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Hallo!
Ich stelle mir mitunter die Frage, in wie weit, normale Menschen , die eine gute Kindheit hatten und ein ebenso gutes Leben führen, überhaupt nachvollziehen/ verstehen können, wie es Menschen die das nie hatten, nie wirklich haben werden, überhaupt geht!?

Als Beispiel:
Ich kann mir 2 Tage lang, die Augen verbinden und versuchen so, in meinem Leben zurecht zu kommen.

Das würde mich das Leben eines blinden Menschen, vielleicht minimal, besser verstehen lassen, währe aber vermutlich noch himmelweit vom wirklichen Begreifen seines Lebens entfernt!

Klar kann ich eine Ausbildung machen und mir als Therapeut/ Arzt, Wissen aus Lehrbüchern aneignen nur:

Das ist wie das Fotografierte Bild einer Rose anschauen!
Ich weiß aus Büchern das sie Dornen hat und das die meisten Rosen, wunderbar Duften können, nur
die realen Gefühle/Erfahrungen, einer echten Rose in meiner Hand, kann so ein Buch jedoch nicht wiedergeben!

Ich hatte und habe bei Therapeuten/ Ärzten und auch bei allen anderen, nicht betroffenen Menschen, immer sofort das Gefühl, mich und das was ich mitteilen möchte, bis ins aller kleinste Detail darlegen zu müssen, was sehr anstrengend für mich ist und auch geraume Zeit in Abspruch nimmt.

Oft habe ich hinterher dennoch das Gefühl das mein Gegenüber, zumindest zur Hälfte nur Bahnhof verstanden hat, von dem was ich eigentlich sagen wollte !

Es gab auch schon mindestens einen Menschen in meinem Leben, der denn Kontakt zu mir bewusst abgebrochen hat, weil er im Gegensatz zu mir das Glück hatte, ein wunderschönes Leben abbekommen zu haben!

Er konnte mein Leben nicht wirklich Begreifen, Akzeptieren oder gar damit umgehen.

Woher weiß ich nun, bzw. inwiefern kann ich mir jemals sicher sein, wirklich verstanden worden zu sein?

G.Yuna76

Heute 20:51 • 20.12.2024 #1


17 Antworten ↓


Zitat von Yuna1976:
Ich hatte und habe bei Therapeuten/ Ärzten und auch bei allen anderen, nicht betroffenen Menschen, immer sofort das Gefühl, mich und das was ich mitteilen möchte, bis ins aller kleinste Detail darlegen zu müssen, was sehr anstrengend für mich ist und auch geraume Zeit in Abspruch nimmt.

Das ist der wichtigste Satz für mich. Meine Thera war/ist betroffen und ich habe zu keiner Zeit das Gefühl, dass sie mich nicht verstehen könnte.

Vielleicht hast du einen solchen Menschen einfach noch nicht getroffen? Aber ich möchte dich ermutigen, da dran zu bleiben. Es ist wirklich schwer einen guten Thera zu finden.

Und nicht psychisch betroffenen Menschn würde ich nicht mal anfangen zu erzählen und erklären, wie es in mir aussieht. Dazu ist mir mittlerweile meine Energie einfach zu kostbar.

A


Wieviel verstehen normale wirklich?

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Zitat von Yuna1976:
Woher weiß ich nun, bzw. inwiefern kann ich mir jemals sicher sein, wirklich verstanden worden zu sein?

Ich habe gar nicht den Anspruch von jedem verstanden zu werden. Selber verstehe ich auch nicht jeden oder jede Krankheit.
Ich mache meine schlechten Erfahrungen bzw. meine Erkrankung auch nicht zum Mittelpunkt meines Lebens,
um den sich anscheinend alles bei Dir dreht.
Zitat von Yuna1976:
Es gab auch schon mindestens einen Menschen in meinem Leben, der denn Kontakt zu mir bewusst abgebrochen hat, weil er im Gegensatz zu mir das Glück hatte, ein wunderschönes Leben abbekommen zu haben!

