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Hallo an euch alle,

ich habe heute Nacht viel in dem Forum gelesen und mich schließlich selbst auch einmal angemeldet, weil ich mich in vielem wiedererkannt habe und ich mir gerne mal ein bisschen was von der Seele reden möchte, da ich leider nicht wirklich solche Freunde habe, die das nachvollziehen könnten.

Ich habe schon Panikattacken, seitdem ich 15 bin. Seither kamen auch einige andere Sachen mit dazu - darunter u.a. Herzrhythmusstörungen, Blutdruck, Schilddrüse - um nur mal die wichtigsten zu nennen. Ich habe mich in den letzten Jahren immer mehr zurückgezogen, weil ich auch mit dem schnelllebigen Alltag nicht klarkomme. Dazu mag ich die Ruhe einfach viel zu sehr.
Es ist nicht so, dass ich es zu Hause nicht mögen würde. Im Gegenteil - dort habe ich meine Ruhe, mein gewohntes Umfeld und dort fühle ich mich einfach wohl und habe dort auch die wenigsten Probleme, wenn es um meine psychische/körperliche Verfassung geht. Dennoch fühle ich mich oft einfach so alleine und kann nicht viel dagegen tun, weil ich es einfach nicht aus dem Haus schaffe, oder einfach etwas kaputt und müde bin, wenn mal wieder eine Panikattacke den Tag bestimmt hat.

Aus dem Grund habe ich auch viele Freunde in den letzten Jahren verloren, bzw. der Kontakt hat sich im Sande verlaufen, weil ich manchmal viel zu viel mit mir selbst beschäftigt bin und irgendwie auch doch nicht. Die Freunde die noch übrig geblieben sind, sind alle momentan am Kinder bekommen, Häuser bauen und heiraten und haben jetzt ihre eigene kleine Familienidylle und auch dementsprechend kaum noch Zeit.
Das Einzige, was mir bleibt sind Kontakte, die ich übers Computerspielen online kennenlerne - aber auch hier ändern sich natürlich die Gewohnheiten und man findet von Zeit zu Zeit nicht mehr so oft zueinander und hört nur noch selten voneinander. Mit ihnen kann man auch leider nicht so wirklich über solche Themen sprechen, da man ja nie weiß, wie sie es auffassen und ob sie dich verstehen und nicht für komplett verrückt erklären.

Beziehungstechnisch ist nochmal eine etwas härtere Nuss. Ich bin homoromantisch also gleichgeschlechtlich - was jetzt erstmal nicht das Problem darstellt. Allerdings wohne ich nicht gerade in einer Metropole und auf der Straße findet man meine Zielgruppe ja auch mal nicht so im vorbeigehen.
Hinzu kommt, dass ich leicht A-Sexuell bin und dadurch natürlich das Interesse an einer Beziehung mit mir weit gegen 0 geht, sobald ich das erwähne. Wenn ich dann noch anfange von meinen psychischen und körperlichen Einschränkungen zu erzählen (Herzrhythmusstörungen, Panikattacken, häufiger Müde), dann liegt die Chance schon weit im Minusbereich. Leider habe ich da schon sehr viel negative Erfahrungen gemacht, sodass ich auch das schon mehr oder weniger aufgegeben habe.
Man wird sofort abgeschrieben, weil man vielleicht kein Urlaub am Meer machen möchte, sondern eher Wandern gehen mag. Man wird abgeschrieben, weil man abends lieber gemütlich auf der Couch sitzt, anstatt in einer Disco zwischen hunderten Menschen zu stehen. Irgendwie habe ich einfach das Gefühl, ich bin komplett inkompetent, was das soziale angeht, nur weil ich da eben aus der Reihe tanze, was die Interessen angeht.

Ich habe einfach Angst, dass es immer schlimmer wird. Man wird ja bekanntlich nicht jünger und ich sehe einfach, wie alle um mich herum ein (natürlich nicht immer) glückliches Leben mit Partner, Kindern, Haus, etc. führen und ich scheinbar keinen Schritt vorwärts komme, was soziales betrifft.

Ich bin eigentlich sehr aufgeschlossen und auch weniger schüchtern. Ich unterhalte mich auch gerne und würde mich auch unheimlich gerne wieder auf etwas romantisches einlassen. Aber weder die normale soziale Konversation, noch das aufbauen einer (romantischen) Beziehung will funktionieren, weshalb ich mich einfach oft alleine fühle.
Klar steht mir da auch etwas meine psychische und körperliche Geschichte im Weg und ich frage mich häufig, warum ich nicht normal sein kann, oder auf welche Probe das Leben mich stellen möchte. Ich versuche trotz allem jeden Tag positiv zu sehen, auch wenn das nicht immer einfach ist.

