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Hallo ihr Lieben, ich bin neu hier und weiß überhaupt nicht, wie ich mich mitteilen soll, meistens ist alles sehr konfus - jedenfalls bin ich im Moment einfach mit so ziemlich allem überfordert und weiß nicht recht, wie ich aus dieser Siuation komme, weil ich das Gefühl hab, ich muss es irgendwie schaffen, mein Abschluss hängt von den nächsten Wochen ab.

Nun bin ich schon seit gut einem halben Jahr in therapeutischer Behandlung und obwohl ich glaube, dass das eine der sinnvollsten Dinge ist, die ich bisher getan habe, fühlt sich im Moment alles unfassbar unerträglich an.
Ganz konkret steht im Moment meine Bachelorarbeit an, und ich bin wirklich am überlegen, ob ich mich irgendwie davon wieder abmelden kann, weil ich es absolut nicht sehe, wie ich das schaffen soll. Es ist ein unlaublich beängstigender Berg, und die Zeit rennt mir davon. Vor lauter Scham schaffe ich es nichtmal, mit meiner Betreuerin an der Uni zu sprechen, weil ich mich noch immer nicht wirklich mit dem Thema auseinandergesetzt habe und ich keine Ahnung hab, wie ich ihr das erklären soll, und was mit mir los ist.

Mein Freund denkt, dass mein ganzer Zustand eben an der Bachelorarbeit liegt, und das sei ja irgendwie normal, das schafft man dann schon irgendwie. Aber ich sehe im Moment wirklich nicht, wie ich das schaffen soll, ich habe geradezu lähmende Versagensängste. Auch weiß ich überhaupt nicht, was danach kommt, was ich mit meinem Leben anfangen soll. Jede Kleinigkeit raubt mir so viel Energie, dass ich nicht weiß, wie so ein normaler Alltag überhaupt machbar wäre - und trotzdem versuche ich, nicht soweit zusammenzufallen, dass ich andere damit akut enttäuschen könnte, oder sie etwas merken würden - ich bin zuverlässig bei meinem Minijob, ich gehe sozialen Kontakten nach, zumindest wenn es die Freunde meines Freundes betrifft, aber nichts darüber hinaus. Ich rede mit niemandem, ich mache nichts, ich liege bis nachmittags im Bett und weine derzeit eigentlich jeden Tag aus schierer Verzweiflung, ohne genau zu wissen, warum. Und dabei vernachlässige ich eben alles, was für mich im Moment eigentlich wichtig wäre, zu tun.

Ich verstehe das alles nicht. Ich glaube, ich habe im Moment große Angst vor meiner Abschlussarbeit. Ich habe so viel Angst, dass ich nicht weiß, ob ich es schaffe, und ob ich nicht lieber gleich aufgeben sollte bzw. mir evtl. etwas mehr Zeit, eine Art Pause oder Urlaubssemester geben sollte. Wenn das überhaupt geht. Andererseits habe ich gefühlt monatelang nichts getan und ich habe Angst, dass ich es wohl gar nicht schaffe, wenn ich es jetzt nicht irgendwie hinter mich bringe.

Es fiel mir schon immer schwer, Dinge anzufangen, aber so gelähmt habe ich mich glaube ich noch nie gefühlt. Habt ihr es schon einmal geschafft, in so einer Situation, euch aus so einem Tief zu graben, und sei es nur drum, diese eine anstehende wichtige Sache hinter euch zu bringen? Ich hoffe sehr, dass ich das irgendwie schaffe, im Moment sehe ich aber nicht, wie.

Vielleicht habt ihr den ein oder anderen Gedanken dazu? LG und danke fürs Lesen und digitale Zuhören!

07.01.2022 20:25 • 08.02.2022 x 1 #1


18 Antworten ↓


Was hat der Arzt den diagnostiziert?

