Freisein
Hm, ich weiss nicht mein lieber m_eiche, wenn ich das so lese, was du dir alles aufbürdest, dann mach ich mir schon ein bisschen Sorgen um dich. Das Burnout ist ja eigentlich nix Böses, nur eine Warnung, dass man so nicht weitermachen kann.
Was wären denn der Neuanfang? Könnte der dir eine geregelte Arbeit (8h pro Tag) mit genügend Einkommen ermöglichen? Wäre der Neuanfang an und für sich weniger stressig?
Hallo @freisein,
bevor ich auf deine Frage antworte, möchte zum besseren Verständnis für meine aktuelle Situation, ein paar Dinge versuchen such zu beschreiben. Dazu muss ich ein wenig ausholen.
Mein Burnout, also mein diagnostizierter Burnout, mein Zusammenbruch, war im April 2013. Die Ursachen für den Burnout liegen aber zum Teil schon weit vor 2013.
Hm , wie soll ich das beschreiben? Mein Burnout entstand primär aus familiären und in meiner Ehe entstandenen Problemen, dadurch entstandenen beruflichen und dann finanziellen negativen Situation, die immer wieder, aus heutiger Sicht, zu depressiven Schüben führten, meine Arbeitsleistung immer weiter einschränkten und in diese Burnoutspirale führten.
Ich will das hier jetzt nicht noch mal schreiben. Wer möchte kann das in meinem Profil nachlesen unter: Nach langem Zögern neu hier , eingestellt im Kummerforum am 28.08.2015.
Den letzten Text dazu hatte ich am 18.09.1015 eingestellt.
Ich hatte damals geschrieben, dass mein Sohn eine Therapie in einer Tagesklinik gemacht hatte und vor seiner letztmöglichen Klausur in seinem Studium stand. Das war auch wieder so ein Ereignis, das mich vollkommen fertig gemacht hat. Er musste diese Klausur schaffen, um weitermachen zu können.
Mein Sohn hat diese Klausur, dank der Therapie, Gott ( oder wem auch immer ), sei Dank, mit einer Eins bestanden.
Allerdings - seit diesem Zeitpunkt sucht er eine Praktikumstelle für sein Bachelorarbeit - seit einem Jahr.
Meine grauen Haare werden immer mehr.
Auf Grund dieser belastenden Situation, bin ich im Okt. letzten Jahres dann kurzentschlossen, in meiner Not, zum sozial psychiatrischen Dienst. Ich hatte hier ein etwa 2 stündiges Gespräch und die Sozialarbeiterin besorgte mir schon für Nov. einen Termin bei einer Psychologin, den ich aber nicht in Anspruch nahm.
Nach einigem Zögern hab ich mir dann einen neuen Termin geben lassen und bin dann im Februar 2016 zu der Psychologin. Das war eine gute Entscheidung. Ich hab auch mit ihr etwa 2 Std. lang gesprochen, hab ihr chronologisch, von meiner Kindheit bis heute , alle nach meiner Meinung wichtigen und einschneidenden Erlebnisse, Lebensabschnitte, Eindrücke.... geschildert.
Letztendlich waren die Psychologin und ich uns über das Zustandekommen des Burnouts, wie oben beschrieben, einig.
Sie sagte mir, sie halte mich im Grunde genommen für eine starke Persönlichkeit, da ich mich schon in meiner Kindheit mit ganz einschneidenden Erlebnissen auseinandersetzen musste und trotz schon damals auftretender depressiven Schübe, ich mich immer wieder in ein positives Lebensgefühl zurück kämpfen konnte.
Im Grunde genommen hätte ich all die vielen negativen Ereignissen in meinem Leben gut verarbeitet. Ich hatte gelernt, damit zu leben, sie nicht zu vergessen, aber sie auch nicht mein Leben domminieren zu lassen.
Zum eigentlichen Absturz habe dann letztendlich die in den letzten Jahren doch recht große Häufung von extremen Belastungsspitzen geführt, die sich eben in immer schneller auftretenden depressiven Episoden ( das war dann auch ihre Diagnose ) ein Ventil suchten.
Einen ganz ganz lauten Warnschuss habe ich, oder wollte ich nicht(?) wahrhaben. Damals wäre, nach meiner Einschätzung und der der Psychologin, noch Zeit gewesen etwas zu tun um diese Abwärtsspirale zu stoppen.
Aber auch da hab ich gedacht, aus diesem Loch kommst du auch allein wieder raus. Dem war nicht so.
2010:
Die Scheidung von meiner Frau, den Verlust des Hauses, große finanzielle Verluste, die Aufgabe eines zweiten Gewerbes, dass ich 1997 angemeldet hatte, das schmerzhafte Ende einer eigentlich sehr schönen neuen Beziehung, den Suizid eines Freundes...... all das hatte ich einigermaßen überwunden - dachte ich.
Es ging mir relativ gut. Das Geschäft lief gut - Arbeit ohne Ende - die auch wieder Spaß machte.
Und dann kam die Nachricht, dass mein Cousin sich das Leben genommen hatte.----------------------------was keiner wusste, er war seit einiger Zeit wegen eines Burnout in Behandlung.
Dieses Ereignis hat mich sehr mitgenommen, aber es hat mich nicht umgeworfen. Erst auf der Beerdigung fing das ganze Drama an.
Es war eine große Beerdigung, mit über 200 Menschen. Als wir Verwandten am Grab standen, sah ich seinen Sohn da stehen. Ich glaub er war 8 Jahre alt. Ein kleiner blonder Kerl - und dann ging`s los.
Mir fiel diese unglaubliche Ähnlichkeit auf - zu mir - als ich 10 Jahre alt.
