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Hallo, ich bin neu hier und freue mich auf den Austausch mit euch.
Ich bin sehr verzweifelt. Ich habe Depression und zur Zeit geht es mir so schlecht, dass ich diesen Zustand kaum aushalten kann. Ich bin auch in Therapie, aber bis jetzt gibt es da noch nicht wirklich Erfolge.

Der Zustand hat sich verschlimmert, seit dem ich einen bestimmten Menschen loslassen musste. Das tut weh, aber ich kann nicht einfach Loslassen, ich hänge so in der Vergangenheit fest und wünsche mir sehnlichst die Zeit zurück. Es war wie ein Zufluchtsort für mich. Wir teilten die gleichen Gedanken, hatten so viele gemeinsame Interessen, wir hatten den selben Lieblingsmusiker, machten zusammen Musik. Jetzt ist er fort und ich habe ihn insgesamt auch nur viermal gesehen. Es fühlt sich jedoch schmerzhaft an, weil die Zeit mit ihm so vertraut war und es mir zumindest für einen gewissen Zeitraum besser ging. Wir waren auch kein Paar oder so, aber irgendeine Bindung war da und ich fand unsere Begegnung sehr besonders. Wir hatten eine längere Zeit auch mal keinen Kontakt, da er bei seiner Familie im Ausland war. Ich hab auch gemerkt, dass das Interesse dann im späteren Verlauf auch nicht mehr allzu groß war seinerseits, was mir irgendwie sagte, dass ich ihm gar nicht viel bedeute. Aber am Anfang wirkte er da nicht so. Wie auch immer, es gibt eigentlich schon ein paar Punkte die mich an ihm störten und wo ich mir sage, das ist nicht okay. Aber ich war trotzdem extrem traurig, als ich wusste ich sehe ihn jetzt das letzte mal. Ich spürte, dass das irgendwie nicht das komplette Ende ist und wir uns wiedersehen werden, aber die Erinnerungen plagen mich so sehr, dass ich mich am liebsten dahin zurückbringen würde wenn ich könnte. Nostalgie ist ja auch was Schönes, aber es kann auch gefährlich werden, wenn man sich so daran festhält. Es gelingt mir nicht mich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren, ich lebe nur noch in der Vergangenheit. Außerdem halte ich mich an Kleinigkeiten fest, die sich sowieso nicht ändern lassen, aber sie zermürben mich. Es ist schwierig diese Gedanken mit anderen zu teilen, weil andere das nicht wirklich verstehen können. Aber ich zerdenke alles und das macht mich krank. Hinzu kommen noch Selbstvorwürfe und ich verurteile mich über Dinge in der Vergangenheit die ich getan habe, obwohl es nichts Schlimmes ist, aber sich für mich schlimm anfühlt. Es gibt vieles was mich unheimlich triggert und diese Trigger kommen immer wieder und rauben mir jede Menge Energie.

Jedenfalls fühle ich mich jetzt noch bedrückter, weil ich es vermisse bei ihm zu sein. Bei dem Gedanken ihn nie wiederzusehen, könnte ich losheulen und nein ich war nicht verliebt, aber da war so eine emotionale Bindung und einige Besonderheiten, die ich in der Form wohl nicht wieder finden werde. Das erste Treffen war wie ein Traum und ich konnte nicht fassen was ich da erlebte. Daran halte ich mich fest, was ein großes Problem darstellt. Ich denke, das mir sowas Besonderes nie wieder erfährt. Unsere Zeit war viel zu kurz. Auch wenn ich wusste, dass er irgendwann weg geht, schmerzte es total als es dann soweit war.

Es ist sicher schwer für andere nachzuvollziehen, aber ich will mit dieser Situation einfach nicht alleine sein. Vielleicht habt ihr ja ein paar Tipps wie ich damit umgehen kann?

Vielen Dank schon mal, auch für die Zeit die ihr euch genommen habt den Text zu lesen.

07.03.2024 22:37 • 10.03.2024 x 2 #1


11 Antworten ↓


@Elli510 Liebe Elli du sprichst mir quasi aus der Seele. Seit einem Jahr bin ich genau in dem gleichen Zustand wie du. Ich kann die Vergangenheit nicht los lassen und stecke tief drin. Es geht da auch um einen Menschen wo das erste Treffen einfach magisch war und dachte endlich habe ich ihn gefunden. Loslassen fällt mir schwer bis hin zu gar nicht. Ich habe leider keine Lösung gefunden aber will dir nur sagen du bist nicht allein

