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Hallo, ich bin neu hier. Und ich weiß nicht mehr, wohin mit meinen Gedanken.
Darf ich mich hier einmal euch gänzlich fremden Leuten öffnen? In der Hoffnung, dass vielleicht jemand hier ist, der mich ansatzweise versteht?


Ich bin 27 Jahre alt, weiblich. Von Klein auf anders denkend, ein Einzelgänger der seinen Weg gegangen ist, egal was andere sagten. Schon als Kind habe ich mich lieber alleine im Wald aufgehalten, als unter Menschen und habe früh zu meiner heutigen Weltsicht gefunden. Ich verabscheue das Leben in anonymen menschlichen Gesellschaften, deren Werte und Zwänge, Materialismus, Überheblichkeit und Ignoranz. Nur in der Natur sehe ich Harmonie, rückhaltlose (und teilweise brutale) Ehrlichkeit, nur dort gibt es klare Grenzen: Leben oder Tod, einen klar definierten Sinn und wahres Leben. Natur, das stille Leben, ist meine größte Liebe, mein Gott könnte ich sagen, mein größtes Vorbild.

Ich habe noch niemals jemanden getroffen, der verstehen konnte, dass ich das nichtmenschliche Leben mehr liebe, als jeden Menschen. Für mich ist eine Landschaft genau so viel Wert wie ein einzelner Baum, ein Frosch oder ein Mensch. Ich sehe mich als Teil der Natur an, nicht als der Natur überlegen. Von daher leide ich unter der Zerstörung der natürlichen Welt, als würde man echte Freunde von mir hinrichten. Ignoranz, Profitgier, Macht, Egoismus: all das zerstört, für was ich lebe.

Mit 18, nach dem Abitur, stand ich vor einer Entscheidung: Suizid, weil alles so hoffnungslos war, oder Flucht in die Natur. Ich entschied mich für letzteres und wanderte aus. Nun lebe ich seit acht Jahren im Ausland und war besonders anfangs glücklich wie nie zuvor. Ich lernte eine neue Sprache, ich lebte ein aufregendes Leben. Und tue es noch heute. Ich reise viel, sowohl im Land als auch in der Welt, ich darf mein Leben in einzigartig schöner Naturkulisse verbringen, lebe, wo andere Urlaub machen.
Aber nach der ersten Aufregung und Euphorie kam ich wieder in der Wirklichkeit an. Auch hier ändern Klimawandel, menschliche Ignoranz und Profitgier sowie der weltweit immer stärker werdende Tourismus Land und Natur. Ich kann zusehen, wie das kaputt gemacht wird, das ich liebe. Ich engagiere mich in Gruppen, aber auch zusammen können wir nichts erreichen. Wälder werden abgeholzt, ganze Landstriche planiert, und ich muss dabei hilflos zusehen ohne es ändern zu können.

Dazu kommt, dass ich mehr und mehr unter meiner Einsamkeit und Andersartigkeit leide. Ich habe noch niemals (!) einen Menschen getroffen, der ähnlich dachte wie ich, der mehr als ein Hobby oder eine Interesse mit mir teilte. Ich bin ein (hoch)intelligenter und in viele Richtungen begabter Mensch - leider, muss ich sagen. Ich wünschte oft, ich würde nicht so viel verstehen und durchschauen. Ich wünschte, ich könnte mich mit verklärten Pseudohoffnungen zufrieden geben und ohne hinterfragen einfach tun können, was mir von anderen gesagt wird.

Obwohl ich komplett autonom bin und sehr viel Zeit alleine verbringe, lebe ich mit Menschen zusammen, agiere mit ihnen und lerne stets neue Leute kennen. Meine Mitmenschen sind nett zu mir, aber ich fühle mich unverstanden. Ich habe viele Bekannte in aller Herren Länder, bin überall willkommen, weil alle an meinem Leben interessiert sind. Ich kann mich ohne Probleme finanziell über Wasser halten und viele sehen zu mir auf, bewundern mich, sagen mir ein abenteuerliches Leben nach und würden so auch gerne leben.

Ich selber bin am Verzweifeln. Ich habe das Leben in Deutschland aufgegeben, weil es mich zum Suizid gebracht hat. Ich habe versucht in zwei anderen Ländern Fuß zu fassen und zwei Sprachen fließend sprechen gelernt, und bin doch, egal wo ich bin, immer ein Außenseiter, ein schräger Vogel, der überall ein wenig und doch nirgendwo richtig hineinpasst.

