Nun bin ich schon seit gut einem halben Jahr in therapeutischer Behandlung und obwohl ich glaube, dass das eine der sinnvollsten Dinge ist, die ich bisher getan habe, fühlt sich im Moment alles unfassbar unerträglich an.
Ganz konkret steht im Moment meine Bachelorarbeit an, und ich bin wirklich am überlegen, ob ich mich irgendwie davon wieder abmelden kann, weil ich es absolut nicht sehe, wie ich das schaffen soll. Es ist ein unlaublich beängstigender Berg, und die Zeit rennt mir davon. Vor lauter Scham schaffe ich es nichtmal, mit meiner Betreuerin an der Uni zu sprechen, weil ich mich noch immer nicht wirklich mit dem Thema auseinandergesetzt habe und ich keine Ahnung hab, wie ich ihr das erklären soll, und was mit mir los ist.
Mein Freund denkt, dass mein ganzer Zustand eben an der Bachelorarbeit liegt, und das sei ja irgendwie normal, das schafft man dann schon irgendwie. Aber ich sehe im Moment wirklich nicht, wie ich das schaffen soll, ich habe geradezu lähmende Versagensängste. Auch weiß ich überhaupt nicht, was danach kommt, was ich mit meinem Leben anfangen soll. Jede Kleinigkeit raubt mir so viel Energie, dass ich nicht weiß, wie so ein normaler Alltag überhaupt machbar wäre - und trotzdem versuche ich, nicht soweit zusammenzufallen, dass ich andere damit akut enttäuschen könnte, oder sie etwas merken würden - ich bin zuverlässig bei meinem Minijob, ich gehe sozialen Kontakten nach, zumindest wenn es die Freunde meines Freundes betrifft, aber nichts darüber hinaus. Ich rede mit niemandem, ich mache nichts, ich liege bis nachmittags im Bett und weine derzeit eigentlich jeden Tag aus schierer Verzweiflung, ohne genau zu wissen, warum. Und dabei vernachlässige ich eben alles, was für mich im Moment eigentlich wichtig wäre, zu tun.
Ich verstehe das alles nicht. Ich glaube, ich habe im Moment große Angst vor meiner Abschlussarbeit. Ich habe so viel Angst, dass ich nicht weiß, ob ich es schaffe, und ob ich nicht lieber gleich aufgeben sollte bzw. mir evtl. etwas mehr Zeit, eine Art Pause oder Urlaubssemester geben sollte. Wenn das überhaupt geht. Andererseits habe ich gefühlt monatelang nichts getan und ich habe Angst, dass ich es wohl gar nicht schaffe, wenn ich es jetzt nicht irgendwie hinter mich bringe.
Es fiel mir schon immer schwer, Dinge anzufangen, aber so gelähmt habe ich mich glaube ich noch nie gefühlt. Habt ihr es schon einmal geschafft, in so einer Situation, euch aus so einem Tief zu graben, und sei es nur drum, diese eine anstehende wichtige Sache hinter euch zu bringen? Ich hoffe sehr, dass ich das irgendwie schaffe, im Moment sehe ich aber nicht, wie.
Vielleicht habt ihr den ein oder anderen Gedanken dazu? LG und danke fürs Lesen und digitale Zuhören!
07.01.2022 20:25 • • 08.02.2022 x 1 #1