Bis nachmittags im Bett zu liegen hört sich stark nach Depressionen an, auch das Du nicht in die Zukunft gucken kannst/magst?

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Lähmende Überforderung Wie bringe ich mein Studium zu Ende?

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Hallo,
Das klingt ja wirklich nach Durcheinander, Streß und Angst vor … was?

Ich kenne solche Situationen auch.
Auch das nicht erklären können, wie es einem geht. Das habe ich auch immer, wenn es wirklich krass läuft.
Wenn ich mich so überfordert fühle, muß ich Prioritäten setzen und mich auf maximal eine Sache konzentrieren.
Nichts ist so wichtig, dass man es sofort erledigen muß. Außer das Leben selbst.

Urlaubssemester?
Etwas für dich täglich zur Entspannung tun?
Meditation, Achtsamkeit, Yoga, autogenes Training?
Kontakte einschränken? Vorübergehend versteht sich.

Das wären Maßnahmen, die mir dazu einfallen.

Du könntest mit deinem Therapeuten zusammen solche Dinge erarbeiten.
Ich habe mit meinem Therapeuten immer solche Themen besprochen, die mich so sehr beschäftigen, dass ich nicht mehr klar denken konnte.

Manchmal hilft einem ein einfacher Tip, wo man sagt, jau, daran habe ich gar nicht gedacht.

Es gibt auch Menschen, die nehmen in solchen Zeiten gerne Medikamente, wenn sie es nicht schaffen, sich aus diesem Strudel herauszuziehen.
Das solltest du aber mit deinem Arzt besprechen, ob es überhaupt nötig ist.

LG
Mondkatze

Hallo portugal, danke für deine Antwort! Also eine offizielle Diagnose hab ich gar nicht - ich hab im Auslangssemster einen psychotherapeutischen studentischen Dienst in Anspruch genommen, eigentlich wegen akuter Vortragsangst. Dabei hat sich rausgestellt, dass vielleicht ein tiefenpsychologischer Ansatz helfen könnte, weil sich viele meiner Unsicherheiten und Ängste als sehr prägend zeigten, also als etwas sehr grundlegendes, was ich eigentlich schon immer hatte - Lange Rede kurzer Sinn, zuhause bin ich zu einem Hausarzt für eine Überweisung an den Therapeuten gegangen, was ich aber gar nicht gebraucht hätte, also hab ich einfach eine Art Formular beim Therapeuten online ausgefüllt und eine Erstsprechstunde vereinbart. Gerade steht ein Verlängerungsantrag der Therapiestunden aus, vielleicht wird es daraus eine Art Diagnose geben? Wie bekommt man die normalerweise?
Ich nehme im Moment (noch) keine Medikamente, aber ich denke, sobald ich zu einem Psychiater gehen würde, bräuchte bzw. bekäme ich auch so etwas wie eine offizielle Diagnose - mein Therapeut legt mir seit ein paar Wochen nahe, einmal über SSRI-Wiederaufnahmehemmer nachzudenken, aber ich hab etwas Angst vor diesem Schritt, gerade jetzt wo meine ganze Aufmerksamkeit meinem Abschluss gelten sollte.
Entschuldige die Ausschweifungen.

Liebe Mondkatze, danke für deine Gedanken!

Ich glaube, das ist auch ein wichtiger Punkt, dass ich mich nur auf eine Sache konzentrieren sollte. Ich weiß nicht, warum ich noch einen Job angefangen habe. Auch bin ich in einem Verein, der recht viel Zeit einnimmt. Das sind alles Verpflichtungen, die ich erfüllen MUSS, weil andere Menschen etwas von mir erwarten, auch wenn ich mich selbst in die Situation gebracht habe. Und jetzt komm ich da nicht mehr raus, weil ich meine Bedürfnisse nicht formulieren kann und Angst vor Konfrontationen habe. So viel Angst, ich geh mir selbst so auf den Keks damit. Im Moment hab ich eigentlich gar keine Kontakte groß, außer meine Beziehung weil wir zusammen wohnen. Aber wir sprechen leider nicht viel miteinander über unsere Sorgen und Ängste. Corona hat alles ganz schön zum Trott werden lassen, und ich bin anderen Menschen gegenüber auch sehr viel verschlossener.