Eine Lösung ist keine in Sichtweite, die Widersprüche zu groß. Ich kann nicht in Städten leben, es geht einfach nicht! Aber wie soll ich Menschen finden, wenn ich immer unterwegs bin und mich fernab von allen aufhalte? Ich möchte mein aufregendes, nie langweiliges Leben weiterführen und sehne mich gleichzeitig nach Regelmäßigkeit und Sicherheit. Ich wünsche mir einen Partner, aber kann mit Gleichaltrigen nichts anfangen, weil sie so unreif sind und so anders denken als ich.
Statt eines Menschen liebe ich die Natur, nur kann sie an meiner seelischen Einsamkeit nichts ändern - im Gegenteil, ich vergehe immer vor Schuld, wenn ich sehe wie das stille Leben unter uns Menschen zu leiden hat.

Einsamkeit, Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung werden mit jedem Monat stärker und haben meine Lebensfreude fast völlig verdrängt. Ich suche Ablenkung, und solange ich die habe ist alles in Ordnung. Aber wehe ich finde Zeit zum Denken. Dann lebe mittlerweile fast emotionslos in den Tag hinein, nur Trauer sticht da heraus und bewirkt, dass ich mich fast jede Nacht schlaflos im Bett wälze und mich irgendwann in den Schlaf weine.

Ich weiß einfach nicht mehr weiter.
Ist irgend jemand hier, der mir irgend etwas realistisch Umsetzbares vorschlagen kann, das zur Besserung meiner Situation beitragen könnte? Ich bin für jeden Hinweis dankbar!
Und sorry dass dieser Beitrag so lang geworden ist. Ging irgendwie nicht kürzer.
Müder Gruß von Uncia

22.09.2008 07:03 • 19.08.2015 #1


9 Antworten ↓


Liebe Uncia,

ich grüße dich zurück - sei herzlich willkomen hier!

Du hast mich gerade an jede Menge Gedanken gebracht, wofür ich dir sehr dankbar bin, ich werde versuchen mich kurz zu fassen, was aber keine Anspielung an deinen Beitrag sein soll, denn versuche doch einer sein Problem in 5 bis 7 Zeilen zu fassen, das geht schon mal gar nicht und je mehr man schreibt, desto größer ist auch die Chance richtig verstanden zu werden.

Es wird einem heutzutage nicht gerade leicht gemacht eine besondere Liebe für die Menschheit aufzubringen, weil man ihr - mit Recht - die Schuld an der Umweltzerstörung geben muss. Nicht nur das, dieses Effekt bringen auch andere persönliche Enttäuschungen und schlechte Erfahrungen mit den anderen mit sich. Dann zieht man sich zurück - und es entsteht eine Reihe von Problemen, nicht nur auf der intelektuellen Ebene, sondern auch auf der gefühlten - nämlich das Kreuz mit der Einsamkeit. Meistens kompensiert man dann das Defizit durch Partnerschaften, d. h. Lebensabschnittspartnerschaften, wie es heutzutage so schön heisst und stellt hier die menschliche Nähe her, was aber ein großes Risiko darstellt, weil wenn die Beziehung scheitert, steht man nicht nur ohne Partner da, sondern man verliert gleichzeitig auch wieder den Anschluss an die Gesellschaft.

Mit der Natur (und den Tieren) passiert einem so etwas nie. Dort gibt es kein Gut oder Schlecht, dort gibt es keine Moral und auch keine Gedankenwelten, keine Ausgrenzung oder Ablehnung. Dort ist alles richtig - und aufrichtig, auf ein schlichtes Dasein reduziert, das uns rein und unverfälscht vorkommt und es auch im Endeffekt ist. Weißt du, egal wie groß oder klein dein Erfolg ist.... dieser ein wenig abgedroschene Spruch Der Weg ist das Ziel ist so wahr, jede Aktivität, die gegen diese Zerstörung der Natur gerichtet ist, heisst auf dem richtigen Weg zu sein. Ich selbst habe Großstädte auch gehasst, bin zwar in einer geboren, habe aber mein halbes Leben in ländlicher Umgebung verbracht. Jetzt werde ich es mir wieder antun - und in die Großstadt gehen, weil man nur dort etwas erreichen kann, sei es auch nur durch die Teilnahme an den Demos... der Wille und die Leidenschaft können ansteckend sein und jeder kleine Schritt zählt. Ich denke, dass Projekte einzelner Menschen nur da sinnvoll sind, wo ihr Geld und Macht auch wirklich eine Veränderung bewirken können, ansonsten ist die Vielzahl der Leute wichtig um was zu bewegen. Ich kann so gut deinen Frust nachempfinden, die globale Katastrophe kann man ja in den Medien verfogen... Es hieß ursprünglich die Regenwälder werden nie vollständig abgeholzt, na toll, und was ist z. B. mit Sumatra, wo sich kein einziger Baum mehr befindet und die Elefanten durch die Felder der Bauern ziehen, weil sie nichts fressbares mehr finden... was ist mit den Meeren, in denen ein Raubbau statt findet, der keinen Vergleich hat - und niemand imstande ist das Desaster zu stoppen... und dass der Wasserspiegel sinkt und uns auch irgendwann mal buchstäblich die Luft zum Atmen ausgehen wird ist ja auch eine abgemachte Sache. Ich denke konsequent wenn man wäre, müsste man tatsächlich verrückt werden. Wie war das denn noch mal - Geld kann man nicht essen, wie wahr. Aber die unausweichliche Folge unseres Tuns ist, dass wir uns selbst vernichten oder zumindest dezimieren werden, da ist wieder die Natur im Spiel, die aus alt neu macht... lach... und es gab in der Geschichte der Erde schon so viele Rückschläge, bei denen der Größteil der Fauna und Flora vernichtet wurde - trotzdem ging es weiter. Wenn alles auf der Welt untergeht, die Natur und Evolution niemals. Und wenn dann zum Schluß unsere Welt verbrennen wird, wird sie wo anders wieder entstehen oder sie existiert schon in etlichen Varianten irgendwo dort, wo wir mit unseren kleinen Augen nicht hinschauen können. Die großen Sprünge zu ihrer eigenen, globalen Erhaltung macht die Natur selbst und wir können diese Zusammenhänge gar nicht erfassen.

