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Hallo zusammen,

ich möchte einfach mal meinen Weg mit meiner Depression erzählen und meine Erfahrungen die ich damit gemacht habe. Auch möchte ich mal meine Theorie diskutieren, in der Hoffnung das jemand ähnliche Erfahrungen gemacht hat und man sich austauschen kann.

Ich will gar nicht zu weit ausholen, ich bin eigentlich recht behütet aufgewachsen, keine schlimme Beziehung zu meinen Eltern (nur das übliche Gezanke). In meiner Jugend und Reifephase habe ich sehr viel Zeit vor dem Computer verbracht, was ich zwar bereue aber es nicht ändern kann. Ich denke bis heute, dass daher meine Depressionen kommen.

Dass mein Problem Depression ist, habe ich hier im Forum vor noch nicht allzu langer Zeit erfahren / durch Selbstreflexion erforscht. Vorher dachte ich immer, dass ich nur sehr schüchtern bin und eine soziale Phobie habe. Nun möchte ich aber die Zeiten schildern, in denen meine Depression geheilt waren und darüber möchte ich gerne mit euch diskutieren. Ich habe schon sehr viele Sachen ausprobiert um meine Probleme zu lösen. Sei es Meditation, Yoga, Gedanken zum positiven Verändern, Verhaltenstherapie, silent subliminals, johanniskraut, Lavera usw. usw.. Teilweise dachte ich mir es hilft, aber meiner Meinung nach setzt das alles nicht am richtigen Punkt an.

Das erste mal als meine Depressionen plötzlich weg waren, war nachdem ich 1 Woche in Schweden war. Hier war ich voll in der Natur, was mir richtig gut gefallen hat. Zu der Zeit wusste ich noch nicht einmal, dass mein Problem die Depression ist, aber ohne irgendwelche Therapien zu machen, war meine Depression plötzlich weg. Dieses plötzliche Verschwinden der Depression konnte ich dann noch einige male sehen, als ich einfach so durch den Wald spaziert bin. Ich habe an nichts besonders positives Gedacht oder versucht meine Depressionen zu bekämpfen. Ich musste einfach nur 5 Minuten durch den Wald gehen und plötzlich war die Depression für ein paar Stunden bis Tage einfach weg. Teilweise musste ich einfach nur durch eine Straße im Wald fahren. Leider ging das aber irgendwann auch nicht mehr.

Die zweite große Situation war dann innerhalb von 1 Monat bevor ich wieder in den Norden längere Zeit Urlaub machte. In diesem ganzen Monat waren die Depressionen wieder wie weggeblasen, obwohl ich nicht versucht habe mein Denken positiv zu verändern oder ähnliches. Ich habe mich einfach auf diese Zeit gefreut weil ich wusste, dass ich meine Probleme so in den Griff bekomme.

In dieser Zeit war ich von meinen Depressionen geheilt, ich musste nicht besonders positiv Denken oder sowas. Ich habe einfach wie ein normaler nicht-depressiver Mensch gedacht und gehandelt. Irgendwann war dieser Effekt dann auch urplötzlich wie er gekommen ist, wieder weg. Da war ich quasi wie 2 verschiedene Personen. Das hatte nichts damit zu tun ob ich meine Krankheit akzeptiert habe, wie ich gedacht habe oder sonstiges. Es hat nur gezählt dass ich in der Natur war und der Rest hat sich komplett im Unterbewusstsein abgespielt.

Nun leitet sich daraus meine These ab:
Ich finde es nicht sinnvoll in jeder Situation zu versuchen seine Gedanken zum positiven zu verändern. Auf diese Weise ist das Gehirn immer nur mit diesen vermeintlich positiven Gedanken beschäftigt. Normalerweise sollte das Gehirn aber frei bleiben und empfänglich für alle Ideen und Gefühle die so aufkommen. Wenn man immer nur versucht positiv zu denken, blockiert man meiner Meinung nach das Denken komplett und man verschlimmert seine Probleme nur.

Durch die Erlebnisse in Schweden glaube ich, dass sich durch den Urlaub positive Denkweisen in Verbindung mit der Natur im Gehirn gebildet haben. Ganz ohne, dass ich aktiv daran denken musste. Dadurch hat das Gehirn ohne mein Zutun in der Natur Glücksgefühle gebildet, völlig unterbewusst. Das ganze war einfach automatisch weil ich mich sehr wohl in der Natur gefühlt habe. Ob man nun depressiv ist oder glücklich, hängt ganz allein von seiner Vernetzung im Gehirn ab.