Bei Medikamenten bin ich mir deshalb unsicher, weil ich Angst vor evtl. Nebenwirkungen hab bzw. davor, dass es nichts bringt oder es mir damit nicht gut geht, weil ich denke, jetzt habe ich den Raum dafür nicht, das auszuprobieren. Ich weiß nicht, wie viel Sinn das ergibt...problematisch ist für mich auch akut, dass ich bis zum 24.01. keinen Therapietermin mehr habe und ich gerade jetzt diesen Entscheidungsdrang spüre, mache ich die BA oder nicht? Wie? Wenn, dann hätte ich vor Wochen anfangen sollen, aber spätestens jetzt. Mir rennt die Zeit davon, mir zu überlegen, wie ich mit alledem überhaupt umgehen soll...

Meine Psychiaterin fragte mich als ich ganz unten war, wie mein Tagesablauf aussieht. Bis 12 Uhr schlafen fand sie dann nicht mehr normal.
Verstehst Du was ich meine?

Wenn sich Dein Leben bzw. Deine Kraft so schwindet, ist es ja mehr schlecht als recht und Du leidest doch nur noch.

Antidepressiva helfen wirklich gut.

Ich bin älter als Du und sage, was ich aus Erfahrung gelernt habe, Deine Gesundheit ist wichtiger.

Kümmere Dich um Dich und verschiebe die B-Arbeit. Die kannst Du auch in einem Jahr nachholen.

Ansonsten läufst Du Gefahr, dass Du total zusammenbrichst.

Dir läuft läuft nichts davon, Gesundheit kommt an erster Stelle!

Ich war früher auch immer sehr darauf bedacht, möglichst perfekt zu sein und keine Fehlzeiten zu haben.
Nicht gut.

Nunja, meistens bin ich auch bis etwa 3 Uhr wach, da dachte ich, ist sch., solange zu schlafen, aber irgendwie auch logisch. Nur schaffe ich es auch nicht, früher schlafen zu gehen.

Alles, was du sagst, klingt logisch und in der Konsequenz richtig, aber es fällt mir sehr schwer, das abzuwägen, ob ich es nicht doch schaffe, immerhin hab ich es bis hierhin geschafft, mit guten Noten (auch wenn das Studienfach generell einfach ist).

Es fühlt sich schon sehr nach Versagen an, nichtmal diesen Abschluss zu schaffen, der nun wirklich nicht besonders herausfordernd war (für mich schon, aber das lag glaube ich nicht an den Inhalten). Mein Umfeld, meine Familie, nichtmal mein Freund hält mich für depressiv und ich habe bei niemandem das Gefühl, auf Verständnis zu treffen, sondern eher auf Sorge und Enttäuschung. Ich glaube, niemand könnte das nachvollziehen, dass ich jetzt einfach hinschmeiße, so kurz vorm Ziel.

Ich fühle mich noch nicht erwachsen, nicht eigenständig genug, dass es mir egal sein könnte, dass ich mich an erste Stelle setze, auch wenn das auf Unverständnis stößt, ich bin dazu zu sehr von meinem Umfeld und von meiner Außenwirkung abhängig. Ich weiß eben auch nicht, ob ich es für die beste Idee halte, auch wenn ich definitiv den Drang habe, alles erstmal in Ruhe zu lassen, Ruhe und Raum einkehren zu lassen. Aber den hatte ich früher auch schon, hatte ganze Nervenzusammenbrüche über Hausarbeiten, und in den letzten 2-3 Tagen hab ich doch noch etwas zu Papier gebracht. Unter unfassbarem Stress, von Versagensangst getrieben, aber irgendwie ging es immer. Andererseits sehe ich die Möglichkeit eines Zusammenbruchs hier noch viel klarer, viel größer, viel beängstigender.