Eins wollte ich noch erwähnen... wegen der EINSAMKEIT... z. B. in der Meditation stellt man sich seiner eigenen Einsamkeit - um gleichzeitig zu erfahren, dass es eigentlich keine Einsamkeit gibt, sondern dass wir mit dieser stillen Naturwelt ohne Gegensätze eng verbunden sind - und auch alle miteinander, weil sie in jedem von uns vorhanden ist. Das ganze ist auf jeden Fall einen Versuch wert, meistens ist es nur der innere Schweinehund der am Weitermachen hindert.

Jetzt hoffe ich dich niemanden erschlagen zu haben mit dem Text, der doch länger geworden ist als ich es vorhatte... eigentlich wollte ich hier im Forum überhaupt nichts mehr schreiben... das ist wiederum das Problem mit den Vorsätzen, egal von welcher Seite man es betrachtet, das Leben ist nicht einfach.

Also bis demnächst - und dir einen lieben Gruß aus Oberfranken,

Isis

A


Auswanderung - Andersartigkeit - Einsamkeit

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Hallo Uncia
Ich bin auch neu im Forum und hab mich jetzt angemeldet damit ich auf deine Nachricht antworten kann.

Ich wollte dir sagen, dass ich mit dir mitfühle.
Ich weiss nicht, ob ich dir überhaupt was sagen kann das gut tut - vielleicht erzähle ich nur von mir - vielleicht tut es dir gut. Zumindest hat es mir gut getan deine Geschichte zu hören.

Ich bin 24, m, und bin mit Zwanzig endgültig von Zuhause und Deutschland weg. Inzwischen hab ich in ein paar Ländern versucht zu leben. Ich war nicht sehr erfolgreich, im mich selber durchschlagen, aber ich hab es mir nie nehmen lassen, und bin nie wieder in meine alte Heimat zurückgekehrt.
Ich hatte eine Zeit, wo mich meine Vergangenheit so verfolgt hat, dass ich Hilfe suchte und schliesslich in der Schweiz in einer Psychiatrie gelandet bin. Ich war so naiv und dachte, die würden mir helfen wollen - dort ging es aber nur um Machtmissbrauch.
Ich hab mich dort wieder irgendwie rausgeholt, aber seither bin ich erst recht zurück auf meinem einsamen Kurs.

Als Kind träumte ich von einem Leben in Kanada in den Wäldern. Bis heute ist das eins meiner eigensten Geheimnisse.
Vor einem halben Jahr hat es mich wieder in die Wälder gezogen - mein Geld reichte nur nach Norwegen. lch war nicht lange erfolgreich und endete am Schluss wieder in der Schweiz, weil ich am Schluss in Oslo obdachlos wurde.

Nach was ich mich als Kind und heute so sehr sehne, ist Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit.
Meine Kindheit, mein Elternhaus, und meine damalige und jetzige Umwelt sind endlose Heucheleien und Lügen!
Ich sag immer zu mir, ich will nichts schönes, ich will Wahrheit - gebt mir Wahrheit. Lieber Echt und brutal, als nicht die Wahrheit!
So wie du geschrieben hast - die Natur kann brutal sein - aber sie lügt wenigstens nicht.