Nun wäre die Lösung für Depressionen das Gehirn für bestimmte Situationen positiv zu vernetzen. Dann geht man in diese Situation und das Gehirn schüttet Glücksgefühle aus. Ich denke also, dass Depressionen darauf zurückzuführen sind, dass das Gehirn einfach nicht mehr positiv vernetzt ist für Situationen. Manche würden denken so einfach ist das nicht, aber ich denke schon dass es darauf zurückzuführen ist. Wir können mit dem bewussten Denken nicht steuern ob wir glücklich oder depressiv sind. Das alles entscheidet sich im Unterbewusstsein. Dort ist entscheidend, was wir gelernt haben und wie unsere Synapsen vernetzt sind.

Jetzt kommt die 1 Millionen Euro Frage: Wie vernetzt man sein Gehirn so positiv dass in diesen Situationen Glücksgefühle ausgeschüttet werden.

Ich habe bislang 3 Theorien:

1. In dieser Situation sich völlig dahingehen lassen. Nicht an seine ganzen Probleme denken, nichts verändern. Nur den aktuellen Moment und seine Schönheit genießen, ohne an gleich zu denken (soweit ich weiß kommt diese Denkweise wie im Zen-Buddismus vor)

2. In ruhigen Situationen positiv von der Situation denken. Sich vorstellen wie schön diese Situation ist mit all seinen positiven Aspekten und vorstellen wie glücklich man in dieser Situation ist. Sehr gut soll für solche Vorstellungen auch kurz vor dem Schlafengehen sein, da so besonders viele Verbindungen im Gehirn gebildet werden.

3. Diese Situation (z.B. in Natur) so assoziieren, dass der Wald alle Probleme aus einem raus zieht und damit die Glücksgefühle kommen.

So das war jetzt ein ganz schön langer Text aber das ist meine Theorie und ich würde gerne mal Meinungen von Leidensgenossen hören. Vielleicht habt ihr ja schon ähnliche Erfahrungen gemacht und könnt mir weiterhelfen

Vielen lieben Dank für eure Mühe

Mark

27.03.2018 16:49 • 28.03.2018 x 1 #1


10 Antworten ↓


Zitat von Mark28:
Diese Situation (z.B. in Natur) so assoziieren, dass der Wald alle Probleme aus einem raus zieht und damit die Glücksgefühle kommen.

Das klingt jetzt wahrscheinlich so als würd ich Deine These ins Lächerliche ziehen wollen, das will ich nicht !
Dein Beitrag gefällt mir weil sehr sachlich und trotzdem verständlich formuliert.
ABER, wenn das alles so einfach wäre, für jeden Depressiven etwas zu finden was die Depression aus ihm einfach raus holt, dann gäbe es bald Waldspaziergang von Ratiopharm auf Rezept. Leider ist es nicht so dass es bei jedem anschlägt. Wenn ich wieder depressiv bin (ich leide seit 26 Jahren bewusst an Depressionen, wahrscheinlich schon länger!), und wenn ich meine Schübe habe dann hilft eigentlich gar nix.
Sehr gut ist, wenn das bei Dir funktioniert, aber von mir kenn ich das anders. Und wenn ich so lese, wie der ein oder andere hier aus dem Forum in seiner Depressionen gefangen ist, dann scheint es wohl vielen so zu gehen.
Trotzdem danke für Deinen Beitrag - sehr lesenswert und vor Allem nachdenkenswert.

A


Mein Weg mit der Depression und was ich bisher lernte

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Zitat von Blankenaise:
wenn ich meine Schübe habe dann hilft eigentlich gar nix


Das kann ich nur bestätigen.

Der Bericht ist super und es ist was dran. Man sagt ja, man soll immer positiv denken. Ich versuch' es auch, aber dann kommt immer das gruebeln wieder, wann geht es vorbei, wie soll es weitergehen etc. Ich habe das Gefuehl, mein Koerper ist taub und mein gehirn leer, da ist das sehr schwer. Schoen, dass es fuer Dich klappt.

Zitat von Mark28:
Hallo zusammen,

ich möchte einfach mal meinen Weg mit meiner Depression erzählen und meine Erfahrungen die ich damit gemacht habe. Auch möchte ich mal meine Theorie diskutieren, in der Hoffnung das jemand ähnliche Erfahrungen gemacht hat und man sich austauschen kann.

