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Hallo meine Lieben,
Erstmal ganz kurz zu mir, ich bin eine Studentin in ihren Zwanzigern und mehr oder weniger durch Zufall auf dieses Forum gestoßen. Eine ZDF Sendung hat mich auf die Thematik Einsamkeit/Schüchternheit aufmerksam gemacht und da fiel mir auf, dass ich immer wieder schon im Leben auf dieses Thema gestoßen bin bzw. sehr stille Menschen kennengelernt habe, mir aber nie wirklich Gedanken darüber gemacht habe was für ein Problem dies für Einzelne sein kann bzw. muss. Ich habe also mit Spannung ein wenig mitgelesen und muss sagen ich finde es echt toll wie sich hier gegenseitig geholfen wird und wie aufmerksam die meisten hier zueinander sind.

Ich selbst bin ein sehr extrovertierter Mensch, also eben so wie es hier oft auch ein wenig abwertend gesehen wird eine Kneipengeherin mit vielen Bekannten die am liebsten stundenlang mit anderen diskutiert.
Nun hat mich das Thema Introvertiertheit schon immer irgendwie interessiert da es für mich einfach eine Sache ist die eben so anders ist als meine eigene Lebensweise.
Habe auch immer wieder sehr introvertierte Menschen kennengelernt ,mir ist aber erst nach der ZDF Sendung aufgefallen dass ich zu keiner einzigen sehr ruhigen Person (noch) Kontakt habe. Was mich ehrlich gesagt ein wenig erschreckt hat.
Ich möchte mein eigenes Verhalten verbessern bzw. auch Antworten finden für Fragen die ich mir immer wieder gestellt habe.

Eine Sache die mir immer wieder passiert, ist das ein Bekannter eines Bekannten oder so mal wo dabei ist (Stammtisch/beim Freunde treffen im Park etc.) und er oder sie nach einer kurzen Vorstellung eigentlich nur still danebensitzt und zuhört und wenn man direkt etwas fragt um die Person miteinzubeziehen bekommt man sehr knappe Antworten bzw. es kommt irgendwie ganz wenig eigener Beitrag.
Was kann man da dann am besten tun? Einfach akzeptieren dass der andere wenig zu sagen hat? Ich weiß oft einfach nicht ob jemand still ist weil er oder sie zuhören einfach interessant findet und nichts sagen möchte oder aber etwas sagen möchte aber irgendwie nicht kann.
Wie ist das für euch, stört es euch in kleineren Gruppen eher nur zuzuhören? Wollt ihr aktiv darauf angesprochen werden warum ihr euch wenig beteiligt (ist ja auch heikel, es soll ja nicht verletzend oder bloßstellend wirken)?
Natürlich geht es da jedem anders, aber wollte mal eure Gedankengänge gerade zu der Situation Gespräche in kleinerer Gruppe hören.

Hoffe ich bin hier nicht voll am Forumsthema vorbei. Lg und Danke schon mal fürs durchlesen!

18.06.2015 13:20 • 06.01.2023 x 1 #1


7 Antworten ↓

Hallo -funkelbunt-,

teilweise bekomme ich Krisen, wenn ich deinen Text lese .

Keine Sorge, ich meine das gar nicht böse oder so, finde es auch sehr interessant welche Gedanken du dir jetzt zu dem Thema machst und es ist sehr schön, wenn man reflektiert und sich in andere Menschen hinein fühlt.

Meine Krisen entstanden ehrlich gesagt durch die Anrede ihr, euch....
Wir sind nicht alle gleich, egal ob intro- oder extrovertiert und deshalb gibt es hier auch nicht die ultimativen Antworten auf deine Fragen.
Man kann Menschen nicht in Schubladen packen.
Es ist ja auch nicht jeder aus dem selben Grund ruhig. Die einen sind verdammt schüchtern, verklemmt oder von Natur aus einfach zufrieden damit ruhig zu sein und hören tatsächlich lieber zu als zu reden, während sich andere wiederum wünschen jmd würde sie mehr einbeziehen.
Es gibt halt Menschen, die sind ruhig, weil sie denken was sie zu sagen haben will eh keiner hören und es gibt Menschen die sind ruhig, weil sie nichts zu erzählen haben.

Während manche ruhigen Menschen es brauchen von anderen Leuten zum Reden aufgefordert zu werden, gibt es Menschen für die wäre es der blanke Horror (am besten noch vor versammelter Mannschaft) darauf angesprochen zu werden, warum sie denn nur da rum sitzen und sich nicht aktiv an Gesprächen beteiligen.

