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Hallo zusammen,

ich bin schon länger hier im Forum angemeldet, habe aber immer mit mir gehadert mal etwas zu schreiben.
Dies hat wohl auch generell mit meinem Problem zu tun mich anderen Menschen anzuvertrauen, aus Angst davor das es doch niemanden interessiert was ich zu sagen habe. Daher bin ich auch nicht sehr erfahren mit solchen Foren und bitte dies zu entschuldigen.

Ich bin 31 Jahre alt, wohne am Niederrhein und neige generell zu Depressionen, Grübeleien und Ängsten (die wie ich weiß oftmals unbegründet sind). Zu den Ängsten gehören generell Versagensängste, die Angst nicht gemocht oder akzeptiert zu werden oder auch die Angst vor beruflichem Versagen. Generell finde ich immer etwas zum grübeln (bestimmt geht mein Auto bald kaputt, vielleicht werde ich krank, ist mein Job wirklich sicher? etc.). Wegen den Depressionen bin ich zwischen 2014 und 2019, auch mit Medikamenten behandelt worden. Diese Therapie habe ich letztes Jahr beendet da ich auch eine Zeit lang das Gefühl einer Besserung hatte. Generell habe ich in das Jahr 2020 große Hoffnungen gesetzt (z.B. wegen einer beruflichen Veränderung).

Eigentlich weiß ich gar nicht genau wo ich anfangen soll.
Bis 2013 wahr ich in einer langen Beziehung mit meiner Jugendliebe. Das ging zwischendurch auch immer mal auseinander aber am Ende haben wir wieder zusammen gehalten, bis sie mich 2013 wegen einem Anderen verlassen hat. Heute Weiß ich das diese leider zu lange Beziehung sehr ungesund war. Sie war krankhaft eifersüchtig und ich muss sagen das ich deswegen in meiner Jugend auf einiges verzichtet habe. Unter anderem konnte ich wegen ihr nie wirklich gute Freundschaften knüpfen. Es war mir nie möglich etwas zu unternehmen ohne einen nachträglichen manchmal tagelangen Streit wegen ihrer Eifersucht. Sicherlich habe ich mich ihr gegenüber auch nicht immer gut verhalten aber ich war ihr immer treu. War schon irgendwie ironisch das sie mich dann für einen anderen verlassen hat. Trotzdem wollte ich, wohl aus Verlustangst an der Beziehung festhalten. In dieser Zeit fingen die Depressionen so richtig an.

Naja, mit der Therapie und den Medikamenten ging es dann so einigermaßen und ich fing an die gewonnene Freiheit und Ruhe zu genießen. Aber ich war in der Zeit immer lieber alleine und konnte nicht wirklich einen neuen Freundeskreis aufbauen. An großen Menschenansammlungen, Partys etc. war ich nie sonderlich interessiert, obwohl ich mich eine Zeit lang zu solchen Aktivitäten gezwungen habe. Auch Bekanntschaften zu Frauen haben danach nie wirklich was ergeben. Ich wollte mich nie wirklich auf etwas einlassen. Vielleicht auch aus Angst vor weiteren Enttäuschungen. Ich bekam immer mehr das Gefühl den Anschluss verloren zu haben und fühlte mich unfähig dies zu ändern.
Im Gegensatz dazu fällt es mir im beruflichen Bereich eher leicht mich zu Integrieren. Professionelle Beziehungen sind irgendwie leichter für mich. Aber ich habe immer das Gefühl das sich darüber hinaus niemand wirklich für mich interessiert.