Ich kann von mir selber nicht sagen, dass ich ehrlich bin (1.weil ich viel zu selbstkritisch bin und 2. weil ich die ersten zwanzig Jahre meines Lebens in einer absolut verlogenen Familie und Umgebung aufgewachsen bin),
aber ich kann mit Gewissheit sagen, dass ich mich extrem sehne nach Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit. Deshalb denke ich so oft an ein dasein oder wenigstens sterben in der Wildnis - umgeben von Aufrichtigkeit.

Manchmal denke ich auch, ich suche vielleicht nach etwas das ich gar nicht mehr aufholen oder nachholen kann - ich weiss es aber nicht.
survivalist

p.s. wo ich auch trost gefunden hab ist bei den Büchern und der website von Alice Miller. Sie schreibt über Kindheitstrauma.
http://www.alice-miller.com

Hallo!

Ich wollte euch...falls ihr gern mal einen Film anseht Into the wild empfehlen. Der Film berührt die Thematik und vielleicht findet ihr euch wieder oder zumindest etwas Bestätigung.

Ich bin eher ein Nesthocker also auf Europa bezogen und finde euren Freiheitsdrang und Mut einfach bewundernswert.

Chapeau!

Suny

Hallo zusammen,
und vielen Dank für eure Antworten!

Isis
danke dir vielmal für deine lieben Zeilen! Sie haben mich sehr berührt!

Du hast Recht, meine Liebe zur Natur und die daraus resultierende Einsamkeit kann natürlich eine Art Flucht vor sozialbedingten Unannehmlichkeiten sein - ist es wahrscheinlich auch, das will ich gar nicht bestreiten. Aber es ist ja nicht das Alleinsein, das schwer wiegt (ich weiß, dass ich ein Teil der Natur bin und kann sehr gut alleine sein), sondern seelische Einsamkeit; das Gefühl, der einzig sehende Mensch unter lauter Blinden zu sein. Ich habe niemanden, mit dem ich reden kann, ich bin alleine, denke so ganz anders als normale Menschen. Ich liebe Natur mehr als Menschen, habe mehr Emotionen an sie gebunden als an Menschen: ich stelle Natur ÜBER Menschen.
Meine Einstellung gegenüber Natur ist radikal - zu radikal, als das ich Gleichgesinnte finden könnte, denn derer dürfte es nicht viele geben. Und Hoffnung in einen positiven Ausgang der Umweltkrise setzen, das kann ich nicht wenn ich sehe, wie und in welchem Maße alles zerstört wird. Um etwas zu bewirken (das ohnehin auf lange Sicht nichts bringt, weil die Menschheit den Planeten weiterhin dominieren wird) bedarf es Kraft, Leidenschaft und Ausdauer - und diese drei Dinge besitze ich nicht mehr. Dazu kommt die ironische Absurdität der Sache: um in der menschlichen Welt etwas für die Natur erreichen zu können, muss ich mich der menschlichen Welt annähern und mich noch weiter von der Natur entfernen, als ich es ohnehin schon getan habe. Ich müsste Politiker werden oder zumindest jemand, der Menschen vereinigen kann. Das bin ich aber nicht und werde es nie sein.

Für meinen Frust gibt es keine Lösung: die gab es noch nie und wird es auch nicht geben, da mache ich mir nichts vor. Kein Psychologe, keine Pillen werden ändern können, dass ich anders bin und anders denke; es ist, als würde man von einem Kind verlangen, seine Eltern weniger zu lieben, weniger Emotionen oder weniger Trauer beim Tode eines Elternteiles zu empfinden. Es ist allein Zeit, auf die ich hoffen kann, die Dinge ändern wird, die mich ändern wird. Jemanden zu haben, mit dem ich reden könnte, einen Menschen zu finden, der mich versteht, das würde helfen, aber auch das ist leider ein Wunschtraum, den ich vergraben muss, denn man kann sich solche Menschen nicht herbeizwingen , gerade und besonders nicht, wenn man fernab von Menschen lebt. Genau an dieser Erkenntnis habe ich schwer zu knabbern, und zumindest da bin ich nicht alleine. Es gibt hier im Forum ja genügend Leute, die Seelenverwandte und Lebensbegleiter suchen und unter der Abwesenheit desjenigen leiden. Immerhin das spendet ein wenig Trost. Immerhin das.



Survivalist
willkommen im Forum und danke für deine Meldung!

Dein Weltenbummlerleben scheint ja noch wilder verlaufen zu sein, als meines; ich hatte zum Glück noch nie existenzielle Probleme und kann, wenn ich will, in allen Ländern in denen ich bisher gelebt habe, Fuß fassen und Arbeit finden. Dennoch wird es für dich nichts neues sein, dass die Suche nach einer gefühlten Heimat von Leben zu Leben schwieriger wird. Man muss sich irgendwo niederlassen, um tiefe menschliche Kontakte knüpfen zu können, die einen dann bereichern, und daran scheitert es, wenn man nie länger als ein paar Jahre an einem Ort verbringt.

