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Hallo, heute habe ich mich hier angemeldet, weil ich mich einsam fühle, und ich weiß eigentlich gar nicht, wo ich anfangen soll. Vor einem Jahr hat mich mein Ex-Feund nach 16 Jahren Beziehung verlassen. Es kam wirklich sehr plötzlich, und er war sofort mit einer anderen Frau zusammen. Ich selbst bin dann aus beruflichen Gründen in eine fremde Stadt gezogen, in der ich mich absolut nicht wohl gefühlt habe. Ich war dort immer alleine, weil meine Kollegen dort nicht vor Ort waren und habe niemanden kennen gelernt. Zu diesem Zeitpunkt ging es mir zwar insgesamt absolut schlecht, aber ganz schlimm einsam habe ich mich nicht gefühlt. Ich hätte für andere Menschen überhaupt keine Energie gehabt und habe sie für mich gebraucht. In dieser Stadt hätte ich mich nie eingelebt, auch wenn ich diese Trennung nicht hinter mir gehabt hätte. Also bin ich nach kurzer Zeit in meine alte Heimat gezogen, wo ich aber auch den ganzen Tag alleine arbeite und automatisch oder nebenbei niemanden sehe bzw. treffe, also nicht täglich in ein Sozialnetz eingebunden bin. Meine Erwartung war, dass es mir in meiner Heimat wieder besser geht, weil ich hier Freunde habe usw., dass ich auch Spaß haben kann, mich auskenne, vielleicht auch einen neuen Mann kennen lerne usw. Ich hatte immer sehr sehr viele Bekannte, knüpfe superleicht Kontakte, war eigentlich nie von einem Menschen enttäuscht worden, hatte auch einige wenige gute Freunde, ich weiß immer, was ich sagen soll, fühle mich unter Menschen nie unwohl (konnte aber vor der Trennung auch sehr gut alleine sein, mich mit mir beschäftigen bzw. habe auch zu dieser Zeit alleine gearbeitet). Und nun ist alles anders. Meine Erwartungen haben sich nicht erfüllt. Meine alten Freunde haben in den wenigen Monaten ohne mich auch ein Miteinander ohne mich ausgeprägt (ist ja klar), und nun finde ich nicht mehr hinein bzw. sie lassen mich auch nicht. Ich wohne nun schon seit drei Monaten in meiner neuen Wohnung wenige Kilometer von allen Leuten, die ich kenne, entfernt, und trotz vieler Einladungen haben mich nur zwei Leute mal besucht. Ich werde wie eine Aussätzige behandelt, nicht mehr eingeladen, mein Telefon klingelt nicht mehr. Wenige Monate haben gereicht, dass ich völlig aus meinem alten Leben verbannt bin. Natürlich habe ich mich durch die Trennung auch verändert, aber ich verstehe es dennoch nicht, wie dieser extreme Umbruch bei meinen Freunden zustande kam. Es muss ja an mir liegen, denn es betrifft auch Leute, die sich untereinander nicht kennen. Vielleicht empfinde ich es aber auch nur so, weil ich mehr Zeit habe, als zur Zeit meiner Beziehung?? Damit begann jedenfalls das Gefühl von Einsamkeit, dass man einfach TÄGLICH ALLES alleine und einsam zu bewältigen hat, und dass man fremden Menschen schon besonders eingehend einen Weg erklärt, nur um überhaupt sprechen zu können. Alles, was ich erlebe, erscheint mir wertlos, weil ich niemanden mehr habe, mit dem ich es teilen kann. Ich habe mich in einer Million Online-Plattformen angemeldet über jedes Thema, das mich irgendwie interessiert, weil ich mich über Nachrichten freue, die ich anderweitig nicht mehr erhalte. Ich war aber auch oft unterwegs, habe Menschen angesprochen, suche systematisch nach Möglichkeiten, wo ich Kontakte knüpfen kann, aber es ist, als hätte ich etwas verloren, und ich weiß nicht was. Es zündet nicht. Es verläuft alles im Sand, und damit meine ich nicht, dass ich keine Freundschaften knüpfen konnte, denn das wäre ja zu viel verlangt, sondern dass auch die Kommunikation nicht richtig klappt. Kein Mensch interessiert sich für mich. Ich habe meine Beziehung, meine Feunde verloren und finde keine neuen Freunde. Natürlich weiß ich, dass man es nicht zu krampfhaft versuchen sollte und dass man die Erwartungen nicht zu hoch schrauben sollte. Fürs Erste würde ich nur gerne verstehen, warum ich mich überhaupt einsam fühle, denn man könnte das Alleinsein ja auch genießen, und ich würde gerne verstehen, was sich schlagartig verändert hat (also in mir, nicht die Trennung), dass ich mein Gefühl für andere Menschen verloren habe und trotz aller Bemühungen nichts zwischen mir und anderen Menschen entsteht (und mit Entstehen meine ich auch so Kleinigkeiten, wie: ein kleines nettes Gespräch, oder dass mich die Bäckereifachverkäuferin wiedererkennt und mich nicht jeden morgen wie einen Menschen behandelt, den sie noch nie gesehen hat (denn so etwas ist mir früher auch noch nie passiert)). Es ist, als sei ich unsichtbar geworden. Ich glaube, so lässt sich all das in einem Satz beschreiben. Liebe Grüße

19.09.2010 18:13 • 19.09.2010 #1


1 Antwort ↓

hallo Lale,

nach 10 jahren in hessen war ich für 1 jahr in meiner heimatstadt düsseldorf. alles wirkte fremd, an einige ecken schmuddelig, also bin ich nach anderthalb jahren wieder nach hessen.

sicherlich hast du dich verändert. ich frage mich oft - gibt es freundschaft überhaupt. ich denke in anderen kulturen lebt man einfach viel enger zusammen. ein ganzes dorf ist da eine familie. wir deutschen kennen da bestenfalls unsere (teilweise) zerrütteten familien, wobei ja viele kinder nur von einem elternteil erzogen werden. und dann muß man einen job finden, geld verdienen, mein haus, mein auto, mein pool, etc..

ich habe irgendwo die einsamkeit gesucht und habe die kontakte nie richtig gepflegt. die tage reihen sich an wochen, monate, jahre, jahrzehnte. manchmal denke ich du hast alles gesehen und brauchst keine menschen mehr. doch damit bin ich jetzt nicht mehr zufrieden.

drei ehemalige kollegen haben noch etwas kontakt zu mir. ich werde sie zu sylvester einladen, wenn ich hoffentlich im januar einen neuen job habe, möchte ich irgendetwas draußen machen. ein ehrenamt und wenn ich nur einmal die woche für jemanden, einkaufen gehe. und ich möchte mich bewegen - z. b. bogenschießen. ich möchte wider der dirk mit seiner alten ausstrahlung werden. als traurige piepsmaus, die ich gerade bin werde ich untergehen.

ich werde die nächsten tage mal hier im forum fragen - andere rubrik, wer vielleicht mit mir weihnachten verbringen möchte.

liebe grüße
dirk





Dr. Reinhard Pichler
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