Auch ich brauche einen Rat. Mein Freund Paul und ich sind seit drei Jahren zusammen und leben auch zusammen. Er macht einen Sport, der in Mannschaften zu zweit oder zu dritt ausgeübt wird. Dort ist er auch sehr erfolgreich. Seit zwei Jahren gibt es dort nun eine Frau, auf die ich sehr eifersüchtig bin. Als sie in den Verein kam, sprach Paul nur noch von ihr. Seine Begeisterung kannte keine Grenzen. Erst freute ich mich für ihn. Er hatte endlich wieder eine Sportkollegin, nachdem seine vorherige verletzungsbedingt ausgeschieden war. Aber nach ein paar Wochen fing seine Schwärmerei an mich zu nerven. Er war ab dem Zeitpunkt ihres Auftauchens mit einem Mal jeden Tag beim Sport. Und als er dann eines Abends sehr spät von einem Turnier nach Hause kam (die Turniere sind oft weit weg) und sich nach der gemeinsamen Fahrt von ihr verabschiedete, hörte ich ihn sagen: Kommst du morgen auch wieder zum Platz? Komm doch, ich freue mich auf dich. Sie war erstaunt, freute sich und sagte zu. Mein Schlafzimmerfenster geht zur Straße raus. Ich müsste mir die Ohren zu halten um das nicht mit zu kriegen. Nun war es an der Zeit für ein klärendes Gespräch. Am nächsten Tag sprach ich ihn darauf an, dass sich in letzter Zeit einiges verändert hätte und fragte ihn, wie es sich mit dieser Frau verhielte, ob da etwas sei? Natürlich beteuerte er, dass alles in bester Ordnung sei. Die Frau wolle ihn ja auch gar nicht und lebt mit ihrem Partner glücklich zusammen. Aber es änderte sich nichts. Sie verabredeten sich per SMS und mail nahezu täglich. Und er begann auch vermehrt zu dem Sportplatz in ihrer Stadt zu fahren. Dann haben die beiden zusammen den Vorstand des Sportvereins ubernommen. So hatten sie noch mehr Kontakt zueinander.Ich weiss das alles, weil er mir das alles offen erzählt hat. So ging das etwa ein Jahr lang und unsere Beziehung wurde immer schlechter. Er war nur noch dort, wir machten nichts mehr zusammen in unserer Freizeit. Auch ein weiteres Gespraech brachte nichts. Und nein, ich lag ihm nicht ständig damit in den Ohren. Nach einem Jahr gab es die Situation, dass sie nach einem Turnier hier vor dem Haus aus seinem Auto stieg und sagte: War schön in deinem Auto, Schatzi! Sehen wir uns morgen? Ich freu mich drauf. Anschließend kam er in die Wohnung gestürmt mit den Worten: Wir müssen unbedingt mal wieder was zusammen machen. Nun brach alles aus mir heraus und ich heulte und meinte, dass doch alles längst zu spät sei, ich spiele in seinem Leben doch gar keine Rolle, es ginge einzig und allein um seinen Sport und um diese Frau und ich kann nun nicht mehr, lass es uns beenden. Er bat um eine Chance. In dem Jahr darauf hat er den Sport tatsächlich eingeschränkt. Und ich meine damit, dass er nicht mehr sieben Tage der Woche hingelaufen ist, sondern nur noch vier Tage. Von großem Verzicht kann man nun wirklich nicht sprechen, aber ich bin zufrieden. Zudem hat er sich andere Sportpartner gesucht und nur noch die Wettbewerbe mit IHR gespielt, in denen es zwingend um die gemischten Mannschaften geht. Wir haben auch wieder einiges zusammen unternommen. Und ich habe das Gefühl ihm wirklich wichtig zu sein. Vor ein paar Wochen kamen die beiden wieder recht spät von einem Wettbewerb zurück. Und was höre ich? Sehen wir uns morgen? fragte sie und er darauf: Wenn ich zuhause keinen Ärger kriege. ...was sie sehr lustig fand. Ich habe es nicht angesprochen, aber ich bin sehr verletzt. Die Krönung kommt aber noch. Vor kurzem hatte sich Mannschaft für ein großes wichtiges Turnier qualifiziert und sollten nun dort antreten. Dieses Turnier fand 500 km weit weg statt. Paul nimmt für solche Zwecke immer das Zelt mit. Ich sagte ihm im Scherz, aber nicht mit Sabine zelten. Er wand sich ein bisschen, druckste herum und meinte dann, die würde doch bei ihrer Tochter wohnen, die dort studiert. Außerdem wolle er mal sehen, ob er nicht bei einem Sport-Kollegen aus dem Gastgeber- Verein unterkommen könne wenn es regnet. Was soll ich euch sagen... Er ist mit Sabine dort hingefahren, hat ebenfalls bei ihrer Tochter im Haus übernachtet, angeblich in einem anderen Zimmer. Das Zelt hatte er gar nicht erst mitgenommen, es war also bereits geplant und verabredet mit ihr zu übernachten. Das gab nun eine Szene, ich konnte es nicht mehr zurückhalten. Und nicht nur eine.. Er versichert mir immer wieder, da sei nichts mit ihr, auch keine Gefühle, keine Nähe.
Heute sind sie wieder unterwegs, nicht allein, sondern zu vielen. Als er heute morgen abgeholt wurde, holte er etwas aus seinem Auto (Schirm? Regenjacke? Sitzkissen?). Sabines Kommentar: Gute Idee, hätte ich auch mitnehmen können, gab ich vergessen. Paul darauf: Deswegen ja. Ich nehme es für dich mit, ich brauche das nicht.
Warum nimmt er eine Regenjacke für sie mit, obwohl sie vorher nicht mal danach gefragt hat? (Oder was auch immer er da aus dem Auto geholt hat). Sie war freudig überrascht, strahlte ihn an und weg waren sie.
Ich war nie sonderlich eifersüchtig. Schließlich hat ein Mann irgendwann mal für mich entschieden und könnte den Himmel auf Erden haben. Aber hier habe ich das Gefühl, weniger wichtig für den Mann zu sein als eine andere Frau. Ich kann die einzelnen Begebenheiten nicht mehr einordnen. Ist die heutige Begegnung bedeutungsvoll? Warum sorgt er unaufgefordert fur sie mit Jacke/Schirm? Fur Sportkollege Klaus hätte er nicht mitgedacht.
Wie soll ich die ganze Geschichte überhaupt einordnen? Ich habe durchaus das Gefühl geliebt zu werden und ich möchte auf gar keinen Fall die nervige Ziege sein. Und er soll sein Hobby unbedingt behalten. Aber die Zuneigung zu dieser Frau macht mich fertig.
Weiss jemand Rat?
28.06.2015 16:25 • • 20.07.2015
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