Ich möchte niemanden hier invalidieren, nur für mich ganz persönlich ist es unglaublich schwer, meine Probleme und meine Untätigkeit als Symtome zu sehen, die nicht unbedingt in Faulheit oder Inkompetenz begründet sind. Es fällt mir dehalbt wohl auch schwer, mich selbst als depressiv zu bezeichnen, auch, weil ich es sehr oft verbergen kann, wie es mir geht, manchmal so gut, dass ich es selber glaube und mir einrede, wie gut ich es eigentlich hab und dass ich mich nur zusammenreißen muss. Ich schätze das ist die Zwickmühle, das Gefühl der eigenen Schuld ist nicht vereinbar mit einer Betroffenheit von Krankheit, somit kann die Krankheit von einem selbst auch nicht als solche bzw. als nicht selbstverschuldet gesehen werden ...ich weiß auch nicht

Hallo Gewusel,

Herzlich Willkommen hier bei uns im Forum!
So, jetzt atme bitte erst einmal tief durch. Schaffst du das?
Ich finde mich in deinen Zeilen wieder, ich war im Studium in einer ganz ähnlichen Situation, nur zu einem anderen Zeitpunkt. Wie du habe ich den psychologischen Dienst der Uni in Anspruch genommen, auch wegen massiven Versagensängsten und weil es mir seelisch extrem schlecht ging und ich nicht mehr aus noch ein wusste. Und wie bei dir hat die Psychologin erkannt, dass es sich um ein tiefsitzendes Problem handelt, das viel weiter reicht.

Portugal hat recht. Jetzt ist erst einmal nur deine Gesundheit wichtig - alles andere muss warten. Das hat nichts mit Versagen zu tun, und du wirst auch deine BA schaffen, ganz bestimmt!
Aber momentan bist du in einer seelischen Ausnahmesituation und wahrscheinlich unter so massivem Stress und psychischen Druck und Chaos in deinem Kopf, dass du gar nicht in der Lage bist, dich in Ruhe und effektiv mit deinem BA-Thema zu befassen geschweige denn zu schreiben. Es ist die Krankheit, die dir diese klare Sicht raubt. Ich habe damals erst viel später erkannt, wie schlecht es mir wirklich ging.

Was du beschreibst, klingt schon nach einer ernstzunehmenden Depression. Auch der krankhafte Stress passt dazu. Wenn es schon einen Verlängerungsantrag für die Therapie gibt, muss es auch eine Diagnose geben. Wie lang machst du die Therapie schon? Oder hast du erst die Probestunden gemacht und es ist der Erstantrag? Aber auch dann muss der Therapeut die Therapienotwendigkeit mit einer Diagnose begründen. Frag ihn einfach.

Ich denke, es ist ganz ganz wichtig, dass du dir Zeit nimmst um erst einmal zur Ruhe zu kommen. Lass dich krank schreiben. Mit einem Attest kann sicher auch die Bearbeitungszeit der BA verlängert werden. Ich finde den Vorschlag deines Therapeuten gut, über ein SSRI nachzudenken. Sie helfen wirklich und stabilisieren dich. Klar, es kann sein, dass du Nebenwirkungen spürst, aber du wirst merken, dass man sie in Kauf nehmen kann, wenn es einem psychisch erst einmal besser geht.
Nimm dir die Zeit, die du brauchst, um zur Ruhe zu kommen. Das ist ganz wichtig. Und wenn du wieder etwas stabilen Boden unter den Füßen hast und in deinem Kopf wieder etwas Ruhe eingekehrt ist, kannst du Schritt für Schritt wieder an die BA gehen. Aber ich denke, dass du dabei medikamentös unterstützt sein und auch Begleitung deines Therapeuten haben solltest. Es gibt dir Sicherheit, und dieses Gefühl ist in der Abschlussphasr des Studiums wichtig.

