Hallo Lilly,
ich weiß, dass einem manchmal sogar das Ein - und Ausatmen schwer fällt und einem die Leichtigkeit des Seins als völlig irrwitzige Theorie vorkommt...und ganz manchmal, können wir vielleicht gar nicht mehr glauben, dass etwas funktioniert, sich gut anfühlt oder einfach unsere Stimmung hebt, wenn wir nicht dafür geackert, geschwitzt und geblutet haben...Entschuldigung, das ist wirklich kein Zynismus lol...wenn ich mich in meinem Freundeskreis umsehe (und das kennst Du vielleicht auch), dann gibt es da sone Art Klassengesellschaft, was die Einstellung zum Leben und Sein betrifft...die Einen sagen Ich bin, also will ich - wenn möglich umsonst und die anderen die sagen Ich mag zwar sein, aber was ist hier eigentlich mein Job/Aufgabe, einfach nur sein, reicht doch nicht, oder!? . Und ich kann mir vorstellen, dass Deine Angstzustände Dir villeicht sogar diese Aufgabe liefern...gerade dann, wenn Du keinen Job als Partnerin hast...
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der wahre Kern liegt tief im Innern. Will damit sagen, dass ich ein dickes Stück Arbeit vor mir habe, mich aber oft sehr belastet und einsam fühle, was dazu führt, dass ich den Blick für´s Wesentliche verliere
Vielleicht bringt es Dir was, wenn Du dabei nicht an Arbeit denkst, sondern es zu Deinem Hobby machst, Dich zu pflegen, ein bißchen zu pampern und dann und wann auch mal wieder Dinge auszuprobieren, die zu nichts Nutze sind, außer Dir Vergnügen zu bereiten...für mich sind das nicht die großen Dinge, sondern die Kleinen...ein schönes Essen, ein Miss Marple Film, Kuchen backen (obwohl ich die fertigen meistens verschenke, mir gehts nur um Teig naschen und den Geruch in der Wohnung lol), auf ner Bank sitzen und die verrückten Raben beobachten, eingekuschelt einen ewig langen Brief an einen lieben Menschen schreiben, ein guter Single Malt, mit alten Schulfreundinnen über all die Sachen lachen, die einem vor 20-25 Jahren so unglaublich peinlich waren, dass man sich am liebsten eingegraben hätte, im Schuhgeschäft statt nach Schuhen zu suchen, in der Kinderecke stehen bleiben und Sponge Bob Videos gucken etc...DAS gefällt mir am Allerbesten am älter werden und am keinen unglaublich beschäftigten und aktiven Partner haben D
Nicht, dass mir einer meiner Ex-Partner irgendwas untersagt oder versagt hätten...aber ich gestehe mir diese kleinen Freiheiten und Oasen lange nicht so selbstverständlich zu, wenn ich in einer Paarbeziehung bin oder generell in einer engen Beziehung eingebunden (sei es in der Familie, in der Arbeit o.ä.)...nur dann red ich mir ein, ich müßte irgendwas leisten oder was Wichtiges, Wesentliches zustande bringen...und ganz manchmal warte ich dann auch, bis mir irgendwer anderes sagt/erlaubt?: Ey, mach mal ne Pause... Von daher betrachte ich all diese Kleinigkeiten als Luxus, Hobby und natürlich Seelenbalsam...ich brauche grundsätzlich Niemanden, der mich unterhält oder beschäftigt oder ablenkt, pflegt, versorgt etc...aber das ich auch Niemanden brauche, der mir sagt mach mal Pause, mach mal was schönes, unnützes, DAS muß ich immer wieder neu lernen und mich dran erinnern...Ich bin schon groß, ich kann das jetzt selbst bestimmen D Und Du auch...