Also, so langsam reicht mir dann auch dein ewiges Klagelied Du kannst dich nicht den Rest deines Lebens bedauern...
So kommst du da niemals raus...
Sei mir nicht böse. Ich will dich nicht ärgern oder provozieren.
Ich lese nicht mehr mit.

@Yuna1976 ich glaube nicht mal dass sie das gleiche erlebt haben müssen um zu verstehen. Ich glaube es geht darum wieviel Empathie der Mensch auch besitzt es verstehen zu wollen. Ich habe selbst eine beste Freundin verloren weil sie wie sie sagte „ihr fehle da das Verständnis und sie will mit meiner Problematik nichts mehr zu tun haben“. Manche Freunde melden sich gar nicht mehr auch wenn man explizit fragt, und dann gibt es noch die die einem gute Besserung wünschen selbst von Therapeuten habe ich schon einige Sprüche kassieren müssen. Ich hab auch Freundinnen die ein schönes Leben haben gesund sind die haben mehr Empathie als Freunde die selber ähnliches durchmachen mussten und sich dann distanzieren. Und da denke ich mir manchmal als es mir gut ging war ich immer eine Stütze für sie und als es selber schlecht geht sind sie weg.

Zitat von Yuna1976:
Ich kann mir 2 Tage lang, die Augen verbinden und versuchen so, in meinem Leben zurecht zu kommen.

Das würde mich das Leben eines blinden Menschen, vielleicht minimal, besser verstehen lassen, währe aber vermutlich noch himmelweit vom wirklichen Begreifen seines Lebens entfernt!

Das ist finde ich nochmal was ganz anderes, weil man so eine körperliche Beeinträchtigung schon ganz gut simulieren kann. Genau so kann man sich mal ein paar Tage nur im Rollstuhl bewegen oder sich die Ohren zustopfen.
Das körperliche kann man zumindest in Ansätzen ganz gut nachvollziehen, was das – vor allem auf Dauer und mit dem Wissen, dass das nicht nur vorübergehend ist – mit der Psyche macht ist natürlich nochmal was ganz anderes

Und das ist auch der Unterschied zu psychischen Problemen: blind sein oder nicht gehen können, kann man als gesunder zumindest zeitweise simulieren. Wie aber soll jemand der sowas nicht kennt das Gefühl dauerhaft übersteigerter Angst oder Depression nachvollziehen?

Wenn ein Blinder sagt, da kann ich nicht hergehen dann kann man als Sehender ganz schnell nachvollziehen, warum das wohl so ist. Und selbst da gibt es manchmal Probleme (aber in der anderen Richtung), wenn nämlich Gesunde meinen körperlich behinderte wären zu gar nichts in der Lage.

Wenn dagegen jemand mit Depressionen sagt, ich schaffe es nicht aufzustehen und mich anzuziehen, dann wird es für einen Aussenstehenden schwierig das nachzuvollziehen, weil Arme, Beine und Augen ja soweit funktionieren.

Aber es geht beim Umgang mit Gesunden (oder umgekehrt) auch gar nicht so sehr um das Verstehen oder Nachempfinden, sondern darum dem anderen zu glauben und seinen Zustand / seine Gefühle zu akzeptieren.

Man muss sich als Gesunder gar nicht in den Kranken hineinversetzen können, aber ihm glauben dass sein Zustand in dem Maße belastet wie er selbst sagt. Und da entstehen gerne Konflikte, wenn nämlich der Gesunde dem Kranken die Kompetenz abspricht, seinen Zustand einzuschätzen und so mit seiner Krankheit umzugehen wie er es in dem Moment für richtig hält.


Zitat von Yuna1976:
Woher weiß ich nun, bzw. inwiefern kann ich mir jemals sicher sein, wirklich verstanden worden zu sein?