Dass du Angst hast, mit der Professorin zu sprechen, kann ich gut verstehen, es ging mir damals auch so. Ich habe dann meinen Mut zusammen genommen und offen mit dem Prof gesprochen. Seine Reaktion war großartig. Ich möchte dich gern ermutigen, es zu versuchen. Oft haben die Menschen mehr Verständnis, als man erwartet oder ihnen zutraut.

Bei mir ist das Ganze fast 20 Jahre her. Im Nachhinein wusste ich, die Pause im Studium war richtig, die lange Therapie und Begleitung durch die Therapeutin war richtig.

Bitte nimm dir die Zeit - es wird dir gut tun.

Alles Liebe

Hallo Grashüpfer, ich danke dir, dass du auch deine Erfahrungen teilst, es ist irgendwie schön zu wissen, dass man doch nicht so ganz alleine ist, und es vielleicht doch nicht an einem selbst liegen muss. Ich hatte eigentlich wirklich gehofft, dass ich das schaffe, so wie es eben vorher irgendwie auch ging. Es ist für mich immernoch etwas schwer vorstellbar, dass es mir so schlecht geht, auch wenn ich es tagtäglich merke - ergibt das Sinn? Also irgendwie funktioniert man ja auf einer Art Minimallevel, nur wenn niemand hinschaut, dann eben nicht, dann geht gar nichts mehr. Ich hab mich schon oft gefragt, ob ich überhaupt die Therapie brauche, warum ich da bin. Ich denke es wäre beides sehr schwierig für mich: Die BA durchziehen, irgendwie, vielleicht mit Ach und Krach, aber Hauptsache durch, gleichzeitig auch, dafür einzustehen, mir einzugestehen, dass ich es im Moment nicht schaffe, oder dass es mir vielleicht nich gut tut, gezwungen zu versuchen, weiterzumachen.

Beides klingt im Moment genauso schlimm für mich. Ich danke dir aber für deine lieben Worte, ich hätte nicht gedacht, dass mir so viel Verständnis entgegenkommt bzw. auch, dass die Möglichkeit, meine Gesundheit voranzustellen, tatsächlich genauso valide wäre, sollte ich mich entscheiden, den Abschluss auf Eis zu legen. Ich hab bloß Schiss, dass ich es nicht packe, dann wieder anzufangen, wieder reinzufinden. Alle in meinem Umfeld scheinen mich zu bestärken, es durchzuziehen, weil es wird nunmal auch nicht einfacher...und ich will es auch hinter mich bringen, mehr als alles andere, aber es sind einfach zwei riesen Fronten in meinem Kopf und ich komm nicht weiter

Ich kann dich echt gut verstehen. Bei mir war damals immer nur ein Gedanke im Kopf: Du musst, du musst, du musst. Dann bin ich total zusammengeklappt.
Nein, man muss nicht. Ich bin ganz sicher, dass du zu deiner BA zuruckfindest, wenn es dir erst mal besser geht. Dann wird auch echte Motivation zurück kommen. Im Moment ist es doch wahrscheinlich nur Druck und Zwang, und irrsinniger Stress, die Gedanken rasen in deinem Kopf oder? Und man will ja auch eine halbwegs gute Arbeit abliefern. Mir war das sehr wichtig.
Du hast keine Schuld. Es ist eine Erkrankung, und dafür kann niemand etwas. Oft merkt man es nach außen nicht, man funktioniert, irgendwie, aber du selbst weißt am besten, wenn du ehrlich bist, dass es dir eigentlich furchtbar geht.
Bitte denk darüber nach, eine Pause zu machen, in der du dich nur um dich kümmerst. Denn du musst ja auch bedenken: wenn du jetzt die BA mit Ach und Krach durchziehst, was kommt danach? In dem Zustand ist Arbeiten sehr schwierig, und erst recht, wenn es der erste richtige Job , der Einstieg ins Arbeitsleben ist. Das kostet Kraft und deine ganze Aufmerksamkeit, da sollte es einem schon einigermaßen gut gehen.