Mir wurde fast schlecht, bekam kaum noch Luft. Und dann tauchten diese Bilder auf, die ich zum größten Teil ja kannte, aber immer in meinem Gedächnis unter Verschluss gehalten hatte.
Bilder von meiner kleinen Schwester, von meiner Opa, meiner Oma, meinem Vater und von meiner Mutter,. Als sie noch gesund war, ich hab da nicht so viele Erinnerungen dran, später als sie sehr krank war, an diese fürchterliche Zeit. Bilder von der Beerdigung meines Opas, Bilder von der Beerdigung meiner Mutter. Ein Bild davon, als sie so ruhig und irgendwie zufrieden im Sarg lag - dieses Bild bedrückt mich überhaupt nicht, werde sogar ganz ruhig wenn ich das vor meinem Auge hab.
Bevor ich geboren wurde, hatte meine Mutter eine Fehlgeburt, danach war sie noch zweimal schwanger. Meine beiden Brüder starben beide bei der Geburt, zwei lebensfähige gesunde Jungs. Man war damals, 1951 und 1952 bei uns im Krankenhaus nicht in der Lage mit komplizierten Geburten fertig zu werden. 1955 wurde ich dann geboren, im Uniklinikum.
Im Alter von 6 Jahre passierten dann 3 Dinge. Beim spielen bin ich durch eine Dachluke gefallen und hab mir eine schwere Gehirnerschütterung zugezogen, lag 3 Wochen im Krankenhaus. 2 Wochen nach der Entlassung bekam ich eine eitrige Mandelentzündung und die Mandeln wurden entfernt. Es ging mir aber immer schlechter und war kurze Zeit später wieder im Krankenhaus mit Masern, hab dann auch nochmal 3 Wochen im Krankenhaus gelegen.
Ich weiß das alles zum größten Teil aus Erzählungen meines Vaters und meiner Großmutter. Sie sagte mir mal unter Tränen : mein Gott, du wärst uns fast weggegangen
Ich hatte wohl unglaublich abgenommen und hing zeitweise nur am Tropf.
Im gleichen Jahr wurde meine Schwester geboren, gesund und munter. Als sie etwas älter als ein Jahr alt war, kam es in ihrem Zimmer zu einem Schwelbrand, eine Gardine hatte in einer Höhensonne ( Heizlüfter ) Feuer gefangen. Meine Schwester ist erstickt.
Meine Mutter hatte sich dafür die Schuld gegeben und das alles nicht verkraftet, hatte angefangen zu trinken, wurde Alk., war häufig im Krankenhaus und in der Psychiatrie.
Als ich 9 Jahre alt war, starb mein Großvater an Krebs. Er war ein ganz lieber Mensch gewesen und meine Mutter hatte den nächsten Schlag bekommen.
Ein Jahr später hat sich meine Mutter das Leben genommen.
Zurück zur Beerdigung meines Cousins.
Ich bin dann auf der Beerdigung weinend zusammengebrochen, kannte mich selbst nicht mehr, konnte mich überhaupt nicht beruhigen.
Meine Stiefmutter und meine beiden Stiefbrüder wussten überhaupt nicht was los war. Ich hab ihnen später erzählt was da mit mir passiert war.
Ich hab damals eine ganze Zeit gebraucht um mit dem, was da auf der Beerdigung geschehen war, klarzukommen.
Ich wusste ja was in meiner Kindheit passiert war, hab immer mal wieder, wenn´s mir schlecht ging, diese Bilder, vor allem von meiner Mutter, von Alk. und Tabletten gezeichnet, mir vors Auge geholt.
Ich hab zu der Psychologin gesagt, dass ich glaube, dass ich mir diese Bilder immer in solchen Situationen anschaue, eben wenn´s mir schlecht geht, um mich noch weiter runter zu ziehen, wahrscheinlich um mich selber zu bedauern, mir selbst leid zu tun.
Ich hab nach der Beerdigung wohl weiter gearbeitet, aber es war alles irgendwie anders. Lustlos, vergesslich, immerzu grübelnd, schlecht gelaunt weinerlich, meistens ohne Anlass. Damals fing, glaube ich heute, der eigentliche Burnout an, der dann 2013 im Zusammenbruch das heftigste Alarmzeichen gab - es geht nicht mehr.
Tut mir leid, wenn ich hier jetzt so lang über mich geschrieben habe, aber ich hab hier schon so oft gesessen und wollte das mal schreiben, irgendwie loswerden, und konnte es dann doch nicht. Heute geht es mir einigermaßen gut und die Schreiberei zieht mich mal nicht runter.
So Freisein, jetzt doch noch zu deiner Frage.
Bei der Option, von der ich schrieb, die mein Leben wohl radikal verändern könnte, handelt es tatsächlich um eine feste, unbefristete Anstellung mit einem wirklich guten Gehalt, geregeltem und großzügigem Urlaub.
Ein Problem ist allerdings, dass ich 500 km umziehen müsste.
Boah, ich bin im Moment ziemlich platt. Ich werd später mehr dazu schreiben.
Hallo @cati,
danke der Nachfrage.
ja die Woche war wie immer anstrengend, aber lief einigermaßen rund und ich hab auch in meiner Werkstatt einiges fertig bekommen.
Am Mittwoch war meine Tochter mit ihrem Freund auf einen Kurzbesuch bei mir, waren auf der Durchreise Richtung Berlin. Waren nur 3 Std., aber super.
Wochenende war o.k. hab viel geschlafen, gelesen und mit meinen Hunden gelaufen., mit meinem Sohn gekocht.
Heute begann wieder die ganz normale Wochentretmühle.
Ich wünsch dir auch eine gute Woche
Eine kurze Zusammenfassung: