Hier aber einmal ein paar Betrachtungen aus dem täglichen Leben:
Wahrscheinlich kennt jeder die Situation: Man erscheint auf einer Party, einem Umtrunk, einem Fest und kennt keine oder fast keine Menschen. Den Gastgeber natürlich, aber er muss sich um alle Gäste kümmern und kann sich nicht lange mit einem befassen. Entweder ist man besonders schüchtern oder besonders zuversichtlich und selbstbewusst und bleibt erstmal allein irgendwo stehen – irgendwer wird einen schon ansprechen und in ein Gespräch verwickeln.
Oder man ist mutig oder der Meinung, man muss selber für sein Glück sorgen, und schaut, wer einem sympathisch ist und wen man ansprechen könnte. Oder ob es irgendwo ein Grüppchen gibt, dem man sich unverfänglich zugesellen kann.
Aber, man glaubt es kaum, es gibt tatsächlich Menschen, die einem selbst bei einer lockeren Geselligkeit unfreundlich antworten. Oder eine Gruppe, die keineswegs den Kreis aufmacht – ganz praktisch, indem sie einem Platz machen und somit in den Kreis einbeziehen -, sondern sogar noch enger zusammenrückt. Der Eindringling hat draußen zu bleiben! Was für psychologische Mechanismen da wohl wirken?
Vielleicht hat es derjenige tatsächlich etwas ungeschickt angestellt oder er kommt nun mal nicht sympathisch rüber. Aber in den meisten Fällen dürfte es sich um eine instinktive Reaktion, Gedankenlosigkeit oder mangelnde Herzenswärme handeln.
Denken wir einfach daran, wie wichtig es den meisten von uns ist, einbezogen zu werden – eben nicht „draußen“ bleiben zu müssen. Es ist ein Urbedürfnis, dazuzugehören! Zeigen wir einfach ein bisschen Brüderlich-oder Schwesterlichkeit. Wir müssen mit den „Neulingen“ ja nicht den gesamten Abend verbringen. Vielleicht ergibt sich ja auch ein ungeahnt interessanter Kontakt? Sogar der zarte Beginn einer neuen Freundschaft? Offen sein und das Herz öffnen – das ist die Devise! Und der, der einfach kein echtes Interesse entwickeln kann, der hält es einfach mit der Höflichkeit: Man lässt andere Menschen einfach nicht im Regen stehen!
Eine besondere Untervariante sind die Frauen, die andere Frauen sofort als Konkurrenz wittern, egal wie unwahrscheinlich das ist. Immer wieder berichten mir alleinstehende – oder nur allein auftauchende Frauen –, dass Männer bei zwanglosen Kontakten freundlich reagieren, die Frauen häufig nicht. Auch ältere Frauen werden oft von ihrem Freundeskreis nicht mehr eingeladen, wenn ihr Mann stirbt oder sie sich von ihm trennen. Sie sind keinesfalls auf Männerfang – sie sehnen sich nach Gemeinsamkeit, nach guter Freundschaft. Gerade Menschen, die unter ihrer Einsamkeit leiden, sind hier sehr empfindlich – und umso dankbarer, wenn sie sich einbezogen, angenommen fühlen.
Schauen Sie sich mal um, beobachten Sie Ihr Verhalten! Können Sie andere Menschen noch mehr einbeziehen? Manchmal ist es nur eine kleine Geste, die anderen den Tag verschönt.
(Diesen Beitrag hab ich auch schon woanders veröffentlicht - mich interessiert, ob andere ähnliche Beobachtungen gemacht haben und wie sie darüber denken.)
22.01.2015 22:40 • • 02.02.2015 x 2 #1