Aber sag, was hindert dich daran, deinen Waldtraum auszuleben? Such dir einen verrückten Job in den europäischen Bergen oder Schweden (Norwegen ist doch viel zu teuer, kein Wunder dass du da aufgelaufen bist!) etwas halbeinsames wie, keine Ahnung, Ziegenwirt in den Pyrenäen, Hüttenwirt auf ner Alm in Österreich/Schweiz oder Hüttenwart auf Wanderhütten in Schweden, da kannst du erste Erfahrungen sammeln ohne gleich dein Leben aufs Spiel zu setzen. Es kann nur eine gute Zeit für dich werden! Und viel Geld braucht man da auch nicht, man muss nur die richtigen Kontakte spinnen und das geht übers Internet mit ein wenig um-die-Ecke-denken und Eigeninitiative eigentlich ziemlich gut! Ich spreche da aus Erfahrung.

Die Sache ist halt nur die, dass dich dies nur kurzzeitig glücklich machen wird - versuche es, und du wirst sehen, was ich meine. Viele träumen deinen Traum, aber die allerwenigsten Menschen halten extreme Einsamkeit aus! Hast du schon einmal versucht, mehrere Monate am Stück ohne menschliche Kontakte auszukommen oder einen kalten Winter zu durchstehen? Ich habe es, es ist erfüllend auf kurze Sicht, aber nach einem halben Jahr sehnt man sich dann doch nach menschlichen Kontakten und so ganz banalen Dingen wie Frischmilch, fließend Warmwasser oder Mandarinen... Zumal du dann sehr viel Zeit erhältst, über dich und die Welt nachzudenken, und da kommt man dann meist zu eher deprimierenden Erkenntnissen.
Und das größte Problem ist, dass du dann auf ewig Außenseiter der Gesellschaft sein wirst. Menschen, die dich verstehen und dir in Krisenzeiten Halt geben können, triffst du bei solchen Tätigkeiten kaum, bzw. lernst sie selten gut genug kennen um Freundschaften aufzubauen. Womit wir wieder bei einem meiner Probleme wären und uns im Kreis gedreht haben...

Wenn du es wirklich ernst meinst und offen bist für extreme Dinge, die mit fast totalem Verzicht an Luxus verbunden sind und extreme Eigenständigkeit von dir fordern, dann kannst du dich gerne per PN bei mir melden. Ich hab auf dem Gebiet einiges an Erfahrung gesammelt - kann dir aber nur Tipps geben. Solche Jobs bekommt man nur durch Eigeninitiative, da will ich dir gar nichts vormachen! Aber möglich ist in der Hinsicht fast alles. Du musst es nur wirklich wollen!



Suny
auch dir danke für deinen Beitrag!
Den Film Into the wild kenne ich, finde aber nicht, dass er meine Probleme anspricht. Im Gegenteil: es wird ein komplett identitätsloser Amerikaner portraitiert, der meiner Meinung nach keinerlei Bezug zur Natur aufgebaut hat, sondern seine Gedanken sucht um sich selber zu finden. Er hat keine Ahnung von Natur und eine komplett falsche Selbsteinschätzung, was letztenendes zu seinem Tod geführt hat. Er war zwar mutig, ohne Zweifel, aber dieser Mut wuchs aus Verzweiflung. Dazu war er verdammt dumm, hatte keinerlei Erfahrung oder Wissen über Natur/Leben in eben dieser und war selten naiv - ein bedauernswerter Mensch auf der Suche nach sich selber.

Zum Glück, kann ich sagen, identifiziere ich mich nicht mit ihm! Ich bin halt nur einsam weil ich so anders bin, so altmodisch in vieler Hinsicht. Setzt mich im Wald aus und ich überlebe da ohne Probleme mehrere Wochen lang - ist es doch er einzige Ort, an dem ich wirklich glücklich sein kann! Zumindest so glücklich wie jemand nur sein kann, der das Gefühl hat, der letzte seiner Art zu sein.
Uncia.

Hallo Uncia,

die Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen, nämlich nach den verwandten Seelen... wer kennt die nicht, Unmenge an Leuten suchen, im Internet, überall. Du hast geschrieben, dass du ein Politiker sein solltest, ich denke nicht, dass dadurch dein (unser) Frust kleiner werden würde; die Politiker hängen selbst fest in den Strukturen fest und wenn sie dazu nicht bereit wären, würden sie erst einmal keine Möglichkeit bekommen überhautp ein Politiker werden zu können.

