Ich war seinerzeit in einer ähnlichen Situation, vielleicht hilft es jemandem:
Als es mit meiner Angststörung (Panikattacken, Derealisation, Daueranngst usw.) angefangen hat, habe ich mich zuerst etwa 1 Jahr damit rumgequält ohne genau zu wissen was mir eigentlich fehlt. Krankenhaus oder gar Psychiatrie waren für mich absolut undenkbar!
An irgendeinem Abend Ende Oktober 2007 bekam ich plötzlich dermassen Angst, wie ich das vorher (und auch nachher) nie wieder gespürt habe. Ich hatte zu dem Zeitpunkt schon alles mögliche versucht, war körperlich durchuntersucht und wusste nicht mehr was ich noch tun soll.
An diesem Abend saß die Angst vor allem im Bauch, ein fürchterliches Gefühl breitete sich von dort aus und ich war nicht mehr in der Lage zu sprechen, zu stehen oder gar zu gehen. Ich konnte mich nur noch auf dem Boden krümmen und stöhnen und muss einen schrecklichen Anblick geboten haben. Ich hatte keine Schmerzen, sondern nur Angst.
In dem Moment kam mit das Bild vor Augen, wie ich das Ganze jetzt beenden könnte (ich will das nicht genauer beschreiben). Das schlimmste daran war, dass ich nur meine Angst los werden wollte.
Ich wollte nicht sterben. Ich wollte nur keine Angst mehr haben.
Und der Gedanke, dass das nur noch durch den Tod möglich ist, war erschreckend rational. Ich habe A probiert, ich habe B probiert .. jetzt bleibt nur C.
Das hat mich irgendwie wieder etwas zur Besinnung gebracht und keine Stunde später hat mich meine Freundin ins Krankenhaus gebracht und ich habe mich dort selbst in die Psychiatrie einweisen lassen.
Ich werde nie den Moment vergessen, als die Tür sich geschlossen und meine Freundin - selbst fix und fertig - gegangen ist.
Aber diese erste Nacht dort war unfassbar erholsam weil ich zum ersten mal seit Monaten die ganze Last die ich mit mir selbst hatte ablegen konnte. Ich konnte die Verantwortung für mich selbst für eine gewisse Zeit in erfahrene Hände legen und mich fallen lassen.
Dieser Abend war der Neuanfang in meinem Leben, der für mich das vorher und nachher markiert.
Noch heute bin ich den Ärzten, Pflegern und auch Mitpatienten unendlich dankbar, dass ich diese Entscheidung nicht bereuen musste.
Ich bin zwei Wochen dort geblieben und denke heute noch manchmal daran und die darauf folgenden 8 Wochen Tagesklinik zurück. Und zwar nicht ängstlich oder traurig, sondern mit Dankbarkeit und mit guten Erinnerungen.
Ich kann jedem der sich Gedanken macht sich ggf. in einer Notsituation einweisen zu lassen nur raten, sich vielleicht schon mal eine gute Klinik zu suchen. Es muss ja nicht soweit kommen, aber wenn doch, hat man einen Plan.
Ich wusste an dem Abend gar nicht in welches KH mich meine Freundin eigentlich bringt. Ich war damals nicht in der Lage (und auch nicht willens, s. o.) mich vorab darum zu kümmern, aber mein Freundin hatte das schon getan und die richtige Wahl getroffen.
26.10.2022 23:37 •
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