2015 ist mein Vater dann überraschend verstorben was mir so ziemlich den nächsten Schlag versetzt hat. Durch dieses Ereignis wuchs dann jedoch der Zusammenhalt zwischen meiner Mutter, meinem Bruder und mir. Wir unternahmen gemeinsam ziemlich viel (Konzerte, Kino besuche etc.).
Meine Mutter war generell immer mein größter Rückhalt. Ich habe ihr extrem viel zu verdanken und sie war wirklich immer für mich da.
Deshalb war es ein riesen Schock als sie Mitte Juni diesen Jahres eine Krebsdiagnose erhalten hat. Es gab lange keine Anzeichen dafür und meine Mutter war immer fit, und hat sehr auf sich geachtet. Sie wurde immer mindestens zehn Jahre jünger eingeschätzt als sie war. Letztendlich war es schon so weit fortgeschritten das sie vor ein paar Tagen daran gestorben ist. Diese drei Monate sind für mich wie im Zeitraffer abgelaufen. Mein älterer Bruder und ich haben sie beim sterben begleitet und waren bis zum Schluss bei Ihr.
Ich glaube das wird sehr lange dauern bis ich das verarbeitet Habe. Die ganze Sache war sehr heftig und schockierend und sie hat ziemlich gelitten. Ich verstehe nicht womit sie das verdient hat.
Jetzt habe ich das Gefühl meinen letzten richtigen Rückhalt verloren zu haben. Allerdings weiß ich das mein Bruder immer für mich da ist.
Generell habe ich eine relativ kleine Familie, die auch noch ziemlich über ganz Deutschland verteilt ist.

Im Grunde weiß ich nicht wirklich wo ich stehe. Beruflich geht es mir ganz gut aber privat stehe ich irgendwie vor einem Loch. Ich weiß nicht wie ich Anschluss oder eine Partnerin finden soll die zu mir passt und meine Interessen teilt. Und diese Corona-Sache macht alles nicht unbedingt einfacher.

Ich hoffe das war einigermaßen verständlich geschrieben. Das war mein erster Versuch mich in einem Forum dieser Art zu offenbaren. Das hat mich viel Überwindung gekostet.
Vielleicht interessiert sich ja jemand für meine Geschichte. Ich denke ich habe viele Details ausgelassen damit mein erster Beitrag nicht zu lang wird.

Mich würde auch interessieren ob sich jemand in einer ähnlich gelagerten Situation sieht oder einen vergleichbaren Werdegang hat. Insbesondere in Bezug auf eine lange Beziehung in jungen Jahren.

Vielen Dank fürs lesen.

27.09.2020 13:26 • 03.10.2020 x 3 #1


8 Antworten ↓


[quote=GuyIncognito]Hallo zusammen,ich bin schon länger hier im Forum angemeldet, habe aber immer mit mir gehadert mal etwas zu schreiben.Dies hat wohl auch generell mit meinem Problem zu tun mich anderen Menschen anzuvertrauen, aus Angst davor das es doch niemanden interessiert was ich zu sagen habe. Daher bin ich auch nicht sehr erfahren mit solchen Foren und bitte dies zu entschuldigen.Ich bin 31 Jahre alt, wohne am Niederrhein und neige generell zu Depressionen, Grübeleien und Ängsten (die wie ich weiß oftmals unbegründet sind). Zu den Ängsten gehören generell Versagensängste, die Angst nicht gemocht ...[/quote)



Mein Mitgefühl zum Tod deiner Mutter. Deine Ängste z.B. zu Versagen kenne ich nur zu gut.
Ich hab sie recht gut in den Griff bekommen durch AT

A


Angst vor der Einsamkeit

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Hi. Dankeschön für die Antwort. Mit AT ist autogenes Training gemeint oder? Da habe ich schon öfter von gehört. Mir fehlt jedoch oft die Motivation mich mit solchen Dingen zu befassen. Vielleicht sollte ich mich da mal etwas einlesen. Machst du so etwas täglich?

Zitat von GuyIncognito:
Hi. Dankeschön für die Antwort. Mit AT ist autogenes Training gemeint oder? Da habe ich schon öfter von gehört. Mir fehlt jedoch oft die Motivation mich mit solchen Dingen zu befassen. Vielleicht sollte ich mich da mal etwas einlesen. Machst du so etwas täglich?


Ja, ich meine Autogenes Training. Momentan bin ich in der Hinsicht ein bisschen nachlässig, aus Zeitmangel tagsüber und abends im Bett schlaf ich regelmäßig nach ein paar Sekunden ein. Aber das ist keine Entschuldigung.

Ich mach es schon seit Jahren und gerade am Anfang halte ich es für wichtig zwei bis dreimal täglich zu üben.
Ich habe es allerding in einer kleinen Gruppe bei einem Arzt gelernt. Glaub mir, schon nach ganz kurzer Zeit
war ich viel gelassener und die Ängste waren auch nicht mehr so krass

Zitat von Acipulbiber:
Ja, ich meine Autogenes Training. Momentan bin ich in der Hinsicht ein bisschen nachlässig, aus Zeitmangel tagsüber und abends im Bett schlaf ich regelmäßig nach ein paar Sekunden ein. Aber das ist keine Entschuldigung. Ich mach es schon seit Jahren und gerade am Anfang halte ich es für wichtig zwei bis dreimal täglich zu üben.Ich habe es allerding in einer kleinen Gruppe bei einem Arzt gelernt. Glaub mir, schon nach ganz kurzer Zeitwar ich viel gelassener und die Ängste waren auch nicht mehr so krass


Ok, danke für den Tipp. Das mit dem Zeitmangel kenne ich momentan nur zu gut. Aber ich werde das trotzdem auf jeden Fall ausprobieren. Ich weiß nur nicht ob ich es zwei bis drei mal pro Tag schaffen werde. Etwas mehr Gelassenheit würde mir schon einmal sehr helfen.
Es gibt sicher einige Anleitungen im Internet zu dem Thema, denn ich denke eine geeignete Gruppe zum Erlernen zu finden wird in der momentanen Situation vielleicht schwierig. Ich denke ich werde meine Hausärztin mal auf Selbsthilfegruppen oder ähnliches ansprechen. Vielleicht kennt sie da etwas. Aber wie gesagt ist das ja momentan so eine Sache...

Zitat von GuyIncognito:
Ok, danke für den Tipp. Das mit dem Zeitmangel kenne ich momentan nur zu gut. Aber ich werde das trotzdem auf jeden Fall ausprobieren. Ich weiß nur nicht ob ich es zwei bis drei mal pro Tag schaffen werde. Etwas mehr Gelassenheit würde mir schon einmal sehr helfen. Es gibt sicher einige Anleitungen im Internet zu dem Thema, denn ich denke eine geeignete Gruppe zum Erlernen zu finden wird in der momentanen Situation vielleicht schwierig. Ich denke ich werde meine Hausärztin mal auf Selbsthilfegruppen oder ähnliches ansprechen. Vielleicht kennt sie da etwas. Aber wie gesagt ist das ja momentan so eine Sache...


Gestern hab ich unseren Austausch hier zum Anlass genommen und gleich mal wieder AT gemacht und heute auch schon zweimal. Also super dass wir drüber geschrieben haben. Vieleicht bietet es bei dir auch die VHS an

Lieber @guyincognito,

Du bist noch so jung - und deshalb tut es mir ganz besonders leid, dass Du Deine Eltern so früh verloren hast. Meine Eltern sind auch schon verstorben - aber da war ich um einiges älter als Du. Aber gerade deshalb weiß ich, wie wichtig Eltern auch noch in späteren Lebensjahren sein können, wenn man sich gut verstanden hat.
Ich finde es toll, dass Dein Bruder ein großer und wichtiger Rückhalt für Dich ist. Bewahrt euch dieses gute Verhältnis! Leider habe ich in der Beziehung etwas mehr Pech gehabt - meine Schwester starb mit 39 Jahren bei einem Verkehrsunfall. Ich wäre sehr froh, wenn ich sie noch hätte.

Nun sind bei Dir Verluste auf verschiedenen Ebenen zusammen gekommen. Du hast ja auch Deine Freundin verloren - auch wenn das letztlich doch vielleicht ein Glück für Dich war. Trotzdem: Verluste sind immer sehr schwer zu verdauen. Vielleicht ist es da ja auch gar nicht verwunderlich, dass man erstmal eine zeitlang für sich bleiben will. Es braucht eine Weile, um sich selbst zu erholen. Und ich denke, es ist auch von Vorteil, in dieser Phase nicht auf Biegen und Brechen eine neue Freundin zu suchen; möglicherweise wäre diese Beziehung auch -bedingt durch Deine aktuelle Leidensphase- belastet.
Aber ich verstehe, dass Du Dich nun irgendwie verloren fühlst.

