich bin ein ziemlich humorvoller Charakter, ein junggebliebener Geist in einem immer noch ansehnlichem Körper, von der Körpergröße von 168cm mal abgesehen (alle großen Männer der Geschichte waren klein). Mich zeichnet eine hohe Fähigkeit zum Zuhören und Beratung aus, bin hilfsbereit bis zum Horizont und eigentlich nicht alleine, denn es gibt viele Menschen in meinem Umfeld, bei denen ich gerne gesehen bin und ich mich auch ab und zu hinbegebe. Eigentlich polarisiere ich stark: Entweder ich werde gemocht oder gehasst. An das gehasst werden habe ich mich gewöhnt und das ich auch oftmals das Prädikat Ar. erhalte ist nichts neues. Was man an mir schätzt ist die gnadenlose Ehrlichkeit, die ich jedem Menschen entgegenbringe. Ich hasse Fassaden und Heuchelei. Unfairness und Dummschwätzerei sind mir ein Grauen. Ja und ich bin misanthorpisch veranlagt; ein Sarkast und Zyniker, Pessimist und Schwarzseher. Im Gegensatz zu anderen sehe ich diese Eigenschaften aber primär nicht als negativ an, denn sie bilden mit ihren Ansätzen zur Weltorientierung andere Lösungwege an, als die optimistische Sicht. Aber das scheine auch wirklich nur ich so zu sehen.
Und ja, ich bin der Meinung, dass die Menschheit zu dämlich ist, ein Loch in den Schnee zu *beep*. Ein Blick raus und ich habe das Gefühl, dass die Zahl der hirntoten Zombies und Vollpfosten sich täglich mehren. Oberflächlichkeit, das Hirn entweder in Facebook (gegen das ich grundsätzlich nichts habe, bin selber dort) oder ins Smartphone ausgelagert, zur Kommunikation glänzlich ungeeignet und darüber hinaus auch noch desinteressiert,lässt mich immer weiter abrücken.
Ich bekomme viel Lob und die Adjektive, die man mir gibt sind immer sehr sehr positiv: Intelligent, Smart, ein toller Mensch, kann gut zuhören, ist belesen, hilft jedem, vertrauensvoll, etc.. etc.. etc..
Wieso bin ich dann immer noch alleine und darüber hinaus auch noch einsam?
Also komme ich zu dem Schluss: Es muss an mir liegen.
Ich werde begehrt als Kommilitone, Vertrauter, Vaterersatz, Freund, Helfer, Entertainer, Vortragender, etc. etc.. aber NICHT als Mann!
Jetzt muss ich dazu einwerfen, dass meine Situation mir keine großen Sprünge erlaubt. Das Studium frisst nicht nur meine Zeit, sondern auch mein Geld. Finanziell sieht es sehr mau aus, was daran hindert auch mal wegzugehen. Für die junge Generation bin ich zu alt, für meine Generation scheinbar unattraktiv und die ältere Generation ist widerum nicht ganz so mein Fall. Hinzu kommen meine Ansprüche und mein inneres Ungleichgewicht. Zum Einen sehne ich mich nach einer Gefährtin und zum Anderen liebe ich meine Unabhängigkeit. Ich bin innerlich hin- und hergerissen.
Die Sehnsucht danach, nicht immer alleine einzuschlafen und aufzuwachen, mit jemanden auch mal Erfreuliches zu teilen, etc... manifestiert sich demnach in einer Suche die natürlich auch nach Außen strahlt und abschreckend wirkt. Das lässt mich entweder komplett distanziert erscheinen oder abschreckend. Und wenn ich dann mal jemanden kennenlerne (schon zwei mal vorgekommen), dann erwarte ich zu viel Aufmerksamkeit und klammere, was natürlich auch komplett falsch ist. Und ich gebe zu, dass ich auch eine Erwartungshaltung an den Tag lege.