Ich bin der Meinung, dass man Leute (egal ob ruhig oder aufgedreht, extrovertiert oder introvertiert) nicht nach ihrem Verhalten ver/be-urteilen sollte. Ich denke, wenn man in die Situation kommt, dass man einen sehr ruhigen Menschen in der Gruppe hat, das man versuchen kann diesen Menschen in ein normales Gespräch zu verwickeln, fern von heiklen Themen (vielleicht hat der Mensch eine traurige Vergangenheit, einen schrecklichen Job, ist in einer doofen Situation und hält sich zurück damit bloß nicht er/sie zum Gesprächsthema wird oder in unangenehme Situationen kommt// manchmal ist dann schon die Frage nach dem Job oder Familie usw. sehr belastend für die Person).
Man könnte z.B. fragen wie der Tag der Person bisher war usw. und das Gespräch möglichst oberflächlich halten und früher oder später wird man merken, ob die Person das Gespräch schnell wieder beenden will oder anfängt aufzutauen usw. .
Und je nach Reaktion kann man einschätzen, ob man das Gespräch tiefsinniger werden lassen kann oder nicht.
Auf jeden Fall sollte man darauf achten, dass ein introvertierter Mensch nicht in den Mittelpunkt des Geschehens rutscht oder das Gefühl bekommt vorgeführt zu werden.

Aber gleich wem man begegnet und mit wem man ein Gespräch führt es sollte immer gelten, dass man seinem Gesprächspartner mit Respekt begegnet und bei zurückhaltenden Menschen (oder auch wenn man vor hat ernstere Themen anzusprechen) sollte man auf eine Portion Feingefühl achten .

Meine Antwort könnte alles andere als zufriedenstellend sein, aber wie schon gesagt jeder Mensch ist anders, jeder Mensch hat andere Gründe für sein Verhalten und somit hat auch jeder Mensch andere Wünsche an Gespräche.

LG

A


Eine andere Sichtweise

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Hallo funkelbunt,

(schöner Nick übrigens, bekomme ich gleich ein glitzerndes Gedankenbild bei )

Eigentlich möchte ich Dir nur gerade sagen, dass ich es schön finde das Du Dir Gedanken um das Thema und insbesondere um die Person in Deinem Umfeld machst. Dich die Gefühle des Bekannten eines Bekannten interessieren.

Wenn es Dich erschreckt hat wie Du sagst, das Du zu keiner einzigen sehr ruhigen Person noch Kontakt hast...hmm..hinterfragst Du dann innerlich warum das so ist? Oder ob Du irgendwann mal etwas übersehen haben könntest?

Ich finde es auch schön, wenn jemand versucht andere mit-ein zu beziehen, zu integrieren. Wenn jemand der irgendwie/wo anders ist nicht gleich dafür abgelehnt oder zusätzlich ausgegrenzt wird.

Als seist Du gerade ein Beispiel dafür, das es auch anders geht!

Da fällt mir das Wort Wahrnehmung zu ein...-

Wie Du speziell mit dem Bekannten umgehen könntest, kann ich Dir vielleicht nicht sagen. Aber es ist eine gute Frage..-

Einfach akzeptieren finde ich persönlich in erster Linie schon mal sehr gut.
Und wie wäre es denn, wenn Du mit der betreffenden Person (vielleicht auch wenn es mal dazu käme, das Du mit Ihm alleine reden könntest) tatsächlich ein Mal darüber redest?

Wäre es nun so verkehrt, den, den es Betrifft ganz lieb und Gefühlvoll mal zu fragen?
Ich meine, wenn Du ihm evtl. erzählst, wie Du dahingehend fühlst. So wie Du es hier beschrieben hast. Ihm erzählst, was Dich auf diesen Gedanken, Dich mit Introvertiertheit usw. auseinander zu setzen gebracht hat. Und das Dir aufgefallen ist, das er zu Vielem nicht viel sagt. Das Du Dich fragst, ob Du etwas tun könntest, um besser auf ihn ein zu gehen. Usw.

Und wenn Du ihm ganz ehrlich sagen würdest, das Du nicht weist wie Du mit Ihm umgehen sollst, das Du ihn nicht irgendwie verletzen oder zu nahe treten möchtest, oder irgendwelche Gefühle verletzen willst...aber gern wüsstest, warum er so Wortkarg ist...da es ja mehrere Möglichkeiten gibt, warum das so sein könnte...aber auch selber Angst hast, etwas falsches zu sagen...? Wäre das nun schlimm...?