A


Loslassen von Vergangenheit und Akzeptanz lernen

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@Elli510 hört sich auch komplett nach mir an.
Bei mir ist es nur so, dass diese Person immer noch in meinem Leben ist. Am Anfang hatte ich das Gefühl, dass er sich für mich interessiert und ich ihm vielleicht etwas bedeute. Es war wirklich ein bisschen so als hätten wir eine besondere Verbindung. Dann wurde er immer distanzierter und damit kam ich gar nicht klar. Habe dann die Schuld bei mir gesucht.
Ich kann auch nicht loslassen und hänge sehr an der Vergangenheit.
Also ich denke, es handelt sich um emotionale Abhängigkeit. Zu Anfang scheint die Person perfekt zu sein und man sieht nur das Gute. Wenn man nach einer Zeit auch die nicht so guten Seiten des Menschen sieht, möchte man es nicht wahrhaben. Man möchte die Illusion irgendwie aufrecht erhalten, wegen der guten Gefühle, die einem diese Person gegeben hat.
Wenn man sonst im Leben kaum etwas hat, was einem solche guten Gefühle gibt, wie zb. Sicherheit oder Halt, dann wird man quasi abhängig von dieser Person, weil man denkt, man kann ohne diese Person nicht diese Gefühle bekommen.
Die Lösung wäre hier, sich das, was einem diese Person gegeben hat, auf anderen Wegen selbst zu geben. Auf sich selbst achten, sich in Selbstliebe üben, für sich selbst da sein...
Wenn man sich selbst innerlich gut fühlt und man mit sich selbst im Reinen ist, dann wird man nicht mehr abhängig von anderen Menschen und davon, was diese einem geben.
Man muss sich auch klar machen, dass man sich damit extrem selbst weh tut, wenn man nur in der Vergangenheit lebt und nicht los lässt.
Diese Person an der man hängt, verschwendet bestimmt keinen einzigen Gedanken an einen, während man selbst an nichts anderes mehr denken kann. Vielleicht hilft das einem auch irgendwie loszulassen.
Es ist nur leider alles einfacher gesagt als getan. Ich kämpfe zur Zeit auch sehr mit mir und möchte gerne die Zeit zurückdrehen.
Aber es bleibt einem am Ende nichts anderes übrig, als es zu akzeptieren und weiterzumachen.

Zitat von Elli510:
Hallo, ich bin neu hier und freue mich auf den Austausch mit euch. Ich bin sehr verzweifelt. Ich habe Depression und zur Zeit geht es mir so ...

Vielleicht würde es dir helfen die Beziehung quasi
Umgekehrt zu betrachten.

Ihr bewusst den Zauber
zu entziehen


Fange ganz bewusst an zu gucken was nicht toll war. Iwas gibt es da. Und wenn es das zurück ziehen ist.

Sehe bewusst das du dich bemüht hast und nichts geblieben ist.
Drehe es um . Ich denke das wird helfen.
Das heißt das du innerlich mit der Zeit auf Abstand gehst.
Und gehe raus ganz bewusst und schaue offen.
Wenn die Sonne scheint. Die Vögel zwitschern. Stück für Stück immer ein kleines bisschen

Ich weiß nicht, ob das hier jemand hilft, aber auch als Mann kann man genau diese Gefühle erleben. Die Menschen schreiben Dir nach eigentlich guten Kontakten von einem Moment auf den nächsten nicht mehr, auch Frauen können so sein. Gerade virtuell nimmt man die Bekanntschaft nur noch so, wenn man es gerade braucht und wenn es passt. Ich hatte mal eine gute Bekannte, die immer wenn sie Urlaub hatte und dann auch sofort lange mit mir schreiben wollte und dann meinte, dass es immer so wäre als ob es gar keine Pause geben würde. Nach einem halben Jahr habe ich geschrieben, dass es schon mal schön wäre, wenn sie mal antworten würde, weil auch ich gerne mal angeschrieben werden würde. Das fand sie so schlimm, dass sie alles gelöscht hat. Komme mir manchmal vor wie eine App, die man nur nutzt, wenn es passt und bei jeder menschlichen Regung deinstalliert. Wir sind. Menschen und wenn wir verletzt werden in den Gefühlen, dann sollten wir dies den betreffenden Personen mitteilen. Ich habe dadurch bessere Kontakte als früher, denn manche sind geblieben.

@Britta35
Danke für deine Nachricht. Es tröstet mich ein bisschen wenn ich nicht allein damit bin. Trotzdem tut es mir leid zu hören, dass du auch so damit zu kämpfen hast. Loslassen ist nun mal ein unglaublich schwerer Prozess. Vielleicht hilft es uns neue Erfahrungen zu sammeln und neue Menschen kennenzulernen, auf sich zu fokussieren und darauf was man noch alles erreichen kann und möchte.

Ganz viel Kraft!

@Elli510 Hast Du ihm überhaupt mal gesagt, wie Du für ihn empfindest? Ich lasse Menschen in Ruhe, wenn ich das Gefühl habe, dass diese nicht interessiert sind. Vielleicht kam bei ihm gar nicht an, dass Du ihn magst? Vielleicht ist er nur schüchtern gewesen.