Ganz ehrlich werde ich eher misstrauisch, wenn mir jemand sagt er versteht mich.
Wenn mir aber jemand (sinngemäß!) zu verstehen gibt: Ich kann deine Gefühle nicht nachvollziehen, aber glaube dir dass es dir grade so oder so geht und nehme darauf Rücksicht., fühle ich mich gut damit.

@Angstmaschine das stimmt man sieht es einfach nicht. Wobei meine Chefin immer meinte ich sehe es an deinen Augen dass es dir schlecht geht das fand ich immer sehr unangenehm.

Zitat von Sonnenzauber:
Wobei meine Chefin immer meinte ich sehe es an deinen Augen dass es dir schlecht geht das fand ich immer sehr unangenehm.

Oh ja, mein alter Chef hat Jahre bevor es mir so richtig schlecht ging immer gesagt, er vermute bei mir eine Angststörung und / oder Depression, obwohl ich selbst davon nie wirklich was gespürt habe. Aber er hat selbst darunter gelitten und war sehr sensibel, daher konnte er sowas gut in anderen Menschen erkennen.

@Angstmaschine ja ob man das will ist eine andere Frage. Ich denke viele Menschen haben in den letzten Jahren meine Grenzen überschritten.

Zitat von Yuna1976:

Ich hatte und habe bei Therapeuten/ Ärzten und auch bei allen anderen, nicht betroffenen Menschen, immer sofort das Gefühl, mich und das was ich mitteilen möchte, bis ins aller kleinste Detail darlegen zu müssen, was sehr anstrengend für mich ist und auch geraume Zeit in Abspruch nimmt.

Empathie kann da viel überbrücken.

Zitat von Yuna1976:
Woher weiß ich nun, bzw. inwiefern kann ich mir jemals sicher sein, wirklich verstanden worden zu sein?

Indem der andere, das was Du geagt hast, mit eigenen und anderen Worten wiedergibt.
Wenn Du dem zustimmen kannst, hat er Dich verstanden, wenn nicht, kann man in vielen Fällen nachbessern.

Exakt so ging/ geht es mir auch meistens Sonnenzauber!

Ich verstehe ja das Therapeuten/ Betreuer usw., sich selbst schützen müssen und demzufolge auch einen gewissen, emotionalen Abstand zu ihren Klienten brauchen, nur kommt das, wie Lerchen schon sagte, mit unter bei Klienten wie mir, ebenso so an als Verstünden Sie nur Bahnhof oder als ob es ihnen egal ist !

Heutzutage kann man sich ja leider schon glücklich schätzen ,wenn man überhaupt mal einen freien Termin bei einem Therapeuten bekommt!

Oft warten viele Klienten mitunter Jahre darauf, weil sämtliche Therapeuten und Co. völlig ausgebucht sind und weil es überhaupt, viel zu wenige von Ihnen gibt !
Denn Luxus einen abzulehnen und weiter nach jemandem zu suchen, der trotz allem, nicht nur von Mitgefühl reden sondern es zumindest auch etwas zeigen kann, ist im Prinzip unmöglich geworden, leider.

Im großen und ganzen ist es trotz allem immer gut eine Therapie zu machen, denn ohne wird es meist auch nicht besser, nur irgendwie, ist es trotzdem !

G.Yuna76

Zitat von Yuna1976:
in wie weit, normale Menschen , die eine gute Kindheit hatten und ein ebenso gutes Leben führen

Ein Psychiater erklärte mir einmal, daß es normal nicht gibt an der Gaußschen Verteilungskurve. Eine gute oder schlechte Kindheit gibt es auch nicht, genausowenig wie ein gutes oder schlechtes Leben. Wir alle haben unterschiedliche Wege auf der gleichen Reise. Man sieht nur nicht, an was die anderen alles zu knabbern haben, aber sie haben es auch alle, egal wie glatt und perfekt die Fassade auch aussieht. Gerade bei denen, wo es am perfektesten wirkt, schlummern meistens die schlimmsten Sachen im Keller!

