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Ich habe einen Freund, bei dem Ende 2009 eine soziale Phobie und eine mittelgradige Depression - einige Monate nach Verlust des Arbeitsplatzes - diagnostiziert wurde. Mittlerweile hat er wieder eine Arbeit gefunden und steht alleine schon deswegen unter Druck, diese nicht wieder zu verlieren. Wir sind jetzt seit einem Jahr zusammen und ich liebe ihn sehr, doch es fällt mir immer schwerer, seine Eigenheiten auszuhalten.
Er redet kaum, ringt nach Luft, wenn ich auch längere Zeit nichts sage. Das tut mir dann sehr leid, aber ich habe auch nicht immer Lust, alleine zu reden. Seine Themen sind sehr oberflächlich. Er findet nicht die Worte, mir seine Gefühle mitzuteilen, in schriftlicher Form gelingt ihm das sehr gut. Er wirkt von der Mimik her unbeteiligt. Wo es nur geht, hält er meine Hand und sucht Körperkontakt. Ganz zu anfangs sagte er mir, dass er komisch sei und auch gut und gerne alleine sein könne. So sei er schon immer gewesen und daran würde sich wohl auch nichts mehr ändern. Im ersten halben Jahr waren wir dreimal getrennt. Immer wieder sagte er, er könne mir nicht der Partner sein, den ich brauche und verdiene. Jedesmal hat er mich nach einigen Wochen wieder zurück erobert. Mein Verstand sagt mir manchmal, dass es besser wäre, ich würde mich von ihm trennen. Aber ich vertraue auf mein starkes Gefühl für ihn. Er ist so ein liebenswerter Mensch und ich schätze ihn sehr. Doch diese Schweigsamkeit lege ich - wenn ich selber nicht gut drauf bin - als Teilnahme- und Interessenlosigkeit seinerseits aus. Manchmal komme ich mir - wir führen eine Wochenendbeziehung - überflüssig vor und würde am liebsten nach Hause fahren. Nun meine Frage: Hat er mir gegenüber auch diese Ängste zu sprechen wie bei fremden Personen? Dadurch, dass er mir keinen Einblick in sein Gefühlsleben gewährt, spekuliere ich viel, ohne zu wissen, ob ich richtig liege. Ihn darauf angesprochen, dass wir auch mal über uns reden sollten, machen ihn entweder aggressiv oder verunsichern ihn derart, dass er gar keinen Ton mehr rauskriegt und die Stimmung am Wochenende ist meist dahin, was ich auch nicht mehr riskieren will. Er kann seine Gedanken um Gefühle einfach nicht in Worte umsetzen. Geht Euch das genauso? Was kann ich tun, damit er sich mir gegenüber nicht so hilflos fühlt. Ich will einen Partner auf Augenhöhe und ich denke, dass er das auch ist, wenn er doch nur ein wenig offener würde. Aber vielleicht will er gerade mir gegenüber keine Schwächen zeigen. Kann das sein? Ich bin mir sicher, dass er mich liebt, da er es mir - wenn auch nicht oft - sagt . Er ist superehrlich, auch eine Eigenschaft, die ich an ihm sehr schätze, wenn er die Dinge auch manchmal etwas ruppig hervorbringt. Bitte sagt mir, was in Euch vorgeht oder was Euch blockiert, über Eure Gefühle zu sprechen und was Euch in dieser Situation hilft und gut tut. Danke

07.11.2011 16:16 • 07.11.2011 #1


2 Antworten ↓


Hallo!

Schlicht und einfach ist es Unsicherheit, Schüchternheit und Angst, die einen Menschen schweigsam und teilnahmslos erscheinen lassen, obwohl sie es nicht sind.
Sie wollen genauso frei und ungehemmt sein wie andere Menschen.
Es gibt Phasen, da sind sie es auch - frei und völlig losgelöst - wenn nichts sie bedrückt.

Eine Beziehung stellt auch Ansprüche an ängstliche Menschen - nähmlich solche, die sie glauben nicht erfüllen zu können.
Wenn Du nicht gut draufbist, ist er sicher der erste, dem das auffällt.
Vieleicht ist es auch nicht gut, wenn ihr euch emotional zu abhängig voneinander macht.
Wenn er also wieder ne Schweigeminute einlegt, dann nimm Dir Zeit für Dich selbst.
Und wenn er Dich braucht, dann einfach da für ihn.


Liebe Grüße,
Joe

Hey,
komisch,diese Geschichte gibts auch bei den Neuvorstellungen, und da hab ich Dir
was geschrieben......
Gruß, Nelly.





Dr. Reinhard Pichler
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