Ich weiß nicht wie Ihr im Forum hier dies seht. Besonders die Lieben hier, die Sozialphobien usw. haben...
Was meint Ihr? Würde Euch eine so direkte Anfrage irgendwie stören, oder würdet Ihr Euch über das Interesse und die Offenheit und den guten Willen freuen?

Vielleicht aber, ist seine Wahrnehmung ja auch ganz anders und er ist tatsächlich einfach nur so.
Ich kannte mal jemanden, der innerhalb einer Gruppe, (besonders wenn für ihn Fremde dabei waren) eine ganze Zeit lang und immer wieder eher der stille Zuhörer war. Oder knappe Antworten gab. Später erzählte er mir mal, das er anfangs einfach selbst eher unsicher war. Und das er immer eine ganze Weile nur betrachtet und zuhört und sich versucht ein Bild über längere Zeit von anderen Leuten zu machen. Da er selbst bspw. herausfinden wollte, ob Leute z.B. sehr oberflächlich waren, oder anderes. Und manches Mal, konnte er einfach mit den Gesprächsthemen nicht viel anfangen, weil er ganz andere Themen hatte, die persönlich für ihn Relevanz besaßen. Doch er wollte den Anderen gegenüber auch nicht unhöflich oder ablehnend erscheinen. Und so wahrte er in solchen Situationen dann einfach die Freundlichkeit. War aber dann auch eher still oder kurz angebunden...wenn man aber ihn erst mal näher kannte, wusste man (in dem Falle ich) das er ein absolut interessanter Mensch ist, der überraschend VIEL zu berichten hatte. Dafür musste ich mich aber auch mit ihm auf seiner Ebene, (innerhalb seiner wirklichen Interessen-Themen) treffen. Überraschender Weise, stellte ich fest, das wir SEHR viel davon gemeinsam hatten...-


@Hallo Chihiro,

Deine Stellung dazu, was Du aufzeigst und beschreibst gefällt mir.

Du findest passende Worte. Und hast verschiedene Möglichkeiten aufgezeigt.

Ja, gefühlvoll und ohne das es Vorführend wird, oder Vorwerfend klingt, finde ich gut. Auch Dein Beispiel, wie die TE den Bekannten ansprechen könnte, erst mal auf der Oberfläche...und dann sehen wie es sich entwickelt, was man sich wagen kann zu sagen, zu fragen, mit der richtigen Portion Feingefühl.

(Darüber denke ich jetzt bestimmt auch noch mal nach)

Hmm...dazu fällt mir noch das Interessen-Thema ein. Wenn man jemanden einfach mal fragt, was Ihn/sie so interessiert im Allgemeinen. Dann könnte man evtl. einen Ansatz haben, heraus zu finden, ob es so etwas wie ein gemeinsames Thema/Interesse für einen Austausch darüber gibt...oder?

Dann hätte man zumindest einen Anfang...
(ich sage man nicht die TE, also funkelbunt, weil ich selbst auch gerade überlege...was könnte ich tun...lach..sorry aber das hört sich für mich selbst gerade komisch an. Denn oft bin ja ICH diejenige, die sich schwer integriert. Aber ich hatte durchaus auch die umgekehrte Situation schon...egal...um mich geht es nicht.)

Aber mit-nachdenken darüber und auch die eigene begrenzte Sichtweise dadurch erweitern ist doch okay denke ich.

Zitat von -funkelbunt-:
Eine Sache die mir immer wieder passiert, ist das ein Bekannter eines Bekannten oder so mal wo dabei ist (Stammtisch/beim Freunde treffen im Park etc.) und er oder sie nach einer kurzen Vorstellung eigentlich nur still danebensitzt und zuhört und wenn man direkt etwas fragt um die Person miteinzubeziehen bekommt man sehr knappe Antworten bzw. es kommt irgendwie ganz wenig eigener Beitrag.


Wie, du kennst mich? Diese Beschreibung passt genau auf mich.