Ich will gar nicht zu weit ausholen, ich bin eigentlich recht behütet aufgewachsen, keine schlimme Beziehung zu meinen Eltern (nur das übliche Gezanke). In meiner Jugend und Reifephase habe ich sehr viel Zeit vor dem Computer verbracht, was ich zwar bereue aber es nicht ändern kann. Ich denke bis heute, dass daher meine Depressionen kommen.

Dass mein Problem Depression ist, habe ich hier im Forum vor noch nicht allzu langer Zeit erfahren / durch Selbstreflexion erforscht. Vorher dachte ich immer, dass ich nur sehr schüchtern bin und eine soziale Phobie habe. Nun möchte ich aber die Zeiten schildern, in denen meine Depression geheilt waren und darüber möchte ich gerne mit euch diskutieren. Ich habe schon sehr viele Sachen ausprobiert um meine Probleme zu lösen. Sei es Meditation, Yoga, Gedanken zum positiven Verändern, Verhaltenstherapie, silent subliminals, johanniskraut, Lavera usw. usw.. Teilweise dachte ich mir es hilft, aber meiner Meinung nach setzt das alles nicht am richtigen Punkt an.

Das erste mal als meine Depressionen plötzlich weg waren, war nachdem ich 1 Woche in Schweden war. Hier war ich voll in der Natur, was mir richtig gut gefallen hat. Zu der Zeit wusste ich noch nicht einmal, dass mein Problem die Depression ist, aber ohne irgendwelche Therapien zu machen, war meine Depression plötzlich weg. Dieses plötzliche Verschwinden der Depression konnte ich dann noch einige male sehen, als ich einfach so durch den Wald spaziert bin. Ich habe an nichts besonders positives Gedacht oder versucht meine Depressionen zu bekämpfen. Ich musste einfach nur 5 Minuten durch den Wald gehen und plötzlich war die Depression für ein paar Stunden bis Tage einfach weg. Teilweise musste ich einfach nur durch eine Straße im Wald fahren. Leider ging das aber irgendwann auch nicht mehr.

Die zweite große Situation war dann innerhalb von 1 Monat bevor ich wieder in den Norden längere Zeit Urlaub machte. In diesem ganzen Monat waren die Depressionen wieder wie weggeblasen, obwohl ich nicht versucht habe mein Denken positiv zu verändern oder ähnliches. Ich habe mich einfach auf diese Zeit gefreut weil ich wusste, dass ich meine Probleme so in den Griff bekomme.

In dieser Zeit war ich von meinen Depressionen geheilt, ich musste nicht besonders positiv Denken oder sowas. Ich habe einfach wie ein normaler nicht-depressiver Mensch gedacht und gehandelt. Irgendwann war dieser Effekt dann auch urplötzlich wie er gekommen ist, wieder weg. Da war ich quasi wie 2 verschiedene Personen. Das hatte nichts damit zu tun ob ich meine Krankheit akzeptiert habe, wie ich gedacht habe oder sonstiges. Es hat nur gezählt dass ich in der Natur war und der Rest hat sich komplett im Unterbewusstsein abgespielt.

Nun leitet sich daraus meine These ab:
Ich finde es nicht sinnvoll in jeder Situation zu versuchen seine Gedanken zum positiven zu verändern. Auf diese Weise ist das Gehirn immer nur mit diesen vermeintlich positiven Gedanken beschäftigt. Normalerweise sollte das Gehirn aber frei bleiben und empfänglich für alle Ideen und Gefühle die so aufkommen. Wenn man immer nur versucht positiv zu denken, blockiert man meiner Meinung nach das Denken komplett und man verschlimmert seine Probleme nur.

Durch die Erlebnisse in Schweden glaube ich, dass sich durch den Urlaub positive Denkweisen in Verbindung mit der Natur im Gehirn gebildet haben. Ganz ohne, dass ich aktiv daran denken musste. Dadurch hat das Gehirn ohne mein Zutun in der Natur Glücksgefühle gebildet, völlig unterbewusst. Das ganze war einfach automatisch weil ich mich sehr wohl in der Natur gefühlt habe. Ob man nun depressiv ist oder glücklich, hängt ganz allein von seiner Vernetzung im Gehirn ab.