Zitat:Ich habe den ganzen Tag intensiven Kontakt zu Menschen im Beruf, eine Familie.... Aber dieses tiefe Gefühl der Einsamkeit, produziere ich mir selber, weil ich oft Nähe und echten Kontakt scheue
Ich glaube, das ist ein ganz wichtiger Punkt...ich finde es nur natürlich und überhaupt nichts negatives, wenn Du nach einem langen Tag, wo Du ständig auf andere eingehen mußt, wo Du alles mögliche kommunizierst nur nicht die elemtaren Dinge, die wichtig sind, das Bedürfnis nach Stille und echter Ruhe verspürst - aber natürlich dann auch erst wieder den Kontakt zu Dir selbst herstellen müßtest um den tiefen Kontakt zu Anderen überhaupt aushalten zu können...und was bietet sich stattdessen sofort an und liefert auch gleich noch das packst Du jetzt nicht auch noch? Deine Angstzustände...
Wenn man die mal wieder ohne Wertung sieht, dann funktionieren die auch wie eine Regenjacke....Dein Haar und Gesicht werden zwar nass (wenn die Emotionen anderer auf Dich einprasseln, was bei echter Nähe und Zuneigung nicht ausbleibt) aber an dem Rest (Deinen Angstzuständen und deren Symptome) perlt alles ab, was von Außen auf Dich einprasselt...Risiko klatchnass zu werden vs. unkomfortable schweißtreibende Regenjacke
...Andere Menschen können unglaublich anstrengend sein und wenn man nicht aufpaßt läuft man nur noch patschnass und mit fremden Viren vergrippt durch die Gegend - Heute ziehe ich meine 80er Jahre Gothik Kutte an, wenn ich ganz bewußt nur mit Leuten kommuniezieren will, die wissen wer da drin steckt, denen ich nichts erklären muss und kann, weil die mich kennen...aber wenn ich das Teil trage hab ich meine Ruhe, vor Fremden und Einflüssen, die ich im Moment nicht auch noch aufsaugen will - weil ich unter dieser Gruselkutte nämlich Sponge Bob bin..ich saug alles ein, hör mir alles an und interessier mich normaler Weise auch für Alles und Jeden und es gibt nichts, was mich nichts angeht...nur für Kinder bin ich immer Sponge Bob...egal wie gruselig ich aussehe lol
Was ich mit diesem Monstermonolog sagen wollte - auch Du, und da bin ich ganz sicher - hast andere Schutzkleidung im Schrank - auch DU darfst und kannst für Dich entscheiden, wann Du welchen Kontakt mit wem möchtest und aushalten kannst, auch Du darfst Momente und Phasen haben, in denen Du Laune Laune sein läßt, und Dich nicht völlig damit überforderst diese zu verdrängen und zu verstecken...Das Wetter ist veränderlich...manchmal reicht ne Strickjacke.
Für mich hörst Du Dich an, als hättest Du - außer Deinen Ängsten - noch ganz viele andere Möglichkeiten um Dich, je nach Stimmung und Bedürfnis zu schützen oder zu öffnen, Dir selbst und anderen Gegenüber. Ich bin kein Verfechter von man muß immer zu alles rauslassen, artikulieren und unbedingt offen für alles und jeden sein...sowas erzählen meist Leute, die umschalten können. Wem das von Natur aus schwer fällt, der soll die Kapuze auch ruhig mal tief im Gesicht tragen oder die Schutzjacke nur halb öffnen...Das hat für mich persönlich nichts mit Misstrauen anderen Menschen gegenüber zu tun...sondern einfach nur was damit, dass das Leben an sich manchmal schon ganz schön anstrengend ist - besonders wenn es tobt...aber ich weiß, dass ich in mir drin eine Ruhe trage, da bin ich voll patent ;oD, ich muß halt nur manchmal danach suchen weil ich sie mir zugemüllt habe...
Gönn Dir das Lilly, mach es zu Deinem Hobby, Deine innere Ruhe zu finden und räum dabei gleich mal ein bißchen auf - wie beim Keller ausmisten...alles was Du in den letzten beiden Jahren nicht gebraucht hast, kann raus (Vorurteile, Groll, Scharm,die rostige Ritterrüstung, die viel zu kleinen Gummistiefel etc) - geh auf Schatzsuche und amüsier Dich dabei, soviel wie möglich. es ist alles da...dazu brauchst Du Dich nicht drastisch verändern..oder Dir ein Zeitlimit setzen...Du ziehst ja nicht aus...