Ich habe eine soziale Phobie und eine ängstliche (vermeidende) Persönlichkeitsstörung und bin daher nicht sehr redselig in Gesellschaft. Wenn man nur zu zweit oder zu dritt ist, geht es besser, aber wenn mehr Leute anwesend sind, dann bekomme ich kaum ein Wort raus. Ich bin aber immer interessiert an dem, was gesprochen wird und zeige das dadurch, dass ich mitlache, wenn es lustig ist oder zeige durch meine Mimik oder durch bestimmte Laute oder kurze Ausrufe, dass ich gedanklich bei der Sache bin.
Ich bin bisher selten darauf angesprochen worden und man hat mich immer so akzeptiert wie ich bin. Ich leide auch nicht darunter und einsam habe ich mich noch nie gefühlt, obwohl wenig soziale Kontakte habe und viel allein mache.

Hallo, Danke für die Antworten.
Ja so beim zweiten durchlesen muss ich sagen Chihiro du hast recht, es klingt wirklich sehr verallgemeinernd. Das wollte ich so auch nicht ausdrücken. Bin schriftlich oft garnicht gut im mich ausdrücken weil im Gegensatz zu meiner Zunge meine Finger meinen Gedanken oft nicht ganz hinterherkommen.

Mir geht es einfach nur darum mal verschiedene Sichtweisen aus einem anderen Blickwinkel zu bekommen. So wie Schlaflose es beschreibt finde ich das echt sehr interessant.
Weil wenn jemand einfach gerne zuhört und es kein Problem für ihn darstellt nicht aktiv im Gespräch mitzumischen ist das ja garkein Problem, habe nur oft ein bisschen Sorge dass die Leute sich langweilen oder eben ausgeschlossen fühlen. Wird auch jeder und jede in jeder Situation anders erleben.

Ich beneide ja die Menschen manchmal für ihre Gabe solange zuhören zu können.

ich empfehle mal zwei Bücher zu dem Thema,die sagen eigentlich alles aus........Kopfsache von Patrick Hundt und Still:Die Bedeutung von Introvertierten in einer lauten Welt von Susan Cain

@-funkelbunt- Bitte nimm mir das nicht krumm; ich habe den Eindruck, dass es dir eigentlich nur um die Angst geht, du könntest andere mit deinen Ausführungen langweilen oder als dominant und laut erscheinen im Gespräch.

Eine verständliche Angst. Ich bin ja auch eher introvertiert, aber wenn ich mich zu einem Monolog aufschwinge, fürchte ich jedesmal, dass ich übertreibe und/oder den Anderen mit meiner Hyperintelligenz und meinen Verstiegenheiten abhänge oder langweile.

Da gibt es nur eine echte Lösung, meiner Meinung nach: Dazu stehen. Zu deiner Sorge. Es dem Anderen mitteilen. Möglichst als Ich-Botschaft.

Der zweite Tipp meinerseits:
Einfach mal ein bisschen zurückrudern, bei den eigenen Redeanteilen, und den Anderen fragen, was du von ihm wissen möchtest. Ihm dabei die Wahl lassen, ob er viel oder wenig erzählt.

Um andere zum Reden zu ermuntern, hilft es manchmal, ihm positive Rückmeldung zu geben, wenn du etwas interessant findest, was er sagt. Aber auch das sollte nicht aufgesetzt, sondern authentisch sein. (Ich setze das in Anführungszeichen, weil es beides in Reinform m.E. nicht gibt.)

Also ich würde dich zum Beispiel fragen:
WAS du studierst? Was fasziniert dich daran? Die hohe Männerquote in deinem Fach? Ah, du hast schon einen Freund, okay ... (Notiz an mich selbst: Flirtfaktor sofort auf null setzen!)
Ich finde das toll, wie du anderen zuhörst! Deine Stimme gefällt mir! Du kannst ruhig ein bisschen lauter sprechen, hier in der Kneipe ist es generell so laut ... Oder wir rücken etwas näher zusammen, wenn das okay für dich ist? (Notiz an mich selbst: Den Flirtfaktor zurückfahren, Alter, was ist los mit dir?)
Komisch, ich komme immer wieder auf dieses Thema, aber sei bitte ehrlich: Langweile ich dich damit? Immer dieselbe Leier von mir. Ich höre mich unheimlich gerne reden. Mir fällt einfach immer so viel auf!
Nebenbei bemerkt, was duftet hier eigentlich so gut? Riechst du das nicht? (Notiz und letzte Warnung an mich selbst: Deine Flirtversuche fallen peinlich auf!)

So in der Art. Man kann tatsächlich gedanklich Notizen an sich selbst schicken. Ein bisschen Selbstreflexion über die eigene Rede legen.





Dr. Reinhard Pichler
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