Irgendwie habe ich das Gefühl, die Motivation hat mich schon während der Schulzeit verlassen und ich hab das Studium angefangen, weil ich nicht wusste, wohin mit mir, die meiste Zeit war ich nur sehr halbherzig dabei.

Ich denke ich weiß auch einfach nicht, wie ich mich erklären soll. Ich bin maßgeblich von der Unterstützung von Zuhause abhängig, und ich glaube, es würde meinem Vater ein Stück weit das Herz brechen, wenn ich so offen bin, aber ich müsste auf jeden Fall dieses Gespräch führen. Vielleicht würde er sich die Schuld geben, die Ehe mit meiner Mutter ist zu Bruch gegangen, weil sie an starken Depressionen leidet, und er sich wohl auch mitverantwortlich gemacht hat, dass es ihr mit ihm so schlecht ging, wobei das ja nicht grundlegend an ihm lag.

Ich möchte meine Partnerschaft auch nicht zu sehr belasten und denke manchmal, wenn wir beide unseren Abschluss haben, sind wir freier in den eigenen Entscheidungen, auch wenn er dann doch einen eigenen Weg ohne mich gehen sollte. Ich möchte niemandem das Gefühl geben, für mich da sein zu müssen, sich um mich kümmern zu müssen. Gleichzeitig kann ich auch unfassbar schlecht alleine sein.

Ich muss mich damit wohl wirklich aktiv auseinandersetzen, bisher versuche ich vieles zu verdrängen und ein Leben Tag zu Tag zu führen, in dem ich mich möglichst vom Grübeln abhalte, aber das klappt natürlich nicht, oder nur bedingt, und sicher nicht auf Dauer.

Bei mir fingen die psychischen Probleme richtig so mit 27 Jahren an. Im Hsmsterrad gearbeitet, Überstunden, in der Beziehung unglücklich.

Wenn ich zurück denke, mit Ende 20 steht man gerade im Berufsleben und muss sich beweisen.

Ich selber habe da nur gesehen, dass die anderen alle total fit sind und ich die Einzige war, die psychische Probleme hatte.

Man denkt, man ist so ungefähr die Einzige, die krank ist aber das stimmt nicht.

Versuch die Krankheit anzunehmen und nicht gegen sie anzukämpfen. Es ist eben ein Teil von Dir und wer damit ein Problem hat …. ist sein Problem nicht Deins.

Ich würde vorschlagen, Du sprichst mit Deinem Prof und von da aus die nächsten Schritte. Nur Mut.

Zitat von Gewusel:
Vielleicht würde er sich die Schuld geben, die Ehe mit meiner Mutter ist zu Bruch gegangen, weil sie an starken Depressionen leidet, und er sich wohl auch mitverantwortlich gemacht hat, dass es ihr mit ihm so schlecht ging, wobei das ja nicht grundlegend an ihm lag.

Keiner hat Schuld, es ist nun mal so und je eher Du damit offen umgehst, desto besser.
Mach es nicht immer anderen Recht, inwieweit hilft es Dir, wenn Du immer Rücksicht nimmst?
Depressionen sind im übrigen genetische
Veranlagung (heißt das so?), =Mutter / Tochter.
Google:
Genetische Veranlagung

Sind Verwandte ersten Grades betroffen, liegt die Gefahr, selbst eine Depression zu entwickeln, bei etwa 15%.

Hallo liebes Gewusel!