Es stimmt auf keinen Fall, dass du alleine mit der Liebe zur Natur alleine da stehst - die ganzen Naturforscher, die monatelang in der Abgeschiedenheit mitten unter den Tieren leben und Dokumentationen drehen um die Welt wach zu rütteln, die Umweltschutzaktivisten, all die Leute sind Gleichgesinnte.

Unter der Gnadenlosigkeit unserer Gesellschaftsordnung und der einzelnen Menschen leidet nicht nur die Natur und die Tierwelt, sondern auch Kinder, junge Menschen. In manchen Vierteln in Berlin werden in der ersten Unterrichtsstunden erst einmal die Toaster ansgeschmissen weil die Kids daheim kein Frühstück kriegen, manchenorts kriegen 80 % von ihnen kein einziges mal in der Woche eine warme Mahlzeit ... dort gibt es jede Menge charitativen Initiativen... in all diesen Netzwerken findest du Leute, die gleich denken, gleich fühlen.

Ich bin auch ein Mensch, der alle Stadtenten einzeln kennt, der den Spinnen in der Wohnung liebevoll zuredet und erst einmal ein 30-Minuten-Gespräch mit einem sich in die Wohnung verirrten Käfer führt bevor er ihn vom Fenster hinaus fliegen lässt... das sei dir ein Trost, lach.

Hm... aber schade, dass du im Ausland nicht mehr glücklich bist, von einem heilen Stückchen Erde, auf dem man im Einklang mit der Natur leben könnte habe ich und hundert Tausende anderer jungen Menschen in den 80-er Jahren geträumt... das kann man heutzutage wahrscheinlich nirgendwo mehr finden. Wovor ich mich am meisten fürchte sind die korrupten Regierungen der anderen Länder, die Unachtsamkeit und z. T. primitive Denkweise der Einwohner, für die die Umwelt einen hohen Preis zahlen muss - und selbst wenn das anders ist, die Ohnmacht der einzelnen Menschen gegenüber von Machthabern, die das Land für paar Devisen Stück für Stück an den Großhandel verkaufen - das alles macht keinen Mut...

Da hast du Recht, ich würde es auch nicht aushalten können...

Also... sollten bei dir irgendwann mal alle Stricke reissen: Komm einfach mit mir in die Hauptstadt von Germany, gegen die Missstände der Welt zu rebellieren..! Ob DAS keine gute Idee ist!

... was will man denn sonst tun?
(Für Greenpeace zahlen, ja, das ist auch sinnvoll.)

Freue mich wenn du uns wieder schreibst!

Isis

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.
(Hermann Hesse)

Hallo,

Ehrlich gesagt habe ich diesen Beitrag schon mehrfach sehr interessiert gelesen.
Ich habe mir immer wieder versucht vorzustellen, dass es nicht einfach ein Text, eine Geschichte ist, sondern dass da jemand (nämlich du) irgendwo auf der Welt ist und so lebt, wie du es in Ansätzen beschrieben hast. Auch heute habe ich es einmal mehr gelesen und nun habe ich mich im Forum angemeldet um etwas dazu zu schreiben. Ich weiß gar nicht ob du es noch liest, ist ja schon ein paar Wochen alt. Egal, ich schreibe einfach mal.

Du hast in deinem Text geschrieben, dass du bewundert wirst und manche gerne so leben würden wie du es tust. Das kann ich gut verstehen, ich bin wohl einer von denen die deine Art zu leben (soweit ich es deinem Bericht entnehmen kann) bewundern. Dazu später etwas mehr.

Ich kann dich in vielen Dingen die du schreibst verstehen. Deine Vorbehalte gegen die heutige Gesellschaft, deine Liebe zur Natur und wie du unter ihrer Zerstörung leidest. Wenn ich über solche Dinge nachdenke überfällt mich immer ein erdrückendes Gefühl der Ohnmacht. Natürlich kann man sich in irgendwelchen Gruppen oder Organisationen engagieren, ich denke allerdings nicht dass es viel nutzt. Für mich ist das verlorene Liebesmüh. Wenn man irgendwo einen Baum rettet, werden woanders wieder 5 gefällt.
Die Menschheit ist eine zu große Plage als das man die Natur davor schützen könnte.