Wie schon geschrieben kommen dann auch noch hohe Ansprüche hinzu. Ich habe ein bestimmtes ästhetisches Empfinden was mich anspricht. Dazu sollte es auch irgendwo vom Geist her eine Ebene sein. Dazu kommen... ähhhh.. ja, bestimmte sexuelle Präferenzen, die auch nicht gleich als 08/15 bezeichnet werden können, aber zu meinen basalen Bedürfnissen gehören.
Jau, berühmter Spruch: Dann muss ich halt Abstriche machen! Also, erstens bin ich kein Frauenarzt und zweitens heißt Beschneiden der basalen Bedürfnisse auf längere Sicht hin wieder Unzufriedenheit. Was wieder zu Konflikten und Spannungen führt.
Über die Zeit habe ich einen extremen Panzer aufgebaut, weil ich innerlich doch verdammt sensibel bin und jedes Mal wenn ich den Panzer aufgemacht habe, kam prompt eine Kugel, die mich wieder im Innersten getroffen hat. Ergo führt das zunehmend zu Vertrauensverlust und Steigerung meiner eh schon stark ausgeprägten Misanthrophie und Vorstellung, nur noch von Mensch-Maschinen umgeben zu sein, für die Werte keine Bedeutung mehr haben. Regelmässig muss ich Freundeslisten bereinigen, weil die angeblichen Freunde sich nicht so verhalten. Ich bin es leid, jedem zig-mal hinterherzurennen und immer derjenige zu sein, der die Initiative ergreift. Da ich nach einem starke Werteprinzip vorgehe, bleibt es nicht aus, dass ich mir ständig die Frage stelle: Was bin ich jemandem wert? bzw. Was ist mir jemand oder etwas wert?
Das Ungleichgewicht der Werte führt weiter in meine Isolation. Finanziell eingeschränkt, umgeben von der falschen Generation, mit einer Dauerregenwolke überm Kopf umherrennend und nach HIlfe schreiend. Ich glaube das dieses Bild gut passt.
Der Grund meiner derzeitigen Phase ist wieder ausgelöst durch die Erkenntnis, doch nicht so viel Wert zu sein, wie es den Anschein hat. Eine junge Dame (Nein, ich bin nicht verliebt, habe aber tiefe Empfindungen für sie) hat mir, obwohl wir ein sehr offenes und ehrliches Miteinander pflegen, gezeigt, dass ich nur dann wichtig bin, wenn es ihr nicht gut geht. Ok... sie ist noch jung und ich bin definitiv zu alt, aber es hat trotzdem weh getan, zu merken, dass man eigentlich eine personifizierte Mülltonne ist.
Ich glaube mein eigentliches Problem ist, dass ich eben als Mann nicht begehrt werde. Manchmal habe ich das Gefühl, dass alle nur meinen Kopf und Geist wollen. Ok, dann hacke ich den Schädel ab und werfe ihn denen vor. Den Körper können wir getrost verbrennen. Jaaaaaa... auch SEX ist wichtig, wenn auch viele anderer Meinung sind. Ich bin eine leib-seelische Einheit und existiere nicht nur als Geist. OK, es könnte jetzt der Einwand kommen: Geh doch in den Pu.... da bekommst Du genau das. Ja genau.... so viel zum Thema Differenzieren und Mitdenken, bzw. Verstehen um was es geht.
Hinzu kommt, dass ich moralisch nicht indoktriniert bin und zum Teil andere Sichtweisen auf Dinge habe, die meistens als Geht gar nicht diskutiert werden.
Es ist zum Kinderkriegen!
Ich könnte jetzt noch eine Ewigkeit schreiben, aber ich glaube, der Grundtenor kommt rüber.
Was ich hier erwarte? Kein Ahnung... vielleicht einfach nur einen Trost? Hilfe? Jemanden Kennenlernen?
Jedenfalls wollte ich es mir einfach von der Seele schreiben, auch wenn das nur eine kleine Hilfe ist. Vielleicht ist hier jemand unter Euch, der ich versteht oder ähnliches erlebt und einen Ratschlag hat.
Merci, für diejenigen die bis hier durchgehalten haben.
LG
The Grinch
19.10.2014 10:49 • • 23.10.2014 x 2 #1