Gibt Dir noch ein wenig Zeit. Zeit auch, um Dir klar zu werden, was Du Dir für Dein weiteres Lebens wünschst. Mach Pläne - und überlege, welche Eigenschaften eine neue Freundin haben müsste - und vor allem: welche nicht.
Du sagst, dass Du beruflich keinerlei Schwierigkeiten hast, Dich zu integrieren. Das ist doch sehr gut. Das ist eine Stärke, die Du durchaus auch auf Deinen privaten Bereich übertragen kannst (auch wenn es Dir gerade nicht so vorkommt).
Deine jetzige Wahrnehmung von Dir selbst hat etwas mit den Geschehnissen der letzten Jahre zu tun,- sie spiegelt sicher nicht Dein grundsätzliches Wesen.

Vielleicht hast Du Lust, ein neues Hobby - irgendeine neue Freizeitbeschäftigung - zu beginnen. Einfach mal etwas anderes, neues beginnen. Da gibt es tausend Möglichkeiten. Und ganz vielleicht triffst Du dann dort auch eine nette Frau.

P.S.
Manchmal hilft auch das Schreiben.
Fiktive Briefe an Deine Mutter, Deine Ex-Freundin
Oder Du schreibst Dir hier alles von der Seele.

Liebe Grüße
By_myself

Zitat von Acipulbiber:
Gestern hab ich unseren Austausch hier zum Anlass genommen und gleich mal wieder AT gemacht und heute auch schon zweimal. Also super dass wir drüber geschrieben haben. Vieleicht bietet es bei dir auch die VHS an


Es freut mich, dass unser Austausch für dich eine positive Auswirkung hatte. Ich muss leider gestehen das ich es noch nicht ausprobiert habe. Ich war die letzten Tage immer so beschäftig, was ja vielleicht auch ganz gut ist momentan.

Zitat von By_myself:
Lieber @guyincognito,du bist noch so jung - und deshalb tut es mir ganz besonders leid, dass Du Deine Eltern so früh verloren hast. Meine Eltern sind auch schon verstorben - aber da war ich um einiges älter als Du. Aber gerade deshalb weiß ich, wie wichtig Eltern auch noch in späteren Lebensjahren sein können, wenn man sich gut verstanden hat.Ich finde es toll, dass Dein Bruder ein großer und wichtiger Rückhalt für Dich ist. Bewahrt euch dieses gute Verhältnis! Leider habe ich in der Beziehung etwas mehr Pech gehabt - ...


Danke für die nette Antwort,

Das mit deiner Schwester tut mir sehr leid. Das muss ja auch eine furchtbare Zeit für dich gewesen sein.
Wenn ich meinen Bruder jetzt nicht hätte würde ich mir noch verlorener vorkommen.

Langfristig muss ich wohl wirklich froh sein, nicht mehr mit meiner damaligen Freundin zusammen zu sein. Die Beziehung hat sicher uns beiden geschadet. Und du hast wahrscheinlich Recht damit, dass ich mir etwas mehr Zeit geben muss. Auch wenn ich zum ersten mal so richtig das Gefühl bekomme das mir die Zeit davon läuft.

Das mit dem neuen Hobby ist natürlich auch eine sinnvolle Idee, aber auch so etwas kostet mich immer einiges an Überwindung. Ich habe halt immer das Gefühl, wenn ich irgendwo hingehe wo andere Menschen sind, das diese kein Interesse daran haben mit mir Zeit zu verbringen und ich diesen auch nichts interessantes bieten kann.
Und bei Frauen denke ich immer direkt das diese wahrscheinlich schon vergeben sind (was glaube ich auch oft der Fall ist).
Aber ja, erzwingen kann man nichts...





Dr. Reinhard Pichler
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