Also erstmal, den Bachelor nicht im ersten Anlauf durchzuziehen ist keine Schande und auch gar nicht so unüblich. Ich habe zwei enge Freunde, welche den Zweitversuch gemacht haben und die sind weder weniger schlau, noch fauler oder sonst irgendwas als andere. Man darf auch nicht vergessen, dass wir derzeit besondere Umstände haben und studieren mit Corona einfach anders ist als ohne. Ich habe meinen BA im ersten Corona Semester gemacht und es war echt hart. Von daher; du bist absolut kein Versager wenn du es jetzt nicht zum vorgegeben Zeitpunkt schaffst. Ich würde dir auch raten, lass dich erstmal krank schreiben, atme durch, überleg in Ruhe ob du diesen Versuch vielleicht ganz abbrechen und im Sommersemester einen neuen starten willst.

Ich kenne das Gefühl von Überforderung vor Abschlüssen sehr gut. Da geht es oftmals gar nicht so unbedingt um das Arbeitspensum welches dieser mit sich bringt, sondern oftmals auch um die Unsicherheit was danach kommt und dass das Leben sich verändert. Seitdem ich im Master bin habe ich das ganze Zeit das Gefühl ich muss jetzt langsam mal erwachsen werden und was auf die Beine stellen und mache mir damit selber unheimlich viel Druck. Ich kann das also sehr gut verstehen. Aber eins ist gewiss, es wird alles sicher nicht so schlimm wie man es sich ausmalt.

Liebe Grüße!

Zitat von Gewusel:
Es fiel mir schon immer schwer, Dinge anzufangen, aber so gelähmt habe ich mich glaube ich noch nie gefühlt. Habt ihr es schon einmal geschafft, in so einer Situation, euch aus so einem Tief zu graben, und sei es nur drum, diese eine anstehende wichtige Sache hinter euch zu bringen? Ich hoffe sehr, dass ich das irgendwie schaffe, im Moment sehe ich aber nicht, wie.

Vielleicht habt ihr den ein oder anderen Gedanken dazu? LG und danke fürs Lesen und digitale Zuhören!

Hallo Du Liebe!

Frohes neues Jahr! Ganz ganz ganz viel Erfolg beim Durchhalten wünsche ich Dir!

Ich fühle mich zur Zeit sehr oft ähnlich. Wie in Deinen Beschreibungen. Ich habe das Gefühl, es ist so schlimm, wenn ich nur irgendwem begreiflich machen könnte, wie schlimm. Nur zwei Minuten das Gefühl haben und sofort würde es die andere Person verstehen, wie schwer und es käme augenblicklich nie mehr irgein blöder, unbrauchbarer Spruch.

In meiner Diplomarbeitsphase war es auch sehr hart. Zum einen war ich chronisch krank und hatte einen so schweren Schub bei meiner Darmerkrankung und musste ständig Angst haben, jetzt geht gar nichts mehr, das Studium muss ich abbrechen. Dazu kam, dass ich die Arbeit in Psychologie geschrieben habe, eigentlich aber Pädagogik studiert und es nur Statistik war, Testentwicklung, und ich musste mir alles komplett selbst aneignen. Die Arbeit wurde letztlich 1,0. Trotz allem. Ich war so fertig währenddessen, ich fühlte mich so dumm, so unbrauchbar, so langsam, die Psychologiestudentin, mit der ich zusammen schrieb, konnte alles besser, war schneller, stellte bei den Dozenten die besseren Fragen, hat die Sachen wirklich verstanden. Ich hatte das Gefühl, so sehr gar nichts zu verstehen lange Zeit, dass ich nicht mal eine Frage stellen konnte. Ich habe mich andauernd geschämt. Oft konnte ich nur 20 Minuten am Tag daran arbeiten, weiter schreiben. Ich hatte das Gefühl, rein gar kein Ergebnis aufs Papier zu bringen. Und irgwann war das sch... Ding fertig. Und ich war soooo stolz. Jetzt wirst Du sagen, ja, Du bist gut, sieh Dir die Note an, ich nicht, ich bin schlecht. War aber nicht so. Ich habe gar nicht durchgeblickt. Es war reiner Kampfgeist, ich habe einfach immer weiter gemacht. Trotz Krankheit, trotz allem. Es war ein endloses Prioritäten neu setzen, durchhalten, Akzeptieren des Nicht-Könnens, wieder Dransetzen.