Du schreibst weiter über deine Einsamkeit und wie man hier und in anderen Foren lesen kann, stehst du damit nicht alleine da. Das, für mich, befremdliche ist, wir können uns unsere Einsamkeit in diesen Foren gegenseitig mitteilen aber es ändert nichts. Du hast davon geschrieben, dass du ein recht intelligenter und begabter Mensch seist, dir aber wünschst nicht so viel verstehen und durchschauen zu können. Meiner Meinung nach liegt genau darin auch das Problem. Wenn jemand zu sehr hinter die Dinge schauen kann, macht das nach meiner Meinung zwangsläufig einsam. Denn je mehr man hinter die Dinge schaut umso schwieriger ist es, nicht den Mut zu verlieren, Menschen zu vertrauen, gar zu lieben. Hermann Hesse schrieb in „Siddharta“ einmal über die Kindermenschen. Wenn ich mich umschaue, sehe ich im realen Leben und in den Medien fast nur Kindermenschen.

Ab und zu lese ich dann in Büchern oder wie jetzt im Internet, dass es doch noch andere Menschen gibt. Das führt mich wieder zum Anfang meines Textes. Ich lese nur über solche Menschen und das macht es sehr abstrakt. Jetzt wo ich hier so schreibe, habe ich irgendwie das Gefühl den Faden verloren zu haben, gar nicht zu wissen was ich dir eigentlich sagen wollte. Also ich sagte, dass ich dich bewundere und wollte das noch etwas ausführen.

Ich betrachte ein Leben in der freien Natur als das allergrößte. Je weiter weg von irgendwelchen Menschen desto besser. Alleine, ich wäre unfähig in der freien Natur zu überleben. Ich sehe mich als domestizierten Menschen, dem beigebracht wurde sich als Skla. für bedrucktes Papier zu verdingen und der sich mit dem bedruckten Papier ein Brot kaufen kann. Für alles was darüber hinaus geht bin ich zu blöd. Gesellschaftlich ist ein dem Leben in freier Natur entfremdeter Mensch wie ich es bin durchaus gewollt. So habe ich für mich und die Gesellschaft nur Verachtung übrig.
Und so vegetier ich mit meiner Verachtung, meiner Ohnmacht und meiner Unfähigkeit in einer Stadt unter tausenden von Menschen einsam vor mich hin. Und genau das ist es was ich dir eigentlich sagen möchte. Jeder von uns ist auf seine Weise einsam und das ist traurig aber in den meisten Fällen nicht zu ändern. Dennoch solltest du dir überlegen, dass du zumindest in einer tollen Umgebung einsam bist und damit vielleicht doch das bessere Leben führst. Klingt jetzt vielleicht blöd aber ich hoffe du weißt wie ich das meine.

Ich wollte noch etwas zu Christopher Mc Candless schreiben.
Auch ich habe den Film Into the Wild geschaut und das dazugehörige Buch von Jon Krakauer gelesen. Dass er nicht deine Probleme anspricht kann ich verstehen. Aber als bedauernswerten Menschen würde ich ihn nicht bezeichnen. Sicherlich war er in mancher Hinsicht naiv aber genau das war ja das wunderbare an ihm. Ohne diese Naivität hätte er diese Reise niemals begonnen. Auf dieser Reise hat er in über zwei Jahren mehr erlebt als die meisten Menschen in ihrem gesamten Leben jemals erleben werden. Letztlich hat er sich der Natur soweit ergeben, wie es nur möglich ist und zwar ohne darüber nachzudenken was ihm alles passieren könnte und das ist nicht dumm, sondern die größtmögliche Freiheit.

PS: Natürlich hab ich auch schon hundertmal darüber nachgedacht auszuwandern aber ich habe es bisher, wie man liest, nicht getan. Dafür gibt es tausend Gründe und das würde jetzt hier zu weit führen. Im Grunde gibt es dann doch nur einen Grund, ich habs halt nicht gemacht.

Hey...wollte nur mal fragen ob jemand hier noch den artikel liest und ob wirklich jemand die Unixs versteht...mir scheint es eher nicht so...bin in einer ähnlichen Situation...doch würde nur mich erstmal nur dafür interessieren ob der artikel hier noch deinem jetzigen empfinden entspricht und ob du dich darin immernoch wieder findest? Lg Robbe

Achso und für Greenpeace Spenden ist keine Option!korrupiert!