Nun wäre die Lösung für Depressionen das Gehirn für bestimmte Situationen positiv zu vernetzen. Dann geht man in diese Situation und das Gehirn schüttet Glücksgefühle aus. Ich denke also, dass Depressionen darauf zurückzuführen sind, dass das Gehirn einfach nicht mehr positiv vernetzt ist für Situationen. Manche würden denken so einfach ist das nicht, aber ich denke schon dass es darauf zurückzuführen ist. Wir können mit dem bewussten Denken nicht steuern ob wir glücklich oder depressiv sind. Das alles entscheidet sich im Unterbewusstsein. Dort ist entscheidend, was wir gelernt haben und wie unsere Synapsen vernetzt sind.

Jetzt kommt die 1 Millionen Euro Frage: Wie vernetzt man sein Gehirn so positiv dass in diesen Situationen Glücksgefühle ausgeschüttet werden.

Ich habe bislang 3 Theorien:

1. In dieser Situation sich völlig dahingehen lassen. Nicht an seine ganzen Probleme denken, nichts verändern. Nur den aktuellen Moment und seine Schönheit genießen, ohne an gleich zu denken (soweit ich weiß kommt diese Denkweise wie im Zen-Buddismus vor)

2. In ruhigen Situationen positiv von der Situation denken. Sich vorstellen wie schön diese Situation ist mit all seinen positiven Aspekten und vorstellen wie glücklich man in dieser Situation ist. Sehr gut soll für solche Vorstellungen auch kurz vor dem Schlafengehen sein, da so besonders viele Verbindungen im Gehirn gebildet werden.

3. Diese Situation (z.B. in Natur) so assoziieren, dass der Wald alle Probleme aus einem raus zieht und damit die Glücksgefühle kommen.

So das war jetzt ein ganz schön langer Text aber das ist meine Theorie und ich würde gerne mal Meinungen von Leidensgenossen hören. Vielleicht habt ihr ja schon ähnliche Erfahrungen gemacht und könnt mir weiterhelfen

Vielen lieben Dank für eure Mühe

Mark


Ich finde deinen Beitrag sehr gut..
Ich leide auch immer wieder unter schweren depressiven Episoden..
Medikamente und so weiter helfen mir nicht...
Und ich kann nur bestätigen dass es oftmals die einfachen Dinge sind wo dann auf einmal die Depression auch wenn die kurzzeitig verschwunden ist gar nicht versteht warum jetzt auf einmal...
Deine Theorie mit dem Verknüpfungen finde ich auch sehr interessant ich glaube auch dass das sogar stimmt.
Liebe Grüße Lina

Lina, wie kommst Du denn aus den Depressionen ohne AD's raus?

Zitat von portugal:
Lina, wie kommst Du denn aus den Depressionen ohne AD's raus?


Das passiert von allein...
Nach vielen Monaten.
Natürlich unterstütze ich mich mit Meditation Theraphie usw .

Klasse - und kannst Du waehrend der Depression arbeiten und ganz alltaegliche Dinge machen?

Zitat von portugal:
Klasse - und kannst Du waehrend der Depression arbeiten und ganz alltaegliche Dinge machen?



Nein am Anfang auf gar keinen Fall...
Dann wird es etwas besser und ich mach nach und nach wieder mehr...
Also ich hab schon Antrieb bei meinen Depressionen aber alle anderen Symptome habe ich besonders schlimm auszuhalten ist für mich die Traurigkeit und Sinnlosigkeit und das ich null Freude dann empfinden kann...

Blankenaise hat geschrieben:
wenn ich meine Schübe habe dann hilft eigentlich gar nix


Zitat von evelinchen:

Das kann ich nur bestätigen.


Ich leider auch.

Danke erstmal für eure Meinungen und Beiträge!

Ich bin leider auch kein Experte sondern nur jemand der versucht mit seinen Problemem klar zu kommen. Ihr kennt es ja, dass man Tag und Nacht darüber nachdenkt was mit einem nicht stimmt.
Das sind so die Erkentnisse die ich bisher gewinnen konnte, die mir ab besten geholfen haben.

Leider hilft bei mir auch kein Spaziergang durch den Wald oder ähnliches im Moment nicht mehr. Deswegen versuche ich wieder die positiven Erlebnisse mit der Natur zu verbinden, so wie es zwischenzeitlich mal war. Wie beschrieben habe ich hier auch noch kein pauschales Allgemeinrezept gefunden aber ich bleibe dran und probiere alles mögliche weiter.
Vielleicht finde ich irgendwann den richtigen Weg, ich wünsche euch alles gute auf eurem Weg

A


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Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl
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