Jetzt habe ich etwas Ähnliches in der Abgrenzung zu meinem Freund. Diese Lähmungserscheinungen, diese Gefühlswellen, in denen ich meine, jetzt steht wirklich die Welt still und da ist nichts mehr, ich finde darin keinen Platz mehr, alles ist komplett sinnlos jetzt. Und dann mache ich weiter und schlage mich durch. Und dann passiert wieder was Gutes. Dann bin ich auch mal stolz auf etwas, was ich geschafft habe. Dann kommt wieder die Welle. Dann atme ich wieder dirch und mache weiter. Dann akzeptiere ich einen Tag rumliegen und gar nicts auf die Reihe kriegen. Dann kriege ich einen Tag unglaublich viel gut hin. So geht das weiter. und ich glaube, das ist es. Krisenbewältigung.

Hallo und herzlich Willkommen @Gewusel

Du hast schon viele Antworten bekommen. Von mir von daher nur kurz: deine Gedanken drehen sich im Kreis, das verstärkt die Verwirrung und damit die Erschöpfung. Es muss eine Entscheidung her. Ich würde dir raten, die BA auf nächstes Jahr verschieben, jetzt erstmal 1 bis 2 Semester Urlaubssemester. In der Zeit klar am Problem arbeiten, ggf mit AD, vor denen du tatsächlich gar keine Angst haben brauchst.
Gerade, wenn du nur noch die Arbeit schreiben musst, kann man dazwischen sehr gut pausieren. Da es dein eigenes Thema ist, das du in der Arbeit bearbeitest, kommst du da super wieder rein.

Du stehst auch ganz sicher nicht alleine da mit dieser Situationen. Ich wette, das passiert häufiger, dass die Abschlussarbeit verschoben wird.

Triff eine Entscheidung, zieh sie durch, dann fällt das Heilen um so leichter.

Vielen Dank für eure lieben Worte. Ich habe jetzt viel nachgedacht und mit meinem Therapeuten erarbeitet, dass es für mich sehr viel Stress bedeutet, die Entscheidung zu treffen, abzubrechen bzw. meine BA durch ein Attest zu verschieben. Durch Absprache mit meiner Betreuung bekomme ich aber 3 Wochen Verlängerung mit der Möglichkeit, auch später durch ein Attest die Arbeit noch aussetzen bzw. verschieben zu können. Ich möchte es unbedingt schaffen! Mit dem Thema hab ich jetzt noch ziemliche Probleme, aber ich hoffe einfach, dass irgendetwas dabei rumkommt, womit ich einigermaßen zufrieden abschließen kann. Dann finde ich hoffentlich den nötigen Raum, mich neu zu orientieren und an mir zu arbeiten.
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Hallo Gewusel,

Es ist gut, dass ihr darüber gesprochen und erst mal diesen Kompromiss gefunden habt. Die Option, auch später noch pausieren / aussetzen zu können, ist eine gute Entscheidung und wie ich denke auch nötig, sonst wird der Druck vermutlich schnell zu groß.
Drei Wochen Verlängerung finde ich recht kurz, warum nicht einen Monat? Aber sicher besser als nichts.
Wie geht es dir jetzt? Bist du mit der BA ein Stückchen weiter gekommen?

Zitat von Gewusel:
Vielen Dank für eure lieben Worte. Ich habe jetzt viel nachgedacht und mit meinem Therapeuten erarbeitet, dass es für mich sehr viel Stress ...

Finde ich sehr gut und dass Fu auch eine Betreuerin hast. Alles Gute

A


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Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl
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