Ich erzähle gar nicht jedem, dass ich krank bin. Klar, meinem engsten Umfeld schon, aber ich erwarte gar nicht, dass Außenstehende mich verstehen. Auf der Arbeit ahnt niemand auch nur im Ansatz, dass ich psychisch krank bin.
Ich bin als Mensch mehr als nur meine Krankheit. Nur so kann ich versuchen, ein einigermaßen normales Leben zu führen.
Warum sollte sich ein Gesunder mit psychischen Krankheiten auskennen? Ich kenne mich ja auch nicht mit vielen Krankheiten aus.
Vorhin bei Netto war ein Mann vor mir an der Kasse, der sagte zum Kassierer und mir, dass er sich freue, dass ab morgen die Tage länger werden. Und dann fing er an von seinen Depressionen und seiner Berentung zu erzählen. Ich würde so etwas niemals fremden Menschen auf die Nase binden. Sowohl der Kassierer als auch ich haben ihn nur angenickt. Da würde ich nie antworten, dass ich auch Depressionen habe, weil mir das viel zu intim vor Fremden ist.

@Windy dann hast du nicht verstanden dass psychische Krankheiten nochmal was anderes sind als die „alltagsproblemchen“ gesunder Menschen. Und es gibt durchaus eine gute und eine schlechte Kindheit. Das macht den Unterschied warum die einen aufgrund von Depressionen jeden Tag kämpfen am Leben zu bleiben während gesunde halt genervt sind von Arbeit und Kindern. Das ist ein sehr großer unterschied.

@Islandfan vielleicht hat er sonst niemanden zum reden und ist sehr einsam ich würde nie jemanden verurteilen der erzählt dass es ihm schlecht geht.

Zitat von Sonnenzauber:
Und es gibt durchaus eine gute und eine schlechte Kindheit. Das macht den Unterschied warum die einen aufgrund von Depressionen

Aha die Kindheit ist also definitiv immer an Depressionen für dich Schuld. Na dann vergisst du aber ziemlich viele Leute, die sich die auch später geholt haben, durch verschiedenste Einflüsse.

Zitat von Sonnenzauber:
@Windy dann hast du nicht verstanden dass psychische Krankheiten nochmal was anderes sind als die „alltagsproblemchen“ gesunder Menschen. Und es gibt durchaus eine gute und eine schlechte Kindheit. Das macht den Unterschied warum die einen aufgrund von Depressionen jeden Tag kämpfen am Leben zu bleiben während ...

Verurteilt habe ich ihn nicht, aber ich selber wäre da nicht der Typ zu.

@Windy klar gibt’s auch die Grundsteine bzw. Veranlagung werden aber meistens in der Kindheit gesetzt. Gibt ja auch viele Menschen, die die gleichen verschiedenen Einflüsse erleben und keine Depressionen bekommen.
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So etwas mache ich definitiv auch nicht Islandfan , das wäre auch mir viel zu Peinlich !

Ich meine beim Umgang oder Sprechen mit normalen Menschen, ehr Alltagssituationen im nahen Umfeld oder das reden mit entsprechenden Freunden und Bekannten.
Viele haben, ganz schnell, einen etwas irritierten Blick drauf oder können meine Ansichten nicht nachvollziehen, was mich wiederum ärgert, obwohl weder Sie noch ich, wirklich etwas dafür können!

Das ist ein ewiger Teufelskreis !

Ich verstehe emotional, wohl selbst nur die Hälft von dem, um das es gerade geht, eben weil ich große Schwierigkeiten damit habe, die Mimik und die Körpersprache anderer Menschen, richtig zu deuten/ lesen. Kein Wunder das es Umgedreht also genauso ist.

Ich bräuchte quasi immer eine dritte Person an meiner Seite die mir sagen kann, in welchem emotionalen Zusammenhang, mein Gegenüber gerade denkt und redet, damit ich dann adäquate darauf reagieren/ eingehen kann !

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Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl
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