Ich weiß, dass es hier einigen so gehen wird, die etwas zurückgezogener leben und das vielleicht sogar auch mögen, weswegen ich hoffe, dass mein mimimi hier gut aufgehoben ist.
Manchmal ist es auch schön, sich solche Sachen einfach von der Seele zu reden - was ich im realen Leben leider nicht so wirklich kann.

Liebe Grüße,
Neon.

19.07.2022 11:25 • 19.07.2022 x 3 #1


4 Antworten ↓


Zitat von Neongrau:
Man wird abgeschrieben, weil man abends lieber gemütlich auf der Couch sitzt, anstatt in einer Disco zwischen hunderten Menschen zu stehen. Irgendwie habe ich einfach das Gefühl, ich bin komplett inkompetent, was das soziale angeht, nur weil ich da eben aus der Reihe tanze, was die Interessen angeht.

Es gibt davon mehr als du denkst, empfinde ich so. Wenn du die Richtigen triffst, dann sollte das gut machbar sein. Die Frage ist natürlich wie und wo.
Ich kenne mich da nicht so aus, aber im Netz ist ja viel möglich. Gibt es da nicht bestimmte Apps, Seiten oder Foren, wo man gezielt gleichgesinnte findet? Was würdest du in einer Metropole anders machen?

A


Auf welche Probe stellt mich das Leben?

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Zitat von Gaulin:
Es gibt davon mehr als du denkst, empfinde ich so. Wenn du die Richtigen triffst, dann sollte das gut machbar sein. Die Frage ist natürlich wie und wo. Ich kenne mich da nicht so aus, aber im Netz ist ja viel möglich. Gibt es da nicht bestimmte Apps, Seiten oder Foren, wo man gezielt gleichgesinnte ...


Mit den ganzen Apps und Seiten habe ich bisher auch nur schlechte Erfahrungen gemacht. Da geht es meist nur um das eine. Scheint in dem Milieu so üblich zu sein - oder hat sich so entwickelt.
Ich denke einfach in einer Stadt wäre alles nochmal offener und vielleicht wäre es dort möglich jemanden einfach so auf der Straße zu treffen...vielleicht wünsche ich mir das aber auch nur.

Zitat von Neongrau:
Man wird sofort abgeschrieben, weil man vielleicht kein Urlaub am Meer machen möchte, sondern eher Wandern gehen mag. Man wird abgeschrieben, weil man abends lieber gemütlich auf der Couch sitzt, anstatt in einer Disco zwischen hunderten Menschen zu stehen.

Hi, danke für dein Outing, ich kann mich in vielem wiedererkennen. Zumal ich selbst eher der inhäusige Typ bin.

Manche Sätze von dir erscheinen mir allerdings sehr wertend. Ich kenne keine Leute, die jemanden sofort abschreiben, nur weil er keinen Urlaub am Meer mag. Das wäre doch ziemlich oberflächlich und auch albern, Menschen deshalb abzulehnen. Oder ich treffe gar nicht erst auf solche Leute. Es gibt in D zig Millionen Kilometer Wanderwege. Warum? Weil viele gerne wandern. Steh doch zu deinen Vorlieben - wäre die Empfehlung.

Es kommt vor, dass ich manchmal gar nicht so ungerne puzzele. Ist nicht unbedingt mein Lieblingshobby, aber zwei- oder dreimal im Jahr passiert es. Wenn ich das im ersten Kennenlerngespräch jemandem mitteile, ist oft der Ofen aus ... Aber ich muss das ja nicht gleich jedem auf die Nase binden. Es reicht doch, wenn ich sage, dass ich ziemlich gerne spiele und auch Abende zuhause verbringe. Dass ich Geborgenheit und Ruhe mag. Das schreckt eigentlich nur die Leute ab, mit denen ich sowieso nicht gut zusammenpasse.

Und es soll ja Paare geben, bei denen sich Gegensätze anziehen. Der eine kann einen Ruhepol ganz gut gebrauchen, der andere die Inspiration und (gelegentliche) Action, die der anders gepolte Partner mitbringt.
Beides kann sich ergänzen. Nicht immer, aber manchmal.

Sorry, ich tue so, als wüsste ich groß Bescheid - ist bei mir bestenfalls Theorie, wenig Praxis.

Zitat von Neongrau:
Scheint in dem Milieu so üblich zu sein - oder hat sich so entwickelt.

Milieu? Meinst du das Gleichgeschlechtliche? Was ist denn wenn du nicht direkt danach suchst, sondern nach Leuten, die deine Interessen teilen? Oder möchtest du direkt nur nen Partner? Ne Beziehung? Ich würde glaube ich da anders rangehen. Outen kann man sich später auch noch.
Bist du denn cool damit, dass du gleichgeschlechtlich bist? Vielleicht liegt es auch dann daran?





Dr. Reinhard Pichler
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