Antwort:Uncia
Da du nun seit fast 7 Jahren nicht mehr hier warst und wohl auch nicht mehr hier her kommen wirst und dich das ganze vielleicht auch gar nicht mehr beschäftigt,kann ich nicht mehr dir antworten,doch ich möchte auf dein Denken und Fühlen antworten,das du in deinem Text zum Ausdruck gebracht hast.
Das was bei dir am meisten hervorsticht ist deine Widersprüchlichkeit,eine Eigenschaft die bei allen Menschen meistens stark vorhanden ist.
Deine Bedürfnisse und Gedanken gehen in zwei völlig verschiedene Richtungen und einmal gehst du mehr in die eine,einmal mehr in die andere und bist zerissen zwischen beidem.
Außerdem identifizierst du dich nur über dein Gefühl zur Natur und fühlst dich einsam und unverstanden weil das so noch bei keinem anderen Menschen vorgekommen ist.
Doch dieses Gefühl,so wichtig es dir auch ist,ist nicht das einzige das dich ausmacht und vieles andere an dir,ist so wie es bei allen Menschen ist,doch das lässt du außer Acht und konzentrierst dich nur darauf was dich von der Mehrheit unterscheidet.
Du leidest wirklich,das ist klar,aber auf mich wirkt es auch so als wäre es dir wichtig dich zu unterscheiden und damit stehst du deinem Wunsch nach Menschen dann wiederrum selbst im Weg.
Außerdem finde ich es fragwürdig das du die Umweltzerstörung und Schändung des Lebens das mit dem Treiben der Menschen und dieser Welt einhergeht so scharf verurteilst,während du dann selbst mehr,oder weniger genau so handelst wie alle Menschen.
Du sagst selbst das du dort lebst wo andere Urlaub machen,das du viel reist,das dir Aufregung und Zerstreuung wichtig sind.
Natürlich denke ich nicht das du die Welt in dem Maß benutzt wie es die Mehrheit tut,aber du benutzt sie nach deinen Bedürfnissen und damit tust du genau dasselbe wie alle Menschen.
Du kannst dir nicht zugute halten das deine Lebensweise die Natur vielleicht weniger belastet weil dir moderne Dinge nicht so wichtig sind,denn du hast diese Lebensweise nicht gewählt indem du qualvoll auf alles verzichtet hast um die Natur zu behüten,sondern du lebst so aufgrund deiner Gefühle die du dir nicht ausgesucht hast,du lebst wie du leben musst so wie du bist und das tun alle Menschen so.
Doch während du selbst so lebst wie es dir entspricht und diese Welt in Anspruch nimmst wenn du sie brauchst,erwartest du von allen Menschen das sie genau das nicht tun.
Ebenso ist es fragwürdig das du meinst die Natur so zu lieben und dann aber doch die Nähe eben derer suchst die für ihre Demütigung und Zerstörung verantwortlich sind,noch dazu wo du doch darüber klagst das sie dich sowieso nicht verstehen.
Trotz deiner Gedanken die zu deinem Handeln im Widerspruch stehen,trotz möglicherweise besseren Wissens und Uneinigkeit mit dir selbst,suchst du die Nähe der Menschen,tust das was dir einfach ein Bedürfnis ist.
Das du so viel mit Menschen gemeinsam hast und dich doch so einsam fühlst,auch das hast du mit den meisten Menschen gemeinsam und das du mit Menschen ja durchaus auskommen kannst hat sich ja auch bereits gezeigt.
Du hast Verstand,doch bist zu emotional.
Es würde dir nicht schaden emotional ruhiger zu werden,alles nicht mehr so schwer und ernst zu nehmen und deine Lebensweise weniger extrem und wankelmütig zu gestalten.
Nur du selbst kannst den Zustand deiner Seele und deines Gemüts einigermaßen in Ordnung halten,ausschließlich gewöhnliche Menschen werden dir aufgrund deiner Andersartigkeit nie eine wirkliche Hilfe sein.
Die Wenigen die anders sind als die Mehrheit mussten schon immer mit sich selbst auskommen.
Und was die Menschheit betrifft und den Schaden den sie anrichtet,so ist es nun einmal so und niemand und nichts,außer die Natur selbst,kann etwas daran ändern.
Und wenn du sagst die Natur ist dein Vorbild,dann erkenne wie menschlich du doch bist.
Ein Lebewesen der Natur lebt sein Leben und macht sich keine Gedanken um die Menschen und all die Dinge die in der Welt passieren,du schon und wozu führt das?
Du leidest,doch es ändert sich nichts,doch du leidest als Mensch,nicht als Lebewesen der Natur von dem du weit entfernt bist.
Die Menschheit wird sich niemals ändern und solange sie existiert wird es all das Leid geben das dich schmerzt (obwohl du selbst zumindest teilweise daran beteiligt bist-so wie ich auch),aber du musst das nicht jeden Tag zu deiner Last machen.
Ich kann dir nicht sagen tue dies,oder das dann wird es dir besser gehen,denn das kannst nur du selbst schaffen,aber ich sage dir das du gelassener sein solltest:Gelassenheit,das große Wort.

...schade das du diesen Text nie lesen wirst...,aber es war trotzdem schön ihn zu schreiben.

Leb wohl

A


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Dr. Reinhard Pichler
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