@Lisa95
Danke für deinen ausführlichen Text. Interessant, dass deine Geschichte meiner so ähnelt. Dass es auch anderen so geht, tröstet mich natürlich, dennoch tut es mir leid dass du auch so eine Erfahrung durchmachen musstest...
Ich stimme dir voll und ganz zu, das was du da beschreibst, spiegelt meine Gedanken wider. Gerade das was Selbstliebe betrifft. Vielleicht sollten wir wirklich anfangen uns das zu geben, was wir von der anderen Person erwarten, aber nicht bekommen haben. Emotionale Abhängigkeit kann natürlich auch ein großes Thema sein.
Es ist logisch, dass nichts anderes geht als das Ganze zu akzeptieren. Es ist nur super schwer. Aber mit der Zeit schaffen wir es hoffentlich davon wegzukommen. Vielleicht durch neue Erfahrungen die wir machen und vielleicht hilft es uns dabei immer mehr das Alte ein Stück weit loszulassen. Fällt dir das Ganze besonders schwer weil er noch in deinem Leben ist? Würde mich mal interessieren.

Viel Kraft dir

@oli3000 Danke für das Teilen deiner Erfahrung. Das ist natürlich bitter. Man kann nie wissen was passiert. Und am Ende kann man immer enttäuscht werden. Aber dafür ist es gut, dass du deine Gefühle mitteilst und sagst was dir nicht passt, auch dass du jetzt bessere Kontakte hast ist toll. Menschen lassen, die nicht interessiert sind ist richtig, aber schwierig für andere manchmal. Auch für mich.

Ich habe schon mal angesprochen, was mich störte aber auch nur kurz und ich habe ihm nicht rüber gebracht was ich fühle, ich habe ja auch keine Gefühle entwickelt. Das ist das paradoxe daran, aber dennoch war da eine sehr besondere Bindung zu ihm. Schüchtern war er definitiv nicht, er hat wahrscheinlich der Begegnung nicht so viel Bedeutung beigemessen wie ich, weil er auch ein ganz anderer Typ ist wahrscheinlich.

Danke für deine Nachricht.

@Elli510 Ich war früher immer so, dass ich Kontakte nicht aufgeben wollte und noch mal nachgefragt habe, aber das war immer enttäuschend und irgendwann macht man das dann nicht mehr und ist auch nicht mehr so offen für neue Menschen, weil man nicht möchte, dass man noch mal das Gleiche erlebt. Ich versuche jetzt mit den Kontakten Spaß zu haben und dass die auch Spaß haben, dann hatte man wenigstens eine gute Zeit zusammen und wenn es vorbei ist ist es eben so. Fällt mir aber auch extrem schwer. Weil ich gerne lang haltende Kontakte haben würde. Ein paar habe ich und das ist schön!

Zitat von Elli510:
Fällt dir das Ganze besonders schwer weil er noch in deinem Leben ist?

JAAAA! Seeehr schwer. Wir arbeiten zusammen, das ist das Problem. Sonst hätte ich mich schon viel eher von ihm lösen können, aber wenn man sich dann so oft sieht, kommt man auch nicht wirklich los von der Person.
Die Gedanken und Gefühle sind immer präsent. Bald werde ich aber den Job wechseln und dann wird es hoffentlich besser.

Willkommen Elli,
Zitat von Elli510:
Bei dem Gedanken ihn nie wiederzusehen, könnte ich losheulen und nein ich war nicht verliebt, aber da war so eine emotionale Bindung und einige Besonderheiten, die ich in der Form wohl nicht wieder finden werde.

Wer unsere Idee bzw. Illusion von absoluter Entsprechung weitgehend erfüllt, läuft Gefahr als Identitätsschablone missbraucht zu werden. Sofern er das erkannt hat, wäre das eine plausible Erklärung für seinen Rückzug.
Zitat von Elli510:
Das erste Treffen war wie ein Traum und ich konnte nicht fassen was ich da erlebte. Daran halte ich mich fest, was ein großes Problem darstellt.

Idealvorstellungen können subjektives Mangelempfinden kompensieren. Ich bin sogar der Ansicht, dass diese (meist unbewusste) Strategie sehr verbreitet ist.
Gut ist, dass Du nun nicht im Leid versinkst, sondern Dir über die Logik des leidhaften Empfindens Gedanken machst.
Vielleicht kannst Du versuchen, ihn als etabliertes Symbol zu betrachten. Die Wertschätzung die Du diesem Symbol entgegenbrachtest war die Bestätigung, dass Deine Idealvorstellung richtig bzw. real ist. Unterbewusst lautet die Logik quasi so: In Deiner Perfektion spiegelt sich meine Perfektion wider.

Eben deshalb schmerzt der Verlust eines solchen Gegenübers so immens, weil damit auch die regelmäßige Realisierung unserer Illusion wegfällt.

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Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl
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