ich habe letztes Jahr mit eurer Hilfe und Euren Tipps einige sehr emotionale und schwierige Phasen überstanden, nochmals vielen Dank euch allen dafür, das war wirklich sehr hilfreich.
aktuell bin ich nun dabei, gewisse Dinge sehr von außen zu betrachten und dabei kommen mir Fragen die ich nicht beantworten kann. Vielleicht habt ihr eine idee.
Mir ist aufgefallen, dass ich wenn mir etwas widerfährt, eine gewisse Sichtweise entwickle. Ich suche das schlimmste anzunehmende und fokussiere mich auf diese Einschätzung. Drei Beispiele:
1) Mich hat einmal jemand verletzt, weil er mich belogen hat. Er hat vorher dann auch Geld von mir geliehen und nie zurückgegeben. Jetzt hake ich das nicht ab, sondern ich fokussiere mich auf das Geld und auf einmal wurde ich beklaut und betrogen. D.h. mir ist das unfassbare passiert, dass ich auch schon einmal beklaut wurde. Und zwar hinterlistig und ganz schlimm. Ja, man kann das so sehen. Aber man könnte auch einfach sagen: Ok, mir wurde Geld nicht widergegeben und es war eine schwierige Zeit etc. Nein, ich habe auch das Bedürfnis allen zu erzählen, dass ich beklaut wurde. Wie von einem Dieb, ganz schlimm. Wenn dann noch ein Artikel im Radio über Handtaschendiebe kommt, kann ich sagen: Ist mir auch schon passiert. Ich wurde von einem Dieb bestohlen, ich bin Opfer eines Betrugs geworden. Und ich seh das irgendwie wirklich so, so ist mein Gefühl. Aber mein Kopf sagt mir: Ne, irgendwie so extrem ist es nun auch nicht.
2) Eine Freundin hat mir eine Vase getöpfert und erzählt mir, dass sie diese extra für mich getöpfert hat und nur für mich und ich bin richtig eng mit ihr. Später erfahre ich, dass sie dieselbe Vase noch jemand anderem getöpfert hat. Eigentlich kein Thema. Aber ich hatte sie so verstanden, dass sie die ja nur für mich gemacht hat. Offenbar zwei verschiedene Sichtweisen, erstmal soweit ok. Aber jetzt mache ich mehr draus: Das ist nahezu eine Frechheit, ich bin erschüttert usw. Wieder kann ich anderen erzählen: Ich wurde auch schon belogen, hintergangen. Ganz schlimme Dinge, die mir passiert sind, ob ich dieser Person jemals wieder vertrauen kann... Dabei weiß ich, dass ich überhaupt kein Anrecht darauf habe und dankbar sein sollte, dass sie mir auch eine gemacht hat. Wenn ich glaube, dass ich alleine so eine Vase bekommen habe, ist das schließlich mein Thema. Wenn ich das im Kopf habe, bin ich auch wieder total erleichtert und wir sind beste Freunde. Aber dann kommt wieder der andere Gedanke.
3) Wir spielen ein Gesellschaftsspiel, einer meiner Freunde sagt: Du nimmst die Rolle des Diebes ein, das passt zu dir. Keine Ahnung, wie er das meint. Ich mache ihm anfangs auch keinen Vorwurf, weil er das eigentlich spaßig meinte. Aber stattdessen bin ich nun tagelang damit beschäftigt: Nein, so möchte ich nicht gesehen werden. D.h. ich mache nun diesen Satz total groß und er entsetzt mich. Danach drehe ich das dann doch um und mache ihm einen Vorwurf: Wie kann er sowas sagen? Sowas sagt man doch nicht. Mit so jemandem will ich nichts zu tun haben!
D.h. in bestimmten Situationen (für die ich auch kein Muster habe) suche ich einzelne Aspekte, die mich beschäftigen, und dann kommt eine sehr extreme Sichtweise.
Wenn ihr das von außen lest: Wie wirkt das auf euch denn? Würde mir helfen. Dankeeeeeee.
Tex
06.01.2023 10:20 • • 01.02.2023 x 2 #1